Litchfield und Mindil Beach

Donnerstag stand dann der erste Ausflug an. Ich hatte eine Tagestour zum Litchfield Nationalpark gebucht, mit wayoutback.com, dem gleichen Veranstalter, mit dem ich letztes Jahr am Uluru war. Ein Mädchen hat die Teilnehmer um 6.20 Uhr (nachtschlafend!) in den Hotels abgeholt und zum Treffpunkt gefahren. Und als wir da sind, steigt der Guide aus und sieht mich und das erste was ich höre ist: „Brigitte Bencker, what are you doing here?“, begleitet vom Gelächter von Joe Gracie, mit dem ich letztes Jahr im Red Center unterwegs war. Uns so bin ich wieder mal auf dem Beifahrersitz eines Tourbus gelandet. Das wird langsam zur Gewohnheit.
 Als erstes zeigt uns Joe Magnetic Termites, bzw. deren Bauten, eine Termitenart, die es nur in Australien gibt. Sie bauen ganz flache, alle in Ost-West Richtung ausgerichtete Bauten, es schaut aus wie auf einem Friedhof.
Das Ganze dient dazu, den Bau möglichst kühl zu halten. Die Morgen- und Abendsonne trifft auf die Seiten der Bauten, die Mittagssonne nur auf den oberen Rand. Die Königin brütet wenige Eier im Jahr aus, die als neue Königinnen dann neue Kolonien gründen können und die Arbeiterinnen bauen einmal im Jahr etwa 5-10 cm an den Bau an. Andere sind dafür zuständig, dass die Königin feucht gehalten wird und lecken sie den ganzen Tag ab. (Na Jungs? Das ist ein Job! Mädels? 😉 )Wenn die Königin stirbt und keine neue es besiedelt, verfällt das ganze Gebäude.
 Wir fahren zu kleineren Wasserfällen, den Buley Rockholes, in die wir mit Begeisterung hineinspringen. Fast alle trauen sich, nur ein älteres Ehepaar taucht vorsichtig weiter unten ein (na ja, was heißt schon älter, wahrscheinlich sind die jünger als ich).
Von dort aus laufen wir durch den Regenwald an einem kleinen Flüsschen entlang zu den Florence Falls, einem Doppelfall an einem natürlichen Pool, das Wasser herrlich kühl und erfrischend. Dort können wir Fische im tiefschwarzen See beobachten und uns vorstellen, es seien Krokodile um uns. Die natürlich nicht auftauchen, da das Schwimmen erst von der Regierung freigegeben wird, wenn nach Einsetzen der Trockenzeit das Wasser soweit abgeflossen ist, dass beurteilt werden kann, ob noch Gefahr besteht oder nicht. Der See hat dann keinen Zugang mehr außer den Fällen und wenn keine Crocs mehr da sind, darf man schwimmen.
Zum Lunch gibt es Joes berühmtes Hamburger-Barbecue mit irrsinnig vielen Beilagen, kein Mensch kann so riesige Burger essen. Außer allen, die dabei waren.
Nach dieser Erfrischung laufen wir weiter zum Aussichtspunkt und fahren von dort aus zu den Wangi Falls, einer weiteren Schwimmgelegenheit mitten im Urwald. Auch hier tauchen wir begeistert ein und freuen uns an der Natur und – nicht so sehr – an den vielen anderen Touristen, die das Gleiche machen.
Auf unsere Bitte setzt Joe mich und ein  Ehepaar von der Sunshine-Coast nach einer langen Fahrt über staubige Landstraßen am Mindil Beach ab, wo heute der große Hippiemarkt stattfindet.
Es ist eigentlich das Gleiche wie Tollwood, Hippieschmuck, Tücher, Krimskrams, Klamotten und viele Fressstände. Recht nett und lustig und vor allem am langen, weiten Strand. Das kommt gut, denn der Sonnenuntergang geht schon noch ein zweites Mal. Farbenrausch mit Hippiefeeling.

