Anaga Gebirge

20.3.21

Heute bin ich mit Julia verabredet, um im äußersten Zipfel der Insel das Anaga-Gebirge zu erkunden.

Wir kommen in einer surreal schönen Bergwelt an. Einer der letzten Urwälder Europas verdeckt die Wanderwege, auf denen wir zunächst bergab, dann wieder bergauf laufen, die Bäume neigen sich nach dem Wind und haben aufgrund des ständigen Drucks skurrile Formen angenommen.

Julia hatte sich mit zwei Freundinnen verabredet, die auch hier sind, wir laufen mit Abstand und weitgehend maskiert zusammen. Seit dieser Woche dürfen nur noch 4 Personen zusammen in der Öffentlichkeit gehen, die Masken müssen überall getragen werden und wir sind hier nicht allein. Der Weg scheint einer der beliebtesten zu sein.

Der Rückweg bergauf ist steil und anstrengend, wir treffen deutlich weniger Leute. Steile Wege, vorbei an blühenden Zitronen- und Orangenbäumen in einer gelben Wiese, bringen uns zum Ausgangspunkt zurück.

Dort angekommen, entscheiden wir, uns noch La Laguna anzuschauen, ein nettes Städtchen am Fuß der Berge, in dem ein eisiger Wind durch die Straßen fegt. Das Café, in dem wir einkehren, liegt im Windschatten, serviert uns wunderbare Fruchtsäfte und vegetarische Hamburger, sehr willkommen nach der Wanderung.

Dann fahren wir Julias Freundin noch nach Bajamar, wo sie wohnt. Dort schäumt das Meer über die Kaimauer und der Café con Leche in der Tasse. Wir wärmen uns in der Sonne auf und fahren zufrieden nach Hause.

Los Gigantes

18.3.2021

Langsam komme ich auch hier an. Das merke ich daran, dass ich entspannter werde. Die ersten Urlaubstage sind ja immer eher hektisch, man rennt rum, versorgt sich mit dem Nötigsten (Kaffee, Tee, Schokolade, Obst…) und versucht, so viel wie möglich zu unternehmen. Also, jedenfalls ich bin so. Wenn ich dann langsam einschwinge auf Urlaub, lässt das alles nach. Mein Zeitplan verschiebt sich nach hinten, heißt, ich stehe später auf, komme nicht zum Morgen-Yoga, weil das Buffet sonst zumacht, danach gehe ich lieber schwimmen. Die Wanderung verschiebe ich auf den Nachmittag und hau‘ mich erst mal auf eine Liege am Pool und lese einen Thriller, der nichts zur Bildung beiträgt, aber sehr spannend ist.

Mittags denke ich, na, jetzt könnte ich ja mal losgehen so langsam. Aber ich hab eigentlich Hunger. Hm, hungrig wandern ist auch nichts. Also in die Bar und Sandwich essen. Danach muss ich natürlich erst mal auf der Liege verdauen und Buch weiterlesen. Dann nochmal schwimmen. So geht der Tag rum.

Julia hat keine Zeit heute, deshalb versorge ich mich abends selber und hole mir einen eher labbrigen Salat im Supermarkt. Dazu eine Orange und ein paar Kekse, muss reichen für heute. Auf Essengehen hab ich keine Lust.

19.3.2021

Mein Sonnenbrand von gestern verträgt eine Pause. Heute mache ich die Wanderung, zu der ich gestern nicht gekommen bin, gleich nach dem Frühstück. Ich packe also meinen Rucksack und stiefele los Richtung Bollullo-Strand im Osten. Mein Plan ist, dem Küstenweg etwa eine Stunde lang zu folgen, dann umzukehren und am Strand eine Pause einzulegen.

Links und rechts des Weges erstrecken sich Bananenfelder, Palmen und im Hintergrund die hohen Berge. Ich spaziere bergauf, bergab, bis zu der Bucht, in der der Strand liegt. Als ich runterschaue, stelle ich fest, dass vom Strand nicht viel zu sehen ist, weil Flut. Ein kleiner Streifen ist trocken, der Rest wird von Wellen überspült.

