Waves, Seahorse und Rex

Freitag, 24.3.

Scheißwetter. Ich wache auf vom prasselnden Regen. Den ganzen Tag hänge ich daheim rum, bis mir die Idee kommt, ich könnte ja mit Rex, Jema’s Hund, am Strand spazieren gehen. Wir laufen also den Turtle Beach rauf und runter, einmal, zweimal.

Abends lade ich Jema zum Essen ein, in’s Seahorse, was anderes kommt nicht in Frage. Dort fällt mir auf, dass alle Bedienungen Asiaten sind. Der Besitzer war ursprünglich ein Deutscher, jetzt hat er an einen Engländer verkauft. Jema meint, deshalb läuft der Laden. Wir essen sehr gut und freuen uns über die guten Drinks. Gelungener Abschiedsabend.

Samstag, 25.3.

Heute gehe ich ein letztes Mal zum Turtle Beach, Rex folgt mir auf Schritt und Tritt. Ich lege mich auf eine Liege, Rex darunter. Ich gehe ins Wasser, Rex wartet am Rand. Ich unterhalte mich mit einer Trinidad Inderin über Indien und Kühe am Strand, Rex sitzt neben mir. Den würde ich ja am liebsten mitnehmen.

Später wechsele ich den Strand für einen Abschiedsdrink und ein Sandwich im Waves. Rex geht mit.

Keith bringt mich zum Flughafen. Um 21.10 Uhr steige ich in die Condor und lasse die Karibik hinter mir zurück, tiefenentspannt. Der Alltag kann kommen.

 

Relax

Dienstag, 21.3.

Der gestrige Tag verging mit etwas Strandleben und einem abendlichen Drink im Waves zum Sonnenuntergang.

Heute wache ich früh auf durch lautes Geschrei (oder soll das Gesang sein?) aus einer anscheinend nahegelegenen Kirche. Halleluja. Nach dem Frühstück nehme ich ein Sammeltaxi zum Pigeon Point, dem angeblich schönsten Strand der Insel. Der ist wirklich schön, ruhiges Wasser wegen des Buccoo Riffs, türkis und blau und grün, feiner Sand, zwei Bars und Liegestühle. Alles, was das Herz begehrt. Ein etwa 20-jähriger Junge quatscht mich an, ob ich Jetski fahren möchte. Als ich ablehne, fragt er mich, ob ich neugierig bin auf seine braune Haut. Ich fasse es nicht.

Um fünf fahre ich zurück und lasse mich am Waves zur Happy Hour absetzen. Traditionen soll man am Leben halten. Ein Rentner aus Florida, dessen Familie ursprünglich aus Madeira, ansonsten aber von Tobago stammt,  lädt mich überschwänglich ein, ihn in Orlando zu besuchen.

Als ich heimkomme, schreien sie immer noch in der Kirche, lauter und intensiver als am Morgen. Diesmal besteht kein Zweifel: Das soll kein Gesang sein, sondern Ekstase. Gott ist offenbar schwerhörig.

Mittwoch 22.3.

Ich wache um 6 Uhr auf vom prasselnden Regen.

Später lerne ich  Andreas und Sabine kennen, die auch bei Jema untergebracht sind. Sie laden mich ein, sie abends in’s Seahorse, angeblich das beste  Restaurant der Insel, zu begleiten. Wann immer ich bisher vorgeschlagen habe, da hin zu gehen, habe ich nur aufgerissene Augen und „…but it’s very expensive!!!“ als Reaktion erhalten. Was das genau bedeutet, konnte mir keiner sagen. Anscheinend war noch niemand dort.

Das Essen ist sehr lecker, die Preise etwa obere Mittelklasse in Deutschland. Wir hauen uns drei Gänge rein. Weiß jemand eine gute Diät?

Donnerstag, 23.3.

Ich überlege, noch einmal zum Pigeon Point zu fahren, habe dann aber doch keine Lust und gehe zum Grafton Beach.  Ich liege neben einer Palme unter einem Busch. Dann geht mit steigender Sonne der Schatten weg. Eine Minute, nachdem ich das Handtuch weiter gezogen habe, fällt ein riesiges Palmblatt genau auf die Stelle, an der ich vorher war. Wenige Minuten später fällt auf der anderen Seite eine Kokosnuss herunter. Gerade noch überlebt.

