Madeira

12.11.2016

Endlich Urlaub, vielleicht im Rentnerparadies, aber jedenfalls in der Wärme. Christian, Karolins Mann,  fährt uns freundlicherweise zum Flughafen, wo wir den Air Berlin Flieger besteigen, der uns nach Madeira bringt. Service-Paradies geht anders. Selbst ich habe Mühe, meine Beine unterzubringen, obwohl ich höchstens mittelgroß bin. So eng bin ich selten gesessen. Jeder Schluck Wasser kostet. Wir haben uns ja langsam daran gewöhnt, dass wir für Gepäck extra zahlen, dass wir auf Kurzstrecken nur Pappsandwiches oder mikrowellengewärmte Laugenstangen oder Nüsschen kriegen, wenn überhaupt. Aber das hier schlägt alles. Es gibt – nichts. Kein Wasser, kein Tomatensaft (nicht, dass ich den jemals gewollt hätte), keine Cola, kein Bier, kein Kaffee, kein Tee und zu essen sowieso nichts. Dafür fahren sie gefühlt alle 10 Minuten durch und wollen irgendwas verkaufen. Schlimmer als auf dem thailändischen Bazar. Vier Stunden lang. Beim Aussteigen darf man sich dafür ein rotes Schokoherz aus einem Korb mitnehmen, sogar, wenn man nichts gekauft hat. Ich glaub, da zahle ich lieber ein paar Euro mehr und lass mich ein bisschen bedienen.

Angekommen in Funchal werden wir nach einiger Wartezeit von einem Mitarbeiter des  Autoverleihs abgeholt, der uns zum örtlichen Büro bringt. Dort besteigen wir unseren Mietwagen, einen uralten Fiat Punto mit sage und schreibe 132000 km, der wenig vertrauenserweckend aussieht. Der Mitarbeiter kritzelt auf dem Vertrag den Umriss des ganzen Autos an, um die Kratzer zu kennzeichnen. Eine Stelle ohne Kratzer gibt es nicht. Aber nun gut, wenn man einen billigen Wagen mietet, braucht  man sich nicht wundern, wenn er nicht neu ist. Hauptsache, die Bremsen funktionieren.

Das Hotel finden wir dank Karolins Navi sofort, wir verfahren nur ein paar Mal. Es ist ein hübsches Hotel, Quinta da Penha de Franca, in der Nähe des Meeres, wir haben sogar schrägen Blick darauf, allerdings kann man von dem Gelände nicht zum Wasser laufen, man muss um das Haus herumgehen und über eine kleine Seitenstraße zum Hafen. Keine Spur von Strand, im November ohnehin nicht wichtig.

Nach dem Einchecken fahren wir nach Camara de Lobos. Dort wohnt Karolins Sohn Noah, der hier ein Praktikum macht. Nachdem wir ihn im Straßengewirr gefunden haben, müssen wir noch ein bisschen herumkurven, um einen Parkplatz zu suchen. Auf und ab, auf und ab, wie in der Achterbahn. Die Straßen sind sehr eng, Gegenverkehr eine Herausforderung. Noah zeigt uns sein Zimmer und die Aussicht auf Cabo Girao, dann gehen wir nett zu dritt essen. Es gibt leckeren Fisch und als Vorspeise mit Schmelzkäse gefüllte Brötchen.

Am Rückweg stellen wir fest, dass zwei Leuchten am Armaturenbrett anzeigen, dass irgendwas nicht in Ordnung ist. Wir deutschen Autofahrer kennen natürlich die Zeichen eines italienischen Autos nicht, vermuten, dass es was mit den Türen zu tun hat und fotografieren vorsichtshalber mal die Zeichen. An der Rezeption fragen wir nach, der Mensch googelt irgendwas und murmelt in unsere Richtung, das habe was mit der Außentemperatur zu tun und sei keinesfalls gefährlich. Wir gehen wenig beruhigt ins Bett,  nachdem wir in der nächstgelegenen Bar noch einen Schlummertrunk genossen haben.