Eine Bahnfahrt, die ist lustig

24.4.19

Die Deutsche Bahn übertrifft sich mal wieder selbst. Ich fahre nach Hamburg zum Jahrestreffen von Mensa in Deutschland, meine Tochter Julia kommt auch mit. Um das zu organisieren, haben wir im Dezember 2018 beschlossen, zusammen einen Zug oder Flug zu buchen, wobei sie die Bahn bevorzugt, aus ökonomischen und ökologischen Gründen. Sie hat eine BahnCard. Mir ist es egal, ich freue mich, mit meinem Kind zu verreisen und lasse sie aussuchen, wie wir nach Hamburg kommen. Sie bucht einen Zug ab Augsburg.

Dieser Zug wird mir auf der Bahn.de App nicht angezeigt. Ab München fahren Menschen offenbar nie über Augsburg, immer über Nürnberg. Ich suche rauf, ich suche runter, der Zug findet nicht statt. Nach einigem Hin und Her gebe ich Augsburg als Zwischenziel ein, jetzt sehe ich wenigstens die Zugnummer. Der ICE braucht über diese Strecke 7 Stunden 15 Minuten, denn er nimmt mal kurz Berlin auch noch mit. Ich soll 134.- EUR hin und zurück bezahlen. Ich checke die Flugverbindungen, die sind wesentlich billiger, so um die 80.- EUR, inclusive Anfahrt zum Flughafen, vorher da sein, Fahrt ins Hotel etwa 4 Stunden gesamt. Aber was tut man nicht alles  für ein paar Stunden mit den lieben Kleinen.

Ich buche die Deutsche Bahn.

Das nächste Thema ist dann das Hotel. Es gibt Kontingente in verschiedenen Unterkünften, ich entscheide mich für das IBIS und buche vom 25.4.-28.4.19. Die Bestätigungen schaue ich nur flüchtig an und speichere alles in meinem Email-Postfach. Vor ein paar Tagen schaue ich mir die Reisedaten an und stelle zu meiner großen Freude fest, dass ich offenbar bei der Bahn im Datum verrutscht bin und den Zug am 24.4. gebucht habe. Ein Panikanruf bei Julia ergibt, dass sie, ganz wie besprochen, den 25. reserviert und auch bekommen hat. Umbuchen geht natürlich nicht, die Flüge sind inzwischen astronomisch teuer, also lasse ich den Zug und rufe im Hotel an.

Zuerst stelle ich fest, dass ich nicht die Kontingentpreise bekommen habe. Der freundliche Mitarbeiter des Hotels erklärt mir, die bekomme ich nur, wenn ich 4 Nächte buche, ich habe nur drei. Das trifft sich gut, ich komme ja  sowieso einen Tag früher. Allerdings ist der Zeitraum, in dem das Kontingent gilt, Ende März abgelaufen und ich melde mich Anfang April. Darauf hingewiesen, dass ich entweder jetzt die Kontingentpreise noch kriege oder mich anderweitig orientiere, möchte er seine Vorgesetzte fragen. Nun gut.

Am nächsten Tag erreicht mich eine email, dass meine Buchung storniert ist. Ich reagiere leicht panisch und schreibe sofort, dass ich das so nicht gemeint habe. Eine halbe Stunde später kriege ich eine weitere email, dass die Kulanz bewilligt wird und ich das Kontingentangebot bekomme. Ich schreibe sofort, danke, bitte meine vorherige mail nicht beachten, war nicht so gemeint usw. Darauf ruft mich eine freundliche Mitarbeiterin, offenbar die Vorgesetzte, an und wir klären, dass ich jetzt die 4 Nächte und den Kontingentpreis kriege. Super, danke. Allerdings möchten sie noch 15.- EUR pro Nacht für die Zeit, in der Julia auch da wohnt, wofür, kann sie nicht so recht erklären, aber ist halt so. Immer noch billiger als der reguläre Preis, der sich so kurzfristig bei 175.- EUR pro Nacht einpendelt.

Soweit so gut. Dann wird es erst richtig lustig. Ich fahre zum Bahnhof und bin recht früh dran. Also gehe ich in die Servicestelle der Deutschen Bahn und frage, was ein Upgrade auf 1.Klasse kostet. Zu meiner Überraschung wird mir mitgeteilt, das gehe nicht. Ich frage, wieso, und bekomme zur Antwort, ich habe den Sparpreis (!) und da kann man nichts ändern. Auch nicht, wenn man Aufpreis zahlt. Ich murmele „Willkommen in Deutschland“. Darauf muss ich mir anhören, es sei ja wohl meine Entscheidung gewesen, diesen Zug zum Sparpreis zu buchen, und da könne man eben nicht umbuchen, auch nicht aufzahlen, das hätte ich vorher wissen können und eben den regulären Preis (etwa das Doppelte) zahlen müssen, dann ginge das jetzt noch. Ich hätte ja fliegen können, wenn das billiger ist, aber ich wollte ja offensichtlich Zug fahren. Ich versuche noch zu erklären, warum ich die an sich indiskutable Verbindung zum völlig überteuerten Sparpreis genommen habe und dass sich halt jetzt erst herausgestellt hat, dass meine Tochter, die sich die 1. Kl. nicht leisten möchte, doch nicht mitfahren konnte, aber es ist die Luft zum Atmen nicht wert, das überhaupt zu erwähnen. Ich bekomme den gleichen Vortrag nochmal, es sei ja meine eigene Entscheidung und da könne die Deutsche Bahn ja nichts dafür. Hat ja auch keiner behauptet, ich wollte ja bloß ein Upgrade und auch dafür bezahlen.

Im Zug sitze ich dann in der 2. Kl. an einem Tisch, allerdings ist die Platzkarte nicht, wie ich angegeben hatte, am Fenster, sondern am Gang. Neben mir eine Familie mit zwei Kleinkindern, die abwechselnd schreien, kreischen, auf dem Gang herumtoben. Die Mutter hält auch keine Sekunde still, sie hat garantiert ihr ADHS an die Kinder weitergegeben. Die fahren bis Berlin mit, na super, Kinder sind doch was Tolles. An meinen Tisch kommt eine Frau mit ihren zwei Teenagern, ganz nette normale Leute, zum Glück. Hinter mir ein Baby. Schräg gegenüber auch. Alle fahren bis Berlin.

Im Sommer fahre ich zu einer Geburtstagsfeier nach Berlin. Vorsichtshalber  checke ich jetzt schon mal die Preise. Das gleiche Bild: Zug 160.- EUR, Flug 80.- EUR. Da fällt die Entscheidung nicht schwer.


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3 Gedanken zu „Eine Bahnfahrt, die ist lustig“

    1. Die brauchen sich nicht beschweren, wenn sie zu wenig verdienen, die wollen ja gar kein Geld. Astronomische Preise, schlechter Service, pampiges Personal…, aber eine gute Story.?

  1. Gruesse Dich, Brigitte, wie wahr, Deine erlebte Geschichte. Typisch unser Deutschland! Lieben Gruss Annette

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