Tag 3
Die Atem- und Dehnübungen an der frischen Luft vor dem Frühstück könnten zur Gewohnheit werden. Allerdings nicht im deutschen Dauerregen.
Nach selbstgemachten Marmeladenbroten und Kaffee hat uns eine weitere Lektion im Benennen und Beobachten von Gefühlen zu einer meditativen Fantasiereise geführt: stell dir vor, du wachst auf und hast dein Ziel erreicht. Was fühlst du?
Zunächst einmal ist also ein Ziel zu definieren. Das allein ist schon schwierig, wenn man eigentlich ganz zufrieden ist mit dem, was man im Leben so erreicht hat. Nun, irgendwas gibt’s immer, was gerade nicht passt, nicht wahr? Man muss ja nicht gleich so großartig einsteigen, könnte ja auch mal einen Level runterschrauben und sich ein nettes kleines Zwischenziel auf dem Weg zum großen Glück stecken. Zu den großen, lebensverändernden, die persönliche Erfüllung bringenden Zielen kann man ja dann später noch kommen, wenn man die Methode erfolgreich getestet hat und einem welche einfallen.
Also nehmen wir an, du hast ein hübsches Ziel gefunden (z.B. ein paar Kilo abzunehmen). Dann schließ die Augen und stell dir vor, du hast es erreicht. Male es dir aus. In allen Einzelheiten. Und dann achte auf deine Gefühle dabei. Wie fühlst du dich? Benenne die Gefühle. Beobachte, wo in deinem Körper du etwas fühlst und was genau. Das kann positiv oder negativ sein. Schau deine Gefühle an und und beobachte sie eine Zeitlang. Sie verändern sich. Kein Gefühl bleibt länger als eine Minute konstant. Eine sehr interessante Erkenntnis, die du leicht testen kannst. Was also sind Gefühle? Vorübergehende Zustände, hervorgerufen durch Vorstellungen deines Gehirns, diktiert durch dein Unbewusstes und deine Persönlichkeit. Nicht wirklich dramatisch, oder? Klingt kontrollierbar. Die logische Folge ist ewigwährende Gelassenheit. Wir sind Buddha. O je. Wenn das so einfach wäre! Bis jetzt ist das blanke Theorie. 😛
Um weiterzukommen, gibt es noch eine Lektion über Affirmationen. Das sind autosuggestive Sätze, die man sich möglichst oft vorsagt, um das Unterbewusstsein auf das Erreichen eines Ziels zu programmieren. Wohin die Energie fließt, das verstärkt sich. Oder, mit den Worten des Feng Shui: Das Chi ist, wo die Aufmerksamkeit ist. Keine Negationen, denn die kommen im Unterbewusstsein nicht an. Das sagt übrigens die psychologische Forschung, nicht irgendein obskurer Hawaiianer. Also nicht: „Ich will nicht mehr dick sein“, sondern „toll, dass ich es schaffe, mühelos mein Idealgewicht zu erreichen“.
Fazit des Vormittags ist, dass du zwar keine direkte Kontrolle über deine Gefühle hast, wohl aber – mit etwas Übung – über deine Gedanken. Und die wiederum steuern deine Gefühle. Und die helfen beim Erreichen von Zielen oder bei der Selbstsabotage, je nachdem.
Nachmittags waren wir in Randa, einem kleinen Dorf am Fuße des Berges. Es ist ein netter Spaziergang dahin, an dem unteren Kloster vorbei durch den Wald. In Randa gibt es eine Kneipe, in der wir zwei alte Deutsche kennengelernt haben, die seit 20 Jahren hier wohnen. Hauptgrund offenbar: das Wetter und die Preise im mallorquinischen Outback. Der eine war wohl Kameramann oder so was, jedenfalls hat er brutal angegeben mit seinen oskarverdächtigen Leistungen, hat dann aber lauter verwackelte Fotos von uns gemacht. Aber gut drauf war er nach dem xten Glas Rotwein („die machen das Glas hier wenigstens voll, nicht wie bei uns, wo sie nur den Boden bedecken“ – also ein Weinkenner war er definitiv nicht) und dazugehörigem Schnaps.
Etwas oberhalb unserer Einöde liegt Kloster Cura, ein größeres Anwesen mit Restaurant und einer fantastischen Aussicht über die ganze Insel , wo wir dann gegen Abend noch hingefahren sind. Eigentlich wollten wir ja laufen, aber irgendwie hat die Faulheit dann doch gesiegt….
Es war eisig kalt dort oben, wie es überhaupt nicht besonders warm ist, vor allem nachts sind die unbeheizten Klosterzellen kein Spaß. Wir haben alle Decken, die wir gefunden haben, verteilt, was zwar für Wärme sorgt, aber so schwer ist, dass man sich kaum umdrehen kann. Wieder zurück hat Olga den Hausmeister Severino angeflirtet und bekniet, dass er uns die Heizung anschaltet. Zum Glück ist sie hübsch und nett, so dass er sich erweichen ließ.