Der Tag danach

3.10.21

Dank des guten Weins auf der Party und danach klagt niemand beim Frühstück über  Kopfweh. Nach Cappu und Teilchen beschließt ein Teil der Gruppe, nach Monteriggioni zu fahren, ein kleines Städtchen aus dem 13. Jahrhundert in der Nähe. Andere beschließen, die schöne Unterkunft zu genießen und im Garten Bridge (oder war es Canasta?) zu spielen.

Ich bin ja nicht so scharf auf Kartenspielen und kenne Monteriggioni noch nicht, also fahre ich mit. Zu viert steuern wir das Dörfchen an, über Landstraßen wie schöne Frauen: kurven- aber aussichtsreich.  Als der Monte vor uns liegt und den Blick auf die gewaltige Stadtmauer frei gibt, komme ich wieder mal ins Schwärmen.

Wir betreten das Städtchen durch die meterdicken Mauern und stehen sogleich auf dem Hauptplatz, der von Cafés und einer hübschen kleinen Kirche gesäumt wird. Souvenirshops und ein verrückter Schuhmacher leiten unseren Schritt zum anderen Ende, wo wir auf die Mauer steigen, um den weiten Blick über’s Land zu genießen.

Ein klitzekleines bisschen Great-Wall-of- China-Feeling macht sich breit. Beim Besuch der Kirche philosophiere ich mit Zoltán über Religionen im Allgemeinen und im Speziellen, das passt gut in die mittelalterliche Umgebung. Das Kirchlein ist stimmungsvoll und lädt zur Meditation, soviel Zeit nehmen wir uns allerdings dann doch nicht.

Zurück in Casole wartet Tibi schon mit den Resten der Speisen vom Vorabend, die sich natürlich keiner entgehen läßt, zumal die Getränke auch noch nicht ganz vernichtet sind. In sehr fröhlicher Stimmung kehren wir am späteren Nachmittag in unser Haus zurück, wo wir bis zum Abend entspannt die Pool-Area genießen. Einige trauen sich in das eiskalte Wasser, aber nur kurz. Es ist halt auch hier nicht mehr richtig Sommer, das Wasser wärmt sich nicht richtig auf. Gemütlicher ist es, auf der Liege ein Buch zu lesen oder weiter dem Spiel zu frönen.

Abends ist Pizzaessen angesagt in unserer Frühstücksbar, die angeblich die beste Pizza weit und breit serviert. Beim Aperitif verteilt Tibi kleine bezaubernde Keramiken an alle, die er selbst getöpfert hat. Wir sind gerührt, stoßen ein paar Mal öfter an und gehen beschwingt zum Essen. Die Pizza ist legendär, die Stimmung auch.

4.10.21

Ein Teil der Leute muss heute wieder zurückfahren, die Arbeit ruft! Wir glücklicheren Selbstständigen und Rentner bleiben und beschließen, dass die Weinstraße dran ist. Die erste Station ist Montalcino, die Heimat des weltberühmten Brunello.

Am Ortseingang steht eine riesige Burg, deren Innenhof völlig leer ist. Das einzig Sehenswerte ist die Aussicht auf die Toscana, die wir aber jetzt schon ein paar Mal genossen haben.

Wir schlendern durch die Strässchen, eine Enoteca nach der anderen, überall können die Spezialitäten der Region zu enormen Preisen erstanden werden. Wir sind Profis und kaufen nichts, sondern erfreuen uns an der hübschen Architektur. Auf einem der bezaubernden Plätze kehren wir ein und probieren das örtliche Lemon Soda, es ist einfach noch zu früh für Wein.

Weiter geht’s nach Pienza, eine von Papst Pius II. im 15. Jahrhundert als Idealstadt im  Renaissance-Stil geplante Stadt mit einem völlig übertriebenen Papstpalast, dem Palazzo Piccolomini, dessen Fertigstellung er nicht mehr erlebt hat.

Pienza liegt auf dem Weg nach Montepulciano, die zweite Weinstadt, die wir besuchen wollen. Hier kehren wir erst mal ein und genießen Aussicht und Vino Nobile bei Häppchen und Snacks.

Dann steigen wir hinauf zur Piazza Grande, dem mittelalterlichen Hauptplatz des Orts. In irgendeinem Reiseführer steht, dass es sich um einen der schönsten Plätze Europas handeln soll, was zu einer ausgiebigen Diskussion führt. So richtig nachvollziehen kann es keiner, besonders Karen ist ausgesprochen anderer Meinung und tut dies auch lautstark kund.

Von dem ihrer Meinung nach eher scheußlichen Platz laufen wir zurück zum Auto und finden uns bald darauf bei Ili und Tibi ein, die uns zum Abendessen eingeladen haben. Bei Vitello Tonnato und Pasta schwelgen wir in alten Zeiten, immerhin kennen wir uns alle schon fast das ganze Leben.

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