Glück und Pech am Infinity-Pool

29.8.

In Singapur checke ich im Marina Bay Sands Hotel ein, das gönne ich mir zum Abschluss. Das Zimmer ist riesig, der Blick durch die Fensterfront fantastisch. Ich stehe an der Glaswand und kann nicht genug kriegen.

Dann aber ist natürlich Schwimmen angesagt im 150 m langen Infinity-Pool hoch über den Dächern der Stadt. Ein Pool, in dem kaum jemand schwimmt, weil alle ihre Kameras in der Hand haben, wegen Infinity in die Skyline. Ich mache es den Leuten nach.

Es beginnt zu regnen. Egal, ich bleibe noch ein bisschen im Wasser. Als der Regen stärker wird, gehe ich raus und ziehe mich in der Toilette um, damit ich in der Skybar trockene Kleider anhabe.

Als ich gerade bestellen möchte, merke ich, dass mein Handy nicht da ist. Offenbar habe ich es auf der Toilette liegen gelassen. Ich renne zurück. Das Handy bleibt verschwunden. Der sofort alarmierte Sicherheitsdienst verspricht mir, eine Verlustmeldung aufzugeben und macht mir Hoffnungen, das Gerät wieder zu bekommen. Eine Stunde später gerate ich langsam in Panik. Zum Glück habe ich noch die indonesische Sim-Karte drin, so dass kein größerer Schaden angerichtet werden kann. Trotzdem. Ich fühle mich wie amputiert. Krampfhaft überlege ich, ob ich einen Ort vergessen habe, an dem ich war. Aber nein. Als ich später noch ausgehe, frage ich bei lost and found nach, aber nichts. Ich muss noch einen Antrag ausfüllen, man kümmere sich darum. Ich fluche, hauptsächlich über meine Dummheit.

Ich versuche,  Singapur trotzdem zu genießen, was mir aber schwerfällt. Abends schaue ich mir die Lightshow in der Bucht und dann aus meinem Zimmer an. Tolle Aussicht, schöne Show, leider getrübt durch meine schlechte Laune.

30.8.

Das Handy taucht nicht auf. Ich frage noch ein paarmal nach, aber nichts. Ich mache das Beste draus und laufe zum Museum of Asian Cultures. Dort bekomme ich eine Privatführung, weil sonst keiner da ist, der an der kostenlosen Veranstaltung teilnehmen möchte. Das Museum enthält wunderschöne Porzellanfiguren aus China, Instrumente aus Südostasien und sonstige Funde aus der Region. Absolut lohnenswert, obwohl zur Zeit einer der Hauptsäle renoviert wird.

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Danach laufe ich durch die Türme des Business-Distrikt, wo ich alte Markthallen finde, in denen ich mich aus den leckeren Garküchen mit verschiedensten asiatischen Speisen verköstige.

Ich laufe weiter zum örtlichen Polizeirevier und gebe eine Verlust- bzw. Diebstahlsanzeige auf, falls das Handy versichert ist, was ich natürlich nicht mehr weiß. (Jetzt weiß ich es: natürlich nicht.) Der Polizist ist sehr freundlich und nimmt ein ausführliches Protokoll auf, erklärt mir dann, dass es „technically spoken“ kein Diebstahl, sondern Verlust ist und dass ihm selber das schon x-mal passiert ist. Ich denke an Melli.

Dann gehe ich zum Hotel zurück. Dort findet sich gerade eine größere Menge Leute an den Brunnen ein, die abendliche Lightshow beginnt gleich. Ich geselle mich dazu und werde von einer iranischen Frau angesprochen, die mir Mandeln anbietet und mich über mein Leben ausfragt. Sie ist mit Mann und Tochter da und möchte unbedingt alles über Deutschland wissen. Die Brunnen leuchten in allen Farben, die Musik donnert über uns hinweg, Laser erhellen die Bucht, ein Riesenspektakel.

Danach dusche ich noch einmal im Hotel und fahre zum Flugplatz. Das Handy bleibt verschwunden.

Shopping Center bei Regen

 

Dieser Urlaub war eine Berg- und Talfahrt. Highlight waren eindeutig die Erlebnisse auf Sumatra, Tiefpunkte die Erkrankung und  der Verlust des verlängerten Hirns. Die Lust am Alleinreisen ist mir etwas vergangen, das macht auch nur Freude, solange alles gut geht. Die Freiheit, sich nach niemandem richten zu müssen, hat ihren Preis: Schöne Erlebnisse kann man nicht teilen,  bei unschönen muss man ohne Hilfe klarkommen. Diesmal freue ich mich auf daheim.

 

Merlion

 

Singdia und Chinapur

11.8. Freitag

The whole world in a bucket. Singapur hat viele Seiten. Nach den architektonischen Highlights gestern schaue ich mir heute die ethnisch gefärbten Viertel an.

Ich beginne mit Little India. In kleinen Kolonialhäuschen wird alles verkauft, was Indiens Herz begehrt, von Gewürzen über Tee und Naturheilmittel zu Stoffen, Elektronik und Souvenirs.  Es macht Spaß, unter den Arkaden zu spazieren und alles anzuschauen, mit den Händlern zu schäkern und die Gerüche in sich aufzunehmen. Ein kleiner Hindutempel rundet das Erlebnis ab.

Die nächste Station ist das arabische Viertel gleich nebenan. Dort schaue ich die Sultan Mosque mit der goldenen Kuppel an. In der Gebetshalle sitzen ein paar Gläubige und starren auf ihr Handy, tippen ab und zu und lassen sich nicht von den Touristen stören. Ich habe den dringenden Verdacht, dass die keine Koransuren lesen, sondern What’s App und Facebook.

Kaum bin ich wieder draußen, fängt es an aus Kübeln zu gießen. Ich flüchte in ein türkisches Restaurant und bestelle Singdia und Chinapur weiterlesen