Natürlich könnte ich mich jetzt auf einen Felsen setzen, aber das ist mir eindeutig noch zu früh, ich bin erst etwa eine halbe Stunde unterwegs. Also setze ich den Weg fort, gehe um die Bucht herum und stoße an eine Absperrung. Na toll. Eine Strecke, die um die Bucht herumführt und dann wieder auf einen Wanderweg führt, ist nirgends zu sehen, jede Straße führt in eine Einfahrt oder auf einen Parkplatz. Der Umweg müsste wohl großräumiger sein, entlang der Landstraße, und wo man dann landet, ist offen. Also gehe ich wieder zurück und schwimme ein bisschen.

Am späten Nachmittag hole ich Julia ab, wir fahren über die landschaftlich schöne, aber wegen exzessiver Kurven anstrengende Straße nach Los Gigantes, eine dramatische Steilküste im äußersten Westen der Insel. Der Weg führt über hohe Berge, durch das Teno-Gebirge hindurch in die kleine Ortschaft mit Aussichtspunkt auf die Felsen. Abgesehen davon, dass es Julia auf der kurvigen Strecke schlecht ist, eine wunderschöne Fahrt.

Danach wollen wir nach El Medano, ein Urlaubsort im Süden, zum Shoppen und Abendessen. Das Städtchen ist nicht ganz so häßlich wie viele andere hier, vor allem ist reges Leben auf den Straßen und Plätzen. Wir kehren in einem netten Strandlokal ein, freuen uns am Anblick von anderen Menschen (so weit ist es gekommen!) und genießen den Blick auf’s Meer. Es wird dunkel, die Läden schließen. Shopping für heute gecancelt. Egal, wir spazieren trotzdem durch Fußgängerzone und Hafen, bevor wir sehr knapp vor der Ausgangssperre (22.00 Uhr) losfahren und schauen, dass wir noch einigermaßen rechtzeitig heimkommen. Interessanterweise ist die Autobahn voll, auch um zehn wird es keineswegs leerer. Scheint nicht so richtig ernst zu sein mit der Sperre oder vielleicht gilt eigenes Auto nicht als Ausgang, wer weiß das schon.

 

 

Küstentour

17.3.21

Zu meiner Freude ist der Himmel wolkenlos, als ich früh aufwache. Ich suche mir eine Tour entlang der Küste, um das Meer in seiner tiefen Bläue zu genießen.

Dazu fahre ich zunächst zum Hotel Maritim, wo die Tour startet. Wieder so ein Beispiel der totalen Verschandelung dieser Insel. Zwei Wolkenkratzer direkt an der Steilküste, der Blick von innen ist sicher toll, aber die Ansicht von außen eine Katastrophe.

Die Tour führt zunächst ein kleines Stück an der Küste entlang, dann durch eine Siedlung am oberen Rand auf einen wunderschönen Wanderweg bis zur Casa Hamilton, der ersten Wasserstation auf diesem Teil der Insel. Das Haus ist verfallen, aber malerisch. Der ehemalige Eigentümer hat von da aus die nahen Quellen gesammelt und die Wasserverteilung in der Gegend eingerichtet.

Der Weg führt weiter über einen Palmenwald zum Mirador San Pedro, einem Aussichtspunkt mit – tadaa!- einem Café-Restaurant.  Ich lasse mich nieder, genieße Cafè con leche und freue mich an dem Blick über die Nordküste der Insel.

Dann breche ich wieder auf und folge der Tour, die aber etwas seltsam wird. Anstatt über weitere landschaftliche Schönheiten führt sie nun entlang einer gut befahrenen Straße ohne Gehsteig. Ich denke, wird schon wieder werden, bis ich an der Autobahn Norte stehe und Komoot mich allen Ernstes an dieser entlang leiten möchte. Das halte ich dann doch für etwas zu abenteuerlich. Ich überquere die Straße unterirdisch durch einen passenderweise vorhandenen Tunnel und hoffe, nun wieder auf einen schöneren Weg zu kommen.

Als die Tour dann aber nur durch Ausläufer der Stadt führt, breche ich ab und gehe zu dem Küstenweg zurück. Über einen verbotenen Weg, dessen Absperrung aber von früheren Wanderern zur Seite gedrückt ist, gelange ich zum Auto zurück.

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Abends besucht mich Julia und wir gehen erst einen Zaperoco (Kaffe mit Süß und Alkohol) trinken und dann in Titos sehr netter Bodeguita essen.