17.3.2025
Morgens um 6.00 Uhr geht unser Boot zum Sonnenaufgang über dem Ganges. Wir starten am Assi Ghat, wo unser Hotel liegt und fahren an der berühmten Aussicht auf alle Ghats mit den pittoresken Schifflein davor entlang, schauen den Sadhus beim Aufwachen zu und der Sonne beim Aufgehen.
Als wir an der Verbrennungsstelle vorbeikommen, beginnt gerade eine Beerdigung. Der Körper der Toten wird, in Tücher gewickelt und mit Blumen bedeckt, auf einer Bambustrage zum Ganges gebracht, dort mit Wasser besprengt und eingetaucht. Dann werden die Tücher, bis auf ein weißes, entfernt und der Körper wird auf den Scheiterhaufen gelegt. Die Verbrennung dauert etwa 3-4 Stunden, währenddessen die Angehörigen zusehen und trauern können. Alle machen Fotos, was für uns sehr exotisch ist.
Nach Sonnenaufgang fahren wir bis zur Stadtmitte zurück, wo wir aussteigen und zu Fuß weitergehen. Wir schlängeln uns durch ein paar der kleinen Gässchen bis zum Auto, das uns dann nach Sarnath bringt.
Dort steht eine riesige Stupa zwischen den Ruinen der Fundamente einer Tempelstadt. Buddha soll hier seine erste Predigt nach der Erleuchtung gehalten haben, zu seinen Ehren wurden die Tempel errichtet. Die Muglaiherrscher haben sie wieder zerstört, nur die Stupa ist mehr oder weniger ganz geblieben, aber im Lauf der Zeit verschüttet. Nach der Ausgrabung der Stupa fand man die anderen Ruinen, von denen aber nicht viel übrig ist.
Die Konservatoren haben einen schönen Park um die Stelle angelegt, daneben befindet sich ein Museum aller einigermaßen erhaltenen Kunstwerken.
Das spektakulärste ist dabei eine polierte Sandsteinskulptur von vier Löwen, dazu gehört noch ein Rad, das aber nur teilweise erhalten ist. Beides hat Eingang in Wappen und Flagge Indiens gefunden. Wie die Künstler den Sandstein auf Hochglanz polieren konnte, weiß man heute nicht mehr.
Anschließend bekommen wir in einem Tee- und Kosmetikladen Kostproben und besichtigen eine Seidenmanufaktur. Die übliche Reiseleiter-Zeremonie, die einem einfach nie erspart bleibt.
Wieder im Hotel, beschließen wir, den Vishwanat Tempel anzuschauen und versuchen, ein Tuktuk zu bekommen. Diese erklären uns alle, sie dürfen nur bis 400 m vor dem Tempel fahren, dann ist die Straße gesperrt und es geht nur noch mit Rikschas weiter. Wir laufen lieber den verbliebenen Kilometer (von wegen 400 m) und erfreuen uns an den bunten Ständen und Geschäften der Innenstadt. Leider hat der Tempel schon zu, als wir ankommen. Also morgen noch einmal.
Auf dem Weg zu den Ghats spricht uns ein Bootsfahrer an, den wir fragen, ob er ein nettes Rooftop-Café in der Nähe kennt. Er schickt uns durch dunkle Gassen zu einem Hotel, das tatsächlich eine tolle Aussicht zu bieten hat. Das Café ganz oben wird extra für uns aufgemacht, auch die Gitter drumherum dürfen wir für die Fotos öffnen. Wir setzen uns hin und bestellen Lemon Sodas, als wir Besuch von einem Affen bekommen, der sich ins offene Fenster setzt und uns anschaut. Gerade interessiert er sich für alles auf dem Tisch befindliche, als ich meine Tasche herunternehme, vorsichtshalber. In der Sekunde greift er sich eine Speisekarte und haut ab.
Zum Glück war es nicht mein Geldbeutel!
Der Heimweg führt uns im Dunkeln an den Ghats entlang, ein tolles Schauspiel mit exotischen und schrägen Typen überall.
18.3.2025
Endlich ausschlafen und keine Termine mit Reiseleitern oder Fahrern. Um 4.30 Uhr wache ich das erste Mal auf, weil mir so heiß ist. Also Klimaanlage an. Um 6.00 Uhr fangen irgendwelche Leute an, auf dem Flur vor meinem Zimmer irgendwas zu arbeiten und hören nicht mehr auf. Das Hotel ist renovierungsbedürftig, ja, aber muss das ausgerechnet heute anfangen?
