Bangkok, noch einmal

Tag 48

Morgens um ½ 8 hat mich pünktlich das Taxi zur Fähre nach Koh Samui gebracht, so dass ich war dann um 9.15 am Flughafen gestanden bin. Weil ich keine Lust hatte, bis 13.00 Uhr auf den Flieger zu warten, hab ich einfach mal beim Stand By Counter gefragt, ob die mich umbuchen und siehe da: Der Typ hat mich klaglos auf den nächsten Flieger um 10.10 Uhr gesetzt und nichts dafür berechnet. Cool.

In Bangkok wohne ich im Chillax-Resort, einem netten Hotel nahe der Khaosan Road. Ich bin erst mal zum Wat Traimen, das kenne ich noch nicht. Ein goldener Buddha. Danach bin ich einfach mal losgelaufen und hab mich treiben lassen. Ein paar Studenten haben mich „interviewt“, mit Mikrofon und  vielen großen Fotoapparaten, ich glaube, der Hauptzweck war, mich zu fotografieren. Jedenfalls wollten sie dann unbedingt Fotos mit mir in unterschiedlicher Besetzung und mit allen Kameras.  In der  Khaosan Road ist die Hölle los, Läden, Kneipen, Stände und von überall tönt Musik, selbstredend jeweils eine andere aus jedem Lokal. Dort hab ich dann zu Abend gegessen und die vorbeilaufenden Leute beobachtet.

 

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Tag 49

Für heute hatte ich eigentlich keine besonderen Überraschungen mehr erwartet. Bloß dass es immer anders kommt, als man denkt. Mein Plan war, vormittags nochmal den Königspalast anzuschauen, danach vielleicht noch eine Massage im Wat Pho und dann ins Hotel und am Swimming-Pool auf den Flug warten. Ein gemütlicher Tag also ohne besondere Vorkommnisse.

Ich hab mich also auf den Weg gemacht. In der Khaosan Road habe ich eine nette Frühstücksbar gefunden, in der es Banana Pancakes und Iced Coffee gab. Heißer Kaffee ist bei der schwülen Hitze hier nicht erträglich. Dann wollte ich mit einem Tuktuk los zum Königspalast. Der Fahrer hat mir erklärt, der mache erst um 12.00 Uhr auf, was natürlich nicht stimmt. Bis dahin könne er mir aber die Zeit vertreiben mit einer kleinen Stadtrundfahrt zum Standing Buddha (46 m high!) und zum Lucky Buddha (very holy!) und dann bringe er mich zum Palast. Das alles für 100 Baht, also 3 EUR. Ich also, ok, schaut gut aus. Machen wir. Bin ja immer offen für alles. Er mir also aufgeschrieben, wie die Tour gehen sollte. Als ich den Zettel gelesen habe, stand da ganz unaufällig an dritter Stelle „Export“. Auf meine Frage, was das solle, meinte er, ich müsse nur ganz kurz (only 10 Minutes, Madam, beautiful jewelry!) in den Shop reingehen, dann würde er einen Coupon für das Benzin kriegen und könne mich deshalb so billig fahren. Ich also: Aber ich kaufe nichts. Neineinein, das muss ich auch nicht, nur reingehen usw. Also gut. Man kommt nicht aus, egal wie man reist.

Standing Buddha war ja noch ganz schön, kannte ich noch nicht, war hoch und golden, also gut. Daneben war natürlich ein Tempel, ganz interessant, mit einem Urnenfriedhof.

Lucky Buddha war hauptsächlich geschlossen. Auf den Stufen vor dem Tempel saß ein Mann, der mich angequatscht hat: „Closed, monk pray! Only 5 minutes!“ Ich wollte dann um den Tempel rumgehen, bis Monk fertig, aber er belehrte mich, das gehe nicht, solange der betet, darf man nicht rumgehen. Auch nicht außen. Also hab ich mich zu ihm gesetzt und gewartet. Wie gesagt, ich bin tiefenentspannt. Wir haben uns unterhalten, er wollte wissen, woher ich bin usw, das Übliche halt. Dann wollte er telefonieren, offenbar hab ich ihn dabei eher gestört. Also erklärte er mir, ich könne jetzt rumgehen. Wohlgemerkt, an der Situation im Tempel hat sich rein gar nichts geändert. Kein Mönch, kein Buddha, keine offene Tür, nichts. Ich also: „How long monk pray?“  Darauf er: „perhaps very long“. Ich hab dann die Gärtner gefragt, wann der Tempel aufmacht und die haben mir erklärt „only Buddha day“. Wann immer das ist. Nicht heute jedenfalls.

