Modigliani und der blinde Béla

Heute steht Kultur auf dem Programm. Nach einem gemütlichen Frühstück ziehen wir los. Wir wollen in die Modigliani-Ausstellung in der Nationalgalerie am Burgberg.

Scharen von Touristen erwarten uns dort, von denen jedoch die meisten in die ständige Ausstellung wollen. Die Bilder sind in einen historischen Zusammenhang mit anderen zeitgenössischen Malern gestellt, schön, allerdings hatte ich mir etwas mehr erwartet. Mehr Bilder vor allem.

Nach dem Kulturgenuss bringt uns Laca in der historischen Altstadt des Burgviertels in ein kleines Restaurant zum Lunch.

Von dort laufen wir zum Auto zurück und bemerken ein Schild, das auf das Labyrinth unter der Burg hinweist. Ich als Tourist schlage den Einheimischen vor, das doch anzuschauen.  Wir  Modigliani und der blinde Béla weiterlesen

Budapest

11. August 2016

Nach acht Jahren habe ich mich entschlossen, einmal wieder nach Budapest zu fahren. Anlass war die Einladung einer lieben Freundin, die ein Haus in einem Vorort besitzt und teilweise hier, teilweise in München lebt. Da traf es sich gut, dass sie bei einem gemeinsamen Bekannten zu einer Party eingeladen war, zu der ich sie begleiten konnte.

Meine Entscheidung, mit dem Zug nach Ungarn zu fahren, habe ich nicht bereut. Ich steige in München in den Railjet, der mich in sieben Stunden zum Budapest Keleti Bahnhof bringt, wo letztes Jahr so viele Flüchtlinge gestrandet sind. Im Zug ist für jeden Komfort gesorgt, sogar das W-lan funktioniert. Der Service der 1.Klasse ist erfreulich, so dass es wohl etwas länger als mit dem Auto dauert, die Reise dafür bequemer und komfortabler für eine entspannte Ankunft sorgt.

Cica holt mich vom Bahnhof ab und wir fahren zunächst in die Innenstadt. Meine Überraschung, wie schön Budapest geworden ist und wieviel sich hier in den letzten Jahren getan hat, ist groß. Große Fußgängerzonen mit frisch renovierten Gründerzeit-Häusern führen an unzähligen Cafés und Restaurants vorbei, die sämtlich gut ausgelastet scheinen.  Nach einem kleinen Rundgang beschließen wir, den Aperitif im Gerbeaud einzunehmen, einem alten Budapester Traditionscafé mit großer Terrasse. Dort genießen wir, die vorbeilaufenden Menschen beobachtend, einen Aperol Spritz und freuen uns über den schönen Abend.

Nach einem weiteren Spaziergang durch die Einkaufsstraßen, vorbei an der Basilika und entlang allen Shops, die Europa auch anderswo zu bieten hat, beschließen wir, dass es jetzt Zeit für einen Imbiss ist. Wir lassen uns in einem der hübschen italienischen Restaurants nieder, wie sich später herausstellt, anscheinend einer der angesagtesten Plätze der Stadt.

Danach spazieren wir zum Auto zurück, an der Donau entlang, und ich kann meine Begeisterung nicht verhehlen. Was für ein Unterschied zu der Stadt, die ich vor mehr als 35 Jahren erstmals kennen gelernt habe! Damals war deutlich sichtbar, dass Budapest einst eine wunderschöne, nahezu vollständig aus einer einzigen Stilperiode stammende Hauptstadt war, die jedoch durch – damals – 30 Jahre Kommunismus eine nicht mehr als romantisch zu bezeichnende Patina angesetzt hatte. Die üppigen Jugendstilfassaden waren abgeblättert, überall hatten die 2-Takt-Motoren der Trabants einen schwarzen Film auf den Häusern hinterlassen, die wenigen Geschäfte waren armselig ausgestattet und zu kaufen gab es nichts, was einen wirklich interessiert hätte.

Im Gegensatz zu heute.

Die Stadt kommt mit jeder europäischen Hauptstadt locker mit, die weltberühmte Silhouette des Parlaments an der Donau, die Burg und die Fischerbastei gegenüber und die von reichem Bürgertum kündenden Wohnhäuser am Donauufer sind frisch renoviert und strahlen in neuem Glanz. Luxuriöse Restaurants an der Promenade laden zu Kaffee und Kuchen oder ungarischen Speisen ein, es ist ein Vergnügen, dort entlang zu schlendern und den Sommer zu genießen.

Später fahren wir an den Stadtrand, wo Cica eine hübsche Villa in einem parkartigen Vorort besitzt. Der Trubel der Stadt liegt bald hinter uns und wir genießen die Ruhe auf der Terrasse.

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Brisbane

Also, Brisbane.