Um 10.00 Uhr versuchen wir es nochmal mit dem Goldenen Tempel. Wir ergattern ein Tuktuk, der Fahrer verspricht, uns hinzubringen. Laci sagt, er muss sehr aufpassen, dass er seine Ellbogen bei sich behält, damit ihm kein Arm abgefahren wird. Antwort des braven Hindu: „This is a holy city! People come here to die!!“ Da ist was Wahres dran, es gibt in Varanasi sogenannte Sterbehäuser, in die alte Leute ziehen, die in der heiligen Stadt sterben wollen, eine Abkürzung ins Nirwana sozusagen. Ich denke, der Tod europäischer Touristen im völlig irren Verkehr ist damit aber nicht unbedingt gemeint. Zumindest hatten wir es nicht so geplant, Nirwana hin oder her.
Er schmeißt uns dann wieder etwa 1 km zu früh raus. Also Morgenspaziergang. Angekommen beim Tempel erklärt man uns, dass wir Pass und Visum dabeihaben sollten, was wir natürlich nicht haben. Gegen Abend versuchen wir es noch einmal, mit Pass und Visum, da ist der Tempel angeblich voll und man lässt uns wieder nicht rein. Irgendwas passt nicht mit diesem Tempel! Shiva hat was gegen uns.

Stattdessen schauen wir uns ein „Experimental Varanasi Museum“ an zur Geschichte der Stadt. Es gibt einige animierte Filme, zum Teil in 3D, leider haben sie keine Brillen. Zum Teil sind sie in Hindi, das können wir leider nicht, aber die Show ist lustig, pathetisch und nett animiert. Ansonsten Schautafeln und Dias zum Kunsthandwerk und zur Geschichte der Stadt. Im Obergeschoß ist dann das hiesige Observatorium, dem Jantar Mantar in Jaipur nachgebildet, aber viel kleiner.
Wir schlendern zum Ganges hinunter und kommen bei der Verbrennungsstelle für die höheren Kasten heraus. Fünf oder sechs Feuer brennen, Angehörige stehen drumherum, Leute schauen zu, einheimische und ausländische Touristen machen Fotos, Hunde laufen herum und schlafen in den dagelassenen Tüchern der Toten, ein paar Zicklein hüpfen zwischen den Feuern herum. Niemand stört sich daran. Alles sehr exotisch für uns.
Wir betreten einen Tempelkomplex, kommen bis zum Vorhof, nur ein kleiner Tempel ist offen, der aber nicht interessant ausschaut. Immerhin gibt es hier eine Bank, bei der wir die Geldreserven auffrischen können. Jesus war offenbar doch nicht hier, jedenfalls nicht sehr effektiv.
Mittlerweile ist es Spätnachmittag und das bedeutet: Irre Menschenmengen strömen zu den Ghats, weil sie an Aarti teilnehmen möchten, die Zeremonie zum Sonnenuntergang, die wir gestern abend schon gesehen haben. Es gibt kein Durchkommen mehr. Wir schlängeln uns durch die Leute, Laca hat offenbar genug von Lärm und Menschenmengen und will zurück. Ich kaufe noch ein paar Butterlämpchen, Glücksbringer, die ich anzünde und auf den Ganges setze, als ich später Platz finde zwischen all den Booten.
Wir finden das einzige Café zwischen Assi Ghat und Verbrennungstelle, bevorzugte Lage, aber leer. In Österreich gäbe es hier alle Mehlspeisen, es wäre nett hergerichtet und voll. Hier laufen tausende Menschen an uns vorüber, Gläubige, Touristen, Sadhus, viele schauen her, keiner kommt rein. Wir trinken, kurz vorm Verdursten, zwei Lemon Soda, dann gehen wir weiter.
Im Hotel bestellen wir auf der wahrlich gräßlichen Dachterrasse Thaliplatten. Die Küche ist gut (deshalb nutzen wir die Upgrade-Vollpension), die Klimaanlagen hinter uns und der Generator neben uns laut, die Einrichtung schmuddelig, aber das Personal sehr freundlich. Indien halt.