Wien

Wer sagt, dass man weltweite Freundschaften nicht pflegen kann? Nach unserer tollen Zeit in Südaustralien treffe ich Paulina und Phil in Wien. Sie machen, wie vor zwei Jahren, eine Europareise, auf der Wien die erste Station ist. Natürlich fahre ich hin, das ist ja ein Katzensprung von München aus und die Gelegenheit, meine Freunde zu treffen, möchte ich natürlich nutzen.

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Ich reise am Sonntag nachmittag mit dem Zug an. In der Bahninfo bekomme ich die Auskunft, die beste Möglichkeit, zu meinem Hotel zu kommen, sei mit einem Bus. Dieser macht eine hübsche Stadtrundfahrt, nach einiger Zeit bezweifle ich, dass ich jemals da hinkomme, wo ich hin möchte. Aber doch, am Ende lande ich im Hotel Josefshof. Das mir angebotene Doppelzimmer zur Alleinbenutzung befindet sich im Dachgeschoss, das Fenster ist in die Schräge eingebaut. Ich beschließe, dass ich das nicht brauche, das wahrscheinlich kleinste Zimmer unterm Dachjuché, dazu ist es zu teuer. Also lasse ich mich zum reduzierten Preis upgraden auf ein Deluxe-Zimmer, das den Namen zu Recht trägt.

Warum die Alleinreisenden, die ja den vollen Zimmerpreis bezahlen, immer die schlechtesten Zimmer im ganzen Haus bekommen, ist mir ein Rätsel, aber offenbar weltweit so eingeführt. Das Deluxe ist für minimalen Aufpreis gefühlt doppelt so groß, freundlich, hell und hat noch eine Couchgarnitur extra. Das Bad ist natürlich auch größer und die Fenster gehen über eine ganze Front. So mag ich das.

Ansonsten ist das Hotel super. Der Service funktioniert einwandfrei, die Räume sind schön und im Altwiener Stil eingerichtet, am  Frühstücksbuffet, das ich allerdings nur einmal nutze, gibt es nichts auszusetzen. Die Lage ist perfekt, man kann praktisch alles zu Fuß erreichen. Was einem zu weit ist, findet man über das U-bahn-Netz, die nächste Haltestelle ist wenige Minuten zu Fuß entfernt.

Nachdem das geklärt ist, laufe ich durch die wunderschöne, beeindruckende, super gepflegte und hergerichtete Stadt.

Abends treffe ich  mich mit meiner Wiener Freundin Helga, die ich seit eineinhalb Jahren nicht gesehen habe. Sie hat ein nettes, gut bürgerliches Lokal in der Nähe ausgesucht und wir bequatschen alle Neuigkeiten in unserer beider Leben ausführlichst.

Als ich ins Hotel zurückkomme, stehen Phil und Paulina gerade an der Rezeption. Wir begrüßen uns begeistert, vertagen uns aber auf den nächsten Morgen, sie haben einen langen Flug hinter sich.

9.8.

Zum Glück sind meine Gäste fit. Meine Begeisterung für die Stadt überträgt sich, kein Wunder, sofort. Am Ende sind wir 15 km durch die Altstadt gelaufen, haben über den Opernring und den Graben, vorbei an Hofburg, Lipizzanern und Sisi-Museum den Stephansdom erreicht.

Meine Aussies sind schwer beeindruckt von der Pracht Wiens, der luxuriösen Renovierung fast aller Wohnhäuser und der Schönheit der traditionellen Bauten. Vorbei am Café Demel, wo Touristen Schlange stehen für einen Sitzplatz, umrunden wir den Dom und verlassen den Platz über die Kärntner Straße in Richtung Naschmarkt.

Ein kurzer Zwischenstop im Café Sacher muss sein, wir kaufen ein bisschen Törtchen und finden uns dann am Naschmarkt ein, der meinen Gästen weitere Begeisterungsrufe entlockt. Wir kehren in einem Palatschinken-Restaurant ein, ich möchte ihnen ja die k+k Küche zeigen und rede ihnen die Pizza aus. Dass man Pfannkuchen ohne Backpulver und salzig gefüllt auch essen kann, wussten sie bisher nicht, finden die Idee aber großartig. Ich überrede sie, die Topfenpalatschinken auch noch zu probieren, klar.

