Mystische Wälder, schroffe Felsen

16.11.

Wir entscheiden uns, bei strahlendem Sonnenschein in die Berge zu fahren. Unser Ziel ist der Pico Frio, wo es eine Forellenzucht gibt, außerdem einige Wanderwege entlang einer Levada, der kürzeste 7,5 km, der längste 35 km. Zunächst müssen wir aber da hinkommen, diesmal möglichst ohne Autoproblem.

Je weiter wir in die gebirgige Landschaft eintauchen, desto steiler und unübersichtlicher werden die Straßen und desto schlechter wird das Wetter. Selbstredend findet das Navi  die Straße, die wir suchen, nicht. Zum Glück gibt es Landkarten und wir sind alt genug, sie noch lesen zu können.

Wir fahren durch den größten Lorbeerwald der Welt, der es sogar zum UNESCO Weltnaturerbe gebracht hat; im Nebel sind die uralten Bäume mystisch und geheimnisvoll, bewachsen mit silbernen Flechten, die wie Zauberbärte von den düsteren Ästen hängen.

Am Ribeiro Frio angekommen, besuchen wir die Becken voller leckerer Forellen in allen Größen, dann machen wir uns auf den Weg.

Kurvenreich schlängelt sich der Pfad durch dichte Wälder, an Schluchten vorbei, bemooste Wasserfälle säumen die Levada, die das wertvolle Nass sammelt und den Bächen zuleitet oder ins Tal bringt. Nach zwei Stunden stehen wir  mit mehreren anderen Touristen an einer Kreuzung. Keiner hat eine Ahnung, ob uns der eine oder der andere Weg wieder zurück führt oder ob wir uns weiter vom Ausgangspunkt entfernen. Also kehren wir lieber um.

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Auf dem Rückweg ins Tal  gibt unser Auto schleifende rhythmische Geräusche von sich, sobald ich in den 1. oder 2. Gang herunterschalte, was praktisch ständig notwendig ist. Wäre ja langweilig, wenn es einfach fahren würde.

17.11.

Bei wolkenlosem Himmel fahren wir  Richtung Osten. Wir wollen an der Küste bleiben, um dem Nebel im Landesinneren auszukommen und die Sonne zu genießen. Unser erstes Ziel ist Christo Rei, eine riesige Christusstatue im Süden der Insel bei Canico de Baixa. Wir kommen uns vor wie in Rio.

Von da aus brausen wir im 5. Gang, der noch tadellos funktioniert, wahrscheinlich, weil wir ihn bisher noch nie benutzt haben, über den Highway nach Canical. Der Ort im Osten der Insel eröffnet uns den Weg über das Kap Ponta de San Lourenco.

Wir wandern vom letzten Parkplatz aus auf ausgesetzten Wegen in Richtung Ende der Welt. Die Landschaft ist karg, nur ein paar Silberdisteln säumen den Weg entlang der vulkanischen Gesteinsschichten. Die Ausblicke sind spektakulär. Einzelne vorgelagerte Felsbrocken vermitteln ein Gefühl von Great Ocean Road, nicht ganz so groß, aber nicht minder schön. Die Berge bestehen aus verschiedenfarbigen Schichten, buntes Gestein an der Abbruchkante, grüne Flechtenteppiche auf dem Plateau.

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Nach einer Stunde Wanderung machen wir eine Brotzeitpause auf einer Felsenbank, dutzende kleine Eidechsen leisten uns Gesellschaft. Wir packen unsere Käsebrote und Bananen aus, freundliche Spende vom Frühstücksbuffet, und teilen brüderlich mit den Minidrachen, die fast zahm auf ein Häppchen warten.

Nach einer weiteren Wanderung um schroffe Klippen, großartige Aussichten und  über viele Treppen kehren wir um und wandern der Sonne im Westen entgegen.

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Nachmittags erreichen wir Funchal, wo wir uns im Ritz niederlassen und uns stilvoll englischen Tee und Scones mit Sahne und Marmelade gönnen. Danach erholen wir uns noch ein wenig am Hotelpool und beschließen, das Abendessen durch Drinks zu ersetzen. Das bisschen, was wir essen, können wir auch trinken.

Ein kleiner Spaziergang geht noch. Also laufen wir die Strandpromenade entlang und wieder zurück, durch die Stadt und wieder zur Promenade, um dann in einer Bar noch einen Drink zu nehmen. Danach brauchen wir dringend eine Kleinigkeit zu essen. Gesagt, getan, der Italiener an der Ecke verwöhnt uns mit Tomaten, Mozarella, Schinken und Melone. Wir trinken einfach zu wenig. Davon wird ja kein Mensch satt.

 


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