Cairns, Mission Beach, Townsville

Tag 9

Obwohl die Wetter-News zwei Zyklone, einen bei Darwin, einen vor Brisbane anzeigen (War ja klar. Heute. Wo wir nach Cairns fliegen wollen.) und im Fernsehen praktisch nur noch Sturmwarnungen und Nachrichten über Evakuierungen kommen, landen wir dann doch, trotz email-Ankündigung der Tiger-Air, dass es Schwierigkeiten geben könnte, wegen, na ja, den Zyklonen halt, pünktlich.

Cairns ist eine nette kleine Stadt mit massenhaft Touristenshops und völlig überteuerten Restaurants, die voll mit Chinesen sind. Man hat direkt Hemmungen, was zu essen, erstens wegen der Preise und zweitens, weil die europäischen Tischmanieren doch sehr exotisch sind im Vergleich zu den chinesischen. Was den Umgang mit Messer und Gabel betrifft. Zum Beispiel spießen die Chinesen gern mal einen ganzen Toast auf die Gabel und nagen sich dann um die Zinken rum zur Mitte durch. Das ist ja bei uns nicht so üblich. Ansonsten sind hier hauptsächlich massenhaft Travel Agencies, die Ausflüge in die Umgebung anbieten. Aber Shoppen ist auch lustig: Andrea hat eine Kontaktlinse verloren und wollte sich Ersatz besorgen. Ihr wurde eröffnet, dass man die nicht einfach kaufen kann, sondern ein Rezept vom Optiker braucht. Das kriegt man für schlappe 71 AUD, dazu kommt natürlich noch der Preis für die Linsen. Alles in allem für 14 Tageslinsen 102 AUD. Die spinnen hier. Es ist teurer als in der Schweiz. Keine Ahnung wie die Leute das hier machen, alle Restaurants sind voll, alle Bars auch und alle haben Spaß. Die Gehälter müssen astronomisch sein.

Tag 10

Unser erster Ausflug sollte zum Cairns Zoo gehen. Man fährt über einen schnurgeraden Highway ca. 20 Minuten nördlich, die einzigen Schwierigkeiten, die zu meistern sind, sind ein paar Kreisverkehre. Irgendwie haben wir es aber geschafft, plötzlich im Landesinneren zu sein, in einer völlig anderen Richtung. Getting lost will help you find yourself. Na ja. Mit der Selbstfindung war es wieder nichts, aber als wir dann nach etwa einer Stunde gemerkt haben, dass irgendwas nicht stimmen kann, haben wir dann doch das Navi eingeschaltet. Der Weg zurück ging über Kuranda, einem angeblich alten Hippiedorf, in dem jetzt angeblich Kunsthandwerk verkauft wird. Es war ein riesiger Touristenmarkt mit den üblichen Souvenirläden und Cafés, wie überall auf der Welt. Keine Spur von Hippies, keine Spur von Kunsthandwerk. Dafür hatten sie so einen Wildlife-Park, in dem man Koalas auf den Arm nehmen konnte. Der Koala war total apathisch auf uns drauf gehangen, es war ihm sichtlich völlig egal, ob wir oder ein Eukalyptusbaum um ihn herumgewickelt waren. Er war ganz weich und kuschelig und süß und hat die ganze Zeit gefurzt. So hat er jedenfalls gerochen. Dann gab es noch Kängurus, die man auch anfassen durfte. Die Wallabies sind auch ganz weich. Über artgerechte Tierhaltung, wenn die Touris die dauernd anfassen, kann man sicher streiten, aber nun ja, wir lassen ja nichts aus. Es gab dann noch einen Schmetterlingsgarten und eine Voliere mit ganz vielen verschiedenen Papageienarten und einer Kasuarine und einem schwarzen Schwan.

Danach sind wir noch zum Barron Wasserfall, recht beeindruckende Schlucht mit einer Eisenbahnhaltestelle daneben (damit die Touris besser hinkommen). Es ging über einen Wanderweg durch den Regenwald zum Aussichtspunkt. Als wir ankamen, war da eine asiatische Reisegruppe, die uns jedesmal die Sicht verstellt hat. Dann fuhr der Zug weiter und plötzlich waren wir allein und konnten alle Fotos machen, die wir wollten. Vorteile des Individualtourismus.

Tag 11

Das Great Barrier Reef ist toll. Wir waren an zwei verschiedenen Schnorchelstellen, eine schöner als die andere. Die Korallen haben ganz verschiedene Formen, ganz bizarr, von dunkelblau bis rosa und es schwimmen ganz viele bunte, fluoreszierende Fische in allen Größen und Formen herum. Einen blauen Seestern habe ich auch gesehen, Seeanemonen, Seegurken und Schwärme von blauleuchtenden Fischchen. Super. Die Chinesen kriegen offenbar zuhause nichts zu essen, so haben sie sich über das Mittagsbuffet hergemacht. Eine Frau vor mir hat vier Stücke Fleisch und Fisch und Würstchen und mehrere Salate und Toasts mitgenommen und das auch tatsächlich alles aufgegessen. Dabei war sie spindeldürr. Bin total neidisch.

Gegen Abend sind wir nach 2 Std. Fahrt in Mission Beach angekommen. Das ist hier eher eine Geisterstadt. Das anscheinend einzige offene Hotel (there’s a light! over at the Frankenstein place…) ist fast leer, jedenfalls haben sie um 20.00 Uhr die Küche geschlossen und um 21.00 Uhr die Bar. Nur auf gutes Zureden des einzigen anderen Gastes außer uns, einem Einheimischen, der heilfroh war, jemanden zum gemeinsam Trinken zu finden, hat sie uns noch einen zweiten Drink gemacht, obwohl die Kasse schon zu war. So konnten wir wenigstens einigermaßen betrunken ins Bett.

Endlose einsame Strände…Palmen im Wind…. Quallen im Wasser…Riesenvögel auf der Straße… das ist Mission Beach!

Tag 12

Nach der Stadt, in der man nicht tot über dem Zaun hängen möchte, sind wir voller Hoffnung weitergefahren Richtung Townsville. Die Strandpromenade war schon ein bisschen arg verlassen, alle Hotels offenbar relativ leer und ins Wasser darf man wegen der tödlichen Stinger-Quallen nur an zwei Stellen, an denen sie Netze gespannt haben. An sich wären ja ganz nette Strände hier, aber außer zwei bis drei Chinesen nutzt sie halt keiner wegen dem Wasser. Es gibt auch keine Liegestühle, was Andrea sofort zum Umdrehen veranlasst hat. Viel haben wir nicht verpasst. Zum Abendessen haben wir die einzige Bar gefunden, in der auch andere Menschen waren, immerhin ein paar mehr als gestern. Dafür haben die alle das Cricketspiel auf der Großleinwand angeschaut statt uns. Versteht kein Mensch. Den Prawns-Bucket haben wir uns redlich verdient.

DSC04968