Gedankenspiele

Am ersten Seminartag freuen wir uns über den schönen Meditationsraum, der mit seiner Glasfront den Blick in die Ebene und über’s Meer weitet. Das Thema, das sich Olga dieses Jahr gewählt hat, ist der Zusammenhang zwischen Gedanken und Gefühlen und wie das eine das andere bedingt. Nachdem die Gefühle im letzten Jahr  bearbeitet wurden, soll dieses Jahr der Einfluss der Gedanken untersucht werden.

Die Grundtheorie ist, dass nie die Situation das Problem ist, sondern nur deren Bewertung durch den einzelnen. Eine Situation an sich ist immer neutral. Entscheidend für die Gefühle, die sie auslöst, ist nur, was man darüber denkt: Es kann ein Katastrophenszenario entstehen, eine Chance, eine Gelegenheit, etwas zu lernen. Es liegt an einem selbst, was man daraus macht. Nun ja, das trifft sicher auf viele Situationen zu, aber es gibt natürlich auch Reaktionen, die  nicht verhandelbar sind. Nicht jede Situation eignet sich dazu, Reaktionen zu üben, das finde jedenfalls ich. Wenn jemand Nahestehendes schwer erkrankt oder gar stirbt, ist es schon schwierig, darin eine Chance oder Lerngelegenheit zu sehen. Gleiches gilt natürlich für ähnlich traumatisierende Lebensumstände.

Aber um die Extreme geht es ja nicht. Es geht darum, zu erkennen, dass es zunächst eine Situation gibt, die erst einmal neutral ist. Diese nimmt der Mensch wahr. Aus seiner Wahrnehmung entstehen Gedanken, die die Situation bewerten und daraus entstehen dann die Gefühle und körperliche Reaktionen wie Weinen, Lachen, Schwitzen etc.. Ändern wir die Bewertung der Situation, ändern sich auch die Gefühle.

Also ist die Lernaufgabe, die Gedanken kontrollieren zu lernen. Niemand hat die Macht, seine Gefühle zu kontrollieren. Sie kommen und gehen, sind flüchtig und ändern sich stetig ohne unser Zutun. Probiert es aus. Allerdings kann man üben, seine Gedanken zu steuern, was sich dann wieder auf die Gefühle auswirkt.

Hierbei hilft es natürlich, sich vor Augen zu halten, dass wir die Dinge oft nicht so sehen, wie sie sind, sondern wie wir sind. Entsprechend entstehen auch die oft völlig unterschiedlichen Sichtweisen in Bezug auf die gleiche Situation.

Was hilft? Die üblichen Verdächtigen: Atemübungen, Meditation, Mentales Training.

Montag nachmittag ist Shopping in Palma angesagt. Die Situation wird von allen positiv bewertet, wir gönnen uns drei Stunden im Trubel, kaufen ein bisschen ein, essen Eis und trinken Kaffee.

Dann kehren wir wieder in die Einsamkeit zurück und freuen uns auf den ruhigen Abend mit Olgas Gute-Nacht-Geschichten.

Am Dienstag meditieren wir ausführlich und hören den zweiten Teil von Olgas Weisheiten. Danach spazieren wir nach Randa, ein etwa halbstündiger Marsch durch Wälder und blühende Felder den Berg hinab. Dort besuchen wir Lourdes, die uns Termine für ihre heilsamen und wohltuenden Massagen gibt. Ich habe Glück und komme gleich dran. Sie langt ganz schön hin, dafür fühle ich mich danach schwebend, kein Muskel zwickt mehr.

Zur Belohnung gönne ich mir einen Café con leche in der örtlichen Bar und trete erfrischt den Anstieg zum Kloster an.

 

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