Singdia und Chinapur

11.8. Freitag

The whole world in a bucket. Singapur hat viele Seiten. Nach den architektonischen Highlights gestern schaue ich mir heute die ethnisch gefärbten Viertel an.

Ich beginne mit Little India. In kleinen Kolonialhäuschen wird alles verkauft, was Indiens Herz begehrt, von Gewürzen über Tee und Naturheilmittel zu Stoffen, Elektronik und Souvenirs.  Es macht Spaß, unter den Arkaden zu spazieren und alles anzuschauen, mit den Händlern zu schäkern und die Gerüche in sich aufzunehmen. Ein kleiner Hindutempel rundet das Erlebnis ab.

Die nächste Station ist das arabische Viertel gleich nebenan. Dort schaue ich die Sultan Mosque mit der goldenen Kuppel an. In der Gebetshalle sitzen ein paar Gläubige und starren auf ihr Handy, tippen ab und zu und lassen sich nicht von den Touristen stören. Ich habe den dringenden Verdacht, dass die keine Koransuren lesen, sondern What’s App und Facebook.

Kaum bin ich wieder draußen, fängt es an aus Kübeln zu gießen. Ich flüchte in ein türkisches Restaurant und bestelle Singdia und Chinapur weiterlesen

Singapur

9.8. Doha

Ich liebe es. Ich meine, ich liebe es wirklich, im Flugzeug  zu sitzen und einen Urlaub in exotischen Ländern vor mir zu haben. Reisen macht mich glücklich wie wenig anderes.

Ich schaue aus dem Fenster und freue mich. Der Flug vergeht im Flug, ich schaue einen Film, das Essen kommt, ich schlafe ein bisschen und schon sind wir in Doha.

Der größenwahnsinnige Flughafen ist etwas leer, kommt mir vor. Ich sehe ausschließlich Qatar Airlines, keine einzige andere Fluggesellschaft. Ob das an dem Boykott liegt, der von den arabischen Ländern über Katar verhängt wurde oder ob die anderen bloß an anderen Terminals stehen, die ich gerade nicht sehen kann, weiß ich nicht. Mein Flieger war jedenfalls voll, ganz anders als der von Sonja, die vor ein paar Wochen die gleiche Strecke geflogen ist und den Flieger praktisch für sich hatte.

10.8. Singapur.

Geheimnisvolles Asien. Turbulente Weltstadt. Putzige Viertel neben Wolkenkratzern. Und über allem thront das Marina Bay Sands Hotel mit fast 200 m Höhe und einem Swimmingpool von 146 m Länge, gut sichtbar vom Business-District, von der Bay und vom Singapore River. Daneben das Art Science Museum in Form einer Lotusblüte, nicht minder spektakuläre Architektur. Stadt der Superlative.

 

Angekommen, dusche ich und laufe eher ziellos in Richtung Innenstadt am Fluss entlang, am Museum of Asian Cultures vorbei über eine Brücke bis zum riesigen Riesenrad, das  sich so langsam dreht, dass man es nur merkt, wenn man es eine Weile beobachtet. Die nächste Brücke führt mich zum Marina Bay Sands Shopping Center. Superlative jagen sich. Es ist riesig wie der ganze Komplex, enthält einen künstlichen Kanal, auf dem Gondeln fahren und hunderte von Shops und Restaurants und Cafés.

 

Beim Durchbummeln stelle ich fest, dass ich langsam hungrig werde, also bewege ich mich in Richtung Fressmeile und lasse mich dort zu ein paar Dumplings nieder. Ich erwarte nicht viel, ich meine, so Fressstand im Shopping-Center und so. Aber zu meiner grenzenlosen Überraschung schmecken die maultaschenartigen Knödelchen großartig und die dazu gereichte Sauce schaut zwar aus wie Sojasauce, schmeckt aber total anders. Nicht einzuordnen, was das sein könnte, aber es ist köstlich!

So gestärkt verlasse ich den Konsumtempel und mache mich auf den Weg zu den Gardens by the Bay, einem neu angelegten botanischen Garten, dessen Wahrzeichen künstliche Bäume aus Stahlrohr sind,  über und über bewachsen von Schlingpflanzen.

Dazwischen gibt es eine Fußgängerbrücke, die den Blick auf die Gärten von oben freigibt. Und natürlich auf das Raumschiff. Ich spare mir den Eintritt und fahre lieber auf einen der Bäume hinauf, wo eine Rooftop-Bar abends kühle Drinks mit toller Aussicht bietet. Die hat allerdings noch geschlossen, so dass ich für den geschmalzenen Eintritt im einige Stockwerke darunter liegenden Restaurant einen Softdrink bekomme und von ganz oben nur Fotos machen kann. Auch recht, es ist sowieso dermaßen heiß und feucht, dass ich nicht unbedingt ganz oben in der Sonne sitzen  muss, um das dringend benötigte Ginger-Beer zu trinken.

