Bolivien und Chile: Uyuni Salzwüste und Atacama

14.10.24

Angekommen in Uyuni mit einer Stunde Verspätung können wir schnell noch ein paar Getränke kaufen, bevor es in Jeeps losgeht Richtung Salar de Uyuni, der größten Salzwüste der Welt. Die Ausdehnung von 12000 qkm in der Fläche und 120 m Tiefe ist enorm. Wir fahren über glänzende Salzstraßen, die aussehen und sich anfühlen wie Schnee und machen einen ersten Stopp bei einem der drei Salzhotels, die ganz aus Salzziegeln gebaut sind und Restaurants und Shops beinhalten. Dort lernen wir einiges über die Herstellung der verschiedenen Salze, Speise- und Badesalz.

Weiter geht‘s ca. 80 km über glitzernde Salzflächen, Straßen und immer der Nase nach zu einer Insel, die mit riesigen Kakteen bewachsen ist. Dort bauen unsere Guides Tische und Stühle auf und servieren uns Mittagessen mitten im weißen Nichts. Wir freuen uns über gebratene Hühnchen, Reis, Kartoffeln und Salat, Nachspeise ist eine Banane.

Gesättigt beginnen wir den Aufstieg zur Insel, von deren Gipfel wir die Rundumsicht über die Salzpfanne haben, die sich bis zu den Kordilleren im Osten und Westen am Horizont zieht.

Dann gibt’s noch einen Sundowner an einer kleinen, türkisen Lagune.

Nach unserer Rückkehr beziehen wir unsere Hotelzimmer in San Juan. Diese waren uns angekündigt als Mehrbettzimmer, was bei allen Teilnehmern zu Unmut und Befürchtungen führte. Am Ende war es überhaupt nicht wie im Prospekt beschrieben. Jeder hatte sein Doppelzimmer, Übernachtung mit Fremden war nicht nötig. Das Hotel war einfach, aber nett, das Abendessen völlig in Ordnung und so konnten wir ohne Probleme nachts um 4.00 Uhr aufstehen, um die Weiterreise nach Chile anzutreten.

15.10.24

Klar war keiner begeistert, schon wieder mitten in der Nacht irgendwohin fahren zu müssen, wir ergeben uns aber klaglos in unser Schicksal, weil es bisher auch immer so war, dass wir am Ende gesehen haben, dass die Strecke der Mühe wert war.

Was folgt, ist eine der schönsten Strecken der Welt. Und das sage ich ohne jede Übertreibung, obwohl ich doch schon einiges gesehen habe.

Die Landschaft wechselt von Wüste zu Bergen, von Salz zu Sand und Pampagras. Vicuñas begleiten uns, die Sandsteinformationen der Siloliwüste überwältigen uns. Eine davon erkennen wir sofort als ein Bild von Dalí, obwohl dieser nie in der Gegend war, hat er offenbar davon gewusst. Katina meint, seine Seele sei im Traum hierhergereist und habe ihn inspiriert, Laca meint, er habe eher ein Foto gesehen und das verwertet.

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Egal, es ist jedenfalls toll. Wir gelangen an die Tres Lagunas, in denen tausende von Flamingos dreier verschiedener Arten leben, und deren Farben ein unvergleichliches Schauspiel bieten. Blaues und grünes Wasser trifft auf rote Algen, die den Flamingos die Farbe geben. Weißes Borax schimmert dazwischen und über allem die roten Berge und der strahlend blaue Himmel.

Bei der Weiterfahrt begegnen wir einem Radfahrer, der von Chile nach Bolivien unterwegs ist. In hier immerhin um die 3600 m Höhe, die am Pass auf 4950 m ansteigt. Und das in einer endlosen Wüste, in der es schon in dieser Höhe warm genug ist, um nur ein T-Shirt zu tragen.

Mittagessen gibt es bei einer Station, die lediglich Küche und Esszeug zur Verfügung stellt, das Essen haben die Jeepfahrer selber mitgebracht. Auch die Radler können nichts kaufen und müssen für sich selber sorgen. Danach besuchen wir noch heiße Schwefelquellen und wärmen uns an dem stinkigen Dampf die Hände. Der Schlund der Hölle tut sich auf.

