Wula Gura Nyinda: You come this way

23.3.

Morgens holt mich Capes von Wula Gura Nyinda Excursions ab zu meiner lange geplanten Aboriginal-Tour. Wir fahren in den Francois Peron Nationalpark an der Spitze der Shark Bay. Ich habe das Privileg, vorne zu sitzen. Dafür soll ich navigieren, Tiere sehen und den anderen die Tür aufhalten. Letzeres dürfte das kleinste Problem sein, wegen dem Navigieren verweise ich mal kurz auf meinen Blogpost zu Adelaide…Ob ich Tiere sehe, na ja, ich nehme an, Capes hat da ein besseres Auge dafür.

Der Trip beginnt am Eingang des Nationalparks, als die mitfahrenden Männer Luft aus den Reifen des Minibus lassen müssen, damit wir nicht im Treibsand stecken bleiben. Ein anderes Auto mit ein paar Deutschen tut sich da schon schwer mit vorwärts kommen, wir werden sie noch öfter treffen im Laufe des Tages und am Ende muss Capes sie aus tiefen Sandgruben rausholen. 

Capes erklärt uns die Pflanzen am Wegesrand, bleibt ein paar Mal stehen, um uns die Möglichkeit zu geben, die Natur nicht nur zu sehen, sondern zu spüren. Wir entdecken einen kleinen Lizard, der sich auf einem Busch sonnt.

Schließlich kommen wir ans Meer. Alle ziehen sich sofort die Badesachen an, die wir den Rest des Tages nicht mehr ausziehen, lohnt sich nicht, und tauchen ins kühle, erfrischende Nass. Ein kleiner Stachelrochen schwimmt an uns vorüber. 

Beim Barbecue Lunch erfahren wir die Aboriginal-Ausdrücke für die verschiedenen Fleisch- und Fischsorten, gefragt nach veganen einheimischen Gerichten erklärt er, der Aborigine-Ausdruck dafür sei *setze  hier das Aborigine-Wort für „very bad hunter“ ein*.  Es gibt frischen, gebratenen Fisch und diverse Salate,  Meeres-Barbecue.

Land und See vereinen sich an der äußersten Spitze des Nationalparks. Die Ureinwohner leben hier schon seit 20 000 Jahren, zu einer Zeit, als es die Shark Bay noch gar nicht gab. Der Meeresspiegel war vor der letzten Eiszeit wesentlich niedriger, das gesamte Gebiet war eine Landzunge. Erst nach dem Abschmelzen der Gletscher vor etwa 6000 Jahren stieg das Wasser auf die heutige Höhe.

Wir wandern durch die Dünen und genießen den roten und weißen Sand, das grüne und blaue Wasser und den strahlenden Himmel, alles garniert mit Vegetation in allen Grüntönen.

Am Rückweg treffen wir die deutschen Backpacker wieder, die im Sand stecken geblieben sind. Sie haben keine Ahnung, wie sie wieder herauskommen sollen und Capes muss ihnen helfen. Sie wollen zu einem Campingplatz im Nationalpark, Capes empfiehlt ihnen, den nächstgelegenen zu nehmen, damit sie nicht in die Dunkelheit kommen. Besser, sie schauen den Park erst morgen an, es wird schon Abend. 

Wir lassen uns noch in eine wunderbar heiße Thermalquelle fallen, genießen die Schwerelosigkeit des Wassers und spülen uns den Sand vom ausgetrockneten Leib.

24.3.

Heute früh fällt mir nach ein paar Kilometern auf, dass ein Lämpchen auf meinem Display leuchtet. Das verheißt nichts Gutes. Ich fahre zum Eagle Bluff, einem Aussichtspunkt, der nicht wirklich spektakulär, aber nahe ist und blättere in der Gebrauchsanweisung für das Auto. Offenbar hat ein Reifen zu wenig Luft. Also fahre ich zurück nach Denham, um den Luftdruck zu checken. Ich fülle den linken Vorderreifen auf und  hoffe, das war’s dann. Zum Glück bin ich ja noch zwei Tage da, so dass ich genug Zeit habe, zu überprüfen, ob der Luftdruck wieder sinkt. Notfalls muss ich den Reifen wechseln. Damit ich nicht mitten im Nirgendwo Probleme kriege, lade ich mir eine Anweisung zum Reifenwechsel herunter, um notfalls auch offline klarzukommen. In Deutschland kann man ja einfach den ADAC anrufen, aber hier? Wo dann öfter mal 300 km nichts kommt, kein Haus, kein Dorf, nur Buschland und wohl auch nicht überall Empfang ist? Da braucht kein Mensch eine Reifenpanne, vor allem nicht, wenn er noch nie selber einen Reifen gewechselt hat. Nehme mir zum hundertsten Mal vor, daheim einen Kurs zu machen, damit ich solche Situationen im Griff habe.