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Schon etwas angesäuert bin ich wieder zu meinem Tuktuk zurück, das mich dann, wie angekündigt, zu dem Export Shop gefahren hat. Wie ebenfalls angekündigt, habe ich nichts gekauft und bin nach einem Rundgang wieder raus. Da erklärt mir der doch glatt, er müsse mich noch zu einem anderen Export Shop fahren, nur dann bekomme er seine Provision. Gleiche Firma, anderer Laden, „only 5 minutes“. Da wurde ich langsam etwas nervös und das heißt was bei meinem momentanen Zustand. Aber er war nicht abzubringen und hat mich quasi angefleht, da mitzuspielen. Also gut. Ich also rein in den Shop, einmal rum, es handelte sich diesmal um eine Schneiderei, dem Typen erklärt, ich lasse in Indien schneidern und fliege im übrigen heute wieder ab, und wieder raus aus dem Shop. Der Fahrer total sauer: Ich hätte mindestens 10 Minuten bleiben müssen, sonst kriegt er seine Provision nicht usw. In dem Moment hatte er sein Trinkgeld verspielt. Bislang war das ja alles noch ganz nett und ich war bereit, ihm den Gefallen zu tun, weil ich Zeit hatte und wissen wollte, wohin das alles führt, aber jetzt hat’s gereicht. Dass mich der anpampt, weil ich zu kurz in dem Laden war, das geht nicht. Also hab ich die Diskussion abgebrochen und ihm erklärt, er kriegt überhaupt kein Geld, wenn er mich jetzt nicht schleunigst zu dem Palast bringt.

Dort angekommen, stelle ich mich in die Ticketschlange und dreh mich kurz um. Wer steht genau hinter mir? Claudie, die Münchnerin, die ich gestern auf dem Flughafen in Koh Phangan kennengelernt habe. Sie gleich total erfreut, ich auch, und wir haben beschlossen, den restlichen Tag gemeinsam zu verbringen. Also haben wir den Königspalast angeschaut, wunderschön, beeindruckend.

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Dann sind wir zum Wat Pho, um uns massieren zu lassen. Dort haben wir, ebenfalls ungeplant und zufällig, einen guten Freund von ihr und dessen Kumpel  getroffen. Nach der Massage sind wir zu viert weiter gezogen mit dem Wassertaxi zur Khaosan Road, um essen zu gehen. Auf dem Weg habe ich mich mit dem einen Typen unterhalten, ein total interessanter Mann. Er ist Iraner, in Schweden aufgewachsen und lebt seit 5 Jahren in Tansania. Dort hat er eine Fair Travel Agentur. Wir haben uns über Politik, die Weltwirtschaft, Tourismus und Afrika als Wiege der Menschheit unterhalten, und das alles in etwa einer halben Stunde. Ganz ein kluger Kopf und extrem gelassen.

Ja, und auf dem Weg in den Massagesalon kriege ich eine Nachricht von Julia: Das Foto eines positiven Schwangerschaftstests. Ich denk, mich trifft der Schlag. Dann denk ich, na ja, sie ist im richtigen Alter, den richtigen Mann hat sie auch, also freuen wir uns. Ist doch nett, ein Baby. Die ganze Familie ist regelrecht ausgeflippt auf What’s App. Als sich alle ein bisschen beruhigt haben, hat sie eine Sprachnachricht abgesetzt: „April April“. Fast schade.

Nach einem letzten Pad Thai mit Claudie bin ich noch gemütlich im Hotel am Swimmingpool gelegen, bis ich zum Flughafen musste.

Die Auszeit ist zu Ende, es geht nach Hause und damit wieder zurück in mein europäisches Leben. Ich freue mich auf meine Lieben, Familie wie Freunde. Es war eine tolle Reise mit vielen spannenden Erlebnissen und Eindrücken, die mich, wie geplant, aus meinem Alltag mit all seinen Sorgen und Nöten völlig herausgerissen und mich wieder zu Leichtigkeit, Lebensfreude und Abenteuerlust zurückgeführt hat. Es war nicht immer einfach, vor allem die Ereignisse auf meiner Fahrt entlang der Great Ocean Road allein zu verdauen war eine Herausforderung. Die Menschen, die ich getroffen habe, waren eine willkommene Bereicherung, die Städte und Landschaften großartig und allein zu reisen eine Erfahrung von Freiheit und Unabhängigkeit, die mich persönlich hat wachsen lassen.

