5.3.20
Ein Blick aus dem Fenster bestätigt die schlimmsten Befürchtungen: Es schneit bis ins Tal, der Nebel hängt über dem Tal, bis hinauf in die Höhen und am Fuß der Berge. Zudem tobt ein Sturm. Skifahren? Das ist genau das Wetter, bei dem mir nach 100 m schlecht wird, weil ich nichts sehe, außerdem friere ich, es ist nass, kalt und ekelhaft. Der Kauf eines Skipasses führt nur zur Berechtigung, die Hütte am Gipfel zu besuchen und dort einzukehren, Skifahren würde ich da sowieso nicht. Nachdem ich jahrelang mit meinen Kindern im Skiclub war und bei jedem Wetter raus musste, habe ich beschlossen, bei „Sauwetter“ kein Geld mehr für Skipässe auszugeben und daheim zu bleiben.
Wie schön, dass die anderen Teilnehmer der Reise das weitgehend auch so sehen. Nur ein paar Unentwegte wollen es trotz absehbar schlechter Sicht probieren, der Rest weicht auf andere Beschäftigungen aus. Marietta und ich beschließen, mit der Rhätischen Bahn nach Pontresina zu fahren und von dort nach St. Moritz zu wandern. In St. Moritz war ich bei ähnlichem Wetter schon einmal, als die Kinder klein waren und wir in Scuol Urlaub gemacht haben. Auch damals war Skifahren wettermäßig keine Option. Von wegen 300 Sonnentage im Jahr.
Die Fahrt mit der Eisenbahn durch verschneite Landschaften ist nett, leider sieht man die Berge nicht wegen des Nebels. Nach etwa einer Stunde kommen wir in Pontresina an und laufen los. Verschneite Wälder verzaubern uns, ein gut ausgebauter Wanderweg führt uns vorbei am Stazer See, Langläufer nutzen die Loipen am anderen Ufer.
Leider weht ein eisiger Wind, der uns erwischt, sobald wir den Wald verlassen. Das ist dann am einen Ende des St.Moritz-Sees der Fall, den wir noch umrunden müssen. Das Dorf sieht man erst, wenn man kurz davor ist.
Dort angekommen, laufen wir zu der Rolltreppe, die uns den Berg hinauf ins Zentrum führt. Luxus muss sein und aufsteigen muss hier keiner. Erschöpft von der langen Fahrt hinauf fallen wir in ein Café und gönnen uns einen Blaubeerkuchen für 8.- €. Und einen Kaffee für weitere sieben. Das wäre dann der Preis für ein Mittagessen mit Getränken und Kaffee daheim. Ich hatte schon völlig vergessen, wie irre die Preise in der Schweiz sind. Dagegen ist München ein Schnäppchen. Aber was soll der Geiz, man lebt nur einmal.
Gestärkt wandern wir durch die Edel-Fußgängerzone, es gibt praktisch nur höchstpreisige Designerläden und Hotels. Kein Ort, in dem ich Urlaub machen würde.
Es gibt schönere Dörfer in den Alpen. Allerdings sieht man immer noch keine Berge, wer weiß, vielleicht ist ja die Kulisse fantastisch, wenn das Wetter gut ist. Wir schlendern einmal hin und zurück, dann laufen wir wieder zum Bahnhof und nehmen das Bähnchen zurück nach Zernez.