Rembrandt und die Seinen: Rijksmuseum

6.5.24 

Gestern war zwar das Wetter schön und einigermaßen warm, aber windig. Wir haben uns das Rijksmuseum vorgenommen und einen Time-Slot gebucht. Online gibt es eine kostenlose Führung. Mit dem Online-Guide bin ich das ganze Museum abgelaufen, dort werden aber nur die 20 wichtigsten Kunstwerke beschrieben. Die anderen hab ich dann eher flüchtig angeschaut, es ist einfach zuviel. Viel Rembrandt und seine Zeit, viele Schiffe, Schlachten und Bilder von Persönlichkeiten aus mehreren Jahrhunderten. Dazu gibt’s schönes Delfter Porzellan in allen möglichen Formen, am lustigsten sind die Vasen für viele einzelne Blumen.

Das Hauptwerk ist natürlich die „Nachtwache“ von Rembrandt, vor der Hunderte Leute standen. Es ist  so ähnlich wie im Louvre bei der Mona Lisa, man sieht kaum was vor lauter Menschen und der Rest der Ausstellungen ist praktisch leer. Na ja, leer. So im Vergleich zu früher ist gar nichts mehr leer. Überall Massen von Menschen, auch im Museum drängeln sie sich überall, am Eingang, im Café, vor den interessanteren Bildern. In der Stadt sowieso, man hat das Gefühl, halb Europa ist in Amsterdam. Aber das Gefühl hat man wahrscheinlich in allen Städten zurzeit. Die Leute holen nach, was sie während Covid verpasst haben. Alle alles auf einmal.

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Insgesamt hat mich das Rijksmuseum so mittel beeindruckt, kein Vergleich zu Louvre, Prado und British Museum. Das Gebäude ist gewaltig, der Inhalt bis auf ein paar Einzelstücke sicher sehr schön und wertvoll, aber doch insgesamt einiges, was man so oder so ähnlich  schon anderswo gesehen hat.

Am Ende haben wir uns im Café wieder getroffen. Ich konnte skip the line (vor dem Café im Museum) praktizieren, weil Paulina und Phil schon da waren. Man konnte nur online bestellen und zahlen, was dazu geführt hat, dass Phil keinen Kaffee bekommen hat, weil er seine Kreditkarte nicht dabei hatte und Paulina die ihre nicht mit der europäischen Simcard verbunden hat und alle Daten eingeben hätte müssen (Name, Adresse, Geburtstag, Kreditkartennummer….) und das ist lächerlich wegen eines Cappuccinos. Ich hatte schon bestellt und wir wollten das nicht über meine Kreditkarte regeln, weil drei Bedienungen vorbeikamen und gefragt haben, ob noch was fehlt und wir jederzeit damit gerechnet haben, dass der Kaffee doch noch kommt. Kam aber nicht. Die vierte Bedienung, die mein Ingwerlimo gebracht hat, hat uns dann erklärt, sie seien nicht dazu da, Bestellungen aufzunehmen, sondern nur, zu fragen, ob alles online Bestellte schon gekommen ist. Phil hatte dann keine Lust mehr. Viel Spaß mit der bargeldlosen Gesellschaft, das ist völlig absurd. Man kann keinen Kaffee mehr bei einem Menschen bestellen und bar bezahlen, das einfachste von der Welt wird in einer Weise verkompliziert, dass sich keiner mehr auskennt. Ohne Apple-Pay oder ähnliches ist man in den Niederlanden völlig aufgeschmissen.

Nach diesem Abenteuer sind wir mit der Trambahn in die Stadtmitte gefahren (auch hier gibt’s die Tickets nur digital) und am Ostufer zum NEMO, einem Wissenschaftsmuseum mit spektakulärer Architektur, gelaufen. Man kann über eine Treppenrampe auf die Dachterrasse steigen und hat von dort aus einen sehr schönen Blick über die Stadt. Erfreulicherweise ist oben eine Bar, so dass der anstrengende Aufstieg über 23 Höhenmeter sich auch wirklich lohnt.

Danach hatte wir wieder Kraft, nach Jordaan zu laufen, einem belebten Einkaufs- und Bummelviertel mit vielen Restaurants, Kanälchen und Geschäften. An einem großen Platz inmitten der Fußgängerzone steht ein etwas seltsames Kriegerdenkmal, das aufgrund des Rememberance Day am 5. Mai (Ende des 2. Weltkriegs in den Niederlanden) mit Blumen und Kränzen dekoriert war. Gegenüber ist der Königspalast, den wir aber nur von außen angeschaut haben. Ein Aperol hat uns letztendlich mehr interessiert.

 

Amsterdam

4.-5. Mai 2024

Lang ist es her, dass ich unterwegs war und was dazu geschrieben habe. Zeit, mal wieder weiterzumachen.

Meine australischen Freunde Phil und Paulina haben angekündigt, wieder in Europa unterwegs zu sein. Natürlich möchte ich sie treffen und was bietet sich besser an als eine Stadt, in der ich vor 46 Jahren das letzte Mal war und auch da nur einen Tag.

