8.3.2025
Die Nacht war ganz in Ordnung. Das lag im Wesentlichen daran, dass ich die dichtesten Ohrstöpsel, die ich habe, praktisch bis ins Gehirn geschoben habe, um den Straßenlärm, die bellenden Hunde, röhrenden Motorräder, Trommler, Muezzins (Ramadan!) auszusperren. An der noise reduction des Hotels kann es jedenfalls nicht gelegen haben. Die bestand aus drei Schaumstoffplatten, die auf die Fenster zugeschnitten waren. Man musste sie unter dem Bett herauszerren (die größte ist etwa 1,50 x 2,00 Meter groß, dazu noch zwei kleinere für die Seitenfenster), dann in die Fensternischen einklemmen. Ein Unterschied im Geräuschpegel war nicht zu erkennen, aber es war dann wenigstens dunkel und die Moschee nebenan hat nicht geblinkt. Also Klimaanlage an, damit der Generator auf dem Flur übertönt wird, Ohrstöpsel rein und auf in’s Schlafvergnügen. Dafür war das Personal ausgesprochen engagiert und nett und die Skybar mit Blick auf das Fort wunderbar.
Weltfrauentag! Also Shopping-Tag und kein Mann kann was dagegen sagen! Vor der Eskalation in den Klamottenläden steht natürlich das Besichtigungsprogramm.
Himmat holt uns ab und wir fahren zum Weißen Tempel Jaswant Thada, der aus dem gleichen Marmor besteht wie das Taj Mahal. Gewidmet ist das Grabmal einem Maharadscha des 19. Jahrhundert, Jaswant Singh II., sein Sohn Sardar Singh hat es zwischen 1899 und 1906 zu seinem Gedenken erbauen lassen.
Nebenan gibt es eine Gedenkstätte für die Witwen des Königs, die seinetwegen ihr Leben auf den Scheiterhaufen gelassen haben. Die gruselige Sitte der Witwenverbrennung, Sathi, ist heute zum Glück verboten. Allerdings erst seit 1929.
Das Fort Mehrangar thront über der Stadt und dominiert alles. Es ist heute ein Museum mit vielen Räumen, die die Lebensweise der Maharadschas nahebringen.
So gibt es einen Raum mit Sänften, einen mit Schwertern, viele reichdekorierte Innenräume und bezaubernde Höfe mit steinernen, zart verzierten Erkern.
Auf der Mauer stehen die Kanonen, die die Feinde des Marwar-Reichs abhalten sollten, Jodhpur zu erobern, was auch gelang. Erst die Unabhängigkeit Indiens von Großbritannien 1947 machte den Königreichen Indiens ein Ende. Endgültig entmachtet wurden sie erst 1971, als Indira Gandhi alle Adelstitel abschaffte und den ehemaligen Herrschern sämtliche Privilegien entzog. Allerdings blieb den Adligen Familien ein Großteil ihrer Ländereien, so dass sie bis heute eine eigene gesellschaftliche Klasse bilden.
Als wir um die Festung herumspazieren, kommt uns eine traditionell gekleidete Familie entgegen, Maharadscha und Maharani mit Gefolge. Wir dürfen fotografieren und sind uns überhaupt nicht klar, sind die jetzt echt oder nur Fotomodels für die Touristen? Dagegen spricht, dass sie kein Geld wollen, sondern nur Fotos mit uns. Dafür spricht, dass doch heutzutage kein Mensch mehr so rumläuft. Allerdings tragen die Frauen schon Saris, aber nicht so prächtig herausgeputzt. Sie sind unterwegs zum Tempel, vielleicht feiern sie was. Wir werden es nie erfahren.
Nachdem wir uns bei einem Lunch in einem der vielen kleinen tempelartigen Cafés erholt haben, folgt der Shopping Exzess.
In den Souvenirshops und Klamottenläden gibt es für kleines Geld wunderschöne Kleider, Blusen, Hosen aus reiner Baumwolle mit bezaubernden Blockprint-Mustern. Da kann keiner widerstehen, zumal es heute schon so heiß war (es hatte 35 Grad), dass alle europäischen Sachen viel zu warm sind und noch größere Hitze angesagt ist. Ich finde, 60 Euronen für drei Kleider, zwei Blusen und eine Hose ist schon ok, oder? Mal sehen, wieviele Wäschen die überstehen. Im Augenblick liebe ich die Sachen jedenfalls.