An der chilenischen Grenze verlassen wir die Jeeps und steigen nach Ausreise aus Bolivien

und Einreise nach Chile

in einen Bus, der uns nach San Pedro de Atacama bringt. Wir kommen gegen Abend an, reservieren einen Platz in einem der netten Restaurants und freuen uns über unser hübsches Gartenhotel.

16.10.24

Morgens verlassen wir San Pedro in Richtung Valle de la Luna inmitten der Atacama Wüste, der trockensten Wüste der Welt. Wir erklimmen eine Düne, um einen besser Überblick über die Formationen der Täler zu erhalten, die an Mond- und Marsoberfläche erinnern.

Danach bleibt nur noch die Fahrt zum Flughafen Calama, der etwa 100 km von San Pedro entfernt ist. Pünktlich besteigen wir den Flieger nach Santiago de Chile, ebenso pünktlich den von dort nach Sao Paulo, von da aus geht‘s dann nach Frankfurt mit Latam Airways, alles völlig reibungslos. Auf die Minute pünktlich kommen wir an, das Gepäck ist innerhalb von 20 Minuten da.

Dann beginnt das Abenteuer Deutsche Bundesbahn. Von vier in Frage kommenden Zügen nach München ist keiner pünktlich, einer fährt überhaupt nicht, andere später oder andere Strecken. Wir wählen einen aus, der theoretisch um 17.34 Uhr gehen sollte, dann aber um 17.56 Uhr einläuft. Unsere Platzkarten gelten für einen anderen Zug, so dass wir erstmal rumlaufen und freie Plätze suchen müssen. Zum Glück gibt es „Vorzugsplätze“, die von Angestellten der Bundesbahn und anderen Vorzugsgruppen genutzt werden können, wenn sie frei sind, darf man sich aber hinsetzen. Die Gastronomie ist „eingeschränkt nutzbar“, 3 von 4 Toiletten sind defekt und geschlossen, eine ist offen, aber total versifft. Auf der gesamten Reise ist uns so ein Chaos nicht begegnet.

Willkommen daheim.

 

La Paz

13.10.24

La Paz begrüßt uns mit Kälte und blauem Himmel. Wir werden abgeholt und fahren zunächst durch den irrwitzigen Stau ins Valle de la Luna, einer Vorstadt mit skurrilen Felsformationen und schönem Blick auf die Viertel der Reichen.

Danach ist unser Ziel ein Aussichtspunkt, von dem aus wir die ganze Stadt im 360 Grad Winkel sehen können, sehr beeindruckend. Die Stadt hat eineinhalb Millionen Einwohner, auf der Talsohle wohnen die Reichen, die Hänge hinauf erstrecken sich die Slums. Unten ist die Lufttemperatur etwa 3 Grad wärmer als oben, das Wetter also besser und die Kletterei hält sich in Grenzen. Wir schweben weiter vom Mirador wieder runter zum früheren Hauptplatz, der Plaza des Armas.

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Der Nachmittag ist frei. Da es in La Paz seit zwei Jahren ein Hard Rock Café gibt, nehmen wir ein Taxi dorthin, um die obligatorische Pin für Julia zu kaufen. Die 20 min Taxifahrt kostet uns 4 Euro und zeigt uns neue Viertel, einen Vergnügungspark, ein Stadion und eine riesige Shopping-Mall. Wenig überraschend befindet sich unser Ziel mitten im Diplomatenviertel, alles sehr chic und gediegen, ein gewaltiger Unterschied zur Stadtmitte.

Abends landen wir nach einem Spaziergang über den „Hexenmarkt“, in dem vielerlei Mittelchen und unter anderem Lamaembryos (die Glück bringen sollen oder Gottheiten beschwichtigen oder irgendwie so) verkauft werden,

 in einer superschönen Kneipe mit sehr guter Musik. Wir trinken Bier, Wein und Pisco Sour, es wird sehr lustig und Laca lässt sich sogar überreden, die beiden Klaviere auszuprobieren. Das eine geht überhaupt nicht (also wörtlich: überhaupt nicht!), das andere ist so verstimmt, dass man kaum erkennt, was er spielt. Der Spaß begrenzt sich auf einen Song, dann lässt er es wieder und wir gehen heim, da wir morgen wieder früh rausmüssen, um nach Uyuni zu fliegen.