Der anschließende Spaziergang durch den Park ist erholsam nach so viel Stadt. Mehrere Vegetationszonen wurden angepflanzt, eingestreut sind ein paar Kunstwerke. Zwei Gewächshäuser zeigen die Klimazonen, die draußen nicht gedeihen. Aus so einer komme ich, also lasse ich die lange Schlange am Eingang stehen und gehe weiter durch unterschiedliche Landschaften.

 

Etwas Ermüdung macht sich breit. Also probiere ich das MRT, die sehr populäre, billige und praktische U-Bahn aus und fahre in kürzester Zeit wieder zurück.

Zuhause angekommen, falle ich so wie ich bin auf’s Bett und schlafe sofort ein. Mann, bin ich fertig. Das waren ja auch fast 14 km! Nach etwa zwei Stunden wache ich auf und stelle fest, dass ich Hunger habe. Und Durst. Da ich nichts eingekauft habe, heißt das, nochmal raus. Ich dusche und gehe zum Clarke Quay, wo das Nachtleben tobt. Nachdem ich alle Lokale angeschaut habe, wähle ich einen Chinesen und bestelle Gemüse mit Prawns. Das war eher nix. Salz- und geschmackloses Pak Choy mit Krabben und Reis. Na ja. Dafür  war es teuer.

Ich spaziere ein wenig zwischen den Touristen am Ufer entlang und genieße die Wärme und die Menschen. Dann gehe ich heim und schlafe mich aus.

One night in Bangkok

  1. Tag

Die Schwierigkeiten mit der Selbstfindung fangen schon in München an. Nicht genug, dass wir um mörderische 8.00 Uhr schon im ICE nach Frankfurt sitzen müssen, was natürlich zur Folge hat, dass ich um 6.00 Uhr aufstehen muss und um diese Uhrzeit ohne Kaffee noch nicht zurechnungsfähig bin. Nicht genug, dass ich deshalb meine Strickjacke im Schrank liegen lasse, wo ich sie mir noch schön hergerichtet habe (mir schleierhaft. Alle Klamotten für die Reise lagen auf einem Stapel. Alle hab ich gefunden. Nur die Strickjacke, das mit Abstand größte Teil, nicht.) Es fiel mir dann am Hauptbahnhof auf, dass irgendwie ein Teil fehlt an meinem perfekten Outfit. Na ja, da ich ja Julias Snowboardjacke anhatte (dringend nötig im australischen Sommer…), habe ich nicht gefroren.

Andrea hätte dann fast den Zug verpasst. Sie hat das Gleis nicht gefunden. Es war zu nah am Eingang. Sie hat nicht geglaubt, dass ein Zug, der nach Nürnberg und dann nach Essen fährt, auch in Frankfurt vorbeikommt. Deshalb ist sie auf dem Bahnsteig rumgeirrt und hat einen anderen Zug mit der gleichen Nummer gesucht. Eine Minute vor Abfahrt hat sie dann doch in Erwägung gezogen, dass der Zug der richtige sein könnte. Alles cool.

Bis Frankfurt. Dann sollten wir unser Gepäck von dem Regal runterholen. Ohne Mann. Hm. Problem. Zu schwer. Wir mussten schon sehr laut sagen: „Da bräuchte man jetzt einen Mann…“, bis sich einer erbarmt hat…Der hat sich dann gleich gewundert, wieso alles so schwer ist. Dabei waren es doch bloß 18 bzw. 22 kg. Kein Problem, Schwächling.

Wir fliegen nie wieder Economy. Im Duty Free haben wir trotz unserer Angeber-Tickets keinen Rabatt bekommen, knausrig, wie die sind. Dafür haben wir in der Business-Lounge fürstlich gegessen und getrunken (na ja, es war dann doch eher ein Snack…). Dort hat ein freundlicher Herr festgestellt, dass ich am Popo einen braunen Fleck habe.

Da zieht man einmal eine beige Hose an! Konnte ja nicht gut gehen! Hab ich mich in Schokolade gesetzt? Wo? Wann? Die Hose ist nagelneu! Heute früh war sie noch sauber! Der Gipfel der Peinlichkeit…

Die Flecken waren dann lila. Wir haben rekonstruiert, dass wahrscheinlich eine von Andreas Frühstücks-Blaubeeren aus der Tüte gerollt ist….

Ich also auf’s Klo und die Hose gewaschen. Mit Seife, mangels was anderem. Zum Glück auch nur an dem Fleck, hinterher fiel mir nämlich auf, dass dies das einzige Flughafenklo der Welt ist, wo es keinen Händetrockner gibt, unter dem man sie trocknen kann. Nur Papiertücher. Jetzt hat es ausgeschaut wie reingepinkelt.

