Kerkyra

3.8.21 Kerkyra

Es muss etwas Abwechslung her, jeden Tag Strand ödet auf die Dauer ziemlich an. Also buche ich einen Trip  nach Kerkyra, der Hauptstadt von Korfu. Der Bus fährt über die mit Pinien und Zypressen bewaldete Insel, bergauf, bergab. Kleine Dörfer liegen verstreut über die Berge. Sicher ein hübsches Wanderziel im Frühjahr und Herbst.

Kerkyra ist eine nette Kleinstadt, bisschen abgeblättert, aber ganz stimmungsvoll. Die Altstadt erinnert an Zadar oder Split, teilweise gepflastert mit hellem Stein. Es gibt nur Souvenirläden, indische Klamotten, Juweliere und Cafés, bisschen over-touristed, das Ganze, aber nicht uncharmant. Ich bummele durch die engen Gassen, die die Hitze erträglich machen und arbeite mich zur alten venezianischen Festung vor.

Die Festung wurde in byzantinischer Zeit gegründet und später aufgegeben, als die Venezianer auf einem Hügel in der Innenstadt eine neue bauten zum besseren Schutz der Bevölkerung. Beim Eingang fragt mich eine Frau, ob ich es schaffe, da raufzuklettern bei der Hitze. Sie ist offensichtlich an der Bergtour gescheitert.

Der Blick vom Aussichtspunkt ganz oben über Stadt und Hafen ist hübsch, die Boote und Fähren sind weiße Tupfer im immerblauen Meer, die romantische kleine Stadt wirkt einladend und verschachtelt.

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Beim Abstieg komme ich an einer Kirche vorbei, die von außen wie ein Tempel aussieht, innen nichts Besonderes. Fotografieren verboten.

Ich suche mir ein nettes Restaurant in einem Park und genieße gutes italienisches Essen in lauschiger Umgebung. Dann bummele ich zum Bus zurück, der uns spät abends nach Arillas zurückbringt.

4.8.21 Arillas

Strandtag, zu heiß für alles andere. Die Waldbrände in Griechenland und der Türkei nehmen Ausmaße an, die für die Bevölkerung und die Touristen in den entsprechenden Gebieten bedrohlich werden. Besonders die Türkei hat keine Vorkehrungen gegen derartige Ereignisse getroffen und muss sich Flugzeuge aus anderen Ländern leihen, um die Flammen zu bekämpfen. In Korfu ist noch alles in Ordnung.

Zum Abendessen treffe ich Annette, wir laufen zum Akrotiri Café hinauf, wo wir uns auf die Terrasse setzen. Leider hatte ich völlig vergessen, dass dort schwarze Käfer rumfliegen, die sich in Haare, Dekolletee und ins Essen setzen, sehr lästig und eklig. Zum Glück verschwinden sie nach der Dämmerung.

Der Abstieg ist mit Taschenlampe gut machbar, dabei stellen wir fest, dass der Nachthimmel nicht besonders klar ist, obwohl uns einige Sternschnuppen den Weg weisen. Der Rauch der Brände vom Festland und von Albanien weht herüber und lässt den Himmel zum Teil dunstig aussehen, besonders auch beim Sonnenuntergang kann man sehen, dass es nicht ganz klar ist.

5.8.21 Arillas

Noch ein Strandtag. Abends besuche ich ein Konzert einer grauenvollen Band, deren Frontman aber so nett und motiviert ist, dass ich doch eine Weile bleibe. Der Eintritt frei, Spendenbasis, wie alles hier. Das liegt an irgendeiner Vorschrift, dass bei Veranstaltungen, die privat sind und kostenlos, mehr Zuschauer anwesend sein dürfen als bei professionellen Konzerten. Wer sich das ausgedacht hat, gehört geköpft. Die etablierten Profis kommen natürlich (!) nicht, dafür strömen die Leute zu denen, die hoffen, wenigstens ein bisschen was zu verdienen über die Spenden. So kann man eine Branche auch kaltstellen und die, die’s am Nötigsten haben, leiden am meisten darunter, nämlich die nicht etablierten Professionellen, deren Einkommen ohnehin mager ist und deren Hoffnung auf reiche Spenden schon deshalb enttäuscht wird, weil das Publikum auch kein Geld hat. Ich bin nett und lasse ein bisschen was da, auch wenn die Leistung mich nicht überzeugt. Immerhin stellen sie sich hin und machen was, mit vollem Risiko.

6.8.21

Der Urlaub neigt sich dem Ende zu. Abends steigen wir noch einmal auf den Berg zu einem anderen Restaurant, diesmal ohne Käfer. Insgesamt fühle ich mich sehr erholt, vielleicht war ein bisschen Untätigkeit auch  mal nicht so schlecht. Dennoch ist Strandurlaub nicht mein Ding, nächstes Mal mag ich glaube ich wieder ein bisschen mehr von der Welt entdecken.

