14.7.
Ich wache um 8.00 Uhr von durchgehendem Rauschen vor dem Fenster auf. Meine gründliche Recherche der Wetter-App vor der Abreise hat ergeben, dass das ganze Wochenende nur Hitze und Sonne zu erwarten ist. Es schüttet. Es blitzt. Es donnert. Ich habe keine Regenjacke dabei. Wetter Online kündigt mittlerweile an, dass das bis mindestens Mittag dauert. Diesmal haben sie wahrscheinlich recht. Ich werde eine Jacke kaufen.
Shoppen in Italien ist ja eher was Schönes. Falls man nicht ertrinkt vor dem Kaufvergnügen. Also leihe ich mir an der Rezeption einen Schirm.
Fast gleichzeitig hört es auf zu regnen.
Schon routiniert fahre ich mit dem Vaporetto über den Kanal und schlängle mich durch enge Gassen zu der Wohnung, die Matthias mit seinen Freunden gemietet hat. Im dritten Stock eines Hauses gelegen, mit Dachterrasse im vierten, ein Traum. Blick über die Stadt, rote Dächer im Morgenlicht.
Dann ziehe ich los, weil die anderen lieber einkaufen wollen und kochen und chillen. Ist ja alles nicht so meins, ich mag lieber die Stadt anschauen. Ich laufe ohne besonderes Ziel durch Sträßchen, an Kanälchen vorbei und über Brücken und lande zunächst in einem Giardino, der Teil der Biennale ist.
Nach dem Kunstgenuss schlendere ich durch die Stadt und lande natürlich da, wo alle landen, auf dem Markusplatz. Die Kirche spare ich mir, die Schlange ist zu lang und ich habe die 4000 qm Goldmosaiken ja schon gesehen. Millionen Touristen ziehen durch alle Gassen, der Cappuccino beim Café Florian kostet 12,50 €, für einen Espresso nehmen sie 6,50 €, alles beim Alten in der schönsten Stadt der Welt. Ich laufe weiter, an hunderten Souvenirshops vorbei. Die Straße zur Rialto-Brücke ist so voll, dass ich nicht reinkomme. Auch da war ich schon, also kein Problem, ich gehe einfach weiter, bis die Gegend wieder etwas einsamer wird.
Am Ende lande ich in der Accademia und schaue mir die Gemälde an, um mich von den Menschenmassen zu erholen.
Danach schlendere ich wieder Richtung Zentrum zurück, schaue mir noch eine Ausstellung der Firma Illy an, in der ihre Espressotassen thematisiert sind. Ganz lustig, die Biennale ist überall.
Die Schönheit dieser Stadt ist unwirklich. Leider finde das nicht nur ich. Der Trubel stört die Mystik enorm. Gestern Abend, als wir praktisch allein durch dunkle Gegenden gelaufen sind, kam das irgendwie besser raus. Mehr so Thomas-Mann-mäßig. Wahrscheinlich sollte man im November kommen.
Das Abendessen in einem wunderschönen Lokal mit wunderschöner Aussicht auf die Friedhofsinsel und die Alpen dahinter ist ein Gedicht. Thunfischtatar, Kartoffelsuppe mit schwarzen Trüffeln, ein weißer großer Fisch mit Pilzen und eine Mango-Kokoscreme als Nachspeise, dazu eiskalter Weißwein, das alles mit der Aussicht im Sonnenuntergang kann nicht falsch sein.