Shades of Blue

2.3.

Calafate ist ein typisches Touristendorf mit vielen Restaurants und Bars. Wir setzen uns in ein Straßencafé und warten auf Ralf, der heute auch hier angekommen ist. Zu dritt spazieren wir zum Lago Argentino. Türkises Wasser grenzt an verschiedene Blautöne, umgeben von Bergen. Die Landschaft arid und wüstenhaft.

3.3.

Die große Attraktion hier ist der Perito Moreno Gletscher,  der einzige der größten Gletscher der Welt, der wächst. Er ist ein Ausläufer des Südpatagonischen Eisfelds, des drittgrößten der Welt nach Antarktis und Arktis. Der Gletscher hat eine Länge von etwa 140 km, eine Höhe von ca. 70 m. Wir werden zuerst zu den Balconies gebracht, fünf Kilometer metallene Steige mit spektakulären Aussichten auf Eis und alle Blautöne der Welt.

Danach bringt uns ein Schiff hinüber zum ewigen Eis.

Wir bekommen Spikes an die Schuhe geschnallt, dann  stapfen wir durch Gebirge von Eis und Schnee, bewundern blaue Höhlen und türkise Spalten, steigen durch Rinnen und über Pfade, die es gestern noch nicht gab.

Der Gletscher wächst an den Rändern etwa 12-14 cm pro Tag, so dass sich Berge und Täler ständig verändern, Höhlen entstehen und einige Tage später wieder einbrechen, Eisbrücken werden vom Fluss im Untergrund ausgespült, bis sie mit lautem Donnern wieder zusammenbrechen.

Am Ende betreten wir eine Höhle, die seit einer Woche existiert, das Licht bricht sich lila. Der Wasserspiegel steigt täglich, der Guide meint, noch ein paar Tage und sie ist überflutet.

Darauf einen Whisky on Glacier-ice.

4.3.

Um ½ 8 ist unser Shuttle nach el Chalten bestellt. Ich habe versucht, zu protestieren, aber der Hotelier meinte, der nächste geht erst um 18.00 Uhr. Das ist dann doch eher sinnlos, wir verlieren einen ganzen Tag. Also stehen wir notgedrungen auf, total erledigt nach all den Unternehmungen und dem Rotwein vom Vorabend. Um an der Rezeption zu erfahren, dass der Bus erst um 10.30 Uhr geht. Ich reagiere etwas entsetzt. Die Frau schaut extra nochmal nach und bestätigt die Zeit. Was ist da schiefgegangen? Wir beschließen, einen Kaffee zu trinken und dann nochmal ins Bett zu gehen. Da kommt der Busfahrer. Der Bus entpuppt sich als Taxi, außer uns fährt nur noch ein amerikanischer Rechtsanwalt auf Sabbatical mit.

Nach drei Stunden sind wir in El Chalten. Wir checken ein und spazieren durch den Ort, der ausschließlich von Trekkingtouristen lebt.

Am Nachmittag steigen wir zum Mirador Condor hinauf, einem kleinen Berg in der Nachbarschaft. Plötzlich macht der FitzRoy auf und die Berglandschaft wird absolut spektakulär. Der Cerro Torre blitzt durch die Wolken, die Aussicht ist der Wahnsinn.

Biber und Steaks

1.3.

Federico holt uns ab, wir sind zu sechst im Jeep, mit zwei polnischen Ärzten, einer brasilianischen Psychologin und einem Elektroingenieur. Sprache: gemischt, Spanisch, Englisch, Deutsch, Polnisch. Wir lernen das Hinterland kennen und die Routa No. 3, Feuerlands einzige Straße.

Die Insel hat ein Biberproblem. In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts führte man aus Kanada 50 Biberpaare ein, um sie wegen ihres Fells zu züchten. Allerdings ist das Klima hier anders, ozeanisch. Das bedeutet, die Biber entwickeln aufgrund der vergleichsweise stabilen Wetterlage keinen Winterpelz und sind daher unbrauchbar für die Züchter, die sie also freiließen. Mittlerweile gibt es etwa 200.000 davon, sie holzen die Wälder ab, bauen überall Dämme und leiten das Wasser um. Die Landschaft wird sumpfig, die Bäume sterben und die Vegetation verändert sich drastisch. Bisher werden die Leute der menschgemachten Plage nicht Herr, die Biber vermehren sich fröhlich ohne natürliche Feinde und werden bis zu 1,20 m lang und 45 kg schwer. Für die Biber ein Paradies, für die Natur ein Desaster. Kommentar meiner Tochter: „Die blöden Menschen haben’s mal wieder versaut.“ Stimmt.

Vorbei an einem Skigebiet fahren wir zunächst zu einer Hundestation, auf der Huskies gehalten werden.  In dem urigen Café nebenan spielt einer Gitarre am offenen Feuer, Melli steigt singend ein und alle Anwesenden lauschen innerhalb kürzester Zeit dem Konzert. Ich platze vor Stolz, klar.

Dann gibt es Mittagessen in einer Blockhütte an einem See.

Nach Käse und Schinken als Appetizer serviert uns Federico Choripan als Vorspeise, eine Art argentinisches Hotdog, allerdings mit einer sehr würzigen Wurst, dann Steaks und Salat, für die Veggies Gemüse. Hier kennen sie Gewürze, es schmeckt wunderbar. Ganz gegen meine Gewohnheit haue ich das Fleisch rein und spüle es abwechselnd mit Coca Cola und Rotwein hinunter. Danach gibt es noch sehr starken Kaffee ohne Milch und den Whisky, den der Pole dabei hat.

Auf dem Rückweg  verstehen wir mittlerweile alle Sprachen.

Ushuaia

28.2.

Ein Muss ist natürlich die Fahrt auf dem Katamaran durch den Beagle-Kanal. Das Boot geht erst nachmittags, deshalb können wir ausschlafen, gemütlich frühstücken und dann die örtlichen Museen besuchen. So der Plan. Es gibt hier ein Antarktis-Museum, in dem man mit einer virtuellen Brille über die Antarktis fliegen kann, das wollen wir auf jeden Fall anschauen.

Leider ist geschlossen, als wir ankommen und wieder geschlossen, als wir  es später nochmal versuchen. Also schauen wir das historische Museum an. Das entpuppt sich als Ansammlung von Zimmern in Originalmöblierung Anfang des 20. Jahrhunderts, mit spanischsprachigen Erklärungen dazu. Die Verbrechen von ein paar Gefangenen sind in Englisch beschrieben, bei einem bestand der dringende Verdacht, dass er aufgrund seiner sehr abstehenden Ohren so böse war. Nach der Operation starb er dann wenige Wochen später in einer Schlägerei. Wir sind in 10 Minuten durch.

Also bummeln wir durch die Stadt und suchen ein vegetarisches Restaurant. Wir essen zu Mittag, die Kost ist ziemlich gesund, der Sinn des Gebrauchs von Kräutern und Salz offenbar noch nicht bis hierher vorgedrungen. Gourmets hätten hier nicht viel Freude, fürchte ich.

Dann geht’s auf’s Schiff.

Wir schippern hinaus aus der Bucht, umgeben von schroffen Bergen, in deren Höhen Gletscher ums Überleben kämpfen. Die Baumgrenze liegt bei etwa 650 m, darüber blanker Fels und Schnee. Die Temperatur beträgt Ushuaia weiterlesen