Rio Dulce und Quirigua

24.4.

Am Abend vor Ruths Geburtstag fahren wir zum Rio Dulce und checken in der Hacienda Tijax Jungle Lodge ein. Jeder bekommt einen Bungalow mitten im Garten, sehr romantisch. Das Abendessen nehmen wir im Hotel ein und gehen bald schlafen, diese langen Busfahrten sind schon anstrengend. Ismael hat uns am Hafen abgesetzt und wir sind mit dem Boot zum Hotel gebracht worden, der nächste Tag spielt sich auf dem Wasser ab.

Zum Frühstück wird zunächst Ruth von der Gruppe gefeiert. Dann besteigen wir unser Boot für eine Fahrt auf dem Rio Dulce. Der Rio Dulce ist nur 43 km lang, trotzdem einer der bedeutendsten Flüsse Guatemalas. Die Fahrt auf dem Wasser fühlt sich an wie ein Trip auf dem Amazonas, der Fluss ist ca. 200 m breit und führt durch eine nahezu unberührte Urwaldlandschaft bis Livingston an der Karibik.

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In Livingston führt uns ein Einheimischer durch die wenig spektakuläre, aber gemütliche und entspannte Stadt bis zu einem Café am Ufer der Karibik. Wir trinken was und erhalten einen Folklore-Auftritt einer Band, bestehend aus Trommeln, Rasseln, Gesang und einer Tänzerin. Schwungvolle Musik, Ruth muss tanzen. Wer hat der Tänzerin verraten, wen sie an diesem Tag zu sich rufen soll? Dann shoppen wir uns durch die Souvenirstände bis zum Hafen und steigen wieder in unser Boot. Die Fahrt durch die Lagune mit den grünen Urwaldwänden am Rand bezaubert uns alle.

Wir fahren  weiter zu einem Projekt aller maßgeblichen Entwicklungshilfe-Organisationen (WWF, UNESCO…) und diverser Länder für indigene Jugendliche. Diese bekommen in einer Schule im Wald eine Ausbildung für den Tourismus. Mit dem Diplom des Ak’Tenamit, das durch theoretischen Unterricht und Praktika erworben wird,  sollen sie größere Chancen haben, in einheimischen Hotels und sonstigen Touristik-Unternehmen eine Arbeit zu finden. Ob das klappt, vielmehr ob die jungen Leute dann tatsächlich eine etwas höher qualifizierte Stelle bekommen können als ohne das Diplom, weiß man natürlich nicht. Jedenfalls lernen sie aufgrund des eklatanten Lehrermangels kein Englisch, die Küche ist auf primitivstem Niveau (Eisenschüsseln mit Mais auf Holzhaufen), die Jungs bauen ihren Aufenthaltsraum mit einfachsten Mitteln selbst und was die Mädchen lernen, erfahren wir nicht.

Die hygienischen Verhältnisse sind katastrophal und das einzige Lehrmittel, das wir finden, sind Schilder auf dem Rundgang für die Touristen, in denen vor Teenager-Schwangerschaften gewarnt wird. Deshalb müssen die Mädchen auch auswärts schlafen, die Jungs sind vor Ort im Internat. Kondome werden nicht verteilt, von der Pille ganz zu schweigen.

Gelegentlich findet sich ein Schild an einem Baum, auf dem steht, dass man den Baum nicht abholzen soll. Angeblich sollen die Teenager diese Information zum Schutz des Regenwaldes in ihre Familien tragen.

Hier werden meiner Meinung nach Gelder verschleudert, die sinnvoller eingesetzt werden könnten, z.B. in sexuelle Aufklärung, Verhütung und wirklich nachhaltige Bildungsprojekte (wie zum Beispiel Sprachunterricht und Grundlagen der Haushaltsführung und Hygiene in Hotels oder so). Aber das ist natürlich nur der erste Eindruck, vielleicht bringt das Projekt ja tatsächlich was und ist für uns nur nicht erkennbar. Uns erscheint es eher als Alibiprojekt, das den Indigenen vorgaukeln soll, dass man sich um sie kümmert und sie dann am Ende doch wieder in minderqualifizierten Jobs mit Mindestlohn landen lässt. Interessant war es allemal, die Kinder sind auch recht stolz auf ihre Schule. Wir hoffen von Herzen, dass die Wirklichkeit sie nicht enttäuscht, sondern sie nach ihrer Ausbildung von einer ihrer Praktikumstellen übernommen werden und tatsächlich Aufstiegschancen haben.

