Kangaroo Island

10./11.2.

Kangaroo Island haben mir schon so viele empfohlen, da muss ich natürlich hin. Ich habe eine zwei-Tage-Tour gebucht, der Bus holt mich um 6.45 Uhr ab. Nach etwa 1 ½ Stunden besteigen wir die Fähre, die uns in 45 Minuten auf die drittgrößte Insel Australiens bringt. Dort empfängt uns Kate, unser Guide.

Zuerst bringt sie uns zu Rob’s Sheering Station, wo Rob uns erklärt, wie man Hunde dazu abrichtet,  die Schafe da hinzutreiben, wo sie sein sollen. Dann schert er einen Hammel für uns, der eher irritiert wirkt als erfreut. Ein guter Schafscherer schafft etwa 200 Schafe am Tag, eine enorme Menge. Die Leute werden nach Stückzahl entlohnt, so dass sie Interesse daran haben, Akkord zu arbeiten. Ich glaube nicht, dass die Schafe das besonders lustig finden, es geschieht ihnen aber auch kein Leid dabei. Bei den Temperaturen hier muss es eine Erleichterung für sie sein, die ganze Wolle loszuwerden.

 

Danach bringt uns Kate zum Lunch in eine Station, wo verwaiste Emus, Kängurus und andere Tiere aufgepäppelt werden, sehr zu unserer Freude. Wir dürfen sogar die Kängurus streicheln, weich und wollig.

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Als nächstes stehen Seehunde auf dem Plan. Kaum zu glauben, dass die faul  herumliegenden Klöpse sich im Wasser so elegant bewegen können.

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Danach geht’s in die Sanddünen. Dort bekommen wir Sandboards und kraxeln rauf, um, je nach Können, im Sitzen, Liegen oder Stehen herunterzudüsen. Ich versuch’s mal im Sitzen, das kenne ich vom Rodeln….Anstrengend, aber ein Heidenspaß.

Zur Erholung fahren wir dann in einen Eukalyptuswald, in dem viele Koalas leben. Wir suchen und finden zu unserer Freude ganz viele wache und schlafende Tiere, Mütter mit Babys, schmatzende und grunzende Männchen. Koalas schlafen 20 Stunden am Tag, um die nährstoffarme Kost, die sie ausschließlich zu sich nehmen, zu verdauen. Um die Toxine, die in den Blättern enthalten sind, zu vertragen, sind sie auf bestimmte Bakterien angewiesen, die die Blätter im Darm verarbeiten. Diese Bakterien nehmen sie nach dem Abstillen über den Kot der Mutter zu sich. Wenn sie also nicht als Babys diesen Kot fressen, können sie nicht überleben, weil ihnen die Bakterien fehlen. Die Natur hat interessante Konzepte.

Die Felsen  der „Remarkable Rocks“ sind aus Granit und durch erdgeschichtliche Verwerfungen geschmolzen und an die Oberfläche gebracht, wo sie erodieren und sehr dekorative Formen hervorbringen.

Unterwegs stoßen wir auf ein Echidna, ein Schnabeltier, das zu den seltenen eierlegenden Säugetieren gehört. Die Mutter säugt das Junge allerdings nicht über Zitzen, die sie nicht hat, sondern sie schwitzt ihre Milch aus. Sachen gibt’s!

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Der Imperial Arch ist eine beeindruckende Felsformation an einem Aussichtspunkt, unterhalb dessen Pelzrobben leben. Zur Zeit haben sie Junge, allerdings sind die schon einige Monate alt. Diese Robben haben eine Tragezeit von 18 Monaten, die Fruchtbarkeit ist also nicht so hoch. Wegen ihres Fells wurden sie früher gejagt, daher gehören sie noch heute zu den bedrohten Arten und erholen sich nur langsam.

Zuletzt fahren wir noch zu einem natürlichen Felstunnel, über den man einen kleinen Strand erreicht. Leider ist das Wetter nicht so toll, sodass man den Strand nicht wirklich genießen kann. Ich finde am anderen Ende Pelikane.