Koh Phangan: Party ins Nirwana?

Tag 45

In unserem Überschwang haben Angelina, Joana und ich dann gleich den Angthong Marine Park gebucht. Es gab schnelle und langsame Boote, wobei die schnellen halt schnell und modern sind, die langsamen dafür schöner, weil aus Holz und altmodisch. Wir haben uns für schön entschieden. Mit dem coolsten Käpt’n.

Der Shuttlebusfahrer hat uns an der falschen Straße abgeholt, oder wir waren falsch, wer weiß das schon. Als uns ein Motorradfahrer darauf hingewiesen hat, dass da wer wartet, haben wir uns dann gefunden.

Der  Angthong Marine Park schaut im Prinzip aus wie die Halong Bucht, bloß viel kleiner. Hübsch anzuschauen. Dort waren wir erstmal schnorcheln, wobei sich die Unterwasserwelt auf ein paar kleine Fische und Seeigel beschränkt hat. Auf einer anderen Insel sind wir mit dem Kajak zu einem sehr steilen Weg, der über viele viele Treppen zu einer Lagune führt. View Point. Ein Deutscher hat ziemlich genervt, weil er uns die ganze Zeit erklärt hat, wie Paddeln geht und dass er im Kanuclub war und keinen im Kajak haben will, der das nicht gelernt hat und dass er allein schneller ist (wozu? Dazu ist ihm nichts eingefallen), dass er keine Schwimmweste anzieht, weil er schwimmen kann und so weiter. Typisch unentspannter Besserwisser halt. Nebenbei hatte er vor allem Angst: dem Essen, den Getränken, dem Schwimmen in stehendem Wasser….Er lebt in Berlin und hat gemeint, er kann mich beeindrucken, wenn er München (MÜNCHEN!!!!) schlecht macht („Angeberstadt, da zählt bloß der Ferrari, darüber lachen wir in Berlin“ etc. Ich hab dann gesagt, „den Ferrari nehme ich bloß als Zweitwagen, ich fahr lieber den Aston Martin, der hat mehr Kofferraum“. Dann war Ruhe).

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Beim nächsten Inselchen hat sich dann beim Schwimmen die Gelegenheit ergeben, die hübschen Typen anzuquatschen, die wir schon die ganze Zeit auf dem Schirm hatten. Da sie eine total undefinierbare Sprache gesprochen haben, haben wir auf Israelis getippt, weil italienisch erkennen wir ja. Es hat sich herausgestellt, dass es Brasilianer sind. Zwei Notare, ein Richter und ein plastischer Chirurg. Ich wandere übrigens nach Brasilien aus. Die Juristen dort sind einfach attraktiver (ich entschuldige mich in aller Form bei allen mitlesenden Kollegen 😉 ), wenn auch die Badehosen der Herren etwas old-fashioned sind.

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Im Hotel angekommen, haben wir schleunigst für ein ansprechendes Äußeres gesorgt und sind los, ins Blue Dream Hostel, wo die Brasilianer wohnen, zum Vorglühen. Es gab dort Buckets, so kleine Plastikeimerchen mit viel Getränk und Eis drin, in der Happy Hour zwei für einen Preis. Man konnte sich aussuchen, was drin sein soll. Entsprechend war dann schnell mal die Stimmung. Die Jungs waren auch da und der hübscheste hat sich um uns gekümmert. Wie sich später herausgestellt hat, ist er 29 Jahre alt (manchmal wär ich schon gern 25 – 30 Jahre jünger…). Die anderen lagen noch im Mittagsschlaf, die haben offenbar einen anstrengenden Urlaub und sind immerhin schon über 30.

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Als dann alle da waren, sind wir zur Half Moon Party. Die war mitten im Dschungel, eine tolle Location. Alles ist in Neon, man kann sich neon bemalen lassen und es gibt neonfarbene T-Shirts und alles. Auch hier war ein Bucket im Preis enthalten, die Männer haben für stetigen Nachschub gesorgt. Es läuft laute Techno-Musik, die Bühne des DJ ist mit Light-Shows vom Feinsten dekoriert, ein Feuerläufer macht Kunststücke und es sind tausende Leute da. Wir also mit diesen hübschen Jungs da aufgekreuzt und erst mal abgetanzt. Es hat sich allerdings herausgestellt, dass die wohl lieber rumstehen. Brasilianer halt, die können ja bekanntlich nicht tanzen.