14.10.24

Wir werden um 6.00 Uhr abgeholt, um den einzigen Flug des Tages zu erreichen. Als wir pünktlich um 6.30 Uhr am Flughafen ankommen, stellen wir fest, dass der Flug Verspätung hat und statt um 7.40 Uhr erst um 9.20 Uhr geht. Man hätte mal ein bisschen schlafen können!

Titicacasee und der Weg nach Bolivien

Wir stehen wieder einmal früh auf und machen uns auf den Weg zum Titicacasee. Eine Weile folgen wir dem Lauf des Huatanay Flusses, vorbei an den Hochtälern des Altiplano. Die Landschaft ist faszinierend, spärlich bewohnte Berglandschaften ohne Bäume, mitten im Prairiegras einige Vicuñas und Lamas. Kleine Häuschen mit Blechdächern, die in der Sonne glitzern, umgeben von Rindern und Schafen. Wenig Menschen. Wir halten unterwegs in einer Raststätte und essen Sandwiches mit Hühnchen und Ananas, Sandwich Hawaii im Altiplano in Peru. Ansonsten ist die Raststätte ein riesiger Souvenirshop, wie überall und alles.

Nachmittags erreichen wir Juliaca, eine Stadt, die auf der Liste der schlimmsten Wohnorte der Welt einen oberen Platz erhält. Ruinen stehen am Wegesrand, es lässt sich nicht erkennen, ob die Häuser aufgegeben und verkommen sind oder gerade erst gebaut werden und auf die Fortsetzung der Bautätigkeiten warten, also im Prinzip darauf, dass der Bauherr wieder zu Geld kommt.

Mitten in der Stadt steht eine Autobrücke, die allerdings nicht befahren wird, da ein Bürgermeister sie geplant und angefangen hat, ein anderer festgestellt hat, dass die Statik keinen Verkehr aushalten wird, sie trotzdem weitergebaut, aber nicht an das Straßennetz angeschlossen hat. So steht sie nun, von einer Stelle mitten im Verkehr über einige Straßen zu einer anderen, völlig sinn- und zweckbefreit.

An einigen Baustellen stehen Masten, an denen Puppen hängen wie Gehenkte. Diese sollen Dieben als Warnung dienen und heißen: Wer hier klaut, kommt in Konflikt mit der örtlichen Mafia und diese wird ihn finden und erledigen. Das hat sich entwickelt, weil die Bevölkerung keinerlei Vertrauen in die völlig korrupte Justiz und daher die Sanktionierung von Straftätern selbst in die Hand genommen hat. Mit aller möglichen Härte, wobei auch die nicht betroffene Bevölkerung mit dem Vorgehen durchaus einverstanden ist, garantiert es doch Sicherheit und den Schutz des Eigentums.

Als wir diese gräßliche Stadt passiert haben, erreichen wir alsbald den dunkelblau leuchtenden See. Er ist 14mal so groß wie der Bodensee, das andere Ufer ist nicht sichtbar. Wir fahren zu einer kleineren Halbinsel, die den größeren Teil des Sees vom kleineren abteilt. Dort wohnen wir in einem Projekt von Indigenen. Diese haben auf ihren Grundstücken kleine Häuser oder Lehmhütten errichtet, die sie mit fließend kaltem Wasser und Strom ausgestattet haben und vermieten. In einigen der Häuser geht allerdings weder das Wasser noch der Strom, in anderen nur eines davon. Wir haben Glück, bei uns geht beides, wenn auch die Wassertemperatur kurz über dem Gefrierpunkt sein dürfte. Das Zimmer ist ok, sauber und einfach, die Klospülung funktioniert, also sollte es kein Problem geben. 

Wir gehen spazieren am Ufer und schauen uns die Umgebung an, die sehr malerisch wirkt. Kühe und Schafe weiden am See, halbwilde Hunde begleiten uns.

