2.3.2025
Unser erster Weg führt uns in die Jama Masijd, die Freitagsmoschee, ein wunderschöner, vollkommen symmetrischer Ziegelbau, der mit Sandsteinplatten und weißem Marmor aus Rajasthan verkleidet ist. Auf dem quadratischen Hof haben 25 000 Gläubige Platz. Das Bauwerk wurde im 17. Jahrhundert innerhalb von nur sechs Jahren von Shah Jahan erbaut und man merkt heute noch dessen Liebe zur Stadtplanung und Perfektion.
Danach laufen wir durch die winzigen, verwinkelten Gässchen der Altstadt, ein Straßengewirr mit vielen Ständen und Geschäften, die zum größten Teil leider geschlossen sind, es ist Sonntag. Trotzdem bekommen wir einen Eindruck von dem Gewusel und Gewurle, das sonst hier herrschen mag.
Eine Fahrradrikscha bringt uns zum Tor des Roten Fort. In mir tobt natürlich der Widerspruch zwischen: „Darf man das, mit einer Fahrradrikscha fahren, oder ist das Ausbeutung“ gegen „der Mensch, der uns fährt, ist dringend auf das Geld angewiesen“, leider ergebnislos, also nehme ich es schlechten Gewissens hin, weil der Guide es so vorbereitet hat.
Vor dem Roten Fort sind überall Stände, ein Sonntagsmarkt, auf dem man jegliche erdenklichen Waren erstehen kann, bei atemberaubendem Geschrei der Händler.
Wir verzichten auf den Einkauf und fahren weiter – diesmal mit dem Auto – zum Gandhi-Gedenkpark, wo wir das Grabmal des Nationalheiligen bewundern.
Von dort machen wir noch eine kleine Rundfahrt durch das Regierungsviertel und bewundern Parlament und Palast des Ministerpräsidenten, bevor wir uns zum Höhepunkt des Tages vorarbeiten: Den Sikh-Tempel Bangla Sahib Sarovar.
Ein Spektakel. Nachdem wir im Tempel den Vorlesungen der heiligen Bücher gelauscht haben, natürlich ohne ein Wort zu verstehen, führt uns Himmat, der Guide, zur Speisung der Gläubigen. Die Sikhs glauben an den einen Gott und lehnen jede Einteilung der Menschen in Kasten ab. Die Einheit der Menschen wird durch eine gemeinsame Speisung gefeiert. Hunderte Leute setzen sich in einem großen Raum auf den Boden und werden von Freiwilligen versorgt mit Tellern, Besteck und dann einer warmen Mahlzeit. Wenn sie fertig sind, verlassen sie den Raum, andere Freiwillige reinigen alles und die nächste Gruppe darf eintreten und essen. So geht das Tag für Tag. Das Essen wird aus Spenden gekauft und zubereitet, ebenfalls von Freiwilligen, die damit ihr Karma verbessern. Das ist sensationell und findet anscheinend in allen Sikh-Tempeln in der einen oder anderen Form statt. Das Entscheidende ist, dass nicht nur Arme in den Genuss der Mahlzeit kommen, sondern alle: Gläubige, Nicht-Gläubige, Anhänger anderer Religionen, Oberschicht, Mittelschicht, Unterschicht, ganz egal. Alle Menschen sind gleich.
Völlig beeindruckt fahren wir anschließend noch zum Qtub Minar, einem Minarett mit 73 m Höhe, das im Jahre 1193 zum Zeichen des Sieges über den letzten Hindukönig erbaut wurde. Drumherum noch diverse Ruinen, die die Nachfolger des Erbauers dazusetzten, die aber im Großen und Ganzen die Erdbeben der letzten Jahrhunderte nur sehr beschädigt überlebt haben. Das Minarett liegt in einem schönen Park und ist ein bisschen schief, so dass es nur in eine Richtung fallen kann, falls ein Erdbeben es zum Einsturz bringt. Mit bloßen Augen ist das allerdings kaum erkennbar.
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Liebe Brigitte, wie immer tauche ich in Deinen Reiseberichten ein wenig mit ein, so als wäre ich auch dabei.
Lieben Gruss Annette