Alle Jahre wieder: Pichl

 

Endlich, nach Monaten der Vorfreude, angekommen im Pichlmayrgut bei Schladming, wo ich mich jedes Jahr fortbilde. Als Fachanwältin bin ich ja verpflichtet, bestimmte Stundenzahlen zu buchen, damit mir die Bezeichnung erhalten bleibt. Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.

Jeden Tag gibt es ein umfangreiches Kursangebot der GJI in den diversen juristischen Fächern, so dass es fast möglich ist, das gesamte Fortbildungserfordernis für zwei Fachanwaltstitel hier einzubringen. Allerdings ist das natürlich nicht der einzige Grund, hierher zu kommen. Schaut mal:

Ein gewisser Urlaubscharakter kann der Veranstaltung nicht abgesprochen werden: Ein umfangreiches Rahmenprogramm, das super Skigebiet Schladming vor der Tür, ein schöner Wellnessbereich im Haus und das sehr gute Essen sorgen für angenehmste Bedingungen. Leider auch immer für ein paar Pfund mehr auf der Waage…

Es beginnt mit einem Abend an der Bar. Lustige Geschichten hört man hier: Von einem österreichischem Gericht, bei dem der  Architekt im Rahmen des Projekts „Kunst am Bau“ eine Fahnenstange mit dem Lift verbunden hat, so dass jedes Mal die Fahne hoch und runter gezogen wird, wenn der Lift fährt. Von den damit verbundenen Schwierigkeiten, wenn der Lift im 2. Stock über Nacht stehen bleibt: Die Fahne ist dann auf Halbmast und die Bevölkerung ruft entsetzt an, wer denn gestorben sei.

An einem anderen Gericht gibt es ein Wasserbecken, das nach der Idee des Architekten über die aufsteigende Luft das Gebäude kühlen sollte. Nachdem aber keiner da war, um es zu pflegen, verschlammte es in kürzester Zeit. Daher kam man auf die grandiose Idee, Glasbruch einzufüllen, um den optischen Eindruck zu retten, ohne Pflege zu benötigen. Leider hat man die Herbstblätter vergessen, die nun keiner rausholen mag, wegen der scharfen Splitter. Und die Radfahrer, die daran vorbeifahren und sich die Reifen zerstechen, weil Splitter vom Wind verweht werden. Und die Jugendlichen, die Mutproben veranstalten und sich die Füße zerstechen. Und damit die Schadenersatzforderungen.

Sowas gibt’s in Deutschland aber auch: Ein Künstler hat in einer deutschen Stadt
ein wunderbares Kunstwerk auf einen Kreisverkehr gesetzt, das aussieht wie Mikado-Stäbe. Nachdem sich der dritte Motorradfahrer  bei einem Sturz  daran aufgespießt hat, fing die Behörde langsam an, sich Gedanken zu machen. Keiner weiß, was nun daraus geworden ist.

Oder die Geschichte von dem Kollegen, der seiner Tochter die Kanzlei überlassen hat, um sich zur Ruhe zu setzen und die Früchte seiner Arbeit zu genießen. Jetzt ist die Frucht seines Leibes im Mutterschaftsurlaub. Wer könnte die Vertretung besser machen als der Senior? Der arbeitet also wieder Vollzeit. Voraussichtlich drei Jahre. Eventuell länger.

Am Sonntag waren wir erst mal Skifahren in spektakulärer Umgebung.


Die Fortbildung beginnt am Montag. Leider hat es den ganzen Tag geschüttet, so dass mit Skifahren nicht viel los war. Wir haben dafür das – juristische – Abendprogramm von zwei Tagen auf den Nachmittag gelegt und damit ein paar Fortbildungsstunden erledigt. So verschafft man sich freie Abende an der Hotelbar.

Es gab interessante Dinge zu erfahren: Von der „Graswachs-Theorie“, die mehr oder weniger besagt, dass zukünftige Exfrauen schon frühzeitig das Gras wachsen hören. Von der „hormonellen Erstehe“ und der damit verbundenen strukturellen Unterlegenheit des Ehemannes. Wie man sich vorstellen kann, waren wir voll konzentriert dabei.

