Budapest

3.4.2022

Östlich von Wien führt die Autobahn durch endlose Industriegebiete mit riesigen Windparks; wenn die energetische Zukunft Europas so aussieht, na dankeschön. Allerdings ist die Verschandelung der Landschaft wohl auch ohne die Windparks schon weit fortgeschritten, insofern geht’s ja noch. An der Grenze ändert sich nicht viel, nur die Hinweise auf  nahegelegene Nationalparks lassen hoffen, dass nicht alles so ausschaut.

Nach etwa drei Stunden Fahrt erreichen wir Budapest, die Schöne. Wir finden unseren Weg durch das Gewirr winziger Einbahnstraßen im jüdischen Viertel, wo wir eine spektakuläre Wohnung gemietet haben: 180 qm, zwei Schlafzimmer, 3 Bäder, Wohnzimmer, Küche, alles sehr großzügig dimensioniert und sehr modern eingerichtet. Der Hit ist die Dachterrasse mit Grill, im Sommer sicher fantastisch. Jetzt ist es allerdings etwas kühl, so dass draußen sitzen nicht in Frage kommt, dafür genießen wir die Aussicht auf die Türme der Hauptsynagoge vom Balkon auf der anderen Seite der Wohnung.

Wir verabreden uns mit einem befreundeten Paar in einem der stylischen Restaurants um die Ecke, da wir ja mitten im Ausgehviertel wohnen. Das Restaurant ist im Gozsdu udvar, einer Passage zwischen zwei Sträßchen, in der eine Kneipe an der anderen liegt, sehr stimmungsvoll. Wieder zurück in der Wohnung stellen wir fest, dass wir den Straßenlärm nur ganz leise hören, im Schlafzimmer höre ich gar nichts. Super.

4.4.

Um 9.00 Uhr bringt uns eine freundliche Frau das inkludierte Frühstück, von dem wir mindestens vier Personen mehrere Tage ernähren könnten. Wurst- und Käseplatte, Brot, Semmeln, Croissants, Tomaten, Radieschen, Paprika, Marmelade, Orangensaft, Obst, Milch, es bleiben keine Wünsche offen. László frühstückt normalerweise ein Glas Milch und eine Tasse Kaffee. Was  mache ich nur mit all dem Essen? Ich arbeite mich durch und scheitere natürlich. Man sieht nicht einmal, dass ich was gegessen habe, obwohl ich schon pappsatt bin. Wow.

Jetzt aber in die Stadt. Wir laufen als erstes zur Synagoge, die László vor vielen Jahren einmal besucht hat. Ich war vor fünf Jahren einmal drin, habe aber nichts gegen eine Auffrischung. Die Führung ist sehr schön. Man erklärt uns (auf deutsch, englisch, was man möchte), den Aufbau und die Entstehung des Baus im maurischen Stil, sodann gehen wir in den Garten und schauen uns einen Metallbaum mit vielen Blättern an. Es ist ein Gedenkmonument für die ungarischen Opfer des Holocaust, auf den Blättern sind viele Namen der Opfer eingraviert. Ein kleiner Friedhof erinnert an die Massaker in Budapest, ebenso Gedenknischen, in die nach jüdischem Brauch Steine eingelassen sind. Danach sehen wir uns noch das kleine Museum im Keller an, das eindrücklich die Geschichte der Besatzung Ungarns darstellt.

Danach schlendern wir durch die wirklich wunderschöne Stadt, in der ständig renoviert wird und die sich von Besuch zu Besuch verändert und immer besser wird. Wir trinken in einem der vielen Art-Deco Paläste einen Kaffee, schauen unterwegs diverse andere an und landen schließlich bei der Basilika, ein Prachtbau inmitten der Stadt.

Ein Brunnen in der Nähe gibt auf Handzeichen Zugänge frei und schließt sie wieder, wir nennen ihn „Moses-Brunnen“, wegen der Teilung der Wasser. Lustige Idee.

Moses Brunnen

Weiter geht’s bis zum Parlament, dem eindrucksvollsten Gebäude der Stadt, an der Donau gelegen und weltberühmt. Leider ist es schon zu spät für eine Führung, das muss dann bis zum nächsten Mal warten. Am Donauufer erinnern die Schuhe der ungarischen Juden, die von den Pfeilkreuzlern dort erschossen wurden, nachdem sie sich in Reihe aufstellen mussten. Ein erschütterndes Denkmal einer dunklen Vergangenheit, wie überall in Europa.

Abends treffen wir die Verwandtschaft in einem stimmungsvollen Restaurant in Buda, der grüneren und ruhigeren Hälfte der Millionenstadt. Leckeres Essen und lustige Gespräche beenden den Tag.