Der letzte Tag. Wer weiß, ob ich je zurückkehre und wenn ja, unter welchen Vorzeichen. Ein bisschen Wehmut, ein bisschen Trauer, aber auch Freude und Dankbarkeit für die wunderbare Zeit, vor allem in Iluka. Ein ganz besonderer Urlaub, der einen speziellen Platz in meinem Herzen behalten wird. Die Heimkehr kommt zum rechten Zeitpunkt, ich freue mich auf Familie und Freunde, es ist genug mit allein herumreisen. Aber zuerst möchte ich die Zeit hier noch genießen und einen schönen Abschluss finden.

Angekommen um 19.30 Uhr ist es schon dunkel. Der Bus setzt mich direkt am Hotel ab, ein Service zu vernünftigen Preisen, der hier überall angeboten wird und der natürlich sehr angenehm ist, vor allem, wenn man allein unterwegs ist. Diesmal sitze ich ganz brav hinten. Das Ibis Styles erweist sich als gute Wahl. Als Highlight zum Schluss habe ich das Luxuszimmer im 25. Stock gebucht mit dem Eckfenster. Ich dachte, gönn dir was, es ist dein letzter Tag in Australien, wer weiß, ob du jemals wieder hier herkommst. Also Flussblick, ganz oben und geil. Brissi bei Nacht von oben. Das hebt meine Laune schon sehr, muss ich sagen. Manchmal machen Hotelzimmer glücklich.

Der letzte Tag  dann voll  der Kulturtrip. Ich spaziere über den Fluss und schaue mir alle Museen an. Zuerst das Queensland Museum, eine Sammlung  naturhistorischer Exponate aus der Gegend, vom Saurier bis zum Schmetterling. Natürlich enthält es auch eine Sammlung über Geschichte und Leben der Aborigines, vor allem auch über die Verbrechen, die die Weißen an ihnen begangen haben.

Ein besonderes Highlight ist die Gallery of Modern Arts, vor allem die fan-tas-tische Ausstellung von Cindy Sherman. Die amerikanische Fotografin stellt hyperrealistische Selbstportraits in allen möglichen Rollen her, die meisten verstörend, viele aber auch von makabrem Humor gezeichnet. Großartig, spektakulär, umwerfend! Kulturkritik vom Feinsten. Eine Serie Clowns nach 9/11, die die ganze Tragödie in ihren Gesichtern widerspiegeln. Eine Serie von alternden New Yorkerinnen, Frauen, deren Schönheit am Vergehen ist und die in ihren Gesichtern ausdrücken, dass ihnen damit der Sinn ihres Lebens abhanden kommt. Die unsichtbare Frau, trotz aller Maskerade, allem Make-up und allen teuren Kleidern. Und all diese Darstellungen sind alle eine einzige Frau, man glaubt es kaum.

Danach gönne ich mir noch eine guided Tour durch die gesamte Galerie. Die gibt es kostenlos zu festgelegten Zeiten, wie auch der Eintritt in die diversen Museen kostenlos ist, außer für die Sonderausstellungen. Man versucht offenbar, den Leuten Kultur beizubringen. Bei der Tour bin ich die einzige Teilnehmerin, was kein Nachteil ist. Die Kunsthistorikerin weist mich auf überraschende Einzelheiten hin und bringt mir das Verständnis verschiedener Objekte näher. Ich bitte sie, mir noch etwas zur Kunst der Aborigines zu erklären. Ich verstehe die so spontan eher nicht, all diese gepunkteten Muster mit Linien und Kreisen und Strichen. Sie meint, es handele sich um spirituelle Landkarten, deren Verständnis uns völlig abgeht, was aber auch so gewollt sei. Wir Weißen sollen sie einfach wirken lassen und mögen oder auch nicht. Nähere Erklärungen bekommen wir nicht. Sie zeigt mir aber einige Dinge in den Bildern und Objekten, die ich selber nie gesehen hätte, das ist halt dann das Tolle, wenn einer dabei ist, der was versteht.
Ich bleibe dann noch länger da und genieße tolle Objekte und Bilder von zeitgenössischen Künstlern.

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Für den Abend kaufe ich mir eine Karte für Strictly Gershwin, ein klassisches Ballett nach der Musik von George Gershwin im Queensland Center of Performing Arts.
Es ist hübsch, aber nicht so spektakulär, wie es angekündigt ist. Ganz nett, nicht langweilig, aber auch nicht wirklich mitreissend. Ein bisschen provinziell.

Anschließend bummele ich langsam durch die Stadt zum Hotel, reicher an Erfahrungen, nachdenklich und etwas melancholisch.

Wieder einmal nehme ich Abschied von diesem Land, in dem ich mich lebendig fühle wie kaum irgendwo.

Hope to return one day, in happiness.