Ich fahre also nach Monkey Mia und lege mich an den Strand. Dann beziehe ich das hübsche Zimmer und schaue den Pelikanen vor meinem Fenster zu.

Ein Emupärchen kommt auch vorbei und im Wasser tauchen die Delfine hin und her.

Außer zu Mittag essen, schwimmen, lesen und zu Abend essen mache ich nichts, außer mir Sorgen, ob das mit dem Auto klappt. Ich habe keinerlei Lust, mit einem kaputten Reifen zurück zu fahren. 

 

Denham

21.3.

373 km Fahrt nach Denham in der Shark Bay. Unterwegs finde ich, dass es sich nicht lohnt, anzuhalten und fahre die ganze Strecke mehr oder weniger durch. Links und rechts vom Highway Buschland. Mehr Buschland. Noch mehr Buschland.

Deshalb bin ich schon mittags in Denham, was ja ganz angenehm ist. Ich besuche das Visitor Centre und buche einen Bootsausflug für morgen, eine Sunset Cruise heute abend ist inbegriffen. 

Nachdem ich einmal die Hauptstraße rauf und runter gelaufen bin und festgestellt habe, dass fast alles nachmittags schon schließt, gehe ich direkt vor meiner Tür schwimmen. Am Strand sammelt sich viel Seegras, das Wasser ist aber relativ sauber, mal abgesehen davon. 

Dann fahre ich die 25 km nach Monkey Mia, wo das Boot ablegt. Die Strecke führt quer über die Halbinsel, ich muss nach der Tour schauen, dass ich noch einigermaßen im Hellen zurückkomme. Mir sind ja schon mehrmals Kängurus und andere Tiere vors Auto gelaufen, das muss ich nicht dauernd haben.

Das Boot, mit dem ich eigentlich fahren sollte, fährt wegen mangelnder Teilnahme nicht. Das andere Boot sammelt die Leute zusammen und wir fahren eineinhalb Stunden an der Küste rauf und runter, bis die Sonne untergeht. Es passen etwa 50 Leute auf den Katamaran und so viele sind auch da. Alles wenig spektakulär.

Der Strand in Monkey Mia ist schöner als der hiesige. Vielleicht bleibe ich morgen gleich dort. 

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Nach meiner Rückkehr gehe ich ins Shark Bay Hotel, „The Most Westerly Hotel of Australia“, und esse Seafood Basket mit ein paar Meeresfrüchten, etwas Fisch und vielen Pommes. Und Spuren von Salat. 

Mein Ferienhaus ist nett, allerdings kann man abends nicht draußen sitzen. Der Wind tost vom Meer her ums Haus, was jegliche Beschäftigung außerhalb geschlossener Räume unmöglich macht. Hoffentlich trifft uns nicht der Hurrikan, der im Norden angesagt ist.

22.3.

In Monkey Mia haben sie eine besondere Attraktion: Delfine, die jeden Tag in die Bucht kommen, werden gefüttert und den Touristen vorgeführt. Es ist ein bisschen Disneyland. Wenn  man schon Delfine in freier Natur gesehen hat, gibt einem die Prozedur wenig. Eine Mitarbeiterin der Lodge schreit in ein Mikrofon irgendwelche sicher wissenswerten Dinge über Delfine, dann kommen ein paar Volunteers mit Eimern voll Fisch und wählen einige Touristen aus, die dann jeweils einen Fisch an einen Delfin verfüttern dürfen. Die ganze Prozedur dauert etwa 10 Minuten und wird dreimal wiederholt. Dafür muss man jedenfalls nicht hierher fahren. Zumindest kann man ganz gut fotografieren. Nachdem ich sowieso schon da bin, schaue ich es mir einmal an und gehe dann frühstücken, bevor mein Ausflug beginnt.