Wir flitzen mit dem Boot über die Lagune zurück in unsere Eco-Lodge, wo wir Ruth noch einmal beim Abendessen mit Rum und Kuchen und Kerzen feiern. Der Tag war eine wunderbare Abwechslung zu den langen Busfahrten und hat uns neue Eindrücke der kulturellen und geographischen Vielfalt des Landes mit seinen vielen großartigen Landschaften, Tieren und Menschen verschafft.

 

25. 4.

Auf uns wartet die lange Fahrt nach Honduras. Nach dem Frühstück besteigen wir den Bus und Ismael fährt uns unserem nächsten Ziel entgegen. Unterwegs steigt Rafael aus und kauft ein paar Bananen, die uns die Zeit bis zur nächsten Mahlzeit verkürzen.

Das erste Ziel ist Quirigua, ein archäologischer Park, selbstredend auch UNESCO-Welterbe. Der Park ist sehr schön angelegt, sehr gepflegt und übersichtlich stehen die ausgegrabenen Stelen und Zoomorphe unter Palmdächern auf dem Rasen. Die Lage an einem Fluss erklärt ihre Bedeutung für Verkehr und Handel. Ursprünglich war die Stadt wohl abhängig von Copan, befreite sich aber unter dem Herrscher K’ak Tiliw Chan Yopaat im Jahr 738. Ihre Blütezeit endete um 850, dem Ende der Klassischen Periode des Maya-Reiches.

Wir spazieren von einer Stele zur anderen, die alle wunderschön gearbeitet sind. Die Herrscherfigur ist immer die gleiche, die Attribute wechseln. K’ak Tiliw wird dargestellt als Schamane, als Krieger, als mächtiger Herrscher in allen Variationen, umgeben von Symbolen und Göttern. Rafael kann alles erklären, sein Wissen ist enorm.

Die Zoomorphen sind Darstellungen des Herrschers in Tiergestalt oder von mythologischen Tieren, die dem Herrscher dienen.

Am Ende des Geländes liegt die Akropolis mit mehreren Gebäuden, die aber nur zum Teil ausgegraben und restauriert sind.

Nach einem erstaunlich guten Mittagessen in einer Autobahnraststätte (Oma kocht!)

fahren wir weiter zur honduranischen Grenze. Dort müssen alle aussteigen und erst in einem Gebäude die Ausreise von Guatemala stempeln lassen, dann die Einreise nach Honduras am Schalter daneben. Währenddessen schieben sich Kolonnen von Lastern an uns vorbei, es geht zu wie am Brenner.

Nach weiteren 20 Minuten

kommen wir gegen Abend am Hotel Ciudad Blanca in Copan an, das erfreulich komfortabel ausschaut. Sogar 4 (!) Doppelstecker gibt es im Zimmer, endlich können wir ohne große logistische Probleme alle unsere Geräte aufladen. Leider haben wir nur zwei Adapter für die amerikanischen Steckdosen, aber damit kommen wir klar. Bisher hatten wir jeweils  nur immer einen Doppelstecker, den wir nur einfach nutzen konnten, weil die Adapter zuviel Platz wegnehmen. Probleme über Probleme! 😉

Abends bekommen wir noch eine kleine Führung durch Copan, hauptsächlich, um ein nettes Restaurant zu finden, was dann auch gelingt.

Tikal und Yaxha

22.4.23

Nach der abenteuerlichen Überquerung des Rio de la Pasion mit der klapprigen Fähre, die kaum imstande zu sein scheint, den Bus zu tragen, empfängt uns ein wunderschönes Hotel in San Benito. Nomen est Omen, das Hotel heißt Del Patio und um einen solchen gruppieren sich in zwei Stockwerken die Zimmer herum.

Nach dem Frühstück steht Tikal  auf dem Programm, eine der Haupt-Sehenswürdigkeiten des Landes. Die alte Mayastadt liegt in den Regenwäldern des Petén und war eine der bedeutendsten Städte der klassischen Maya-Periode im 3.-9. Jahrhundert. Tempel, Stelen und Palastbauten bilden ein riesiges Gelände, ausgegraben wurden erst ca. 15% der Anlage.  Der zentrale Bereich, der den Höhepunkt einer Besichtigung bildet, umfasst etwa 3000 Gebäude, in den Außenbereichen werden weitere 10.000 vermutet. Die Stadt hatte zu ihren Hochzeiten eine Bevölkerung von bis zu einer Million Menschen.

Zwischen den Tempeln, die bis zu 47 m hoch sind und nur teilweise bestiegen werden dürfen, ist der Dschungel soweit gelichtet, dass er begehbar ist. Wir freuen uns über Brüllaffen, Spechte und andere bunte Vögel, auch ein paar kleinere Echsen laufen uns über den Weg.