Na ja, dann halt ohne die. So um 3 bin ich dann mit Joana heimgefahren, die musste heute um 7 eine Fähre kriegen. Angelina hab ich irgendwann aus den Augen verloren, sie ist nicht mehr im Retreat aufgetaucht. Wahrscheinlich hat sie einen abgeschleppt. Genug Auswahl in ihrem Alter gab’s ja.

Tag 46

Heute früh hatte ich natürlich einen Kater von den Buckets und vom wenig schlafen. Beim Yoga hab ich gefehlt. Dafür war nachmittags ein Access Barre Treatment, so eine spirituelle Heilmethode, bei der die Energiekanäle aktiviert  und Blockaden beseitigtwerden. So ähnlich wie Craniosakralbehandlung.  So entspannt war ich glaub ich noch nie in meinem Leben. Ich bin sofort eingeschlafen. Toll. Mach ich  morgen wieder.

Dann bin ich ins Dorf runter. Eigentlich wollte ich mir bloß ein Fährticket für übermorgen kaufen. Weil ich ja sonst auch nichts vorhatte, dachte ich, ich gönn mir nach 7 Wochen rumrennen in Trekkingschuhen  eine Pediküre, damit meine Füße mich wieder lieb haben und die dicke Schutzschicht, die sie gegen mich  aufgebaut haben, mal ablegen. Hat ja keinen Sinn, wenn einen die eigenen Füße nicht mögen.  Nun ja, anscheinend fanden meine Hände auch, dass sie mal behandelt werden möchten und das Karma fand, ich könnte mal ein bisschen Hokuspokus vertragen. Vielleicht wegen der vielen Smoothies. Jedenfalls wurde aus meinem Plan eine Pediküre, eine Maniküre, ein Footscrub und eine Tarotsession mit Handlesen. Das kam so:  Ich gehe in einen x-beliebigen Massagesalon rein, wo mich so 6-7 Masseurinnen bzw. Kosmetikerinnen freundlich erwarten. Ich bestelle eine Pediküre. Auf der Massagebank gegenüber meinem Fußbad sitzt ein offensichtlich thailändisches Pärchen, das sich mit einer älteren Frau intensiv unterhält. Nach einiger Zeit sehe ich, dass die die Hände von dem Mann intensiv betrachtet. Die merken, dass ich sie beobachte und erklären mir auf englisch, die Handleserin sei ganz toll und wisse alles, also wirklich alles, und ich soll das unbedingt auch machen. Ich also, ok, was kostet das? Na ja, hier kann man sich die Sachen ja leisten: 5 EUR. Problem: Die Frau kann kein Englisch. Ich also zu dem Mann: Dann übersetzt du mir das halt. Der  Mann lacht und meint, er sei Holländer und das kommt mich teuer, denn sein Stundensatz sei höher als der von der Frau. War aber bloß ein Witz, also das mit dem teuer.

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Um die Wartezeit – Madam musste erst Kaffee trinken, klar, nach zwei Prophezeiungen –  sinnvoll zu nutzen, hab ich den Schönheitsservice dann ein bisschen ausgedehnt. Jedenfalls, als ich dran war, wurde mir eine leuchtende Zukunft an der Seite eines tollen jüngeren Mannes prophezeit unter Anteilnahme des gesamten Salons. Ich also: „JA! GUT! Jüngerer Mann! Sehr gut!!!“  Was wahre Stürme der Begeisterung im ganzen Salon ausgelöst hat. Ich hab dann die ganze Zeit auf dem jüngeren Mann rumgeritten (rein verbal natürlich, er ist ja noch nicht aufgetaucht): Schöne Hände, schöne Füße, gut für jungen Mann; schöne Hände, schöne Füße, schöne Zukunft usw. Damit hab ich den ganzen Salon bis nach Geschäftsschluss unterhalten und mir damit einen Tee verdient. Der Holländer hat sich auch totgelacht und seine Freundin war völlig begeistert. Ansonsten fand ich die Zukunftspläne, die Madam für mich hatte, nicht so inspirierend: Sie meinte, ich solle im Nordosten von Thailand ein Restaurant aufmachen, da würde ich steinreich damit. Na ja, so irgendwie glaub ich, als Anwältin in München werd ich wahrscheinlich doch reicher…Ach ja, und dann hat sie mich noch gefragt, ob mein Ehemann eine thailändische Freundin hat. Ich sage, hm, meines Wissens nicht, die, die ich kenne, ist jedenfalls blond. Das hat wieder einen Begeisterungssturm bei den Mädels ausgelöst. Dabei hab ich das gar nicht als Witz gemeint.

