12.3.
Der Bus nach Brasilien steht schon am Bahnhof. Ich kaufe ein Retourticket für 80 ARP, das sind etwa 3 EUR. Es ist billiger als die Fahrt zu den argentinischen Fällen, obwohl weiter und mit Grenze, keine Ahnung, wie die die Preise bemessen. Der Bus ist luxuriös, ein richtiger neuer Reisebus, obwohl die Fahrt nur etwa eine Stunde dauert. An der Grenze müssen wir uns erst einen argentinischen Ausreisestempel holen, dann, nach der Überquerung des Rio de la Plata, einen brasilianischen Einreisestempel. Beides geht schnell und unkompliziert.
Im Nationalpark, der Eintritt kostet für Ausländer 490 ARP, steigen wir in einen Shuttlebus, der uns zum Beginn des Trails bringt. Ein etwa 1500 m langer Fußweg führt den Fluss bzw. die Fälle entlang. Die Aussichten sind spektakulär. Man sieht die gewaltigen argentinischen Fälle in voller Länge und Höhe, die Wassermassen stürzen in zwei Kaskaden die Schluchten hinunter. Es haut einen völlig um. Ich bleibe bei jedem Ausguck stehen, am Ende, wo der Blick auf die Garganta del Diablo freigegeben ist, treibe ich mich bestimmt eine Stunde lang herum.
Ein Panoramalift bringt mich wieder auf die Ebene der Busse. Ich besteige den Shuttle, um am Endpunkt festzustellen, dass ich meinen Transferbus um 5 Minuten verpasst habe. Der fährt nur alle zwei Stunden, also stelle ich mich auf eine längere Wartezeit ein. Da kommt ein Bus eines anderen Betreibers. Ich frage, ob ich mein Ticket verwenden kann. Kann ich nicht, aber das ist es mir wert, nicht im Souvenirshop herumzusitzen. Ich kaufe ein neues. Also: Es macht Sinn, kein Rückreiseticket zu nehmen und mit dem Bus zu fahren, der gerade da ist.
Abends folge ich der Empfehlung des Hotels und mache mich auf zum 3-Länder-Eck Brasilien-Argentinien-Paraguay, wo eine „fantastico“ Lightshow jeden Tag um 20.00 Uhr stattfinden soll. Die Show ist, im Vergleich zu Dubai und Singapur, ein Witz. Drumherum einige Souvenirstände, bei Tageslicht sicher ein schöner Blick auf die drei Länder. Nach wenigen Minuten fahre ich zurück.
13.3.
Ich finde, in Argentinien muss man mal reiten gehen. Im Hotel wird mir ein Trailritt über zwei Stunden angeboten, der zu einem Indiodorf führt, in dem man die uralten Techniken der Ureinwohner kennen lernen soll. Ich denke mir, das passt ganz gut. Der schweigsame und gelangweilte Guide stellt ein gesatteltes Pferd vor mich hin. Es geht sofort los, ich und er. Eine Schwierigkeit besteht darin, dass er kein Englisch kann und schon gar nicht versteht, ob ich den ein- oder zweistündigen Ausritt möchte. Ein anderer Mann, wohl der Besitzer der Farm, hilft. Nachdem wir uns einig sind, dass es der längere Ausritt sein soll, verlangt mein Guide 600 ARP, weil er angeblich den Eintritt in das Indiodorf auch bezahlen muss. Der andere verlangt 800. Ich bestehe auf dem niedrigeren Preis. Wir reiten also durch den Dschungel, im Schritt, ohne jeden Spaßfaktor. Der Typ sagt kein Wort und reitet voraus durch den Wald.
Wir kommen an einem primitiven Souvenirstand mit einer Indiofrau und vielen zerlumpten Kindern an. Aus Mitleid kaufe ich zwei Armbänder aus Melonenkernen und einen geschnitzen Nasenbär. Dann reiten wir zurück.
Ich bin sauer. Von Indiodorf und Eintritt kann ja keine Rede sein. Ich fühle mich betrogen, kann aber nichts sagen, weil mein Spanisch zu schlecht ist und ich ganz allein hier bin. Ich versuche, dem Besitzer klar zu machen, dass das mit dem Indiodorf wohl ein Witz ist, er tut so, als verstünde er nicht. Ob sie mich noch begleiten sollen zur Straße. Ich lehne dankend ab. Von denen will ich nichts mehr.
Danach gehe ich zum Aripuca. Das ist ein Riesenhaus, das gestaltet ist wie seinerzeit die Falle, die die Indios für kleine Tiere aufgestellt haben, um sie lebend zu fangen. Das Haus ist aus Redwood Bäumen gebaut, als Mahnmal für die Erhaltung des Amazonas-Urwalds, von dem im Bezirk Misiones nur noch 7 % Primärwald erhalten sind.
Im Wesentlichen besteht die Konglomeration von Häusern aus Souvenir Shops, wenn auch der gute Zweck natürlich überall betont wird.
Fazit: Zwei Tage Puerto Iguacu genügen völlig.
Abends gehe ich noch einmal ins Dorf und esse im Restaurant A Piacere, weil der tolle Gitarrist mit der Bryan Adams-Stimme dort singt. Seine Stimme fließt wie Samt durch die Nacht, Kerzenschimmer taucht alles in goldenes Licht. Ich bestelle nach dem Essen einen Fernet, den ich eigentlich nicht mag, nur um ihm noch eine Weile zuhören zu können. Am Ende gehe ich hin und sage ihm, dass der Abend seinetwegen ein Erlebnis war und dass ich hoffe, ihn demnächst in den Charts zu hören. Er sollte sein Talent nicht hier verschwenden.