Orang Utans im Schlamm

14.8.

Den Trekking Guide treffen wir in Bukit Lawang. Zu siebt machen wir uns auf den Weg. Verschlungene Pfade führen durch den Dschungel, es geht steil bergauf und ist extrem rutschig, ohne Trittfestigkeit und anständige Trekkingschuhe nicht zu bewältigen. Der Guide trägt Gummischuhe mit Noppen, um nicht zu rutschen, alle anderen halten sich an jeder sich bietenden Liane fest. Nach etwa eineinhalb Stunden sind sie dann plötzlich da: Die Orang Utans, deretwegen  alle hier sind. Eine Mutter und ein Baby hangeln sich durch den Wald und bleiben in der Nähe der Touristengruppen stehen. Es ist unklar, wer hier wen beobachtet: Die Menschen die Tiere oder umgekehrt. Ich bin begeistert.

Wir wandern weiter, bergauf, bergab, und sehen einige andere Affenarten: Thomas-Affen und Makaken und Gibbons.

Dazu natürlich Unmengen von Pflanzen, riesige essbare Ameisen, diverse Käfer und Blutegel. Alles dampft und die unfassbare Fruchtbarkeit des Regenwaldes dringt aus jeder Pore. Der Guide zeigt uns verschiedene Heilpflanzen, unter Orang Utans im Schlamm weiterlesen

Sumatra

12.8. Freitag

In Medan betrete ich eine andere Welt. Ein netter junger Mann, höchstens 25, holt mich ab und bringt mich zu meinem Gästehaus in Bukit Lawang. Die Fahrt durch Medan in die Dschungel-Lodge dauert 5 Stunden, nicht wegen der 80 km Entfernung, sondern wegen des völlig irren Verkehrs. Der Junge, der mir später erzählt, dass er drei Kinder mit 17, 13 und 10 hat, also wohl doch ein bisschen älter ist als er ausschaut, gibt sich alle Mühe, mich heil heimzubringen. Hier geht’s zu wie in Indien, nur die Kühe fehlen. Also meistens. Eine Kuhherde ist uns dann doch begegnet, zwischen all den Hunden, Menschen, Motorrollern und Autos. Der Gestank ist unerträglich; die Deutschen sollen sich bloß nicht so haben mit ihren lächerlichen Feinstaubproblemen. Ich glaube, unter einem deutschen Diesel zu liegen ist eine Frischluftkur im Vergleich zu dem Dreck, den man hier einatmet.

Und so schaut die Stadt auch aus. Ich habe noch nie so ein riesiges Dreckskaff gesehen wie dieses Medan. Kein einziges Haus schaut ordentlich aus, außer vielleicht KFC, alles ist völlig heruntergekommen, die Läden und Restaurants im jeweiligen Erdgeschoss dito. Die Armut schreit einen an. Die Straßen verdienen zum größten Teil den Namen nicht, es sind breitere Trampelpfade mit Schlaglöchern, in denen man Kühe versenken könnte. Stundenlang stehen wir im Stau und quälen uns schrittweise voran.

Irgendwann wird es dann besser, also nicht etwa die Straße, die nicht, aber der Verkehr. Die Gegend wird dschungeliger, bis kaum noch Dörfer die Piste säumen und uns nur noch dichte Palmölplantagen umgeben. Das Abbrennen des Regenwaldes dafür tut natürlich das seine zur Luftverschmutzung. Irgendwann sind wir da.

Ich wechsele das Fahrzeug, vom Auto auf Crossbike, Kawasaki Extreme, was anderes hätte auch keinen Sinn bei der Fahrt, die nun folgt. Ich sitze hinter meinem Fahrer und halte mich an ihm fest, sowas wie Helme oder Schutzkleidung kennen die hier nicht. Meine Tasche fährt auf einem anderen Motorrad mit. So fahren wir etwa 20 Minuten durch den dichtesten Dschungel bei tiefster Dunkelheit, man sieht die Hand vor Augen nicht, nur der Fahrer kann den Pfad, der unwesentlich breiter ist als der Reifen, im Lichtkegel erkennen. Falls er nicht gerade durch Schlamm und Pfützen und Felsbrocken verdeckt ist. Ich schaue lieber nicht so genau hin und konzentriere mich auf die Bewegungen des Fahrers, damit ich ihn bei all den Kurven und Steigungen nicht aus dem Gleichgewicht bringe. Wir überleben, der Koffer auch. Abenteuer im indonesischen Urwald.