Gott sei dank sind die T-Shirts diese Saison lang genug.

Der Flug war geil. Dauernd kommt wer und bringt tolle Sachen. Zuerst Champagner. Dann Gin Tonic. Dann ein 4-Gänge-Menü, das richtig nach Essen schmeckt mit ordentlichem Rotwein. Dann einen Portwein zur Nachspeise. Ich hab nur noch gegrinst. Lag sicher am Service, nicht an den Getränken….Am Schluss konnte ich nicht schlafen, weil ich die ganze Zeit kichern musste. Dabei hat doch gar keiner was gesagt, ich hatte ja praktisch ein Abteil für mich.

Tag 2

Angekommen in Bangkok. Unser Gepäck war schon da, als wir von der Passkontrolle kamen. Wo gibt’s denn sowas. Wie cool.

Bangkok ist vom Verkehrsinfarkt bedroht. Das Taxi hat sich durch die Autos geschoben, bis wir endlich im Hotel Siam@Siam angekommen sind. Das Hotel kannte ich schon, ich habe da 2008 schon mal übernachtet, unter etwas widrigen Umständen, aber das ist eine andere Geschichte. Wunderschönes, ganz modernes Designhotel mit einem Endlospool im 12. Stockwerk, einer Rooftop-Bar und total coolen Zimmern. Selbstfindung darf auch luxuriös sein.

Wir haben erstmal eine Klongfahrt unternommen. Das Boot hat uns durch viele kleine Kanäle mit malerischen, man könnte auch sagen, bitter armseligen Hütten, aber auch wunderschönen Häusern und Tempelanlagen am Ufer, zum Wat Arun gebracht. Da ist seit Jahren Baustelle, es ist trotzdem beeindruckend.

Danach sind wir zum Wat Pho. Das ist ein riesiger liegender Buddha, 46 m lang, in einem noch riesigeren Tempelkomplex. Den wollte ich unbedingt nochmal besuchen, der hat mich 2004 schon so beeindruckt. Diesmal waren  wegen Hochsaison ein paar Leute mehr da, was den Kunstgenuss und die spirituelle Ausstrahlung etwas gestört hat. Dauernd haben einen irgendwelche Japaner rumgeschubst, die fotografieren wollten. Trotzdem ist der Buddha und die ganzen goldenen und glitzernden Tempelanlagen drumrum ungeheuer machtvoll.

Andrea wusste dann noch den besonderen Service: Am Ende des Geländes ist ein Massageschule, wo die bestausgebildeten Masseure Thailands lernen. Und an wem lernen sie? An uns natürlich. Wir also hin und mussten feststellen, dass wir nicht die ersten waren. Nach einer Stunde Wartezeit dann die Massage. Wow. Der hat so zielsicher meine Verspannungen gespürt, ich hätte schreien können. Wahnsinn, Shades of Grey ist nichts dagegen. Im Gegensatz dazu gab es aber als Happy End nur gelockerte Rückenmuskeln. Das musste reichen als Belohnung für das Leiden. Irgendwas machen die Mädels in Pattaya anders, glaub ich.

Abends sind wir wieder in die Stadt zum Shoppen. Ein bisschen Padpong Road muss sein. Letztendlich waren wir noch in der Lebua Rooftop Bar -spektakulär im 64. Stock, gute Cocktails, tolle Aussicht auf Bangkok bei Nacht –  und haben den Tag ausklingen lassen. Um ca. 11 waren wir dann im Hotel und haben in der dortigen Rooftop Bar noch was getrunken, bevor wir ins Bett gesunken sind. Selbstfindung kann auch anstrengend sein.

Tag 3

Heute früh wurden wir um 5.30 von einem Gesang geweckt, keine Ahnung,was das war. Muezzins klingen anders und wir sind ja nicht im Nahen Osten. Aufgestanden sind wir aber erst um 8 Uhr. Nach dem Frühstück sind wir nochmal zum Wat Pho, wegen der Massage, diesmal eine ganze Stunde. Dieses SM-Treatment, das sie hier Thai-Massage nennen, fängt an, mir zu gefallen. Wo führt das noch hin!

Danach haben wir uns von einem Boot zu einem Floating Market fahren lassen, das hätten wir uns aber sparen können. Da gab’s genau 3 Market-Boote, ansonsten war es die gleiche Strecke wie gestern. Es kann ja nicht alles toll sein.

Die Business-Class im A 767 ist nicht zu vergleichen mit dem A 380. Enger, Sitznachbarn, kleinerer Fernseher, weniger edles Kosmetikset…Man wird anspruchsvoll mit der Zeit. Auch den Gin Tonic haben sie eingespart, vor dem Essen gab es keine Extra-Runde Aperitivs. Und kein Portwein zur Nachspeise. Wie soll ich diesen Flug überstehen? So nüchtern? Selbstfindung kann auch trocken sein.