Auf dem Rückweg zur Fähre entdeckt Kate vom Bus aus eine Tigerschlange, eine der beiden giftigen Schlangenarten auf der Insel. Sie stoppt und lässt uns aus dem Bus fotografieren, keiner möchte aussteigen.

Als sich die Schlange wieder davonmacht, beschließen wir die Tour mit der Rückfahrt nach Cape Jervis, wo schon der Bus wartet. Der allerdings überbucht ist. Ich werde in einen anderen Bus verfrachtet, der – wer hätt’s gedacht – in Glenelg hält und deshalb länger braucht. Hätten wir das gewußt, hätte Phil mich nicht in Adelaide abholen müssen und wir hätten uns etwa eine Stunde gespart. Obwohl wir am Abend vorher noch versucht haben, meine Rückkehr nach Glenelg zu organisieren, war das nicht möglich. Wahrscheinlich hat der Typ am Telefon schlicht keine Lust gehabt, sich mit einer Umbuchung zu beschäftigen. Na ja, ich bin gut wieder angekommen und fliege dann morgen nach Perth.

Riesling Trail

8.3.

Wir machen uns auf Richtung Adelaide, die lange Autofahrt führt uns durchs Clare Valley, eine Weingegend. Nach stundenlangem Blick auf Halbwüste, Weizenfelder, Geröll kommen wir in einer grünen Oase an: sanfte Hügel überzogen mit Weinreben, dazwischen kleine Wälder und Felder mit Weizen. Auf dem „Riesling Trail“ liegen hunderte Weingüter, die alle gern zum Probieren einladen und ihre lokalen Produkte verkaufen.  Zuerst verschaffen wir uns eine Grundlage in Clare, einem netten Ort mit allen Läden für den täglichen Bedarf der ganzen Gegend.

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Nach einem Sandwich mit Ginger Beer schlängeln wir uns den Trail entlang zu einem alten Kloster, in dem die Sevenhill Winery untergebracht ist. Wir probieren uns durch die Weinkarte, allerdings wollen sie uns den teuren diesmal nicht geben, den kriegen nur die Leute, die für eine private Weinprobe bezahlt haben. Auch Sherry und Portwein kriegen wir nur auf Anfrage, die nette Verkäuferin erklärt uns, dass sie die „harten Sachen“  nicht auf die Karte setzen, weil die Leute sich sonst zu sehr betrinken, dann ins Auto steigen und zur nächsten Winery fahren.

Die gleiche Geschichte erfahren wir in der nächsten Winery, Crabtree. Das sind alles kleine Produzenten, die nicht nach Europa liefern, weil sie nur die lokal angebauten Trauben verwenden, um den Wein rein zu halten. Und die geben nicht genug her für größere Exportgeschäfte. Alles sehr nett und sympathisch, Paulina und Phil kaufen überall ein bisschen was ein und wir fahren etwas bedudelt nach Hause.

9.3.

Paulina und ich machen uns auf in die Adelaide Hills. Zuerst bringt sie mich in ein Städtchen namens Hahndorf. Es ist der touristische Overkill. Alles ist auf „Deutsch“ gemacht, es gibt ein Hofbräuhaus, Löwenbräu Bier, deutsches Essen, Souvenirs…Wahnsinn. Wir kaufen ein Eis und spazieren an den Shops entlang, bis wir in der Touristeninfo landen. Paulina möchte mir das Haus eines Malers zeigen und findet es nicht. Die Frau in der Info sagt, es ist geschlossen. Na gut. Dort bekomme ich einen Zettel mit der eher unspektakulären Geschichte des Orts – Deutscher gründet landwirtschaftliches Zentrum, alle sind dankbar und nennen den Ort nach ihm – und wir fahren weiter. 