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Tag 47

Heute vormittag nochmal Yoga und Meditation und Access Barre. So tiefenentspannt wie hier war ich glaub ich noch nie. Nach dem Mittagessen bin ich ins Dorf gelaufen und hab meine Wäsche geholt. Dabei war ich nochmal auf dem Markt und hab mit einem Smoothie für mein Karma gesorgt,  Ananas, Mango, Minze.

Und jetzt kommt’s: Ich verlier langsam jegliche Hemmungen, mich zu benehmen wie eine 25jährige Backpackerin.

Ich. Bin. Per ANHALTER wieder zurückgefahren! Auf einem Moped! Ich mach hier lauter Zeug, vor dem ich eigentlich Angst hab. Per Anhalter auf einem Moped, ohne Helm, mit einer Tüte Wäsche in der Hand, ohne mich festhalten zu können. Ich. Kinder, macht das bloß nicht nach! Das ist s e h r unvernünftig!

Im Resort hat Johanna dann noch eine Osho-Bewegungs-Meditation gemacht, das hat mir gut gefallen. Natürlich kann, wenn man im lauen Abendwind auf einer Terrasse mit Blick über das Meer und auf den Sonnenuntergang sitzt, nicht viel schiefgehen. Trotzdem, es war schön und intensiv und ein guter Abschluss. Dann gab es Abendessen, diesmal durchaus reichlich, Reis und Suppe und eine Kokosnuss für jeden. Alles in allem wurde der Aufenthalt hier von Tag zu Tag besser, die Behandlungen waren super, die Stimmung entspannt und sehr freundlich, das Essen war ganz in Ordnung und an die Portionen hab ich mich dann auch gewöhnt, mit ein bisschen Unterstützung durch Smoothies und ein paar Snacks vom Nachtmarkt. Der Blick über Meer und Nachbarinseln ist jedenfalls unschlagbar.

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Koh Phangan: Führen Smoothies ins Nirwana?

Tag 42

Business zu fliegen ist wunderbar. Wenn es geht, mach ich das jetzt öfter. Trotzdem war ich traurig, aber nicht unglücklich, nur wehmütig und ein bisschen sentimental, als ich in Brisbane ins Flugzeug gestiegen bin. Es war aber mehr eine schöne  Art von Trauer, etwas Melancholie, der Abschied von allen Leuten und  von dieser tollen Zeit.

Abends bin ich dann in Bangkok angekommen, geliebtes Bangkok. Es ist gut, in Asien zu sein, alle sind so freundlich und zuvorkommend und – Haupt-Unterschied – alles ist billig.

Tag 43

Der Transfer vom Flughafen in Koh Samui zur Fähre war unkompliziert, Thailand ist bestens organisiert. Das Taxi zum Montevista Resort auf Koh Phangan war nicht unbedingt, was man sich unter einem Taxi vorstellt. Auf meinen etwas überraschten Einwand, ich habe doch eine Reisetasche, meinte der Fahrer „no problem“ und hat die vor sich geklemmt, mich hinter sich und schon sind wir hier den Berg raufgefahren. Wozu ein Auto? Kostet ja bloß.

Die Lage des Resorts ist sensationell, oben auf dem Berg mit Blick auf’s Meer über zwei Seiten. Nach dem Lunch habe ich meinen Bungalow bezogen, eine nette kleine Hütte am Berg, alles ganz romantisch und wunderschön gelegen. Ideal zum Nachdenken über die letzten Wochen, was diese Reise alles bewirkt und verändert hat und was sich insgesamt ändern könnte und sollte.

Am Spätnachmittag noch Meditation mit Chakra-Musik auf der Terrasse, im lauen Wind mit Blick auf die umliegenden Inseln. Schaut so aus, dass es hier sehr angenehm und ruhig wird.

