Ho’oponopono

2. Tag

Heute morgen hat  sich die ansonsten spektakuläre Aussicht auf das Fensterbrett reduziert, so ein Nebel. Innen wie außen? O je. Der Fülle folgt die Unsichtbarkeit.

Wir haben die anderen abgeholt, die eisenhart den Frühflieger genommen haben,  den um 6.00 Uhr. Den hab’ ich Weichei vermieden, deshalb war ich schon gestern da. Ich will mir keine Nächte um die Ohren schlagen, wenn es auch anders geht. Und um 3.00 Uhr aufstehen, ne.

Erst mal haben wir mit den Einkehrtagen ernst gemacht und sind in Palma frühstücken gegangen. Das Wetter ist super, warm, aber nicht heiß, der Nebel hat sich verzogen. Im Wasser waren wir auch, mit den Füßen. Es ist kalt, zu kalt zum Baden, auch wenn einige Leute reingegangen sind. Aber die gibt’s ja überall, die Durchhalter. Wir waren dann lieber Paella essen.

Nachmittags gab es eine kleine Einführung ins Ho’oponopono. In was? Ponydings was? Pornodings? Nun, das ist dieses hawaiianische Ritual, das Olga uns unter anderem beibringen will. Worum geht’s da?

Die alten Hawaiianer (Aloha!) haben sich, wenn zwei ein Problem hatten, zusammengesetzt. Bei dem Ritual soll man erkennen, dass man an dem Mist, der einem im Leben so über den Weg läuft, auch seinen Anteil hat und dass der andere, der einen so verletzt hat, auch bloß eine arme Haut ist, die versucht, sich selber zu retten. Wenn man diese Erkenntnis nicht nur intellektuell, sondern auch emotional verarbeitet hat, kann man ihm vergeben, was so ziemlich das Schwierigste ist, was man von sich verlangen kann.

Die Weisheit dahinter ist natürlich, dass du das Problem loslassen kannst, wenn du vergibst.  Es geht  um dich und deinen Seelenfrieden, nicht darum, dass aus Unrecht  Recht gemacht werden soll und aus Bösartigkeit Freundlichkeit. Wie sich der andere dabei fühlt, ist egal, um den geht es nicht, der muss mit seinen Schattenseiten und seinem schlechten Benehmen selber fertig werden. Er muss es nicht einmal wissen.

Die Methode ist interessant, vor allem auch für unspirituelle Westler, die keine Lust auf Götter und Beten und Askese und jahrelange Therapien  und so haben, aber trotzdem in ihren Gedanken- und Gefühlsmustern gefangen sind. Wer genaueres wissen will, kann ja mal auf Olgas Webseite schauen: www.lebensberatung-spirit.de oder einfach googlen.

Abends haben wir alle die Messe in der kleinen Klosterkapelle besucht.  Die Mönche haben die Sessel im Kreis gestellt, Pater Tomeo hat die Messe gelesen. Auf Mallorquin. Es war schon eine besondere Stimmung, er liest und singt, wir sitzen da, verstehen kein Wort, aber die uralten Rituale haben auch so ihre Wirkung. Beim Abendmahl sind dann alle aufgestanden und zum Altar gegangen. Das war seit meiner Konfirmation das erste Mal, dass ich das Abendmahl genommen habe, aber da bin ich jetzt nicht ausgekommen. Bei insgesamt etwa 10 Leuten kann man sich nicht einfach rausschleichen. Da habe ich mir gedacht, es ist ein 2000 Jahre altes Ritual, es hat seine Berechtigung und seine Wirkung, ob ich daran jetzt glaube oder nicht. Und ich wollte unbedingt dem alten Tomeo meinen Respekt erweisen, er hat diese Messe so rührend und liebevoll gelesen und sich so gefreut, dass wir gekommen sind und sich sichtlich Mühe gegeben, dass es uns gefällt. Der liebe Gott wird es mir nicht übel nehmen und wenn er nicht existiert, ist es sowieso egal. Ich hab ja keinem wehgetan, im Gegenteil.

 

Die vier Klosterkatzen hier hängen schon wieder an mir dran. Alle kommen und lassen sich streicheln und liegen bei mir rum und setzen sich auf meinen Schoß. Die anderen Mädels staunen, die kennen das ja noch nicht. Ich freu mich.

Innen und Außen

1. Tag

„Wie Innen, so Außen“

Da sind sich alle Weisen der Welt einig, so auch die alten Hawaiianer, deren Methoden Olga uns unter anderem hier beibringen möchte. Gemeint ist natürlich, dass deine Umwelt im Wesentlichen ein Spiegel deines Innenlebens ist.  Was immer du erlebst, ist gefärbt von deiner Wahrnehmung. Die wiederum resultiert aus deinen Erlebnissen und deinem Charakter. Wem immer du begegnest, er zieht dich an, weil du etwas von ihm lernen kannst. Sonst würde dich die Person nicht interessieren. Nichts Neues eigentlich, aber es schadet nicht, es sich gelegentlich bewusst zu machen.

