Bergwelten

5.3.

Unsere erste Wanderung führt uns zum Lago del Torre, angeblich ein netter Spaziergang zum Aufwärmen. Von 20 km.

Es geht erst steil, dann leicht bergauf, durch Wälder, Steinfelder, an Flüssen entlang bis zum Aussichtspunkt über den Gletschersee.

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Die Aussicht können wir allerdings nicht so recht genießen, denn wir müssen uns vor einem Hurrikan in Sicherheit bringen. Der eisige Wind wirft uns fast um. Wir ducken uns auf den letzten Metern hinter alles, was sich dazu eignet, im Wesentlichen größere Felsbrocken, um den Böen zu entkommen. Keine Rede davon, dass wir am Mirador nett picknicken, wie geplant. Der Lago, der auf allen Postkarten blau und türkis schimmert, ist aufgewühlt wie das Meer im Winter, schlammbraun, die Wellen peitschend und der Sturm weht das Wasser so weit, dass unsere Kleider davon nass werden.

Wir hauen schnell wieder ab.

Im nahen Wald ist der Wind nicht ganz so stark, so dass wir unsere Sandwiches und Äpfel auspacken können.

Ein Spanier, der mit einer ganzen Truppe da ist, hat seine Freunde verloren und schließt sich uns an. Wir finden die anderen auf dem Weg zurück bei ihrer Cerveza-Pause. Sie hatten ihr Bier im nahegelegenen Fluss geparkt, um es jetzt, auf dem Rückweg, kalt wieder abzuholen. Gute Idee, wir freuen uns auch.

Offenbar haben wir es mit der High Society von Saragossa zu tun. Alle sind anscheinend bedeutende Leute, Unternehmer, ein Anwalt und Politiker, ein berühmter Journalist und seit Jahren zusammen auf den Gipfeln der Welt unterwegs.  Trotz teilweise beachtlichen Bäuchen sind die Jungs anscheinend extrem fit, rauchen und trinken ununterbrochen und rennen in einem Wahnsinnstempo die 10 km zurück. Letztes Jahr waren sie am Everest, nächstes Jahr wollen sie zum Kilimandscharo. Keine Ahnung, wie die das machen.

Angekommen in El Chalten suchen wir sofort eine Bar auf, um den Alkoholpegel mit Bier und Mojitos auf ein erträgliches Maß zu heben, dann fahren sie wieder zurück nach Calafate. Wir fallen völlig erschossen aufs Bett.

6.3.

Ein Shuttlebus bringt uns nach El Pilar, dem Beginn eines Trekkingpfades zum Lago Las Tres, einem kleinen See auf einer Anhöhe direkt vor den hohen Bergen des Cerro Torre. Der Anstieg soll im letzten Kilometer extrem steil sein, dafür die Aussicht großartig. Wir laufen am Rio Blanco entlang bis zum Campimento Poincenot, von da aus geht’s los.

Leider liegen die Berge im Nebel, der Wind ist mindestens so stark wie gestern und es fängt an zu schütten. Die Leute, die von oben ankommen, erzählen, dass man gar nicht an den See herankommt vor lauter Wind und außerdem nichts sieht von den Bergen. Wir beschließen, nicht aufzusteigen und uns gleich auf den langen Weg nach El Chalten zu machen. Immerhin liegt noch der Senda Fitz Roy mit etwa 10 km vor uns und das Wetter wird schlechter.

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Wir laufen im strömenden Orkan und nehmen die wunderschöne Landschaft nur  noch wahr, wenn wir die Hände von den Augen nehmen können. Nach einiger Zeit kommen wir wieder in den Wald, es wird besser. Der Weg führt uns über sandige Lichtungen, an mäandernden Flüsschen vorbei zu Aussichten über gewaltige Täler durch Zauberwälder, knorrige Bäume, verbogen von Wind und Wetter, gezaust vom Sturm. Eine tolle Wanderung, trotz durchweichter Kleidung. Abends kehren wir zur Belohnung im besten Restaurant des Orts ein.

7.3.

Die Fahrt zum Lago Desierto entlang der Berge ist ein Erlebnis für sich. Heute ist der Blick einigermaßen frei auf den Cerro Torre und FitzRoy, so dass wir endlich den Blick haben, den wir immer schon wollten.

Unser Trekking führt uns zum Huemul-Gletscher, eine kleine Bergtour von ca. 45 Minuten durch den windgeformten Wald, aus dessen moosbewachsenen Bäumen einen die Waldgeister anlächeln.

Der Gletschersee ist türkis in allen Schattierungen, das Eis versorgt ihn über kleine Wasserfälle, ein Bach rauscht daraus hervor in die Tiefe. Eine Märchenlandschaft. Wir picknicken am Ufer und genießen die Szenerie.

Zu bald ist es Zeit, zurückzukehren.

Gegen Abend fahren wir nach Calafate, wo uns das Hotel Canelos erwartet. Das Hotel hat eine wunderschöne rustikale Lobby, leider ist das Zimmer und auch das Bad winzig. Für eine Nacht geht es, für länger wäre es höchstens ein Einzelzimmer. Die Handtücher sind luftgetrocknet, also hart und in der Bar ignoriert einen das Personal geflissentlich. Wir  bummeln noch einmal die Hauptstraße entlang. Melli ist der einzige Mensch, den ich kenne, der ein Eis als Abendessen auch völlig in Ordnung findet. Ich nehme „Calafate“, eine örtliche Blaubeersorte, die es hier in jeder Variation gibt: Als Likör, als Marmelade, als Eis…..

 

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