Wir buchen uns im Hotel Social Hub ein, ein nettes Hotel etwas außerhalb des Zentrums. Die Zimmer sind so na ja, ich hatte etwas mehr erwartet aufgrund der Beschreibung in Booking. Immerhin habe ich die Deluxe-Variante gewählt. Mein Zimmer ist erfüllt von einem Pfeifton, den ich keinesfalls die ganze Nacht ertragen kann. Auf meine Beschwerde hin bekomme ich ein Upgrade auf ein Studio mit Küche, die ich zwar nicht brauche, aber auch nicht brauchen kann, da kein Besteck, keine Teller und schon gar keine Töpfe drin sind. Die muss man wahrscheinlich dazu bestellen. Egal, ich brauch sie eh nicht. Das Zimmer liegt im Erdgeschoß, was insofern gut ist, als die Bar und der Frühstücksraum nicht weit sind, insofern schlecht, als ich die auch höre. Aber allemal besser als das Pfeifen, das wohl von einer verstopften Lüftungsklappe kommt, die bei Wind singt. Und Wind ist hier so gut wie immer.

Wir begrüßen uns herzlich am Flughafen und fahren mit dem Taxi zum Hotel. Das sehr einfach zu bedienende U-Bahn-System bringt uns in die Innenstadt, wo wir sofort im Rotlichtbezirk landen. Viele kleine Sträßchen an Kanälchen entlang schlendern wir durch die Stadt, als es anfängt, in Strömen zu gießen. Natürlich haben wir keinen Schirm dabei, Paulina hat nicht einmal eine wetterfeste Jacke.

 

Die ersten paar Restaurants gefallen uns nicht oder sind ausgebucht, in unserer Not kommen wir bei einem 2-stöckigen Chinesen unter. Der hat allerdings ausgezeichnetes Essen. Wir bestellen eine Vorspeisenplatte, nach der wir komplett abgefüllt sind, für die sehr lecker aussehenden Hauptspeisen haben wir leider, leider keinen Platz mehr im Bauch.

 

Es regnet immer noch, aber nicht mehr so stark, so dass wir einigermaßen unbeschadet zur Metro kommen. Da die beiden Aussies einen 20-stündigen Flug hinter sich haben mit der entsprechenden Zeitverschiebung, reicht‘s für den Tag und wir gehen ins Hotel zurück.

Am nächsten Tag, Sonntag, hat Paulina einen Trip in den Keukenhof gebucht, ein Tulpenparadies – falls Tulpen blühen. Die Saison ist jedoch fast vorbei und der größte Teil der sieben Millionen Blumen in dem Park ist verblüht oder schon abgeschnitten. Dafür laufen ungefähr sieben Millionen Menschen herum. Egal, ein paar Blumen blühen noch und man kann sich vorstellen, wie es ausschauen könnte, wenn man zwei oder drei Wochen früher da gewesen wäre. Ein schöner Spaziergang in einem wunderschön angelegten Park mit angrenzenden Tulpenfeldern.

 

Zurück in Amsterdam kehren wir in einem spanischen Restaurant ein und gönnen uns ein paar Tapas zum Lunch. Danach spazieren wir an den Kanälen entlang bis zum Hauptbahnhof, wo auch die Anlegestelle für die Ausflugsboote ist. Wir buchen eine Grachtenrundfahrt und genießen die Sicht vom Wasser auf Kanäle, Brücken und die schmalen, hohen Häuser, die sich in verschiedene Richtungen neigen aufgrund des sandigen Untergrunds. Wir bekommen einen Eindruck von der Stadt und den Sehenswürdigkeiten, die wir in den kommenden Tagen erobern wollen.

Zum Abschluss fallen wir hungrig in ein italienisches Lokal, in dem auf einem riesigen Bildschirm ein Adriano-Celentano-Konzert aus der Arena di Verona läuft, das unsere Nudeln aufs Beste begleitet. Azzurro!

 

Ilomapetec, Apaneca und die Dörfer: Ein bunter Abschluss

29.4.2023

Jetzt wird’s nochmal anstrengend, wir besteigen den Vulkan Ilomapetec bei Santa Ana. Zuerst müssen wir etwa eine Stunde bergab laufen, und das heißt laufen, nicht gehen, um zum Eingang des Aufstiegs zu kommen, der normalerweise um 10.30 Uhr schließt, damit die Wanderer, die den Krater des Ilomapetec erklimmen, auch rechtzeitig vor Sonnenuntergang wieder zurück sind. Das schaffen wir nicht ganz, aber freundlich, wie die Salvadorianer sind, warten sie auf uns.

Der Weg führt zunächst durch den Wald bergauf über hohe Stufen, bis er in einen Pfad übergeht, der uns durch diverse Vegetationszonen führt. Auffällig sind die vielen Agaven, von denen einige ihre Blüte entwickelt haben, die eher aussieht wie ein Baum und nach einmaligem Erblühen abstirbt mit der gesamten Pflanze.

Von einem Aussichtspunkt sehen wir die Umgebung, die leider zum Teil im dichten Nebel liegt.

