Frühlingsfest

München im Frühling. Eine ambivalente Veranstaltung. Den einen Tag ist es wunderschön, alles blüht, die weißen und rosa Blütenblätter der Kirsch- Apfel- und Mandelbäumchen erzeugen den Eindruck von Schneefall bei strahlendem Sonnenschein. Die Leute freuen sich an den – endlich- angenehmen Temperaturen und bevölkern die Biergärten und Sonnenterrassen der Stadt.

Den nächsten Tag schneit es. Die Temperaturen sinken unter Null Grad, Wolken rasen im eisigen Wind über den Himmel und die Flocken fallen dick und frostig auf den gerade erst antauenden Boden. Die Tulpen verstecken sich unter einer Haube aus Schnee, die Magnolien frieren vor sich hin wie die Menschen, die in Häuser und Cafés flüchten.

In diesem alljährlichen Wechselbad öffnet  das Frühlingsfest auf der Theresienwiese, dem Ort, wo im September das Oktoberfest stattfindet. Bierzelt, Essensstände, Karussells, alles nur etwas weniger und kleiner als beim weltberühmten Besäufnis im Herbst. Dafür sind weniger Touristen da und mehr Münchner.

Am ersten Samstag findet direkt daneben auch noch der größte Flohmarkt der Stadt seine Fans, die zwischen Ramsch und Büchern und Second-Hand-Alles ihren Spaß haben. Er ist riesig, mindestens ein Halbtagesprogramm für die, die wirklich interessiert sind und etwas suchen.

Mir wird es ewig ein Rätsel bleiben, was Leute dazu treibt, den Schrott, den andere aus ihrem Speicher/Keller aussortieren, zu kaufen und sich selber in die Wohnung zu stellen. Wenn überhaupt, würde ich hier höchstens das ein oder andere gebrauchte Buch finden, aber da müsste ich zwischen den tausenden alten Schundromanen und Krimis auch lange suchen. Fans alter Vinylplatten kommen auf ihre Kosten, auch gebrauchtes Lego, Playmobil und sonstiges Spielzeug lässt sich finden.

Ob ihr’s glaubt oder nicht: ich war heuer das erste Mal in meinem Leben auf dem Frühlingsfest. Es hat sich noch nie ergeben, obwohl ich mein ganzes Leben in dieser Stadt wohne. Den Flohmarkt habe ich dann auch gleich mitgekriegt, die anderen wollten unbedingt schauen, was es so gibt. Wie erwartet: Nichts, was man unbedingt haben muss, aber zum Durchgehen und sich Wundern ist es allemal eine nette Abwechslung.

Nachdem wir uns lange genug gewundert haben, sind wir  im Hippodrom gelandet, einem Traditionsbierzelt, das auf der Wies’n geschlossen wurde, hier aber stattfinden darf.

Ein, zwei Maß später, Bier oder Apfelschorle, je nach Geschmack, dazu alternativ ein Wagyu-Burger oder Schweinsbraten, ist die Münchner Welt in Ordnung und das eiskalte Wetter vergessen.

Waves, Seahorse und Rex

Freitag, 24.3.

Scheißwetter. Ich wache auf vom prasselnden Regen. Den ganzen Tag hänge ich daheim rum, bis mir die Idee kommt, ich könnte ja mit Rex, Jema’s Hund, am Strand spazieren gehen. Wir laufen also den Turtle Beach rauf und runter, einmal, zweimal.

Abends lade ich Jema zum Essen ein, in’s Seahorse, was anderes kommt nicht in Frage. Dort fällt mir auf, dass alle Bedienungen Asiaten sind. Der Besitzer war ursprünglich ein Deutscher, jetzt hat er an einen Engländer verkauft. Jema meint, deshalb läuft der Laden. Wir essen sehr gut und freuen uns über die guten Drinks. Gelungener Abschiedsabend.

Samstag, 25.3.

Heute gehe ich ein letztes Mal zum Turtle Beach, Rex folgt mir auf Schritt und Tritt. Ich lege mich auf eine Liege, Rex darunter. Ich gehe ins Wasser, Rex wartet am Rand. Ich unterhalte mich mit einer Trinidad Inderin über Indien und Kühe am Strand, Rex sitzt neben mir. Den würde ich ja am liebsten mitnehmen.

Später wechsele ich den Strand für einen Abschiedsdrink und ein Sandwich im Waves. Rex geht mit.

Keith bringt mich zum Flughafen. Um 21.10 Uhr steige ich in die Condor und lasse die Karibik hinter mir zurück, tiefenentspannt. Der Alltag kann kommen.

