16.3.2025
Jetzt kommt Indien für Fortgeschrittene. Wir fliegen nach Varanasi.
Verwundert registriere ich, dass das Hotel, das wir gebucht haben, „Ganges View“, nicht auf dem Voucher steht, den uns Himmat zum Abschied übergeben hat. Dort steht „Palace on Ganges“. Ein Blick auf Google Maps zeigt uns, dass beide Hotels nebeneinander liegen, aber nicht identisch sind. Das eine scheint ein wunderhübsches Heritage-Hotel zu sein, das andere, leider das anscheinend gebuchte, eine Absteige, folgt man den Bewertungen. Bei der Ankunft bestätigt sich leider, dass da was dran ist. Das Hotel wirkt schmuddelig, abgegriffen und hat die letzte Renovierung spätestens in den 90er Jahren erhalten. Die Lage ist allerdings super.
Wir befinden uns am Assi Ghat, dem Einstieg in die Ghats, wo religiöse Zeremonien jeden Tag stattfinden, heilige Sadhus in Mengen und verschiedenster Bemalung herumlaufen und Verbrennungen tägliche Routine sind. Die Altstadt ist zu Fuß erreichbar und damit die meisten Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Die indische Agentur reagiert auf meine Beschwerde, aber nur mit einer Beschwichtigungsmail. Angeblich seien alle anderen Hotels ausgebucht wegen Holi. Was bleibt uns übrig.
Jetzt aber rein ins heilige Leben! Wir spazieren die Ghats entlang und sehen minütlich spannende Szenen, die sich keiner vorstellen kann, der hier noch nie war. Nackte, mit Asche bestrichene heilige Männer, Sadhus, die in ihren Zelten tanzen, andere, die grüppchenweise zusammensitzen und reden, wieder andere, die jungen Europäern die Welt erklären. Dazwischen Ziegen und Schafe, natürlich viele Hunde in allen Entwicklungsstadien und die ein oder andere Kuh.
Fasziniert laufen wir bis zur ersten Verbrennungsstätte, wo gerade eine Bestattung vorbereitet wird. Aus diskreter Entfernung sehen wir eine Weile zu, dann laufen wir weiter, bis wir ein Schild finden, das auf ein Café hindeutet.
Dem gehen wir nach und landen in der verwinkelten Altstadt in einem indisch-koreanischen Minicafé, New Baba Café, das aber offenbar eine gute Bewertung bei tripadvisor hat. Wir nehmen ein Lemon-Soda, ich esse ein Sandwich, Laca eine Kimchi-Nudel-Suppe. Dann bummeln wir weiter durch die Minigassen und finden schließlich wieder heraus auf die Ghats, um den Rückweg anzutreten.
Später holt uns unsere hiesige Reiseleiterin ab zu einer ersten Stadtrundfahrt. Der Verkehr tost um uns herum und eine Kuh möchte gern mitfahren.
Sie zeigt uns ein paar Tempel von außen und das weitläufige Gelände der Varanasi-Universität, die zu den besten des Landes zählt. Wir verabreden uns für den nächsten Tag und gehen zunächst wieder zu den Ghats, wo allabendlich um 18.30 Uhr eine Aarti-Zeremonie stattfindet. Mehrere Tische mit Götterbedarf werden aufgebaut, d.h. Muschelhörner, Kerzenleuchter, Butterlämpchen etc., die in der Folge synchron von diversen Priestern geschwenkt und bedient werden. Dazu gibt es natürlich Musik und Gesang, alles sehr bunt und farbenfroh.
Zwei derartige Stellen sind in unmittelbarer Nähe aufgebaut, die aber untereinander nicht ganz synchron laufen, das erzeugt jedenfalls Krach, den hier anscheinend alle lieben. Das übliche Hupkonzert (alle hupen ständig, vor dem Überholen, beim Überholen, wenn jemand im Weg steht….) läuft natürlich parallel. Kurz vor Schluss flüchten wir, denn es ist klar, dass kein Durchkommen sein wird, wenn die Tausenden, die an der Zeremonie teilnehmen, alle auf einmal aufbrechen. Immerhin bringt uns ein Fahrer noch in eines der wenigen nicht-vegetarischen Restaurants mit Alkohollizenz, was mir beides nicht wichtig ist, aber ich hab ja einen Mann dabei, der gern zum Essen ein Bier trinkt und die reichhaltige indische Küche auch hinsichtlich ihrer Fleischgerichte genießen mag. Und er soll die Reise ja auch genießen.