Wir laufen weiter Richtung Hotel und kreuzen die Mariahilfer Straße, wo wir ein bisschen herumshoppen. Gegen fünf fallen wir alle auf unsere Betten und erholen uns von den Eindrücken, um dann abends fit zu sein für ein weiteres Mahl im Restaurant „Fromme Helene“, das ich schon von gestern kenne. Das Tellerfleisch ist Legende, die anderen typischen Gerichte lassen ebenfalls nichts zu wünschen übrig.

10.8.

Heute möchten wir etwas weniger laufen. Nach dem Frühstück im nahegelegenen Café Eiles nehmen wir die U-Bahn nach Schloss Schönbrunn. Das Café ist wunderbar, sehr wienerisch und stimmungsvoll, das Frühstück lecker. Nach Melange und frischem Gebäck brechen wir zufrieden auf.

Am Eingang des Schlosses erfahren wir, dass jeden Tag etwa 10.000 Leute Tickets kaufen  und deshalb die Eintrittszeiten minutengenau abgestimmt sind. Die englische Führung beginnt in zwei Stunden, das ist uns zu lang, also nehmen wir die Audio Guides. Auf den Einlass müssen wir so nur eine Stunde warten, bis 12.14 Uhr.

Inzwischen schauen wir den Schlosspark an. Nach französischer Art aufgeteilt und bepflanzt, bestückt mit historisierenden Figuren und Brunnen erholen wir uns auf den streng komponierten Wegen.

Das Schloss selber besichtigen wir mit Scharen von Menschen aus aller Welt, keine Chance, das Tempo des Durchgangs durch die Räume selbst zu bestimmen. Entweder ist eine Gruppe vor einem oder hinter einem oder um einen herum. Die Erläuterungen im Audio-Guide sind kurz, aber ausreichend, wenn man nur einen ersten Eindruck bekommen möchte. Da meine Gäste nicht von irgendwelchen Vorkenntnissen über die österreichischen Kaiser und deren Reich belastet sind, ist das ideal.

Dann fahren wir wieder zurück in die Stadt und schlendern zum Hundertwasser-Haus. Der österreichische Maler hat zusammen mit dem Architekten Kawina ein Haus geschaffen, das die Natur mit einbezieht und den Mietern die Möglichkeit eigener Gestaltung ihres Wohnumfeldes geben sollte. Gebaut wurde es Anfang der 80er Jahre, ziemlich hippy, das Ganze, aber besonders.

Nach einem Spaziergang über das Hundertwasser-Museum im Kunsthaus Wien

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landen wir in der Beach Bar Hermann am Donaukanal, wo wir uns den wohlverdienten ersten Drink des Tages gönnen. Am Ende waren es dann doch wieder 13 km.

Abends kehren wir im „Pfudl“ ein, einem Restaurant, das mir empfohlen wurde vom Gourmet der Familie. Es enttäuscht uns nicht, die gutbürgerliche österreichische Küche in ihrer feineren Version schmeckt wunderbar, vor allem die Zwetschgenknödel am Schluss sorgen für einen gewissen Kalorienüberschuss, aber macht nichts.

Im Hotel verabschieden wir uns, Phil und Paulina fliegen morgen weiter nach Slowenien, ich fahre wieder heim. Wir versprechen uns, uns wiederzusehen, wo auch immer auf der Welt…

Krönender Absch(l)uss

Der Donnerstag beginnt laut Kursprogramm mit der „Möglichkeit gemeinsamer Arbeitsgruppen zur Vertiefung des Unterrichtsstoffes“. Oh yeah. Wir vertiefen uns gewaltig, erst mal in die Kaffeetassen. Dann vertiefen wir uns in den Keller und holen die Ski, damit wir rechtzeitig zur Arbeitsgruppe auf dem Berg sind. Die erste Gondel (wie im Programm vorgesehen) schafft zwar keiner, aber um 11.00 Uhr treffen sich dann doch alle auf der Reiteralm, um zu beweisen, dass, wer nachts feiern kann,  morgens auch anstrengende Tätigkeiten am Berg aushält.