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Danach schlendere ich, nunmehr allein, noch einmal im Dunkeln über den Markt und laufe einem Wahrsager, Manfred, in die Arme. Er erklärt mir, er sei zunächst nach Indien und dann hierher ausgewandert und seither lebe er vom Tarot und Handlesen. Das lasse ich mir nicht entgehen, zu sehr passt dieses Angebot zu den Hippies, dem Markt und meiner Stimmung.  Es stellte sich heraus, dass er in München Psychologie studiert hat, seit 25 Jahren in Australien lebt und vorher auf dem Hippie-Trail über Afghanistan nach Indien getrampt ist. Zunächst landete er, wie alle, in Poona bei Osho, dann ist er nach Pondicherry und zur „Mother“ in Auroville konvertiert. Er fand es irre toll, dass ich da auch schon war. Meinen persönlichen Eindruck davon habe ich ihm lieber nicht erzählt, sonst wäre die Freude wohl nicht mehr so groß gewesen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Jedenfalls, meine Zukunft ist glänzend, meine Gesundheit auch, ich werde steinreich und ändere demnächst mein Leben komplett, aber nur zum Besseren. Wenn das nichts ist. Meine Hände sagen auch nur das Beste: Tolle genetische Anlagen, vielleicht ein klitzekleiner Hang zum Perfektionismus, unendlich viele Reisen, starke Emotionen, große Enttäuschungen, die aber nun hinter mir liegen. Damit ist der Weg frei in eine fantastische Zukunft mit weniger Verpflichtungen und Arbeit, dafür mehr Gefühlen und Spannung und Reisen und beruflichen und privaten Veränderungen. Also alles gut. Genau das wollte ich hören. Ausgezeichnet. Man muss halt wissen, von wem man sich die Zukunft vorhersagen lässt. 😉

City-Life

Am Mittwoch war dann Darwin dran, eher unschön und  nichtssagend. Es gibt eigentlich nichts, was man unbedingt sehen müsste.  Am Strand ist ein Bereich im Wasser abgeteilt, in den die Stingers, hochgiftige Würfelquallen mit langen Fangarmen, nicht reinkommen, damit die Leute auch schwimmen können. Daneben gibt es ein Wellenbad, rundum sind nette Cafés und Restaurants. Ich schlendere  zur Stokes Hill Wharf, einer alten, zu Restaurants umgebauten Werft. Auf dem Weg dorthin gibt es ein maritimes Museum, das aber etwas runtergekommen schien. Ein Schild weist darauf hin, dass es aufgrund einer Anweisung der Regierung geschlossen sein muss. Wahrscheinlich ist es akut einsturzgefährdet.

Beim Weitergehen fällt mir ein Flyer auf, in dem eine Sunset-Cruise  angeboten wird. Der Sonnenuntergang über dem Meer soll spektakulär sein.  Um etwas vorzuhaben, buche ich den Trip auf der „Shelter“, einem alten Perlenfischerboot.
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Bis dahin ist aber noch Zeit. Weil mir schon die Füße vom Laufen wehtun, vor allem die überall entstandenen Blasen, gehe ich also zum Schwimmbereich zurück und setze mich dort in den Schatten. Zwischendurch schwimme ich im pisswarmen Wasser, neben den ganzen Algen. Nicht so richtig toll, aber besser als ziellos durch die gesichtslose und langweilige Stadt zu laufen.
Gegen Abend ging der Segeltörn dann los. Wir sind zu fünft, zwei australische Paare und ich. Die haben Kräcker und Käse und Gürkchen dabei und ich Nüsse und Bier, Sunset-Party.
Angekommen vor dem Mindil Beach entflammt der Himmel in allen Farben. Die Sonne glüht  dem Untergang entgegen, das Meer glitzert wie Millionen Diamanten und wir schaukeln leise am Ufer entlang. Als die Sonne ins Meer taucht, glühend, dunkel, erstrahlt das Blau des Himmels in allen Regenbogenfarben, von Rosa über Gelb über Hellblau hin zu Orange und Dunkelrot. Das Schauspiel dauert an, als von der Sonne schon längst nichts mehr zu sehen ist, bis die Nacht dann endgültig die Herrschaft übernimmt.
Nach unserer Rückkehr beschließen wir, zusammen essen zu gehen und folgen der Empfehlung von Chris, dem Kapitän. An der Werft gibt es viele kleine Restaurants, wo  frisch gefangener Fisch zum hiesigen Nationalgericht Fish and Chips verarbeitet wird. Keine Gourmetküche, aber lustig, vor allem, wenn man einen der begehrten Plätze direkt am Wasser bekommt. Dort wartet ein Schwarm hungriger Fische und natürlich auch Möwen darauf, gefüttert zu werden, so dass immer was geboten ist, wenn die Leute kleine Stückchen von irgendwas ins Wasser oder in die Luft werfen.

Darwin

Darwin lässt sich besser an als erwartet.  Der Shuttle-Bus zum Argus Hotel ist unkompliziert, der Fahrer bringt mich bis vor die Tür. Das Zimmer ist geräumig und gut ausgestattet, wenn auch ein bisschen kahl, aber das ist in den Tropen wohl kein Nachteil. Frühstück ist ein bisschen sparsam, aber reicht.

Zuerst habe ich  John Dahlsen angerufen, dessen Nummer mir
Christine aus Byron Bay zukommen ließ. Er ist ein international bekannter Künstler, der weltweit ausstellt, arbeitet an der  Darwin weiterlesen