Hamburg

6.-11.10.2020

Tagsüber muss mein Töchterlein leider arbeiten. Also mache ich mich allein auf den Weg und schaue mir Hamburg an. Da ich letztes Jahr schon ein paar Tage hier war, kann ich es entspannt angehen. Ich besichtige die Cap San Diego, ein Museumsschiff, bummele zum Michel und bewundere die schöne Barockkirche. Leider ist die angeblich sehenswerte Krypta geschlossen und der Aufstieg zum Turm lohnt sich wegen des Regenwetters nicht. Ein Grund, bei schönem Wetter wiederzukommen.

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Das Museum für Hamburgische Geschichte ist dafür eine lohnenswerte Station an regnerischen Tagen. Es enthält viele Gegenstände aus allen Jahrhunderten seit der ersten Siedlung im Alstergebiet und stellt die Entwicklung der Stadt recht plastisch mit vielen Erklärungen dar. Hamburg war ja immer eine reiche Stadt, der Handel florierte über die Jahrhunderte durchgehend aufgrund der günstigen Lage und der Regeln der Hanse. Die Kaufleute erstellten ein Gesetzbuch mit Regeln, die für die Mitglieder weltweit galten, so dass jeder wusste, wie er sich zu verhalten hatte, egal wo er war. Das sorgte für enorme Stabilität. Sogar den 30-jährigen Krieg überstand die Stadt mehr oder weniger unbeschadet, da zufällig kurz vor dessen Ausbruch die großzügig bemessene Stadtmauer fertiggestellt wurde.

Einer von Mellis Arbeitsplätzen ist das  Café „Why Not- Integration“, in dem sie für einen gemeinnützigen Verein arbeitet, der integrative Projekte betreut, die in den zugehörigen Räumlichkeiten angeboten werden. Auf der Fahrt dorthin komme ich an Vierteln vorbei, die nicht zur üblichen Touristenroute gehören, aber mit ihren prächtigen Bürgerhäusern auch vom Reichtum der Stadt zeugen. Es gibt aber auch Ecken, die eher alternativ wirken, eine interessante Mischung.

Zum Frühstück suche ich mir jeden Tag ein anderes Café. Da mein Hotel nahe dem Schanzenviertel liegt, tauche ich schon morgens ein in die Welt von Hausbesetzern, Links-Alternativen und Graffitikünstlern. Das steht ziemlich im Gegensatz zu den Prachtbauten in Eimsbüttel.

Jenseits  der Elbe steht das Auswanderermuseum in Veddel, das Gegenstück zu Ellis Island in New York. Dort befindet sich eine Ausstellung über die Einwanderer nach Amerika, in der wir stundenlang Berichte über die Schicksale der amerikanischen Immigranten gelesen haben. Hier erfahren wir viel über Flucht und Migration, deren Gründe, die sich über die Jahrhunderte nicht wesentlich geändert haben und über die Bedingungen, unter denen Auswanderer aller Art ihre große Reise antraten und noch antreten. Das Fazit beider Museen ist das Gleiche: Migration hat es im Verlauf der Menschheitsgeschichte immer gegeben, zu jeder Zeit haben persönliche und wirtschaftliche sowie politische Gründe Menschen veranlasst, ihre Heimat zu verlassen. In aller Regel führte das zu einem Gewinn für die Aufnahmeländer, die kulturell vielfältiger und wirtschaftlich stärker wurden durch die Impulse, die die Immigranten gesetzt haben.

Das Museum in Hamburg befindet sich in drei Hallen, die von dem Gründer des Auswandererzentrums, Generaldirektor der Hapag Albert Ballin, 1901 errichtet wurden. In der BallinStadt wurden die künftigen Passagiere der Schiffe medizinisch untersucht, registriert und verköstigt, bevor sie sich einschiffen konnten. Das diente der Gesundheit an Bord und natürlich auch der Werbung für das Unternehmen, das von diesen Leuten und deren Empfehlungen lebte.

Nach unseren Kulturtrips werfen wir uns in Hamburgs Shoppingmeile. Mellis anderer Arbeitsplatz ist um die Ecke vom Jungfernstieg, sehr edle Geschäfte und feine Gastronomie. Wir genießen den Trubel und die Großstadt, Fußgängerzone und Cafés.

Abends suchen wir uns nette Restaurants, jeden Tag in einem anderen Viertel und mit sehr unterschiedlicher, aber immer leckerer Küche.

Meine Deutschlandreise beschließe ich mit einem Zwischenstopp in Fulda, der alten Bischofsstadt. Da ich keine Lust habe, den ganzen Weg von Hamburg nach München an einem Tag zu fahren, teile ich die Strecke. Das war eine gute Idee, Staus und Baustellen verzögern die Fahrt enorm und ich bin heilfroh, als ich nach sechs Stunden dort ankomme. Ein kurzer Spaziergang durch die Stadt, ein schnelles Abendessen und schon hat mich Netflix für diesen Abend.

Der Rest der Strecke ist unkompliziert, ich fahre mit einer kleinen Kaffeepause in 4 1/2 Stunden heim. Das Fazit: Deutschland ist auf jeden Fall eine Reise wert. Falls die blöde Seuche nächstes Jahr immer noch Auslandsreisen unmöglich macht, schaue ich mir vielleicht mal den Westen an. Ich werde berichten.