 

Relax

Dienstag, 21.3.

Der gestrige Tag verging mit etwas Strandleben und einem abendlichen Drink im Waves zum Sonnenuntergang.

Heute wache ich früh auf durch lautes Geschrei (oder soll das Gesang sein?) aus einer anscheinend nahegelegenen Kirche. Halleluja. Nach dem Frühstück nehme ich ein Sammeltaxi zum Pigeon Point, dem angeblich schönsten Strand der Insel. Der ist wirklich schön, ruhiges Wasser wegen des Buccoo Riffs, türkis und blau und grün, feiner Sand, zwei Bars und Liegestühle. Alles, was das Herz begehrt. Ein etwa 20-jähriger Junge quatscht mich an, ob ich Jetski fahren möchte. Als ich ablehne, fragt er mich, ob ich neugierig bin auf seine braune Haut. Ich fasse es nicht.

Um fünf fahre ich zurück und lasse mich am Waves zur Happy Hour absetzen. Traditionen soll man am Leben halten. Ein Rentner aus Florida, dessen Familie ursprünglich aus Madeira, ansonsten aber von Tobago stammt,  lädt mich überschwänglich ein, ihn in Orlando zu besuchen.

Als ich heimkomme, schreien sie immer noch in der Kirche, lauter und intensiver als am Morgen. Diesmal besteht kein Zweifel: Das soll kein Gesang sein, sondern Ekstase. Gott ist offenbar schwerhörig.

Mittwoch 22.3.

Ich wache um 6 Uhr auf vom prasselnden Regen.

Später lerne ich  Andreas und Sabine kennen, die auch bei Jema untergebracht sind. Sie laden mich ein, sie abends in’s Seahorse, angeblich das beste  Restaurant der Insel, zu begleiten. Wann immer ich bisher vorgeschlagen habe, da hin zu gehen, habe ich nur aufgerissene Augen und „…but it’s very expensive!!!“ als Reaktion erhalten. Was das genau bedeutet, konnte mir keiner sagen. Anscheinend war noch niemand dort.

Das Essen ist sehr lecker, die Preise etwa obere Mittelklasse in Deutschland. Wir hauen uns drei Gänge rein. Weiß jemand eine gute Diät?

Donnerstag, 23.3.

Ich überlege, noch einmal zum Pigeon Point zu fahren, habe dann aber doch keine Lust und gehe zum Grafton Beach.  Ich liege neben einer Palme unter einem Busch. Dann geht mit steigender Sonne der Schatten weg. Eine Minute, nachdem ich das Handtuch weiter gezogen habe, fällt ein riesiges Palmblatt genau auf die Stelle, an der ich vorher war. Wenige Minuten später fällt auf der anderen Seite eine Kokosnuss herunter. Gerade noch überlebt.

Mittags gehe ich ins Waves, wo mir erklärt wird, dass die Küche heute geschlossen hat. Man schickt mich ins Grand Courlan Hotel. Dort esse ich, mit noch zwei Leuten einzige Gäste im Restaurant, nach etwa 30 Minuten Wartezeit das schlechteste Chef-Sandwich meines Lebens. Ungetoasteter Toast, lieblos zusammengeklatscht mit einem sichtlich betagten Salatblatt, einer matschigen Tomate und einem müden Hühnerbrüstchen auf Spurenelementen von Mayonnaise. Mineralwasser haben sie nicht, frische Limonade kennen sie gar nicht. Also ein Ginger Ale. Trüb.

Zum Ausgleich lade ich Keith zum Abendessen ein.

Wir kehren nochmal in der Pasta Gallery ein, der Laden ist wie immer voll. Die Bruschetta sind gut, der Salat auch und die Nudeln mit frischem Pesto können sich sehen lassen. Keith ist ein amüsanter Gesprächspartner, der sehr interessiert ist an allem Möglichen. Tag gerettet.

Als ich heimkomme, geht die Klimaanlage nicht. Das bedeutet, dass ich die ca. 30 Grad  schwüle Hitze im Raum akzeptieren muss. Ich reiße alle Fenster auf, damit etwas Luft herein kommt und versuche, die Mückenschwärme zu ignorieren. Das gelingt nur teilweise. Um 2.30 Uhr stehe ich auf und schmiere mich mit frischer Aloe Vera ein. Das funktioniert, bis dann die Hähne krähen. Also: Ohrstöpsel rein. Ab halb acht ist dann nichts mehr zu machen, zu viel Trubel ums Haus, die Elektriker sind da, alle meine Fenster offen und jeder kann mir beim Schlafen zuschauen.