Die Vegetation ist natürlich tropisch. Besonders hervor sticht dabei der Nationalbaum Guatemalas, Ceiba, aus dem baumwollartige Flocken gewonnen werden, die als Kapok für die Füllung von Kissen und zum Weben von Stoff dienen.

Die Gebäude sind nach den Prinzipien des Maya-Kalenders ausgerichtet, genaue astronomische Berechnungen sorgen für besondere Lichteffekte an heiligen Tagen. Wie den Maya diese Berechnungen möglich waren, ist bis heute unbekannt, da keinerlei astronomische Geräte erhalten sind.

Die Stadt hielt sich vom 2. Jh. v.Chr. bis ins 9. Jh. n. Chr., dann brach die gesamte Maya-Hochkultur aus bis heute unbekannten Gründen zusammen. Die Forschung vermutet eine lange Dürreperiode, möglicherweise selbst verschuldet durch die Abholzung der Urwälder zugunsten der Städte und Landwirtschaft, die zum Untergang der Zivilisation führte.

Wir steigen zunächst auf den Tempel Nr. 2, von dem wir einen guten Überblick über den Marktplatz, die Akropolis, haben. Die Hitze macht uns zu schaffen, aber wir geben nicht auf. Auch der Tempel Nr. 1, der noch höher ist, will bestiegen werden. Zum Glück haben die Verwalter der Stätte heute Holztreppen zum Aufstieg gebaut, die Steinstufen sind doch eher mühsam und vor allem gefährlich. Ein Besucher und ein Wächter sind im Laufe der Jahre abgerutscht und zu Tode gekommen, was dazu führte, das UNESCO-Kulturerbe sicherer zu gestalten.

Nach einem Spaziergang durch Flora und Fauna des Geländes steigen wir noch auf Tempel Nr. 4, der uns einen fantastischen Weitblick über das gesamte Gelände gibt. Da kommt auch Tempel Nr. 5 nicht mit, der den Abschluss unserer Mühen bedeutet.

Nach unserer Rückkehr dürfen wir noch eine Bootsfahrt auf dem Petén Itza-See machen, die uns um die Insel Flores führt und einen Eindruck von der Größe des Wassers und der Lebensart der Insel gibt.

Wir lassen uns dort absetzen und kehren im Restaurant Terrazza ein. Das Essen ist gut, allerdings läuft sehr laute Musik, so dass Unterhaltung nur mit dem Nebenmann möglich ist.  Insgesamt ein bisschen anstrengend. Anschließend spazieren wir zurück zum Hotel und genießen die Ruhe.

23.4.23

Es geht weiter mit der Geschichte und dem Untergang der Mayas. Wir fahren nach Yaxha. Der Name bedeutet grün-blaues Wasser, was daher kommt, dass dort Lagunen, Bäche und Wasserreservoire vorhanden sind, die zum Teil von den Maya angelegt wurden, um Verbindungen zu den anderen Städten zu schaffen. Die Stadt ist ähnlich angelegt wie Tikal, aber viel kleiner. Die wichtigsten Bauten sind der Königspalast, der astronomische Komplex, zwei Ballspielplätze und die Zwillingspyramiden.

Die Ballspiele hatten rituelle Bedeutung. Zwei Teams mit je zwei Spielern mussten einen mehrere Kilo schweren Ball, ohne ihn mit den Händen zu berühren, zwischen zwei Wänden hin- und herwerfen. Die Gewinner wurden ausgewählt, um direkt mit den Göttern zu sprechen, da diese als die Besten allein dafür geeignet waren, Wünsche und Fragen dort vorzutragen. Zu diesem Zweck wurden sie rituell geopfert. Etwas seltsame Art, einen Gewinner eines sportlichen Wettkampfes zu ehren. Wir waren uns einig, dass wir dann lieber verlieren würden, auch wenn das nicht so ehrenvoll war.

Ballspielplatz, diesmal ohne Opfer

Es ist wahnsinnig heiß und feucht. Da wir alle noch völlig k.o. von Tikal sind, steigen wir nicht mehr auf alle Tempel, bei denen das geht, nur ein paar Helden lassen sich nicht abhalten. Der Rest wartet gemütlich unten.

Rafael erklärt uns noch die Stelen, die sich in allen Maya-Stätten finden. Dort werden im Allgemeinen die Herrscher verewigt, mit allem Pomp und umgeben von Göttern und heiligen Symbolen.