Wir essen die ganze Zeit. Frühstücksbuffet, Vormittagssnacks, Mittagssuppe und Snacks, nachmittags Schnaps auf der Hütte (heiße Witwe!  Heißer Pflaumenlikör mit Sahne und Zimt), Kaffee und Kuchen, 5-Gänge-Menü am Abend. Ich platze bald. Das wird hart nach der Woche. Ich fürchte Nulldiät.

Dienstag war der Dozent so undezent, den Vortrag bis 13.15 Uhr auszudehnen, was fällt denn dem ein, wenn wir alle zum Skifahren wollen! Dafür wurden wir mit herrlichem Föhnwetter belohnt. Es ist fast zu warm, man schwitzt trotz dünnem Pulli. Die Pisten sind super präpariert, der Schnee schwer (klar, es hat ja einen ganzen Tag geregnet), aber gut zu fahren. Traumtag.

Am Ende haben wir noch einen Ami gerettet, der zwar gekonnt hingefallen ist, dann aber nicht mehr wusste, wie er seine Ski entwirren kann.  Die zwei Frauen, mit denen er unterwegs war, sind unbeteiligt daneben gestanden und haben geschaut. Nachdem wir ihm die Ski abgeschnallt haben, wollte er nicht aufstehen, offenbar hat der Schnaps sein Gewicht verdoppelt. Er musste uns aber beweisen, dass er noch stehen kann, sonst hätten wir die Bergwacht gerufen.

Abends war das Night Race, der Weltcup Slalom in Schladming, sehr spannend. Wir hätten ja hinfahren können…aber am Fernseher in der Hotelbar sieht man es besser und es ist lustiger und gemütlicher. Die Aufregung der Österreichischen Fernseh-Kommentatoren ist zu schön. Gewonnen hat ein Norweger, der zur Zeit alles gewinnt. Felix wieder mal ausgeschieden im zweiten Lauf.

Rodeln am Abend: Wir fahren mit der Seilbahn auf den Hochwurzen, kehren dort ein – klar, was sonst – und rodeln über eine 7 km lange Piste herunter. Danach Après Ski in der Tenne.

Am Donnerstag waren nachmittags Kurse angesagt, deshalb sind wir schon um 8.00 Uhr zum Lift. Nach einigen Abfahrten auf harter, aber unberührter Piste hatte Alex Champagner und Nusszopf mit Honig zum Frühstück dabei, den wir in der Morgensonne genossen haben. Gegen Mittag hätten wir langsam abfahren sollen, aber das Wetter war zu schön. Ein Traumtag, Traumpisten, Sonne, glitzernder Schnee….da kann man sich nicht um  eins in einen Kurs setzen. Völlig ausgeschlossen. Vor allem, wenn die Planai ruft, Mittagessen in der Sonne Frühlingsgefühle weckt und die Aussicht auf den Dachstein wesentlich reizvoller ist als die auf Erbrecht. Nun denn. Nur ein bisschen Verspätung….

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Dafür waren beim Gala-Dinner wieder alle da.

IMG_0545 Ich mit Professor

Ein Highlight war eindeutig, trotz etwas mühsamer Ausleih-Prozedur für die Ausrüstung,  die Skitour am Freitag. Seht selbst:

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Etwa 20 Leute sind auf ihren persönlichen Mount Everest gestiegen, zum Glück gibt’s in der Brand-Hütte Kaiserschmarrn, Brettljause und Weißbier. Und Schnaps.

Die Abfahrt im Dunklen war abenteuerlich, vor allem, weil man ständig auf schneefreie Stellen achten musste. Das mit dem Klimawandel ist auch nicht der Hit.

Zum Abschluss gab’s am Samstag noch ein Konzert im Mozarteum in Salzburg. Aus einem mir nicht bekannten Grund wurde ich von der Süddeutschen Zeitung eingeladen. Das kann man ja nicht auslassen, an die Karten kommt man sonst ja nicht so einfach. Ein sehr junger Pianist, Kit Armstrong, hat wunderschön gespielt und damit der Woche einen schwebenden, klingenden Abschluss beschert.

 

2 Gedanken zu „Alle Jahre wieder: Pichl“

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