Das nächste Ziel ist ein weiteres Städtchen, darauf noch ein drittes namens Stirling. Wir spazieren durch die Orte, die alle sehr hübsch und sauber sind, mit kleinen Parks und Restaurants malerisch in den Hügeln gelegen. Alles ist viel grüner als im Hinterland, das liegt wohl an der Höhe. Das Klima ist hier feuchter und kälter, was im Sommer ein Vorteil, im Winter wegen dauernden Nebels ein Nachteil ist.

Abends kommt noch ein befreundetes Ehepaar vorbei, die mich unbedingt kennen lernen möchten. Sie sind lustig und offen und weitgereist, wie offenbar die meisten hier. Wir stoßen auf die kleine Alessia an, das süße Enkelkind meiner Gastgeber, und haben einen sehr fröhlichen Abend. 

Flinders Ranges

5.3.

Den ganzen Tag sind wir unterwegs. Zuerst quälen wir uns durch einen Riesenstau aus Adelaide raus, bis wir den hinter uns haben, schlafe ich. Dann machen wir Halt  an der ehemaligen Farm von Paulina und Phil. Jetzt gehört das Haus ihrer Tochter Louise, die es als Wochenendhaus nutzt.

Nach Kaffee und Kuchen fahren wir weiter in ein kleines Städtchen, Laura,  Vorbote des Outback. Weitere Städtchen folgten, eines verlassener wie das andere. Alle sind ganz süß hergerichtet, die Eisenbahnstationen aus früheren Zeiten haben zum Erblühen dieser Orte geführt. Durch das Aufkommen billiger Flüge scheinen sie aber eher verlassen zu sein, vor allem außerhalb der Saison. 

Je weiter wir kommen, desto trockener wird die Landschaft. Zuerst fahren wir durch kilometerlange Weizenfelder, vorbei an Silos und riesigen Maschinen zur Bewirtschaftung, dann wird der Boden sogar für die Landwirtschaft zu trocken. Geröll liegt auf roter Erde, ein paar vertrocknete Sträucher und Eukalyptusbäume sind die einzige Vegetation. Am Straßenrand liegen die Kadaver verhungerter und verdursteter (und natürlich auch überfahrener) Tiere, die, vergeblich nach Wasser und Nahrung suchend, die Straßenrandbepflanzung fressen. Der Regen, der sonst mindestens einmal pro Sommer in  heftigen Gewittern herabströmt, ist seit zwei Jahren ausgeblieben. Die Folgen des Klimawandels sind allgegenwärtig. Ich erfahre, dass vor einigen Jahren noch hunderte Kängurus abends an die Häuser der Menschen gekommen sind, gut genährt und neugierig und dass jetzt nur noch halb verhungerte und verdurstete Tiere den Weg zu den Menschen finden, in der Hoffnung auf etwas Hilfe. Die Menschen müssen Futter für die Nutztiere einkaufen und das Grundwasser hochpumpen, in einer Gegend, in der bis vor einigen Jahren noch niemand auf die Idee gekommen wäre, dass das einmal nötig werden könnten. Allenthalben hört man, dass die Natur aus dem Gleichgewicht ist. 

Am Nachmittag kommen wir im Rawnsley Park an,  am Rande des Wilpena Pound liegt, einer ovalen Gebirgsformation um eine kraterförmige Hochebene. Die Berge leuchten in Schichten rot und schwarz, bei Sonnenuntergang treten die Farben der Erde und der Felsen in Konkurrenz. 

Wir schauen uns um und freuen uns über die luxuriöse Lodge mit der hübschen Veranda, von der wir den Blick auf die Berge haben. Paulina hat den halben Haushalt dabei, so dass wir an der obligatorischen Grillstation Steaks und Kartoffeln grillen können, während wir Cole Slaw zubereiten.

6.3.

Früh am Morgen unternehmen wir eine erste Wanderung auf einen Hügel, von dem aus wir eine Wahnsinns-Aussicht über die Täler und Berge der Flinders Ranges haben. Die Landschaft ist sehr unterschiedlich, wenn auch überall extrem trocken. Ein erstes Känguru hüpft uns über den Weg.

