22.4.23
Nach der abenteuerlichen Überquerung des Rio de la Pasion mit der klapprigen Fähre, die kaum imstande zu sein scheint, den Bus zu tragen, empfängt uns ein wunderschönes Hotel in San Benito. Nomen est Omen, das Hotel heißt Del Patio und um einen solchen gruppieren sich in zwei Stockwerken die Zimmer herum.
Nach dem Frühstück steht Tikal auf dem Programm, eine der Haupt-Sehenswürdigkeiten des Landes. Die alte Mayastadt liegt in den Regenwäldern des Petén und war eine der bedeutendsten Städte der klassischen Maya-Periode im 3.-9. Jahrhundert. Tempel, Stelen und Palastbauten bilden ein riesiges Gelände, ausgegraben wurden erst ca. 15% der Anlage. Der zentrale Bereich, der den Höhepunkt einer Besichtigung bildet, umfasst etwa 3000 Gebäude, in den Außenbereichen werden weitere 10.000 vermutet. Die Stadt hatte zu ihren Hochzeiten eine Bevölkerung von bis zu einer Million Menschen.
Zwischen den Tempeln, die bis zu 47 m hoch sind und nur teilweise bestiegen werden dürfen, ist der Dschungel soweit gelichtet, dass er begehbar ist. Wir freuen uns über Brüllaffen, Spechte und andere bunte Vögel, auch ein paar kleinere Echsen laufen uns über den Weg.
Die Vegetation ist natürlich tropisch. Besonders hervor sticht dabei der Nationalbaum Guatemalas, Ceiba, aus dem baumwollartige Flocken gewonnen werden, die als Kapok für die Füllung von Kissen und zum Weben von Stoff dienen.
Die Gebäude sind nach den Prinzipien des Maya-Kalenders ausgerichtet, genaue astronomische Berechnungen sorgen für besondere Lichteffekte an heiligen Tagen. Wie den Maya diese Berechnungen möglich waren, ist bis heute unbekannt, da keinerlei astronomische Geräte erhalten sind.
Die Stadt hielt sich vom 2. Jh. v.Chr. bis ins 9. Jh. n. Chr., dann brach die gesamte Maya-Hochkultur aus bis heute unbekannten Gründen zusammen. Die Forschung vermutet eine lange Dürreperiode, möglicherweise selbst verschuldet durch die Abholzung der Urwälder zugunsten der Städte und Landwirtschaft, die zum Untergang der Zivilisation führte.
Wir steigen zunächst auf den Tempel Nr. 2, von dem wir einen guten Überblick über den Marktplatz, die Akropolis, haben. Die Hitze macht uns zu schaffen, aber wir geben nicht auf. Auch der Tempel Nr. 1, der noch höher ist, will bestiegen werden. Zum Glück haben die Verwalter der Stätte heute Holztreppen zum Aufstieg gebaut, die Steinstufen sind doch eher mühsam und vor allem gefährlich. Ein Besucher und ein Wächter sind im Laufe der Jahre abgerutscht und zu Tode gekommen, was dazu führte, das UNESCO-Kulturerbe sicherer zu gestalten.
Nach einem Spaziergang durch Flora und Fauna des Geländes steigen wir noch auf Tempel Nr. 4, der uns einen fantastischen Weitblick über das gesamte Gelände gibt. Da kommt auch Tempel Nr. 5 nicht mit, der den Abschluss unserer Mühen bedeutet.
Nach unserer Rückkehr dürfen wir noch eine Bootsfahrt auf dem Petén Itza-See machen, die uns um die Insel Flores führt und einen Eindruck von der Größe des Wassers und der Lebensart der Insel gibt.
Wir lassen uns dort absetzen und kehren im Restaurant Terrazza ein. Das Essen ist gut, allerdings läuft sehr laute Musik, so dass Unterhaltung nur mit dem Nebenmann möglich ist. Insgesamt ein bisschen anstrengend. Anschließend spazieren wir zurück zum Hotel und genießen die Ruhe.
23.4.23
Es geht weiter mit der Geschichte und dem Untergang der Mayas. Wir fahren nach Yaxha. Der Name bedeutet grün-blaues Wasser, was daher kommt, dass dort Lagunen, Bäche und Wasserreservoire vorhanden sind, die zum Teil von den Maya angelegt wurden, um Verbindungen zu den anderen Städten zu schaffen. Die Stadt ist ähnlich angelegt wie Tikal, aber viel kleiner. Die wichtigsten Bauten sind der Königspalast, der astronomische Komplex, zwei Ballspielplätze und die Zwillingspyramiden.
Die Ballspiele hatten rituelle Bedeutung. Zwei Teams mit je zwei Spielern mussten einen mehrere Kilo schweren Ball, ohne ihn mit den Händen zu berühren, zwischen zwei Wänden hin- und herwerfen. Die Gewinner wurden ausgewählt, um direkt mit den Göttern zu sprechen, da diese als die Besten allein dafür geeignet waren, Wünsche und Fragen dort vorzutragen. Zu diesem Zweck wurden sie rituell geopfert. Etwas seltsame Art, einen Gewinner eines sportlichen Wettkampfes zu ehren. Wir waren uns einig, dass wir dann lieber verlieren würden, auch wenn das nicht so ehrenvoll war.
Es ist wahnsinnig heiß und feucht. Da wir alle noch völlig k.o. von Tikal sind, steigen wir nicht mehr auf alle Tempel, bei denen das geht, nur ein paar Helden lassen sich nicht abhalten. Der Rest wartet gemütlich unten.
Rafael erklärt uns noch die Stelen, die sich in allen Maya-Stätten finden. Dort werden im Allgemeinen die Herrscher verewigt, mit allem Pomp und umgeben von Göttern und heiligen Symbolen.
Am besten gefällt mir Chaak, der Gott des Regens, Donners und der Fruchtbarkeit. Er wird dargestellt mit langer Nase, frechem Grinsen und tanzend und ist fast überall zu finden.
Nicht alle Tempel sind freigelegt.
Nach einem weiteren Spaziergang mit Brüllaffen geht es weiter zum Rio Dulce.
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….an Deinem heutigen Reisebericht, der mir samt den Photographien, mal wieder sehr gut gefallen hat , fällt mir auf, dass es sehr lange vor unserer Kultur , Kulturen gab die jeweils auf ihrem Höhepunkt angekommen dem Untergang geweiht waren. Was mich nachdenklich stimmt…!
Lieben Gruß Annette
Ja, diese Gedanken hatte ich auch. Vor allem, weil ein Teil des Untergangs der Maya offenbar die Abholzung der Urwälder und die Betonierung der Städte war. Die Menschheit scheint nichts zu lernen.
Lieben Gruß
Brigitte