Mittags gehe ich ins Waves, wo mir erklärt wird, dass die Küche heute geschlossen hat. Man schickt mich ins Grand Courlan Hotel. Dort esse ich, mit noch zwei Leuten einzige Gäste im Restaurant, nach etwa 30 Minuten Wartezeit das schlechteste Chef-Sandwich meines Lebens. Ungetoasteter Toast, lieblos zusammengeklatscht mit einem sichtlich betagten Salatblatt, einer matschigen Tomate und einem müden Hühnerbrüstchen auf Spurenelementen von Mayonnaise. Mineralwasser haben sie nicht, frische Limonade kennen sie gar nicht. Also ein Ginger Ale. Trüb.

Zum Ausgleich lade ich Keith zum Abendessen ein.

Wir kehren nochmal in der Pasta Gallery ein, der Laden ist wie immer voll. Die Bruschetta sind gut, der Salat auch und die Nudeln mit frischem Pesto können sich sehen lassen. Keith ist ein amüsanter Gesprächspartner, der sehr interessiert ist an allem Möglichen. Tag gerettet.

Als ich heimkomme, geht die Klimaanlage nicht. Das bedeutet, dass ich die ca. 30 Grad  schwüle Hitze im Raum akzeptieren muss. Ich reiße alle Fenster auf, damit etwas Luft herein kommt und versuche, die Mückenschwärme zu ignorieren. Das gelingt nur teilweise. Um 2.30 Uhr stehe ich auf und schmiere mich mit frischer Aloe Vera ein. Das funktioniert, bis dann die Hähne krähen. Also: Ohrstöpsel rein. Ab halb acht ist dann nichts mehr zu machen, zu viel Trubel ums Haus, die Elektriker sind da, alle meine Fenster offen und jeder kann mir beim Schlafen zuschauen.

Trinidad

Freitag, 17.3.

Mein Wochenendtrip nach Trinidad steht an. Der Flug ist kurz, ca. 25 Minuten. Wie verabredet, holt mich Stacey ab. Geschke Mike sitzt im Auto.  Zu meiner allergrößten Überraschung stellt sich heraus, dass Mike sein Nachname ist! Seine Eltern kannten einen deutschen Radrennfahrer, Hans-Jürgen Geschke, fanden den toll und gaben deshalb ihrem Sohn seinen Namen. Ob denen klar war, dass das der Nachname war? Also heißt Mike nicht Mike, sondern Geschke, genannt Gesch. Geschichten gibt’s!

Gesch hat ein hübsches Haus an einem Berghang mit Blick auf einen anderen Berg.  Die beiden erklären mir, dass in Trinidad das Nachtleben die Haupt-Attraktion ist und wir deshalb erst mal zuhause bleiben.

Um ca. 18.00 fahren wir los. Nach einem ersten Drink gehen wir  in eine Bar namens Trotters. Sie schaut aus wie ein Irish Pub bei uns, mit vielen Fernsehern und Sportübertragungen usw. Wie immer in den Tropen wird man tiefgekühlt. Macht aber nichts, wir gehen auf die Terrasse, wo allerdings auch eine Klimaanlage gegen die Wärme ankämpft. Die schaltet Gesch kurzerhand aus.

Nach weiteren Drinks und einer sehr leckeren Guacamole ziehen wir  in den  Yachtclub von Port of Spain. Dort läuft sehr gute Musik, die Leute stehen auf der Terrasse herum fühlen sich wohl. Ich amüsiere mich bestens, vor allem, als sich ein Mann nicht nehmen lässt, mit mir zu tanzen. Samba! Calypso! Irgendwann spielt der offenbar deutsche DJ den Anton aus Tirol. Mitten in der Karibik. Ich singe zur allgemeinen Erheiterung mit.

Samstag, 18.3.

Gesch und Stacey wollen  mir Trinidad zeigen. Wir fahren etwa eine Stunde über den total verstopften Highway, dann lässt der Verkehr nach und wir schlängeln uns durch kleine Dörfer bis ans Meer. Die Dörfer sind typische Dritte Welt Siedlungen, chaotisch, bunt, dreckig, verfallen, aber mit üppiger, blühender, bunter Pflanzenwelt drumrum und vielen appetitlichen Obst- und Gemüseständen am Straßenrand. Als wir uns dem Meer nähern, verkaufen Einheimische Hummer, Fische und Krabben, das frischeste Seafood der Welt.

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Wir fahren weiter zu einem Strand, Manzanilla Bay, oder Coco Bay, der treffendere Name. 20 Kilometer führt die Straße durch eine Palmenallee, ach was, einen Palmenwald, der sich auf beiden Seiten erstreckt. Rechts geht der Wald in Buschland über, links verläuft er in einem kilometerlangen Strand, an dem kaum Leute sind. An einer Stelle bleiben wir stehen und hüpfen in die Gischt. Dann fahren wir zurück.