Nach dem Abstieg fahren wir zu einem ausgetrockneten Flussbett und picknicken ein zweites Frühstück. Dann wandern wir das Flussbett hinauf und finden tote Tiere, vor allem Ziegen. Was mit denen passiert ist, weiß keiner. Die Eukalyptusbäume mit den bizarren Formen halten das Klima aus und holen sich das Wasser aus dem Untergrund. Ihre Wurzelballen speichern die minimalen Reste über Monate und sie werden 4-500 Jahre alt, trotz extremer Trockenheit. 

Mittags machen wir Halt im Prairie Hotel, einem Restaurant mitten im Outback, wo sie gemischte Platten mit heimischen Fleischsorten – Känguru, Emu, Kamel – servieren. Und Fager Lager, ein heimisches Bier. Die einzigen menschlichen Niederlassungen hier sind alte Stationen, wo die alten Siedler entweder Schienen verlegt oder Telegrafenmasten aufgestellt haben, die ihre Signale über den ganzen Kontinent verschicken. Sonst ist weit und breit nur Natur. Keinerlei Verkehr, wir haben den ganzen Tag vielleicht 5 Autos gesehen.

Wir besuchen ein paar aufgelassene alte Dörfer wie Beltana, deren Häuser verfallen, auch dort begegnet uns  niemand. Dort gibt es allerdings den einzigen Brunnen, den ich hier gesehen habe. Er wurde von afghanischen Männern gebaut, die den Aussies beibringen sollten, wie man Kamele behandelt und wie man dieses wilde, staubtrockene Land mit ihrer Hilfe erschließt.

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Am Ende fahren wir durch die Brachina Gorge, eine Schlucht, in der wir endlich Wasserlöcher sehen, an denen sich Yellow Footed Rock Wallabys und Kängurus versorgen können.

7.3. 

Heute nacht hat Paulina einen Anruf bekommen, dass ihr erstes Enkelkind geboren wurde. Es ist viel zu früh, in der 32. Woche, aber die Ärzte sind guter Dinge. Paulina ist total aufgeregt, na klar!

Morgens sind wir los in den Wilpena Pound Nationalpark. Riesige Gumtrees stehen am Rand des Wanderpfades, der uns zwischen roten Felsen zu einem Homestead führt, wo in früheren Jahren eine Familie versucht hat, Getreide zu pflanzen. Nach einigen Jahren sind sie wegen der Trockenheit kläglich gescheitert und mussten den Ort verlassen. Heute leben hier viele Tiere, es ist ein Nationalpark mit einer Quelle und einem kleinen Billabong, was natürlich essentiell ist.

Die Trockenheit ist ein großes Thema hier. Es hat vor zwei Jahren das letzte Mal geregnet, Mensch und Tier sind völlig ausgetrocknet. Alle leiden. Die Menschen sind auf das Grundwasser angewiesen, die Tiere suchen die wenigen Quellen und Tümpel und natürlich die Tränken für die Schafe und Ziegen. Viele verdursten. 

Nach der schönen Wanderung sind wir weiter gefahren zur Angorichina Station, die älteste Schafscherhütte Australiensnoch in Betrieb ist.  

Der weitere Weg führt uns nach Blinman, vorbei an einem Berg der „Great Wall of China“ heißt, weil er von einer natürlichen Mauer gekrönt ist. Blinman ist ein Dorf am Ende der Welt, es hat aber eine Bäckerei mit einer Spezialität, Quandong Cake. Was immer ein Quandong ist, irgendeine Frucht, jedenfalls schmeckt der Kuchen lecker.

Von Blinman aus sind wir noch ein Stück in die Parachina Gorge hineingefahren, wieder hat sich die Landschaft geändert von Buschland zu roter Halbwüste, zwischen staubtrockenen Bergen.