Wir hoffen, die Caldera noch zu erreichen, bevor der Nebel hochsteigt und vor allem, bevor es anfängt zu regnen. In den Alpen wäre es in einer halben Stunde so weit. Hier sind der lokale Guide und Rafael guter Dinge, dass wir es schaffen. Also keuchen wir bergauf, der als „na ja so mittelschwer bis schwer und leicht, also leicht bis mittel aber auch schwer“ beschriebene Weg fordert uns durchaus nach den langen Tagen im Bus. Macht nichts, Bewegung hat noch nie geschadet. Keine/r gibt auf.

Die Belohnung wartet oben:

Eine Caldera wie aus dem Bilderbuch, steile Hänge aus vulkanischem Gestein fallen ab in einen türkisfarbenen See aus schwefeligem Wasser, der Anblick öffnet sich erst ganz zum Schluss. Wow!

Unterwegs begegnen wir massenhaft Leuten, die alle früher als wir aufgestiegen sind, darunter eine Gruppe Amishen-Frauen mit Kopftüchlein und altmodischen Kleidern. Dafür haben wir den Ausblick am Gipfel praktisch für uns. Wir bewundern und fotografieren alles, einige lassen sich von örtlichen Händlern zu einem kühlenden Eis überreden, das die in Kühlboxen herauf geschleppt haben. Ich halte mich an meine mitgebrachten Müsliriegel und das Sandwich, dann muss ich die nicht mehr wieder mit runter nehmen.

Der Abstieg zieht sich, am Ende verstehen wir gut, warum der Eintritt nur vormittags möglich ist.

Am Ziel belohnen wir uns mit geschnittenen Mangos, die es hier überall zu kaufen gibt und laufen weiter den Berg hinab zu unserem guten Ismael, der schon auf uns wartet und uns nach Tibet bringt.

Nein, das war kein Satz aus einer anderen Reise, Tibet heißt hier ein Dorf, das von der Verköstigung der Wanderer an Straßenständen lebt. Ob es sich um ein Festival handelt oder die Stände immer da sind, haben wir vor lauter Hunger vergessen zu fragen. Die Pupusas, mit Käse und Blüten gefüllte Tortillas, schmecken, die Tamarindenlimonade auch, der Tag ist gerettet.

Auf dem Heimweg kommen wir an einer stillgelegten Eisenbahn vorbei, die ihren Dienst einstellen musste, weil wegen der ständigen Erdbeben in der Gegend dauernd die Schienen verbogen waren und ersetzt werden mussten. Das hat sich auf Dauer nicht gelohnt, deshalb blieb von der Strecke nur ein Museumsstück übrig.

30.4.23

Die Reise neigt sich dem Ende zu, heute steht die Rückkehr nach Guatemala an. Vorher besuchen wir noch drei Dörfer, in denen Samstag Markttag ist, was für Einheimische und Touristen aus dem In- und Ausland ein schönes Wochenendziel ergibt.

In Apaneca kommen wir früh an, die Stände und Geschäfte sind fast alle noch geschlossen und wir können beobachten, wie eines nach dem anderen aufmacht. Letzte Souvenirs werden ergattert, letzte Mangos verschlungen, ein Kaffee in einem der schönen Cafés gehört natürlich auch dazu.

Drei gestrenge Polizisten freuen sich, als ich frage, ob ich sie fotografieren darf und stellen sich sofort in Position.

Bei einem Fotostopp genießen wir ein letztes Mal die Vulkane in der Ferne.

In Ataco schlendern wir über den Hauptplatz und entdecken eine Musikkapelle, die auf ein Hochzeitspaar wartet, das angeblich später aus der Kirche kommen soll. Der Gitarron-Spieler drückt mir sein Instrument in die Hand, leider bin ich nicht sehr gebildet, was das betrifft und kann es nicht spielen.

Wir besuchen einen 350 Jahre alten Lebensbaum, der am Rand eines weiteren Dorfes steht.

Zum Abschluss führt uns Rafael nach Yujuya, ein Städtchen, das mit Essensständen und Musik gefüllt ist. Es herrscht ein unglaublicher Krach, überall wird gesungen, geredet, geschrien und gegessen. Wir schlagen uns in eine Seitenstraße und lassen uns Terra y Mar kredenzen, gegrilltes Rind und Shrimps, dazu Bohnen mit Reis.

Dann geht es über die Grenze zurück nach Guatemala.

Wir kommen abends im Hotel an, gönnen uns ein letztes Mahl und werden morgens nach einer sehr kurzen Nacht um 3.00 Uhr zum Flughafen abgeholt.

Der Rückflug ist strapaziös und lang. Trotzdem war diese fantastische Reise jede Mühe wert. Wir haben eine großartige Kultur kennen gelernt, tolle Landschaften erwandert und, vor allem, sehr nette und herzliche Leute getroffen, in allen drei Ländern. Das Fazit ist auf jeden Fall: Guatemala ist definitiv eine Reise wert und wenn man schon da ist, sollte man Honduras und El Salvador auch unbedingt kennenlernen.