28.9.24
Das glaubt mir jetzt kein Mensch, dass ich heute vor dem Mittagessen sechs Schnäpse getrunken habe. Aber es ist die Wahrheit, die reine Wahrheit usw. Wie kam es dazu?
Zunächst sind wir in München, Hauptbahnhof in einen absolut pünktlichen ICE nach Frankfurt gestiegen. Glaubt mir auch keiner. Dann sind wir ohne besondere Verzögerung (mal abgesehen davon, dass zuerst ein Arzt oder Rettungssanitäter ausgerufen wurde, weil ein Fahrgast gesundheitliche Probleme hatte und sich die Ankunft sich deshalb ein paar Minuten verzögert hat) in Frankfurt angekommen, vorsichtshalber fünf Stunden vor Abflug, man weiß ja nie. Was fängt man mit soviel Zeit an, wenn man sie nicht braucht, um die Verspätung der Bundesbahn aufzufangen? Nachdem sogar Latam Air den Terminal offen hatte und wir also unser Gepäck loswaren, sind wir nach Frankfurt rein und haben die angeblich so toll renovierte Altstadt gesucht. Als wir mitgekriegt haben, dass es sich um etwa eineinhalb Straßen handelt, die tatsächlich ganz hübsch sind, sind wir dann wieder zum Flughafen, um mehr Abenteuer zu erleben.


Die ließen auf sich warten. Wir waren rechtzeitig da, sind gut durch alle Kontrollen gekommen und haben im Flieger den reservierten Platz bekommen. Ohne Hindernisse bis dahin. Der Flug war unkompliziert, wenn auch lang, Lacis Befürchtungen, seine Beine würden wegen des langen Sitzens schmerzen, bewahrheiteten sich dank der Heparinspritze und den Stützstrümpfen nicht. Ach so, halt, die hatten wir ja vergessen und als wir drangedacht haben, waren die Rucksäcke verräumt und wir angeschnallt. Egal, es hat alles gut geklappt, außer unseren Hintern hat uns nichts wehgetan. Wir waren pünktlich in Lima.

Ein Stadtrundgang führt uns durch die Altstadt, die Frau, die ihn veranstaltet, erzählt alle historischen Daten und mehr. Sie führt uns zu einer Brücke an der alten Stadtmauer, wo ein Festival stattfindet, direkt dahinter schachteln sich die Favelas einen sichtlich weichen Berg hinauf, beim nächsten Regen kommt alles runter, so schaut‘s wenigstens aus. Eine lebensgefährliche Angelegenheit, dort zu wohnen, zumal Peru Erdbebengebiet ist.
Unterwegs möchte sie uns anhand des Angebots eines Straßenhändlers erklären, wozu die diversen Blätter und Tinkturen benötigt werden. Als er ihr verbietet, die Ware anzufassen, faucht sie ihn an, sie werde in Zukunft all ihren Touristengruppen erzählen, wie unmöglich er ist und ihnen abraten, etwas zu kaufen.
Sie informiert uns über die neue peruanische Präsidentin „das ist eine ganz blöde Kuh, die macht nichts richtig, ihre Zustimmungsrate liegt bei 5%“, angeblich verkauft sie das Land an die Chinesen usw. Während dieser Vorträge wandern wir zum alten Franziskanerkloster, wo wir zunächst die Krypta anschauen. Eine Ansammlung alter Gräber mit angeschlossenem Beinhaus, wo die aus den Gruften exhumierten Knochen gesammelt werden. Die Krypta ist erdbebensicher gebaut, darüber erhebt sich eine Kirche mit ungewöhnlichen maurischen Malereien und Stukkaturen, sehr interessant. Das ist auch die uralte Bibliothek, die größte im Land, die allerdings ein wenig vor sich hinmodert. Das Land hat kein Geld, man merkt es auch an der Behandlung der Kunstschätze.
Nach der Führung fahren wir ins Hotel, es ist 17.00 Uhr und wir sind seit 35 Stunden auf den Beinen. Ich kaufe noch etwas Wasser und dann lege ich mich ab.
29.9.24
Um 4.00 Uhr (!) ist Abfahrt am Hotel. Ziel sind die Balestas-Inseln, eine Inselgruppe aus Wüsteneien vor der Küste Perus. Wir folgen der Panamericana ein Stück südwärts, dann steigen wir in ein Boot, das uns zu den Inseln bringt. Die Landschaft ist spektakulär, Wüsteninseln erheben sich aus dem Stillen Ozean, darüber ein glasblauer Himmel. Auf den Inseln treffen wir viele verschiedene Vögel, Pinguine, Tölpel, Möwen, Rotkopfgeier und Seelöwen. Alles in allem ein sehenswerter Ausflug, aber wegen der Tiere braucht man nicht unbedingt hin, die gibt‘s anderswo in größerer Menge.
Danach fahren wir weiter zu einer Pisco-Produktion. Man erklärt uns den Herstellungsprozess des peruanischen Nationalschnapses und lässt uns alle vorhandenen Sorten verkosten. Was wir auch tun. Tadaa! Jetzt wisst ihr, wie ich dazu gekommen bin, vor dem Mittagessen sechs Schnäpse zu trinken. Gut gelaunt gehen wir dort essen, es gibt leckere creolische Küche.
Unser Endziel für heute ist die Oase Huacachina, ein kleines Dorf inmitten von hohen Sanddünen. Es gibt alle möglichen Amüsements zu buchen, aber die meisten Mitreisenden liegen mit mir am Pool und kämpfen gegen den Jetlag an. Ich hoffe, wir schaffen es zum Sonnenuntergang noch auf eine Düne, irgendwie.