Ljubljana und Postojna: Das Wunder vor der Haustür

15.8.19 Ljubljana

Meine Schwester und ich haben beschlossen, die Orte unserer Kindheit aufzusuchen und eine Slowenien-Kroatien-Tour zu machen. Wir fahren am Feiertag los, um die Laster auf der Autobahn zu vermeiden und bereuen es nicht. Bis kurz vor Bled läuft es locker durch, dann beschließen wir, den Bleder See zu besuchen, an dem wir mit unseren Eltern vor vielen, vielen Jahren einmal übernachtet haben. Wir verlassen die Autobahn und schon stehen wir im Stau. Zuerst vermuten wir eine Baustelle, bis uns Google Maps darüber aufklärt, dass diese Baustelle offenbar mitten im 20 km entfernten See liegen muss. Das geben wir uns nicht, am nächsten Kreisverkehr kehren wir um und fahren auf die Autobahn zurück.

In Ljubljana kommen wir nach insgesamt etwa 4 ½ Stunden an und sind überrascht, wie nett und belebt die Stadt ist. Die Burg thront über engen Gässchen, die zum Bummeln einladen. An der Uferpromenade reihen sich Cafés an Restaurants, Kneipen an Cocktailbars.

Wir bummeln am Fluss entlang, überqueren die Brücken in die eine und die andere Richtung und finden den Aussichtsturm in einem Hochhaus, dem Nebotičnik. Auf der Terrasse mit Blick über die ganze Stadt bleiben wir bei einem Ingwer-Eistee sitzen und genießen die Wärme und die Stadt. Gegenüber liegt die Burg, die unser nächstes Ziel sein wird.

Vorbei an diversen Kirchen schlendern wir zurück in die Innenstadt bis zum Funicular, einer Zahnradbahn auf den Burgberg. Wir fahren hinauf und besichtigen die Burg, die allerdings von außen mehr hermacht als von innen. Im Burghof Cafés, die Aussicht von der zinnenbesetzten Mauer über die Altstadt, diesmal von der anderen Seite.

Zum Abendessen laufen wir wieder zum Fluss und kehren in einer der netten Lokalitäten ein. Salat muss reichen, mehr wollen wir heute nicht mehr. Danach noch ein kleiner Spaziergang und ein Gincocktail in einer der Bars und dann reicht es für heute.

16.8. Postojna

Wer mich kennt, der weiß, dass ich schon viel gesehen habe. Ich war auch schon in vielen Höhlen, überall auf der Welt. In Mexiko bin ich durch einen unterirdischen Fluss geschwommen, um eine Höhle zu erreichen. In Italien habe ich einen Berg bestiegen, um eine Höhle zu durchwandern. In Amerika bin ich Umwege gefahren, um in Höhlen zu gelangen, die auf dem normalen Weg nicht erreichbar sind. In der Mongolei bin ich zu einem Vulkan gewandert, um eine Höhle mit ewigem Eis anzuschauen. In Kuba bin ich mit dem Boot durch eine Höhle gerudert. Aber das Schauspiel, das ich heute in Postojna erlebt habe, schlägt alles. 

Die Grotte von Postojna (Adelsberger Grotte), 5 Stunden Fahrt von München entfernt, 24 km lang, verteilt auf drei Ebenen eines unterirdischen Flusslaufs ist ein Weltwunder, wie es nur wenige gibt. Ich war als Kind schon mal da und hatte bis heute die Erinnerung, dass es eine riesige Höhle war, die mich damals, im Alter von etwa 6-8 Jahren, sehr beeindruckt hat. Daran hat sich nichts geändert. Zuerst bringt einen ein kleiner Zug in etwa 10 Minuten ins Innere des Berges.

Schon die Fahrt ist spektakulär, durch vielfältige Wunderwelten, die im Karstgebirge durch die Feuchtigkeit entstanden sind. Dann wandert man etwa 3 km durch märchenhafte Landschaften, bizarr und unwirklich, riesig, glitzernd, düster, farbig und schneeweiß. Stalagtiten in allen Größen und Formen treffen auf Stalagmiten, die ihnen von unten entgegenwachsen, 1 cm alle 100 Jahre. Die Formationen sind gewaltig. Zehntausende Jahre breiten sich in riesigen Hallen und engen Gängen vor dem Besucher aus, es ist überwältigend. Wieso war mir das bisher nicht bewusst? Praktisch vor meiner Haustür gibt es ein Naturwunder, das mit dem Grand Canyon mithalten kann. 

Nach ca 90 Minuten bringt uns der Zug wieder hinaus ans Licht mit all den anderen Touristen aus allen Ländern der Welt, die ihren Weg hierher gefunden haben. Seit der Entdeckung der Höhle vor ca. 200 Jahren haben 38 Millionen Menschen sie besichtigt, zu Recht. Leute, fahrt hierher! Das ist der Hammer!