Wüste, Berge, Dschinghis Khan

27.8.

Die nächste Reifenpanne kommt immer. In einem trockenen Flussbett bleibt einer der Busse stehen. Wir erkunden die Umgebung, bis der Fahrer alles repariert hat.

Eine weitere Nomadenfamilie freut sich über unseren Besuch. Diesmal sind die Kamele die Hauptattraktion, wir dürfen darauf reiten, gegen Entgelt natürlich. Ich habe einen etwas verdorbenen Magen, vielleicht das Eis gestern, deshalb traue ich mich nicht, jetzt eine Stunde im Sattel zu sitzen, ohne schnell absteigen zu können.

Gegen Abend fahren wir zur größten Sanddüne der Mongolei, 180 km lang. Wir klettern durch die Sandberge, rutschen darauf, versinken im sandigen Boden und amüsieren uns bestens. Von ganz oben ist die Sicht großartig, Wüste, Düne, Steppe, Fluss, Gebirge, alles zusammen. Die länger werdenden Schatten sorgen abends für interessante Lichter, eine helle Freude für fotografiebegeisterte Touristen. Wir fotografieren uns gegenseitig, im Sitzen, Liegen, Stehen.

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Abends erfreut uns das Camp mit einem Buffet.

28.8.

Meinem Magen geht es besser, trotzdem trinke ich lieber Tee zum Frühstück.

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Der Kaffee-Entzug führt dann ab mittags zu Kopfschmerzen. Überflüssig zu erwähnen, dass wir den ganzen Tag über Wackelpisten rasen. Ich muss auch noch hinten sitzen, weil Jargal heute bei uns mitfährt. Sie sitzt natürlich neben dem Fahrer, was sonst mein Platz ist. Gurte gibt es keine brauchbaren, Verkehr allerdings auch nicht.

Ziel ist an sich die Geierschlucht im Südgobi-Aimag. Leider ist sie überschwemmt und daher unbefahr- und -betretbar. Angeblich sind trotz Sperre einige Autos reingefahren und haben es bitter bereut. Ein Laster ist umgekippt und blockiert die Straße, die anderen mussten in Schräglage um ihn herum. Wir sparen uns das Abenteuer und fahren zu einer anderen Schlucht, die auch sehr spektakulär zwischen hohen Bergen immer enger wird.

Ich bin nicht gut drauf. Mich nervt die ewige Fahrerei, der Bettenwechsel jeden Tag, der Gruppenzwang, die Primitivität der Unterkünfte und das langweilige Essen. Immer nur Landschaft aus dem Auto anschauen ist auch nicht optimal und die Bauchprobleme bleiben. Nicht mein Tag heute.

 

29.8.

Ulan Bator naht. Die 400 km, die wir heute fahren, unterbrechen wir für das Mittagessen in einem Restaurant, in dem wir absolut grauenhafte Teigtaschen, gefüllt mit Fleisch und Speck, bekommen. Zum Glück hat sowieso keiner Hunger.

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Dann rumpeln wir durch das Erdmutter-Gebirge, große Granitblöcke liegen in der Landschaft herum, umgeben von ein paar Birken. Bei Regen und Kälte nicht wirklich attraktiv. Meine Laune nähert sich dem Nullpunkt.

30.8.

Heute wieder 250 km, allerdings teilweise auf Asphalt. Wir besuchen einen buddhistischen Friedhof, den es anscheinend doch gibt.

Nach vielen weiteren Kurven steht er da: Der Größte, der Tollste, der Schönste: Dschinghis Khan. Das höchste Reiterstandbild der Welt, 40 m hoch, dazu der Sockel und das alles auf einem Hügel. Drumrum seine Armee aus Eisen. Sehr beeindruckend, wenn auch ein wenig kitschig.

Wir steigen durch das Museum hinauf in die Mähne des Pferdes und freuen uns über den schönen Blick.

Die Landschaft der hiesigen Berge erinnert an Alpentäler in Südtirol, bis auf die Jurten. Unser Camp ist das bisher schönste der Reise, die Jurte ist modern und hübsch eingerichtet mit neuem Vinylboden und eigener Terrasse. Sogar eine Fußbodenheizung gibt es! Allerdings bleibt uns nur eine Dreiviertel Stunde, um das zu genießen, dann fahren wir zum Schildkrötenfelsen, der seinen Namen von seiner Form hat.

Anschließend besuchen wir einen Meditationstempel, der an einen Berg geklebt ist. Der Weg dorthin ist gesäumt von Tafeln mit buddhistischen Weisheiten, zur Meditation und Erlangung der Erleuchtung. Der Tempel ist ein Highlight, der Blick von dort oben auch.

Sogar das Abendessen ist lecker! Ratatouille mit Nackensteak und Apfelkuchen. Hier würde ich gern noch ein, zwei Tage bleiben, ein bisschen wandern vielleicht oder reiten, aber leider wird daraus nichts.

31.8.

Es gießt aus Kübeln. Insofern ist der Abschied nicht allzu schwer. Die Differenzen in der Gruppe werden langsam spürbar. Einer hat die Busfahrer beschuldigt, sein Geld geklaut zu haben, worauf die beleidigt  mit keinem mehr gesprochen haben. Darüber waren die Leute wieder beleidigt, was haben sie mit dem Typ zu tun. Ich fand die  Fahrer vorher auch schon unfreundlich, sie haben die ganze Reise keine Miene verzogen. Das Geld hat er dann wieder gefunden. Er hält es nicht für nötig, sich zu entschuldigen.

In Ulan Bator besuchen wir einen Cashmere-Shop, wo alle – Frauen –  sich im Shoppingparadies finden. Darüber regt sich wieder einer maßlos auf, es dauert ihm zu lang. Ich möchte gern wissen, was der für einen Stress hat, er macht doch den Ablaufplan nicht und verpasst so auch nichts.

Im Hotel stellt sich heraus, dass das wohl auch als Stundenhotel benutzt wird. Eine von uns hat den falschen Zimmerschlüssel bekommen, als ein Mitarbeiter an die Tür klopft, kommt ein sichtlich ärgerlicher Mann heraus, hinter ihm eine bestrapste Schöne, und beschimpft den Mitarbeiter wüst. Der Laden total heruntergekommen, ranzige, uralte Teppiche, von den Wänden hängende Tapeten, angeschlagene Ecken etc. Absteige halt. Ich überlege, ob ich ins Hilton ziehe, falls es sowas in Ulan Bator gibt. Na ja, nur noch eine Nacht und das Bett ist sauber.

Nachmittags schauen wir noch ein sehr schönes kunsthistorisches Museum an. Ganz viele buddhistische Thanks und wunderschöne Götterstatuen, auch uralte Figurinen aus Grabstätten, schematische Masken und Trachten und als Höhepunkt ein aufgebautes Mandala.

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