Also z.B., wenn du dich maßlos aufregst, dass dein Freund/Ehegatte/Kind so unordentlich ist, denk mal drüber nach, wieso dich das so aufregt. Wahrscheinlich bist du entweder in Wirklichkeit auch schlampig oder du wärst es gern, traust dich aber nicht. Wenn du also ernsthaft darüber nachdenkst, spiegelt dir dein Gegenüber nur eine Eigenschaft, die du dir selbst nicht zugestehst.

Oder die Sache mit der Ausstrahlung: Wenn du grade super gut drauf bist, dann passieren lauter lustige Sachen. Und du lernst nur lustige Leute kennen, die dich bereichern.

Bist du dagegen deprimiert und erschöpft, hast du eine miese Ausstrahlung und es passiert einfach nichts Lustiges. Du lernst nur Langweiler kennen. Alles was du unternimmst, ist uninteressant. Die Leute sind unfreundlich.  Du kannst dich selber nicht leiden. Deshalb findest du alles blöd.

Offensichtlich ist meine Ausstrahlung bei der Anreise nach Mallorca so, dass mein Außen mir Business-Komfort in der Economy-Class verordnet. Ist ja schon mal nicht ganz verkehrt, da kann’s mit dem Innen ja nicht so schlimm sein. Das geht so: Die Stewardess im Air Berlin-Flieger nach Palma ist die Mutter einer Grundschulfreundin von Sonja. Vor lauter Freude mich zu sehen serviert sie mir sofort einen Rosé-Prosecco-Piccolo an meinen Platz in der ansonsten leeren Sitzreihe und fragt mehrmals nach, ob ich noch was möchte, zu essen, zu trinken und zwar ohne Aufpreis.  Ich trinke den Prosecco und esse Schokolade. Ein guter Anfang. 🙂

Olga holt mich vom Flughafen ab und  wir fahren zur Ermitage San Honorat. Dort gibt es drei Mönche, einen 90jährigen, einen Kongolesen(Kongolaner?) und den Abt, einen Spanier. Ansonsten leben hier noch der Gärtner, der Hausmeister und die Köchin. Und natürlich die Gäste. Olgas Sorge, dass wir zu spät zum Essen kommen und es nichts mehr gibt, ist unbegründet. Pater Tomeo, der 90jährige, sorgt für Krautsuppe und Gemüsetaschen, danach zwingt uns  die Köchin noch weitere Snacks, eine Torte, Gemüsetaschen und Marmeladeteilchen zu probieren. Am Ende rollen wir ins Bett.

Wie innen, so außen? So voll wie wir innen sind, dürften wir im Außen nur Fülle erleben.

Meanwhile in Baldham

„Es muss im Leben mehr als alles geben.“ Maurice Sendak

Also ihr seid selber schuld. Nachdem ihr mir so viele Rückmeldungen über den Australien-Blog gegeben habt und offenbar gern die Zeit damit vertrödelt, mein Reise- und Seelenleben zu verfolgen, geht’s jetzt weiter.

Meanwhile in Baldham…:

Ich war also ganze 19 Tage zu Hause, in denen ich versucht habe, nicht sofort wieder weg zu wollen. Den ganzen Tag hab ich mir vorgesagt, es ist doch schön, wieder da zu sein, Arbeit zu haben, deine Katzen im Arm zu halten, im eigenen Bett zu schlafen usw. Ist es ja auch. Ja wirklich. Aber 19 Tage waren dann auch wieder genug. Dann fand ich, es ist dringend an der Zeit, mal endlich Urlaub zu machen. Burn out drohte.

Dabei kam ziemlich gut, dass mir Olga ein Einkehrseminar in Mallorca angeboten hat, bei dem noch ein Platz frei war. In einer Einsiedelei bei Randa, auf einem Berg, zwischen zwei anderen Klöstern. Wow, sagte ich mir, das kommt ja gut in Sachen Selbstfindung, da fahr ich mit.

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Na ja, wenn man mir sowas sagt, also wenn ich mir sowas sage, dann mach ich das halt auch. Bin ja doch eher ein Mensch der Tat. Vom Träumen allein ist noch keiner glücklich geworden.

So eine Einkehr mit Schweigezeiten und geführten Meditationen und spiritueller Unterweisung und das alles in angenehmer Gesellschaft und schöner Umgebung habe ich sowieso noch nie gemacht. Aber ich bin ja flexibel. Und man kann ja  alles mal ausprobieren, ob’s was taugt, merkt man dann schon. Solange es nicht gefährlich ist oder langweilig…

Zum Einstimmen ein paar Fotos, damit ihr beurteilen könnt, ob es euch gefällt.

Das ist das Kloster, Ermitage San Honorat und der Blick über die Insel. Dort haben wir eine wunderbare Woche verbracht, die ich euch gern erzählen möchte.

Wenn euch das jetzt interessiert, dann lest weiter. Wenn nicht: Es gibt immer eine sinnvolle Beschäftigung, man muss keine Blogs lesen, die einen nicht interessieren.

Dann also viel Spaß, entscheidet selbst, bei was. Freut euch auf den nächsten Beitrag. 🙂