Essaouira

25.9.22

Nach einem ausführlichen Frühstück im orientalischen Garten unseres Riad fahren wir weiter Richtung Meer. Ein erster Stopp gilt dem Örtchen Taghazout, das etwas nördlich von Agadir liegt und ein Zentrum des einheimischen Tourismus zu sein scheint.

Unterwegs an der Küstenstraße kommen wir an Bäumen vorbei, auf denen Ziegen leben. Angeblich tun die das freiwillig, um an die Blätter der Arganbäume zu kommen, es drängt sich aber durchaus der Eindruck auf, dass die Besitzer der Ziegenherde da etwas nachhelfen, um an Trinkgelder von begeisterten Touristen zu kommen. Wir lesen ein bisschen was zum Thema und es wird uns bestätigt, dass die Ziegen nur auf zwei, drei Bäumen dort vorkommen und wohl morgens hinaufgestellt werden und abends heruntergeholt. Na ja, das sind dann wohl die Auswüchse des Massentourismus. Allerdings habe ich vor 20 Jahren, als ich schon einmal in Agadir war, solche Ziegen auch gesehen, ohne Hirten in der Nähe. Vielleicht gab oder gibt es doch einzelne, die das wirklich machen. Diese hier stehen allerdings an so unzugänglichen Stellen in den Bäumen, dass sie schwerlich allein wieder herunterkommen.

Am Nachmittag erreichen wir Essaouira.

Das Hotel Riad de Remparts ist nicht zu empfehlen. Die Zimmer sind abgewohnt und nicht sonderlich sauber, die Bettwäsche fleckig. Wir reklamieren, dass anders als in allen anderen Hotels nicht einmal eine Flasche Wasser gestellt wurde. Man vertröstet uns auf abends, da sei dann Wasser da. Als wir zurückkommen vom Abendessen, stehen tatsächlich ein paar kleine Wasserflaschen an der Rezeption, die uns von einem unlustigen Portier ausgehändigt werden. Meine Mitreisenden erkundigen sich nach einer Möglichkeit, noch eine mitgebrachte Flasche Wein zu trinken. Das ging in allen anderen Hotels, auch wenn sie keine Alkohollizenz hatten. Hier nicht. Alkohol nur auf dem Zimmer, nicht im Foyer, nicht auf der Dachterrasse. Wobei das offenbar eine Regel für Europäer ist, Marokkaner durften auf der Terrasse sehr wohl trinken, wie wir mitgekriegt haben.

Der nächste Tag gehört uns, der Guide hat frei. Ich schlendere zum Hafen und verliere unterwegs die anderen, jeder rennt woanders hin. Da ich allein reisen ja gewöhnt bin, macht es mir nichts aus, ich inspiziere alle Stände mit Fischen und anderem Meeresgetier, freunde mich mit ein paar Fischern an, die mir erlauben, sie zu fotografieren.

Ich laufe weiter zu den blauen Booten im Hafenbecken, die sehr malerisch aneinandergebunden der Szenerie Farbe geben. Ein Mann spricht mich an und erklärt mir irgendwas, ich verstehe zwar nichts, schließe aus seinen Bewegungen jedoch, dass er mir irgendwas zu den Booten sagen will. Ich nicke freundlich und mir ist klar, dass ich für diese Begegnung zahlen werde. Er deutet auf verschiedene, identische Schiffchen und erklärt anscheinend, welche Fische mit welchem Boot gefangen werden sollen. Das Ganze ist total absurd, ich finde es aber einerseits lustig, andererseits tut er mir leid, dass er mit so einem Schwachsinn Geld verdienen muss, um zu überleben. Also lasse ich ihn reden und als er am Ende die Hand aufhält und mit treuem Augenaufschlag sagt: 50 Euro, lache ich so herzlich, dass er mitlachen muss. Ich gebe ihm zehn und wir sind beide zufrieden.

Die anderen treffe ich dann nach einem langen Spaziergang am Strand. Sie sitzen in der hintersten Strandbar, sehr gemütlich und genehmigen sich kalte Getränke und Snacks. Da bleiben wir eine Weile, mit Blick auf Kamele und Pferde, die man für Strandritte wohl mieten kann. Dann zieht es uns wieder zurück in die Stadt.

Der Ort an sich ist ein netter, sehr touristischer Fleck mit einem langen Sandstrand. Am Nachmittag spazieren wir durch die Gassen mit Hunderten von Souvenirläden, Hotels und Hammams. Wir finden ein nettes italienisches Restaurant mit ordentlichen Nudelgerichten und – zur großen Freude der männlichen Reiseteilnehmer – Porcchetta und Bier.

Der Tag klingt aus mit schönstem Blick auf den Sonnenuntergang.