Gesch kauft zwei Ketten mit Krabben. Zu meinem Entsetzen leben die noch und werden neben meinen Sitz auf den Boden im Auto gelegt.

An einem weiteren Stand kauft er einen Hummer. Als er mich fragt, ob ich den essen will, sage ich ja, aber nur, wenn er nicht lebend neben mir liegt. Das führt zu schallendem Gelächter. Nach einiger Diskussion einigt sich Gesch mit dem Verkäufer darauf, dass er das Tier küchenfertig herrichtet, damit wir es in der Kühltasche transportieren können. Dem Elend wird ein schnelles Ende bereitet.

Daraus wird abends dann das Beste, was ich hier bisher gegessen habe: Hummer an leichter Kokos-Currysauce.

Nicht zu vergessen die Krabben in Kürbissauce mit Dumplings, kein Vergleich zu dem Zeug von neulich am Strand.

Der kann echt kochen, der Mann. Stacey und ich dürfen das Gemüse schneiden und die Krabben putzen. Das Putzen kostet mich viel Überwindung, ich muss die Krabben mit bloßen Händen aus einer dunklen Brühe greifen, um sie dann abzuschrubben und vom Schlamm der Mangrovenwälder, aus denen sie stammen, zu befreien.

Das Abenteuer beginnt, wo die Komfortzone endet, mal wieder. Obwohl ich weiß,  dass sie schon tot sind, erwarte ich laufend, dass sie sich an meine Finger zwicken.  Aber drücken gilt nicht. Die Belohnung ist das köstliche Mahl.

Sonntag, 19.3.

Gesch und Stacey nehmen mich mit auf eine weitere Rundfahrt. Wir fahren von Port of Spain über Maracas Beach und Rincon Falls nach Blanchisseuse, wo wir im Cocos Hut Restaurant einkehren, die einem Deutschen, Gottfried, gehört. Er ist 84 Jahre alt und lebt schon seit Urzeiten hier. In der Wirtschaft treffen die Beiden ein befreundetes Paar. Ich laufe zwischendurch zum nahegelegenen Strand, von dem aus sich eine Lagune ins Landesinnere erstreckt.

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Am Strand von Maracas gibt viele Essensstände und Take Aways, bevorzugte Kost ist gebackener Hai mit diversen Zutaten, die man wie bei einem Hamburger auf ein Brötchen schichtet. Wir bleiben stehen und probieren die super leckere Spezialität.

Von Blanchisseuse aus fahren wir durch das Landesinnere über die dicht bewaldeten Berge. Der Regenwald wuchert alles zu, zwischendurch lassen sich Flüsschen ausmachen, an denen Familien baden und grillen. Die Straße ist abenteuerlich. Sie ringelt sich in engen Schleifen den Berg hinauf,  an vielen Stellen zu eng für Gegenverkehr und von tiefen Schlaglöchern durchsetzt. Wenn ein Auto entgegenkommt, muss einer zurückstoßen bis zur nächsten breiteren Stelle. Ich bin froh, dass ich nicht fahren muss. Unterwegs fahren wir an Plantagen vorbei, die dort wachsende Frucht habe ich noch nie gesehen oder nur von ihr gehört. Laut Dictionary heißt Christophene auf Deutsch Stachelgurke, kennt das wer? Angeblich benutzt man das in der chinesischen Küche.

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Nachdem wir durch die Berge sind, wird die Straße in Arima wieder besser. Dort steht Staceys Elternhaus, das allerdings mittlerweile zu einer Kirche umfunktioniert worden ist. Kirchen gibt es hier ohnehin massenhaft. Jede denkbare christliche Sekte ist vertreten, dazu Moslems, Hindus und ein paar Buddhisten.

Bald erreichen wir den Highway und damit den Flughafen. Ich fliege zurück nach Tobago, reich an neuen Eindrücken und in dem guten Gefühl, neue Freunde gewonnen zu haben.

Keith holt mich ab und lädt mich zum Abendessen ein. Wir plaudern über Gott und die Welt, ich erzähle von Trinidad, der flambierte Hummer schmeckt auch in Tobago köstlich. Den Wettstreit der beiden Inseln um das bessere Essen mache ich gern mit.

Keith mit flambiertem Hummer

Danach gehen wir noch zur Sunday School und hören uns die Steelband an.

Eine Frau feiert ihren 76. Geburtstag mit Spaß und Tanz, eine Freude, sie zu beobachten.