Vom Gästehaus Batu Kapal sehe ich  nicht viel, bekomme aber gleich ein Chicken-Curry vor die Nase gestellt, sehr lecker und genau rechtzeitig.  Bin schon gespannt, wie morgen die Aussicht ist.

13.8. Samstag

Ich sitze gegen Abend auf meiner Terrasse und schaue dem untergehenden Regen zu. Es kübelt, prasselt, schüttet was das Zeug hält, dazu blitzt und donnert es, wenn das so weiter geht, werde ich nichts zum Abendessen bekommen, denn in dem Wetter zum Restaurant rüberzugehen ist ausgeschlossen. Trotz Regenjacke.

Der heutige Tag war der Erholung gewidmet. Ich schlafe lang,   zum Frühstück  bekomme ich das Backpackerglück: Banana Pancakes mit pappsüßem Nescafé. Neben dem Tisch sitzen mittlerweile drei kleine Katzen und warten auf Zuwendungen, eine springt mir auf den Schoß.

Ich unterhalte mich ein bisschen mit dem Koch und verabrede mich zum heutigen Ausflug in die Stadt. Dann laufe ich am Fluss entlang und schaue, wo ich da eigentlich gelandet bin. „Mitten im Dschungel“ trifft es wohl am besten. Der kleine Fluss hat eine poolartige Vertiefung, die ich später sicher nutzen werde, um mich abzukühlen. Ansonsten nur Pflanzen, überall. Ich sehe ein paar Affen im Baum nebenan, einige Libellen und Schmetterlinge.

Gegen Mittag kommt der Besitzer des Gästehauses und nimmt mich auf seinem Crossbike mit nach Bukit Lawang. Heute sehe ich, welche Pfade wir da gestern gefahren sind. Abenteuerlich. Manchmal ist sogar „Pfad“ übertrieben, es handelt sich um abwechselnd Kies, Schlamm, Pfützen und Waldweg mit erstaunlichen Einsprengseln von Beton. Die Steigungen sind auch nicht zu verachten. Rauf und runter. Enge und weite Kurven. Und eine Hängebrücke, die ich allerdings zu Fuß überqueren soll, wahrscheinlich trägt sie das Gewicht von zwei Leuten auf einem Motorrad nicht. Dem morschen Zustand der Bretter nach dürfte sie eigentlich gar nichts mehr tragen.

Bukit Lawang besteht im Wesentlichen aus Guesthouses und Souvenirshops, dazwischen finden sich ein paar Kneipen. Nachdem ich ein bisschen durch die Shopping Mall gelaufen bin und einen Sarong und eine Hose für insgesamt 7.- € erstanden habe, treffe ich Nasib im Reggae-Café, wo es Wifi gibt.Ich gebe uns ein Bier aus und checke mal meine emails usw. Dann machen wir uns auf den Rückweg, Powerslide in the Jungle.

Das Wasser im Fluss ist eine Erholung, kühl und klar umschmeichelt es den Körper. An den tieferen Stellen muss man gehörig arbeiten, um gegen die Strömung anzukommen, also lege ich mich nach einer Weile ins Flache und halte nur den Kopf oben. Am Ufer sitzen ein paar junge Leute und spielen Gitarre. Als ich vorbei gehe, laden sie mich ein und bieten mir köstliche Mangos und gelbe Wassermelonen an. Ich höre eine Weile zu, dann verabschiede ich mich, weil ich noch für das morgige Trekking packen möchte.

Wenn ich allerdings jetzt so aus dem Fenster schaue, sehe ich schwarz, wir werden davonschwimmen.

 

Singapur

9.8. Doha

Ich liebe es. Ich meine, ich liebe es wirklich, im Flugzeug  zu sitzen und einen Urlaub in exotischen Ländern vor mir zu haben. Reisen macht mich glücklich wie wenig anderes.

Ich schaue aus dem Fenster und freue mich. Der Flug vergeht im Flug, ich schaue einen Film, das Essen kommt, ich schlafe ein bisschen und schon sind wir in Doha.

