Karakorum

23.8.

Morgens noch ein schnelles Bad in der heißen Quelle, dann machen wir uns auf den Weg nach Karakorum, der alten Hauptstadt, heute Charchorin. Die Landschaften erinnern hier eher an das Voralpenland, wir sind noch recht weit im Norden. Nur die vielen Schafe, Ziegen und Pferde sind in Bayern nicht so unterwegs. Und die Straßen sind besser bei uns.

Karakorum ist ein Nest mit bunten Dächern,  nichts erinnert an den ehemaligen grandiosen Status als Hauptstadt des Mongolenreichs. Höhere Gebäude gibt es nicht.

Wir besuchen zuerst das Stadtmuseum, in dem die Geschichte der Mongolei noch einmal sehr anschaulich dargestellt ist. Diesmal bekommen wir die Erklärungen besser mit als am ersten Tag in Ulan Bator, wir sind ausgeschlafen. Die Geschichte der drei Reiche, Turkreich, Hunnenreich und das Großreich unter Dschinghis Khan bzw. dessen Nachfolger Kublai Khan wird dargestellt in mehreren Räumen mit Schaubildern, Modellen und Gegenständen aus der jeweiligen Zeit. Leider darf man innen nicht fotografieren.

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Wir laufen hinüber zur Hauptattraktion des Orts: Ein altes mongolisch-tibetisches Kloster, Erdene Zuu, die Anlage ist riesig und enthält mehrere Tempel, mongolisch-lamaistische und ein tibetischer. Thankas in allen Variationen und Qualitäten hängen überall. Thankas sind buddhistische Darstellungen von Göttern, zum Teil als Stoffmosaike, zum Teil als Malereien, aufgenäht auf Seidenrahmen. Sie sind wunderschön.

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Eine Menge Masken von Schutzgottheiten mit gruseligen Fratzen sehen wir auch, sie werden bei rituellen Tänzen verwendet.

Das Kloster ist umgeben von einer Mauer mit mehreren hundert Stupas.

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Daneben liegt die Ausgrabungsstätte der historischen Stadt, allerdings hat man die Ausgrabungen wieder zugedeckt, um den Verfall zu verhindern. Sie sollen wieder ausgegraben werden, wenn die technischen Konservierungsmöglichkeiten besser sind.

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Zum Abschluss fahren wir noch auf einen Hügel mit einem riesigen Denkmal zur mongolischen Geschichte, auf dem die drei Reiche im Vergleich zur heutigen Mongolei dargestellt sind. Der Realsozialismus lässt grüßen, so monströse Denkmäler sind nur zu dieser Zeit entstanden.

24.8.

Den Tag heute hätte man gern kürzen können. Wir fahren auf der Nordseite des Orkhon-Tals zu einem Wasserfall. Das Tal ist bezaubernd, aber die Fahrt nimmt kein Ende. An einigen Stellen müssen wir aussteigen, damit die Autos durchkommen. Einmal ist ein ausgetrocknetes Flussbett so sandig, dass die Busse mit der Last der Passagiere in Gefahr sind, zu kippen. Die Fahrer müssen eine festere Stelle suchen, wir laufen. Eine kleine Reifenpanne hält uns etwa 20 Minuten auf, aber die Fahrer haben alles dabei, um weiter zu kommen.

Ein anderes Mal besteht die Gefahr, dass uns eine Brücke nicht trägt. Der hätte ich nicht einmal Fußgänger zugetraut, geschweige denn Busse. Aber sie hat gehalten.

In der Nähe gibt es ein paar Gräberfelder, die wir besuchen. Dort ist die Hauptattraktion ein sogenannter Hirschstein, das sind Monolithe mit Gravuren in Form von fliehenden Hirschen, die es in der ganzen Mongolei gibt.

Es gibt Picknick bei der Brücke. Die Ziegen und Pferde drumrum schauen uns zu, wir schauen den kleinen Fluss neben uns an und beobachten die Geier, die wiederum uns neugierig zusehen. Ha! Ihr kriegt erstmal nichts! Wir kriegen Hühnchen mit Reis und Wodka. Ein Highlight, ganz klar.

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Das Ziel der Fahrt ist ein 23 m hoher Wasserfall, der niemanden wirklich beeindruckt. Wasserfall halt.

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Von dem aus fahren wir wieder 50 km zurück, auf der anderen Seite des Flusses. Wir finden eine hübsche Schlucht und ein paar Felszeichnungen, die man allerdings kaum sieht.

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Unsere Unterkunft ist die bisher primitivste. Der Boden besteht aus löchrigem Laminat, aus dem der Beton rausschaut. Es gibt keine Öfen. Meine Jurte ist am Ende des Camps. Das hat den Nachteil, dass Restaurant und Toiletten endlos weit weg sind, abends bin ich also nur mit Taschenlampe unterwegs, weil keinerlei Beleuchtung. Der Vorteil ist, dass der Sternenhimmel wunderbar sein könnte, falls keine Wolken wären. Falls. Es regnet nämlich. Und dass neben meiner Jurte eine Wiese ist. Heute nacht werde ich im Fall des Falles nicht zu den sanitären Anlagen laufen.

Das Morgenlicht entschädigt mal wieder für alles.

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