Anscheinend will mein Karma es, dass ausgerechnet ich mindestens einmal im Jahr in einem Kloster lande. Zehn Jahre lang war das Kloster Bernried, wo die erfahrene und ungewöhnliche Yogalehrerin Inge wunderbare, spirituelle Tage voll mit Yogaübungen und Zen-Meditationen gestaltet hat. Zuletzt fand dieses Seminar im Herbst 2014 statt, Inge war damals schon 78 Jahre alt. Nach 50 Jahren als Yogalehrerin vermittelte sie uns Anschauungsunterricht in Sachen Beweglichkeit, und wie sich körperliche Fitness auf die geistige Flexibilität auswirkt.
Dennoch fühlte sie damals ihre Kräfte schwinden und beschloss, die Seminare einzustellen. Alles Reden und alle Hilfeversprechungen der Teilnehmer halfen nichts, im Frühjahr fand kein Seminar mehr statt. Um so mehr waren wir alle schockiert, als uns im November die Nachricht von Inges Tod erreichte. Völlig überraschend war sie während einer ärztlichen Untersuchung verstorben.
Seither fahre ich nach Mallorca, Eremitage San Honorat. Wie die fleißigen Leser dieses Blogs ja wissen, war ich im Frühjahr 2015 schon einmal mit Olga hier, um Ho’oponopono zu lernen. Das Kloster ist ein idealer Ort, um zur Ruhe zu kommen. In absoluter Abgeschiedenheit in spektakulärer Landschaft thront die Eremitage auf dem Berg Randa direkt über einer Steilwand, was den Blick über die ganze Insel bis hin zum Meer eröffnet. Die Aussicht aus dem Zimmer gibt die ganze Weite frei, blühende Gärten reihen sich an Felder, man hört die Vögel bei Tag, die Fledermäuse bei Nacht zwitschern und im Tal grasen Pferde neben Schafen und Kühen, das Krähen der Hähne übertönt das I-Aaa der Esel. Alles blüht, in allen Farben leuchten Butterblumen neben Veilchen und Lavendel, Margeriten neben Mandelbäumchen. In der Ferne glitzert das Meer im Sonnenlicht.
Die Patres empfangen uns freundlich und freudig. Sogar vom Flughafen holt uns der Kustos ab, damit wir keine Koffer schleppen müssen, nicht einmal in den Mietwagen heben sollen wir sie. Olga organisiert den Transfer, ich fahre den zweiten Wagen. Dafür bekomme ich das beste Zimmer, was bedeutet, es hat ein eigenes Bad. So lasse ich es mir gern gefallen, dass ich Chauffeur spielen muss, zumal die anderen jeden Tag dankbar erklären, die gewundene, serpentinenreiche Straße auf den Berg jage ihnen ohnehin bloß Schauer über den Rücken und sie seien froh, dass sie sie nicht selbst bezwingen müssen.
Olga eröffnet die Woche mit einem gemeinsamen Abendessen in Kloster Cura, das ein paar Hundert Meter über San Honorat liegt und auf Touristen eingestellt ist. Das Restaurant bietet einen spektakulären Blick über Palma, das Meer und die Berge, hinter denen die Sonne in allen Rot-und Orangeschattierungen versinkt und damit den Himmel türkis glänzen lässt. Die Küche bietet Köstliches, ich entscheide mich für eine Sopa Mallorquin, ein Eintopf aus Brot, Weißkraut und Gemüse, der mit Suppe nicht viel zu tun hat. Dazu lassen wir uns den einheimischen Rotwein kredenzen, der Abend ein Fest. Um zehn fallen wir glücklich und satt ins Bett.
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