Arillas

24.7.2021

Korfu soll die schönste griechische Insel sein, sagt man, jedenfalls die grünste. Arillas, so hört man, ist ein kleines Dorf an der Westküste, vornehmlich besucht von Yogis und Osho-Jüngern, anscheinend gibt es eine große spirituelle Szene. Ideal für alleinreisende Frauen, weil viele Gleichgesinnte, relativ unberührt vom Massentourismus, viele Yoga- und Meditationsstunden, Meer, Strand…

Ich war da ja noch nie, also probiere ich es aus.

Der Urlaub fängt mit einem Desaster an. Nachdem mich Erich pünktlich abholt, schon da ist, als ich die Koffer nur schon mal rausstellen will, ich deshalb nicht mehr in die Küche zurück gehe, um aufzuräumen, stelle ich beim Check-In fest, dass ich mein Handy zuhause liegen lassen habe. Mit Impfbescheinigung, Anmeldung beim griechischen Staat, Daten von Flug und Hotel und Taxi und was  man sonst noch so braucht, Hörbücher, What’s App…. Es ist zu spät, um jemanden anzuflehen, das Handy zu bringen, Laca reagiert nicht auf meinen Anruf, hätte aber sowieso nichts genutzt. Was mach‘ ich jetzt bloß?

Zuerst beschimpfe ich mich. Dann erkläre ich mir, dass ich wahrscheinlich schon völlig verblödet bin und beschimpfe mich noch ein bisschen. Dann stelle ich fest, dass ich, wenn ich den Flug nicht verpassen will, ohne das Teil auskommen werden muss. Ich zeige meinen Impfpass vor, die anderen Sachen hab ich ja zum Glück alle entweder in den Emails oder ausgedruckt. Mit geöffnetem Laptop (in der anderen Hand den Rucksack und die Handtasche, den Koffer vor mir), manövriere ich mich durch die Kontrollen und schaffe es, mein Gepäck aufzugeben und ins Flugzeug zu gelangen.

In Kerkyra sollte ein Taxi am Flughafen stehen mit einem Schild mit meinem Namen drauf. Steht aber nicht. Ich warte, vielleicht kommt er ja noch. Tut er nicht. Ich warte noch ein bisschen. Dann wende ich mich an eine Frau an einem Stand, wo irgendwelche Reisen vermittelt werden, und frage, ob sie mir helfen kann. Mein Laptop verweigert das Flughafen-Wlan. Also leiht sie mir ihr Handy, das aber nur griechische Schrift kann. Ich muss aber irgendwie auf mein booking.com kommen, denn da steht, wie das Taxiunternehmen heißt. Nach einigem Hin und Her schaffen wir das. Hurra! Aber nur kurz. Denn niemand auf dem ganzen Flughafen kennt dieses Unternehmen. Ich schaue nochmal und nochmal, ob da inzwischen irgendwer ist, aber nein. Netterweise bietet mir die Frau von dem Unternehmen an, mich in ihrem Bus mitzunehmen, der nach Arillas fährt. Nachdem ich eineinhalb Stunden auf dem Flughafen vertrödelt habe, nehme ich das Angebot gern an.

Korfu ist schön und grün, das sehe ich bei der Anfahrt. Mein Appartement ist nett, Balkon, Meerblick, wenn auch das Bad winzig und die Küche miserabel ausgestattet und eher paläontologisch interessant ist. Aber insgesamt passt es schon, ich will ja keine Menüs fabrizieren, Wasserkocher, Müslischale, Teller und Basisbesteck sind da. Einen Swimming-Pool gibt es auch. Ich packe aus und laufe zum Strand, etwa 350 m. Das Meer ist blau und erfrischend, ich atme erst mal durch. Heute brauche ich keine Abenteuer mehr, ein Strandrestaurant bietet Schwertfisch mit Salat, wunderbar.

Später zieht mich Rockmusik in eine nette Bar, wo ich mir noch einen Drink gönne, ein bisschen was schreibe und genieße, mal wieder in einer Bar zu sitzen, Musik zu hören und Leute zu beobachten.

Das geht ohne Handy viel besser. Wenn man das Teil mal nicht hat, fällt einem erst auf, wie oft man es nur in die Hand nimmt, um beschäftigt zu sein oder zu wirken, wir haben völlig verlernt, einfach nur da zu sitzen und zu schauen und die Umgebung auf uns wirken zu lassen. Gefühlt alle 10 Sekunden habe ich den Impuls, zum Telefon zu greifen, ach so, nein, geht ja nicht. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, mal eine Zeitlang ohne das Teil auszukommen.