Nachmittags ruhen wir uns  im Erbrecht aus, also, natürlich nur rein körperlich, geistig werden wir auf’s äußerste gefordert, nur dass da kein Zweifel aufkommt.

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Der Ernst des Lebens

Nachdem wir ja nicht (nur) zum Spaß hier sind, müssen irgendwann die Kurse anfangen. Montag morgen versammeln sich alle im Raum Dachstein, die noch einmal Peter Gerhardt  und Werner Schulz hören möchten, die beide angedroht haben, zum letzten Mal hier zu unterrichten. Vier Stunden ächzen wir also mit wehem Blick zum strahlend blauen Himmel unter der Schwierigkeit von Unterhaltsberechnungen und Zugewinnproblemen, dann eine schnelle Suppe und ab auf die Piste!

 

Nach dem Abendessen geht’s nach Schladming auf die 7 km lange Rodelpiste. Nach einem Begrüßungsschnaps im Bus und an der Seilbahn rasen wir blitzschnell die ersten 100 m zur Hütte, dort ein kurzes Getränk und ab geht’s in die Dunkelheit. Heuer läuft es super, der Schnee ist schnell, die Kurven steil und so fliegt ein Großteil der Rodler das eine oder andere Mal aus der Bahn. Das gibt anderen die Chance zu überholen, was die auch unter Gelächter und Geschubse tun. Ich fahre mit Roland, der sich auch einmal verabschiedet. Versteh ich gar nicht, ich sitze vorne und hab da kein Problem mit der Schwerkraft. Danach kehren wir noch in der örtlichen Disko, der Tauernalm, ein und lassen es kurz krachen, bis der Bus kommt. Keine Frage, die Bar im Pichlmayrgut wartet ja auch noch.

Am Dienstag sagt der Blick aus dem Fenster, gute Idee, da zu bleiben, Nebel und Kälte braucht kein Mensch. Also gemütliches Wellness, relaxtes Lesen im Ruheraum, ein bisschen schwimmen, reicht doch.

Zum Trost gibt’s in der Kurspause Sachertorte für alle.

Das Abendprogramm ist heute dafür was Besonderes. Wir fahren in die Ramsau, dort besteigen wir Pferdeschlitten, die uns durch den romantisch verschneiten nächtlichen Wald mit Glockengeläut, stampfenden, schnaubenden Brauereirössern und selbstgebranntem Schnaps in die Nähe einer Hütte bringen. Die letzten paar hundert Meter laufen wir mit Fackeln in den Händen bis zur Sonnenalm,

wo uns Pilz- oder Kürbissuppe, österreichische Schlachtplatte und Kaiserschmarrn erwarten, begleitet von Schrammelmusik, die der Sohn des Wirts für uns zelebriert. Dazu reichlich Bier und Schnaps, wie immer.

Zum Glück ist der Kurs am Mittwoch erst nachmittags.

Das Ausschlafen am Vormittag war wichtig und richtig, das Wetter wieder nicht skifreundlich. Also gemütlich frühstücken, Wellness, etwas rumtrödeln und Kaffeetrinken. Nachmittags bilden wir uns fort und beim Abendessen bereiten wir uns auf den Vortrag von Staatssekretär Prof. Dr. Krings vor, der über die aktuelle Politik referiert. Die Diskussion ist angeregt, ein Teilnehmer tut sich mit etwas seltsamen Ansichten hervor, wird aber von den anderen in die Schranken gewiesen. Wie es halt zur Zeit überall ist. Nicht uninteressant, aber auch nichts wirklich Neues.

An der Bar sind sich dann wieder alle einig, es fließen Wein, Bier, Schnaps und Champagner und wir gehen alle viel zu spät ins Bett. Pichl halt.