Als die Sonne langsam beginnt, zu versinken, treffen wir die anderen im Gemeinschaftshaus, wo es auch Abendessen gibt. Die Einheimischen haben Fisch und Gemüse für uns gekocht, alles sehr lecker und freundlich. Das Dessert aus lila Mais ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber nicht so schlecht. Es schmeckt ein bisschen wie rote Grütze ohne Früchte, nicht ganz so fruchtig, aber süß.

Der Sonnenuntergang ist spektakulär, die Farben wechseln im Minutentakt.

Nachts stelle ich fest, dass es eiskalt ist, so um die 4 Grad, schätze ich. Zum Glück habe ich Skiunterwäsche dabei und dicke Socken, ich ziehe ein paar Schichten übereinander und so geht es dann. Die Zudecken sind tonnenschwer (ersticken unter der Last oder Erfrieren ohne Decke, das ist hier die Frage). Als ich das Licht ausschalten möchte, stelle ich fest, dass die Lampe weiter scheint, nicht ganz hell, eher sowie eine Bettlampe für Kinder, aber sie erleuchtet den Raum vollständig. Na toll, mich stört schon der rote Punkt an den Fernsehern in Hotelzimmern, wie soll ich hier schlafen? Ich ziehe die Decken komplett über mich. Wegen kalter Nase ist das sowieso angesagt, aber nun müssen auch die Augen drunter, die Schlafmaske hilft auch. Die Nacht wird kurz, unruhig und kalt. Ausnahmsweise freue ich mich, als sie vorbei ist.

12.10.24

Nach einem guten Frühstück werden wir abgeholt und schippern mit einem Motorboot zu den Schilfinseln der Uros.

Das ist ein Volk, das seinen Wohnort auf dem See selber aus Schilf baut und dann irgendwo in Ufernähe verankert. Wenn sie Feste feiern, laden sie andere Inseln ein, die die Vertäuung lösen und sich mit ihren Inseln verbinden, so dass alle genug Platz haben. Die ebenfalls aus Stroh gebauten Hütten werden jeweils von einer Familie bewohnt und müssen jedes Jahr erneuert werden, die Inseln selbst werden ständig gewartet. Kinder werden dort geboren, die Hebamme kommt bei Bedarf vorbei. Zur Krankenstation auf dem Festland gehen die Uros nur im allerdringendsten Notfall, obwohl sie eine kostenlose Behandlung vom Staat erhalten. Eine sehr exotische Lebensweise, die zum Sterben verurteilt sein wird, da die Jungen natürlich abwandern und die Alten aussterben. Die Sprache ist Aymari, ebenfalls ein zurückgehendes Idiom.

Nach dem Besuch bei den Familien fahren wir nach Puno, auch kein Highlight der Architektur, von dort zur bolivianischen Grenze. Wir verabschieden uns von dem von allen geliebten Boris, der uns durch die letzten zwei Wochen begleitet hat und begrüßen Katina, die die Weiterreise betreut.

Der Grenzübergang erfolgt zu Fuß, Ausreise aus Peru an einem Schalter, einige Meter weiter Einreise nach Bolivien. Hier wartet der Bus, der uns nach La Paz bringt.

In El Alto, einem Vorort von La Paz, der allerdings größer ist als die Stadt selbst, steigen wir in eine Seilbahn. La Paz hat mehrere Seilbahn-Linien, alle gebaut von der österreichischen Firma Doppelmayr und TÜV Süd geprüft, die Stadt liegt in einem Tal zwischen hohen Bergen und wächst die Hänge hinauf. Seilbahnen sind wesentlich sinnvoller als U-bahnen, die Höhenunterschiede in der Stadt sind gewaltig. Wir schweben über den Häusern und Straßen, uns bietet sich eine riesige Urbanisation fast ohne Grün, dafür mit unfassbarem Verkehrschaos. Offenbar herrscht das Recht des Stärkeren.

Unser Hotel liegt mitten im Ausgehviertel. Wir suchen ein Lokal, schlendern bergauf und bergab durch die Gassen, was bei einer Höhe von durchschnittlich 3600 m nicht unanstrengend ist, schauen Läden und Lokale an und landen schließlich in einem Tex-Mex Laden mit Bier und Burritos.