Flinders Ranges

5.3.

Den ganzen Tag sind wir unterwegs. Zuerst quälen wir uns durch einen Riesenstau aus Adelaide raus, bis wir den hinter uns haben, schlafe ich. Dann machen wir Halt  an der ehemaligen Farm von Paulina und Phil. Jetzt gehört das Haus ihrer Tochter Louise, die es als Wochenendhaus nutzt.

Nach Kaffee und Kuchen fahren wir weiter in ein kleines Städtchen, Laura,  Vorbote des Outback. Weitere Städtchen folgten, eines verlassener wie das andere. Alle sind ganz süß hergerichtet, die Eisenbahnstationen aus früheren Zeiten haben zum Erblühen dieser Orte geführt. Durch das Aufkommen billiger Flüge scheinen sie aber eher verlassen zu sein, vor allem außerhalb der Saison. 

Je weiter wir kommen, desto trockener wird die Landschaft. Zuerst fahren wir durch kilometerlange Weizenfelder, vorbei an Silos und riesigen Maschinen zur Bewirtschaftung, dann wird der Boden sogar für die Landwirtschaft zu trocken. Geröll liegt auf roter Erde, ein paar vertrocknete Sträucher und Eukalyptusbäume sind die einzige Vegetation. Am Straßenrand liegen die Kadaver verhungerter und verdursteter (und natürlich auch überfahrener) Tiere, die, vergeblich nach Wasser und Nahrung suchend, die Straßenrandbepflanzung fressen. Der Regen, der sonst mindestens einmal pro Sommer in  heftigen Gewittern herabströmt, ist seit zwei Jahren ausgeblieben. Die Folgen des Klimawandels sind allgegenwärtig. Ich erfahre, dass vor einigen Jahren noch hunderte Kängurus abends an die Häuser der Menschen gekommen sind, gut genährt und neugierig und dass jetzt nur noch halb verhungerte und verdurstete Tiere den Weg zu den Menschen finden, in der Hoffnung auf etwas Hilfe. Die Menschen müssen Futter für die Nutztiere einkaufen und das Grundwasser hochpumpen, in einer Gegend, in der bis vor einigen Jahren noch niemand auf die Idee gekommen wäre, dass das einmal nötig werden könnten. Allenthalben hört man, dass die Natur aus dem Gleichgewicht ist. 

Am Nachmittag kommen wir im Rawnsley Park an,  am Rande des Wilpena Pound liegt, einer ovalen Gebirgsformation um eine kraterförmige Hochebene. Die Berge leuchten in Schichten rot und schwarz, bei Sonnenuntergang treten die Farben der Erde und der Felsen in Konkurrenz. 

Wir schauen uns um und freuen uns über die luxuriöse Lodge mit der hübschen Veranda, von der wir den Blick auf die Berge haben. Paulina hat den halben Haushalt dabei, so dass wir an der obligatorischen Grillstation Steaks und Kartoffeln grillen können, während wir Cole Slaw zubereiten.

6.3.

Früh am Morgen unternehmen wir eine erste Wanderung auf einen Hügel, von dem aus wir eine Wahnsinns-Aussicht über die Täler und Berge der Flinders Ranges haben. Die Landschaft ist sehr unterschiedlich, wenn auch überall extrem trocken. Ein erstes Känguru hüpft uns über den Weg.

Nach dem Abstieg fahren wir zu einem ausgetrockneten Flussbett und picknicken ein zweites Frühstück. Dann wandern wir das Flussbett hinauf und finden tote Tiere, vor allem Ziegen. Was mit denen passiert ist, weiß keiner. Die Eukalyptusbäume mit den bizarren Formen halten das Klima aus und holen sich das Wasser aus dem Untergrund. Ihre Wurzelballen speichern die minimalen Reste über Monate und sie werden 4-500 Jahre alt, trotz extremer Trockenheit. 

