1.11.18
Natürlich will ich sofort die Pyramiden sehen. Ein Taxi bringt uns hin. Der Weg ist weit, man bekommt einen guten Eindruck von der völlig chaotischen Stadt mitsamt ihrem irrwitzigen Verkehr und den Stadtautobahnen. Viele Häuser stehen leer und haben keine Fensterscheiben, manche sind nur halb gebaut. Wir fahren an bewohnten Friedhöfen vorbei, in denen die Ärmsten der Armen sich in Grabmalen eingerichtet haben.
Beim letzten existierenden antiken Weltwunder spricht uns alle paar Meter jemand an, der als Guide behilflich sein möchte. Der Trick ist immer derselbe: Der Mann behauptet, es ist alles gratis, was er für uns tut. Dann erbringt er Dienstleistungen wie uns den Eingang zeigen, ein Foto machen und verlangt Bakschisch. Gibt man ihm keines, wird man umgehend zur Hölle geschickt.
Wir wimmeln die Guides ab und laufen allein zu den Sehenswürdigkeiten. Der Sphinx ist wesentlich größer als ich erwartet habe.
Beim Herumgehen widerstehen wir Pferdekutschern und Kameltreibern, Reitangeboten und Guides.
Die Pyramiden sind beeindruckend, das war zu erwarten. Wir überlegen, hineinzugehen, entscheiden aber schließlich dagegen, da jeder uns sagt, es ist heiß und stickig und bei weitem nicht so schön wie die Gräber im Tal der Könige, wo wir beide schon waren. Also spazieren wir über das Gelände, staunen über die großartige Architektur und schlendern dann wieder zum Ausgang.
Dort ist ein kleines Café, in dem wir eine Zitronenlimonade mit Minze zu uns nehmen und den Blick auf das Gelände genießen.
Dann machen wir uns auf den Weg nach Maadi, einem Wohnviertel, wo wir mit unseren Freunden verabredet sind. Ein Mann vor einem Laden bietet uns Chauffeurdienste an. Eine weitere Stunde Autofahrt liegt vor uns, der Typ verfährt sich mehrfach, kennt sich nicht aus und kann keine Karte lesen. Immer das Gleiche. Am Ende vergißt Laca seinen Hut im Auto, bis er es merkt, ist der Fahrer längst verschwunden.
Mit den anderen laufen wir zu einem netten Café mit einem wunderschönen Garten, wo wir Drinks und Sandwiches zu Mittag essen. Dann ist unser Ziel die Zitadelle, die über der Altstadt thront. Das Bauwerk wurde aus den Außenhäuten der Pyramiden errichtet, die lange Zeit als Steinbruch dienten. Wir schauen zwei Moscheen an, die größere ist die Muhammad Ali Moschee, die auch Alabastermoschee heißt. Den Namen hat sie von den mit weißem Marmor verkleideten Wänden, die die 21 m hohe Kuppel tragen.
Für mich ist die Hauptattraktion des Orts die Aussicht auf Kairo im Dunst, der von den 5 Millionen Autos in der Stadt produziert wird. Der Blick auf die Altstadt mit den Dutzenden Türmen ist großartig, leider sieht man aufgrund des Smogs nicht sehr weit.
Anschließend lassen wir uns von einem weiteren Taxi zur Doppelmoschee in der Altstadt bringen, die leider geschlossen ist. Eine Seite des Komplexes ist 800 Jahre alt, die andere Seite „nur“ 200. Einen Unterschied sieht man von außen nicht.
Wir laufen weiter durch die verwinkelten Gässchen, durch düstere Ecken voller kleiner Werkstätten. Ein Mann bietet sich als Guide an und ist nicht mehr abzuschütteln. Er lotst uns durch die Straßen zu einer blauen Moschee.
Auf einem Platz am Rande des Großen Basars lassen wir uns in einem Café nieder und beobachten das Treiben.
Es ist schon dunkel, als wir durch den Basar streifen und die Händler beobachten. Trotz der sehr wenigen westlichen Touristen scheint das Geschäft zu laufen. Es fällt auf, dass wir fast keine weißen Gesichter sehen, die Furcht vor Anschlägen schadet dem Tourismus offenbar ganz erheblich. Nahezu alle Frauen tragen mindestens Kopftuch oder sind ganz verschleiert, ein krasser Gegensatz zum Ägypten des 20. Jahrhunderts. Der Rückschritt ist greifbar, das weltoffene Land, das Ägypten einmal war, existiert nicht mehr.
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