Ein Katamaran namens Aristocats 2 bringt  uns zu den Dugongs. Der Dugong ist eine Seekuh und wird auch Seeschwein genannt. Früher wurden sie von Seeleuten für Meerjungfrauen gehalten, wahrscheinlich aufgrund ihrer  walähnlichen Fluke. Die Seeleute müssen Sehstörungen gehabt haben, weil sie zu lange auf See waren. Jedenfalls leben Dugongs im Wesentlichen nur hier, sie grasen im flachen Wasser der Shark Bay Seegraswiesen ab und kommen alle paar Minuten an die Oberfläche, um zu atmen, was sie zu einem hervorragenden Fotoobjekt machen würde, würden sie Yoga-Atmung praktizieren. Was sie nicht tun, diese wenig spirituellen Banausen, sie atmen kurz und bündig und sind gleich wieder weg.

Nach der Fotosession  werden Netze ausgeworfen, in die wir hineinklettern dürfen. Dann gibt die Kapitänin Gas und wir rauschen hinterher. Super Massage!

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Nach der Kreuzfahrt chille ich mich einfach mal an den Strand. Dabei beschließe ich, noch zwei Tage dazubleiben, um mich mal von der Fahrerei und all den Eindrücken zu erholen. Dann bin ich hoffentlich wieder fit für die Rückfahrt nach Perth.

The long way up: Pinnacles und Kalbarri

18.3.

Morgens hole ich  meinen Mietwagen ab und fahre nach Norden, die Westküste entlang zum Nambung Nationalpark. Die Pinnacles, die wie Nadeln aus der Wüste ragen, sind Kalkformationen, die es in dieser Menge nur hier gibt. Ein hügeliges Gelände aus Sand und kleineren Büschen wird von Felsen in bizarren Formen und unterschiedlichen Farben bedeckt, manche höher, andere niedriger, manche verwittert, andere ganz massiv. Ein beeindruckender Anblick.

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Die Fahrt dauert etwa drei Stunden, mit der ein- oder anderen kleine Pause komme ich nachmittags an. Nachdem ich ausführlich um die Formationen herumgelaufen bin, fahre ich zu meiner Unterkunft in Cervantes, einem nahegelegenen Ort. Hier liegt der Hund begraben. Der Ort ist so trostlos, dass nicht einmal der Strand schön ist, was in Australien was heißen will. Das Appartement, das ich gebucht habe, ist riesig und voll ausgestattet. Nachdem ich alles hereingeschafft habe, fahre ich zum Strand und beschließe, das bräunliche Meer mit dem vielen Seegras auszulassen.

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Danach setze ich mich vor mein Haus und schaue den nicht sichtbaren Einwohnern beim Wohnen zu.

19.3.

Ich habe eine lange Fahrt von etwa 400 km  nach Kalbarri vor mir. Gut, dass ich Frühstück dabei habe, es gibt hier nämlich nichts. Also mach‘ ich mir mein Müsli und fahre los.  Die Käffer am Wegesrand sind alle trostlos, kleine Orte mit minimaler Infrastruktur, dazwischen nichts als Landschaft. Die besteht oft aus trockener Halbwüste, manchmal aus kleinen Wäldern, nichts wirklich Interessantes. 

Das erste Highlight kommt nach ungefähr 300 km bei Port Gregory, der Pink Lake, der auch Hutt Lagoon heißt und seine Farbe von Betakarotin produzierenden Algen erhält. Er ist tatsächlich pink.

Da es sich um einen Salzsee handelt, schwimmen salzverkrustete Teile auf dem Wasser,  die in Ufernähe pink, weiter draußen dann weiß erscheinen. Ich gehe ein Stück den See entlang, auf dem Rückweg huscht eine Schlange aus dem Gebüsch, direkt vor meiner Nase. Ups!

Dann fahre ich weiter zum Kalbarri Nationalpark, dessen wilde Uferlinie ein paar Abstecher wert ist.

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