 

Am besten gefällt mir Chaak, der Gott des Regens, Donners und der Fruchtbarkeit. Er wird dargestellt mit langer Nase, frechem Grinsen und tanzend und ist fast überall zu finden.

Nicht alle Tempel sind freigelegt.

Nach einem weiteren Spaziergang mit Brüllaffen geht es weiter zum Rio Dulce.

 

Recreo en Lanquin

20.4.2023

Das berüchtigte Hotel in Lanquin stellt sich als Glücksfall heraus. Das Zimmer ist riesig, die Dusche warm, es gibt kalte Getränke und das Essen ist gut. Einziges Minus ist der Autohof nebenan, der aber nur tagsüber stört. Nachts zirpen die Grillen, morgens kräht der Hahn bzw. die Hähne, Landleben in den Tropen. Die Hunde, die nachts anscheinend aufeinander losgegangen sind, habe ich verpennt.

Wir steigen morgens auf Pickups und fahren stehend zu den Kalksinterterrassen Semuc Champey.

Dort taucht das Wasser aus einem Fluss unter die Erde und in Terrassen wieder auf. Um einen Gesamteindruck zu bekommen, klettern wir zuerst zu einer Aussichtsterrasse, mehr oder weniger 500 m senkrecht den Berg hinauf durch dichten Dschungel, aber teilweise mit Treppen präpariert. Oben angekommen bewundern wir den wirklich wunderschönen Blick, soweit uns die Obst- und Getränkehändler lassen.

Dann steigen wir wieder ab und lassen uns ins kühle Nass fallen. Kleine Wasserfälle massieren uns den Nacken, kleine Fische knabbern an den Beinen. Der ein- oder andere leuchtend blaue Morphofalter erfreut das Auge, im Wald brüllen ein paar Affen.

Als wir gut gekühlt sind, spazieren wir zu einem Dschungel-Büffet, wo uns frischestes Gemüse, Salate und Fleisch von glücklichen Rindern und Hühnern kredenzt wird. Kalte Getränke krönen das Mahl, bevor wieder die wilde Fahrt mit den Pickups bevorsteht.

Die rasen durch die Schlammstraße, halten alle paar Kilometer an einer Baustelle, die Straße wird für künftige Touristen gebaut und verbreitert. Gut, dass wir jetzt schon da waren, ich möchte nicht wissen, wieviele Leute nach Fertigstellung der Straße und normal möglichem PKW-Verkehr dann hier baden wollen.

Abends steht noch eine Höhle auf dem Programm, die in der Nähe des Hotels liegt. Wir laufen hin, an einer Bushaltestelle wird dringend vor „Wildbieseln“ gewarnt:

 

Die Höhle kündigt sich etwas unkonventionell an:

Wir tauchen ein in die Dunkelheit und freuen uns an Stalagtiten und Stalagmiten. Je weiter wir hineinlaufen, desto glatter und rutschiger wird der Untergrund, so dass es schwierig wird, wieder zurückzukommen. Am Ende schaffen es alle und wir sitzen am Eingang der Höhle und beobachten Tausende von Fledermäusen, die nun aus der tiefen Dunkelheit herausfliegen, um sich ihr Abendessen zu holen.

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21.4.23

Es geht weiter Richtung Flores. Die Busfahrt ist lang und wird nur unterbrochen von einer kleineren Wanderung durch den Dschungel, bei der wir hübsche Schmetterlinge entdecken und riesige Farne, sich aber der Quetzal, der hier wohnt, nicht blicken lässt.

In Chisec schauen wir eine weitere Höhle an, ganz anders aufgebaut als die erste.   Die Hallen sind größer und weiter, es ist auch nicht rutschig, was daran liegt, dass es sich um eine Trockenhöhle handelt, durch die keine Quelle fließt.

Wir fahren weiter, die Fahrt nimmt kein Ende. Gegen Abend erreichen wir einen Fluß, den wir mit einer kleinen Fähre kreuzen müssen, weil es keine Brücke gibt. Die gesamte Gemeinde des kleinen, am Flussufer liegenden Dorfes hat gegen den Bau gestimmt, da durch den Fährbetrieb und die damit verbundenen Wartezeiten auch örtliche Obsthändler und kleinere Geschäfte ihren Schnitt machen, darüber hinaus natürlich auch die Restaurants und Hotels des Ortes. Das würde durch eine Brücke wohl zum Erliegen kommen.

Abends erreichen wir  Flores, wo uns ein wunderhübsches Hotel erwartet, mit Patio und Brunnen und guten Zimmern. Wir essen im Restaurant nebenan und erholen uns erst mal von den Strapazen des Tages.