Der größenwahnsinnige Flughafen ist etwas leer, kommt mir vor. Ich sehe ausschließlich Qatar Airlines, keine einzige andere Fluggesellschaft. Ob das an dem Boykott liegt, der von den arabischen Ländern über Katar verhängt wurde oder ob die anderen bloß an anderen Terminals stehen, die ich gerade nicht sehen kann, weiß ich nicht. Mein Flieger war jedenfalls voll, ganz anders als der von Sonja, die vor ein paar Wochen die gleiche Strecke geflogen ist und den Flieger praktisch für sich hatte.

10.8. Singapur.

Geheimnisvolles Asien. Turbulente Weltstadt. Putzige Viertel neben Wolkenkratzern. Und über allem thront das Marina Bay Sands Hotel mit fast 200 m Höhe und einem Swimmingpool von 146 m Länge, gut sichtbar vom Business-District, von der Bay und vom Singapore River. Daneben das Art Science Museum in Form einer Lotusblüte, nicht minder spektakuläre Architektur. Stadt der Superlative.

 

Angekommen, dusche ich und laufe eher ziellos in Richtung Innenstadt am Fluss entlang, am Museum of Asian Cultures vorbei über eine Brücke bis zum riesigen Riesenrad, das  sich so langsam dreht, dass man es nur merkt, wenn man es eine Weile beobachtet. Die nächste Brücke führt mich zum Marina Bay Sands Shopping Center. Superlative jagen sich. Es ist riesig wie der ganze Komplex, enthält einen künstlichen Kanal, auf dem Gondeln fahren und hunderte von Shops und Restaurants und Cafés.

 

Beim Durchbummeln stelle ich fest, dass ich langsam hungrig werde, also bewege ich mich in Richtung Fressmeile und lasse mich dort zu ein paar Dumplings nieder. Ich erwarte nicht viel, ich meine, so Fressstand im Shopping-Center und so. Aber zu meiner grenzenlosen Überraschung schmecken die maultaschenartigen Knödelchen großartig und die dazu gereichte Sauce schaut zwar aus wie Sojasauce, schmeckt aber total anders. Nicht einzuordnen, was das sein könnte, aber es ist köstlich!

So gestärkt verlasse ich den Konsumtempel und mache mich auf den Weg zu den Gardens by the Bay, einem neu angelegten botanischen Garten, dessen Wahrzeichen künstliche Bäume aus Stahlrohr sind,  über und über bewachsen von Schlingpflanzen.

Dazwischen gibt es eine Fußgängerbrücke, die den Blick auf die Gärten von oben freigibt. Und natürlich auf das Raumschiff. Ich spare mir den Eintritt und fahre lieber auf einen der Bäume hinauf, wo eine Rooftop-Bar abends kühle Drinks mit toller Aussicht bietet. Die hat allerdings noch geschlossen, so dass ich für den geschmalzenen Eintritt im einige Stockwerke darunter liegenden Restaurant einen Softdrink bekomme und von ganz oben nur Fotos machen kann. Auch recht, es ist sowieso dermaßen heiß und feucht, dass ich nicht unbedingt ganz oben in der Sonne sitzen  muss, um das dringend benötigte Ginger-Beer zu trinken.

Der anschließende Spaziergang durch den Park ist erholsam nach so viel Stadt. Mehrere Vegetationszonen wurden angepflanzt, eingestreut sind ein paar Kunstwerke. Zwei Gewächshäuser zeigen die Klimazonen, die draußen nicht gedeihen. Aus so einer komme ich, also lasse ich die lange Schlange am Eingang stehen und gehe weiter durch unterschiedliche Landschaften.

 

Etwas Ermüdung macht sich breit. Also probiere ich das MRT, die sehr populäre, billige und praktische U-Bahn aus und fahre in kürzester Zeit wieder zurück.

Zuhause angekommen, falle ich so wie ich bin auf’s Bett und schlafe sofort ein. Mann, bin ich fertig. Das waren ja auch fast 14 km! Nach etwa zwei Stunden wache ich auf und stelle fest, dass ich Hunger habe. Und Durst. Da ich nichts eingekauft habe, heißt das, nochmal raus. Ich dusche und gehe zum Clarke Quay, wo das Nachtleben tobt. Nachdem ich alle Lokale angeschaut habe, wähle ich einen Chinesen und bestelle Gemüse mit Prawns. Das war eher nix. Salz- und geschmackloses Pak Choy mit Krabben und Reis. Na ja. Dafür  war es teuer.

Ich spaziere ein wenig zwischen den Touristen am Ufer entlang und genieße die Wärme und die Menschen. Dann gehe ich heim und schlafe mich aus.