Mittags machen wir Halt im Prairie Hotel, einem Restaurant mitten im Outback, wo sie gemischte Platten mit heimischen Fleischsorten – Känguru, Emu, Kamel – servieren. Und Fager Lager, ein heimisches Bier. Die einzigen menschlichen Niederlassungen hier sind alte Stationen, wo die alten Siedler entweder Schienen verlegt oder Telegrafenmasten aufgestellt haben, die ihre Signale über den ganzen Kontinent verschicken. Sonst ist weit und breit nur Natur. Keinerlei Verkehr, wir haben den ganzen Tag vielleicht 5 Autos gesehen.

Wir besuchen ein paar aufgelassene alte Dörfer wie Beltana, deren Häuser verfallen, auch dort begegnet uns  niemand. Dort gibt es allerdings den einzigen Brunnen, den ich hier gesehen habe. Er wurde von afghanischen Männern gebaut, die den Aussies beibringen sollten, wie man Kamele behandelt und wie man dieses wilde, staubtrockene Land mit ihrer Hilfe erschließt.

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Am Ende fahren wir durch die Brachina Gorge, eine Schlucht, in der wir endlich Wasserlöcher sehen, an denen sich Yellow Footed Rock Wallabys und Kängurus versorgen können.

7.3. 

Heute nacht hat Paulina einen Anruf bekommen, dass ihr erstes Enkelkind geboren wurde. Es ist viel zu früh, in der 32. Woche, aber die Ärzte sind guter Dinge. Paulina ist total aufgeregt, na klar!

Morgens sind wir los in den Wilpena Pound Nationalpark. Riesige Gumtrees stehen am Rand des Wanderpfades, der uns zwischen roten Felsen zu einem Homestead führt, wo in früheren Jahren eine Familie versucht hat, Getreide zu pflanzen. Nach einigen Jahren sind sie wegen der Trockenheit kläglich gescheitert und mussten den Ort verlassen. Heute leben hier viele Tiere, es ist ein Nationalpark mit einer Quelle und einem kleinen Billabong, was natürlich essentiell ist.

Die Trockenheit ist ein großes Thema hier. Es hat vor zwei Jahren das letzte Mal geregnet, Mensch und Tier sind völlig ausgetrocknet. Alle leiden. Die Menschen sind auf das Grundwasser angewiesen, die Tiere suchen die wenigen Quellen und Tümpel und natürlich die Tränken für die Schafe und Ziegen. Viele verdursten. 

Nach der schönen Wanderung sind wir weiter gefahren zur Angorichina Station, die älteste Schafscherhütte Australiensnoch in Betrieb ist.  

Der weitere Weg führt uns nach Blinman, vorbei an einem Berg der „Great Wall of China“ heißt, weil er von einer natürlichen Mauer gekrönt ist. Blinman ist ein Dorf am Ende der Welt, es hat aber eine Bäckerei mit einer Spezialität, Quandong Cake. Was immer ein Quandong ist, irgendeine Frucht, jedenfalls schmeckt der Kuchen lecker.

Von Blinman aus sind wir noch ein Stück in die Parachina Gorge hineingefahren, wieder hat sich die Landschaft geändert von Buschland zu roter Halbwüste, zwischen staubtrockenen Bergen.

 

 

2 Gedanken zu „Flinders Ranges“

  1. Liebe Brigitte, das ist ja richtig schlimm mit dem Klimawandel! Deine Reisebericht werden von mir immer mit großem Interesse gelesen. Wie ich Dir auf FB bereits geschrieben habe, fehlt mir zum allein-Reisen der Mut. Und ich habe 2 Kater die ich versorgen muss. Zeit habe ich nun, bin in Rente seit diesem Jahr. Nun denn, es wird die Zeit kommen, wo ich auch wieder unterwegs bin. Wo und mit wem auch immer. Vielleicht klappt es ja doch alleine. LG

    1. Liebe Annette, allein reisen ist gar nicht so schlecht. Man ist sehr frei und fast alle Leute sind freundlich und hilfsbereit. Und man lernt ja dauernd welche kennen. Nur Mut! Liebe Grüße Brigitte

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