Tag 44

Ok, also ruhig und Yoga ist ja gut und schön. Es gibt allerdings ein Problem. Ich war ja gestern Abend noch total ausgehungert, weil das Abendessen so wenig war. Vegane Küche, es gab nur eine Gemüsetasche  (Gemüse in Reisblatt, Singular) für jeden. Also bin ich heute früh in die Küche und  wollte eine Banane vor der Yogastunde. Da hat mir die Yoga-Lehrerin erklärt, das geht nicht, weil wir erst nach dem Yoga frühstücken. Ich hab dann erklärt, dass ich dann in die Stadt runterfahre und mir was hole, dann durfte ich. Die Yogastunde war sehr gemäßigt und langsam und nur Basics. Für heute war das ok, aber ich habe ja auch 6 Wochen keinerlei Sport gemacht, aber an sich ist mir das zu wenig.

Danach gab es Frühstück. Endlich! Das besteht hier allerdings aus einem Früchteteller, Banane, Ananas, Melone. Fertig. Die Besitzerin hatte ein Porridge, die Gäste nicht. Ich hab dann gefragt, ob ich auch eines bekomme, dann hat sie eines machen lassen, Oatmeal ohne Zucker oder irgendwas,  geschmacksneutral, na ja, besser als nichts. Kein Müsli, kein Toast, keine Eier oder irgendwas. Ich meine, nur von Melonen und so wird ja kein Mensch satt. Natürlich gibt es auch keinen Kaffee, sondern nur grünen oder Kräutertee. Ihr kennt mich. Bei zu wenig Essen hört der Spaß auf.  Wieso sagt da sonst keiner was? Sind die alle anorektisch? Schauen gar nicht so aus. Oder stimmt mit mir was nicht?

Das Mittagessen war ein Teller Nudelsuppe. OH OH. Ich sehe Probleme kommen. Danach sind wir zu dritt ins Dorf runter und das erste was wir gemacht haben, war, in ein Café zu gehen, einen Kuchen zu essen, Smoothies und Kaffee zu trinken und einen food-market zu besuchen, auf dem es alle möglichen Köstlichkeiten gab. Da haben wir gleich noch einen Smoothie getrunken und dann waren wir endlich satt. Angelina meinte, sie macht das schon seit Tagen, dass sie nachmittags und abends da runter geht und was Ordentliches isst. Nachdem das Essen auf dem Markt ja praktisch nichts kostet, vielleicht keine schlechte Idee, so kommt man wenigstens unter Leute und muss sich im Resort nicht aufführen.

Wegen unserer Fresstour haben wir die Nachmittagsmeditation verpasst. Ich werd‘ nie ein guter Yogi. Smoothie schlägt Erleuchtung. Um Längen. Wie soll das jemals was werden mit dem Karma? Aber Buddha wusste auch schon, dass Askese nicht zum Ziel führt. Zum Glück habe ich ein gutes Vorbild. Vielleicht klappt’s ja doch noch. Ansonsten bin ich glaub ich lieber satt und unerleuchtet. Ich leuchte dann quasi vor Zufriedenheit. Reicht zwar wahrscheinlich nicht für’s Nirwana, aber mei, was soll’s. Dann komm‘ ich halt noch ein paar Mal wieder und esse weiter. Im Nirwana gibt’s bestimmt auch keine Nachspeisen, also wer will da schon hin.

Danach sind wir noch schwimmen gegangen ins lauwarme, glasklare Wasser. Am Strand war eine Frau mit einer Gitarre und hat gesungen und neben ihr stand ein Geigenspieler und hat gegeigt. Superromantisch. Vor allem, wenn man mit zwei Frauen unterwegs ist und dauernd über irgendwas kichert.

Nachdem wir wieder auf dem Berg waren, gab es Abendessen, diesmal Gemüse mit Kartoffelbrei ohne Milch, eher Pampe, alles eher europäisch gewürzt, also gar nicht. Ein Jammer. Aber wenigstens hungere ich nicht mehr. Abends sollte ein Film gezeigt werden. Nach 10 Minuten ist der Strom ausgefallen und das hat offenbar den Datenträger gelöscht. Der Film war unauffindbar. Jetzt sitze ich romantisch auf meinem stockdunklen Balkon und erleuchte mich mit dem Notebook. Schon ziemlich nahe am Nirwana, oder?