Abschiede

Tag 38

Zu meiner großen Freude sind Sonja und Vera noch einmal gekommen und mit mir zum Lake Lennox gefahren, einem See mit rotem Wasser von den Rückständen von Teebaumblättern. Gut für die Haut, gut zum Schwimmen.

Eigentlich wollten wir gegen Abend  Kängurusteaks grillen, aber bevor wir die gekauft haben, haben wir vorsichtshalber mal geschaut, ob es irgendwo einen Grillplatz gibt. Und keinen gefunden. Dann sind wir doch lieber ins Restaurant, denn roh sind die Steaks eher nicht so toll. Neben dem Lokal war ein kleiner lokaler Markt aufgebaut. Da haben zwei Mädels selbst komponierte Songs so grauenhaft gesungen, dass Sonja gehen musste.

Nach dem Essen waren wir noch in der Beach Hotel Bar auf einen Drink, dann mussten die Mädels wieder nach Brisbane fahren. Ein Abschied auf unbestimmte Zeit.

Tag 39

Heute war ich mit Rick in Bangalow, einer netten kleinen Ortschaft im Hinterland, wo die Häuser noch ganz viktorianisch-kolonial ausschauen, bei einem kleinen Hippie-Markt. Im nächsten Ort haben wir einen völlig schrottigen Antiquitätenladen mit astronomischen Preisen besucht.

Andere Attraktionen hat die Gegend nicht, ausser einem Aussteigerdorf namens Nimbin, wo man Marihuanacookies legal kaufen kann. Das hab ich jetzt mal ausgelassen.  Zum Lunch haben wir ein österreichisch-schweizerisches Ehepaar in seiner Südstaaten-Villa besucht. Es hat aus Kübeln gegossen, aber die überdachte Terrasse war mit Glasplatten gegen Spritzer geschützt und wir saßen total gemütlich da und haben das Unwetter beobachtet. Hier wird’s ja wenigstens nicht kalt, wenn’s mal regnet. Ich genieße es sehr, dass ich hier so am Leben der Leute teilnehmen kann, abseits von den großen Touristen- und Backpackerströmen.

Der abendliche Strandspaziergang in Gewitterstimmung war spektakulär.

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Tag 40

Letzter Tag in Byron Bay.  Strand ist angesagt. Das Wasser ist wunderbar, die Wellen hoch und das Schwimmen ein Genuss. Im Garten lustige Vögel, ein Kookaburra und ein wilder Truthahn.

Abends hab ich dann mit Alex, der Französin, die auch hier wohnt, geratscht und Pilzrisotto gekocht. Rick und Peter waren total begeistert von meinen Kochkünsten (chefkoch.de 😉 ). Ich häng hier die Küchenfee raus, hihi, gut, dass die mich im Alltag nicht erleben…

Tag 41

Good Bye Byron Bay.  Hope to see you again.

Wahrscheinlich ist es gut, dass ich heute hier abhaue, sonst würde es zu traurig. In Brisbane laufe ich ein bisschen melancholisch durch die Stadt. Der letzte Abend in Australien, der Abschied von den Leuten und das absehbare Ende der Reise versetzen mich in eine wehmütige Stimmung. Ich habe es unglaublich genossen. In Sachen Selbstfindung ein voller Erfolg. Ich bin wieder ganz bei mir angekommen und viel relaxter, lebendiger und fröhlicher, auch wenn ich gerade ein bisschen kämpfe. Ich habe hier einige Hemmschwellen überschritten, meine mutige, relaxte, unabhängige und unkonventionelle Seite ausleben können und gleichzeitig meine Emotionen sortiert. So wie ich hier bin, wäre ich gern immer.

Am Abend bin ich noch in Brisbane rumgelaufen und hab am Eagle Pier was gegessen. Die Brücke zur South Bank habe ich überquert, Brisbanes Skyline nochmal in mich aufgenommen und mich von Australien verabschiedet.

Thank you, Australia, you brought me back to liveliness and joy. Cu again soon, hopefully.

Byron Bay

Tag 35

Irritationen.

Nach dem Frühstück fahre ich mit dem Auto zum Flughafen, in das Navi habe ich eingegeben,  Mautstraßen vermeiden. Das hiesige Mautsystem ist für Ausländer undurchschaubar, weil keine Zahlstellen vorhanden sind. Und wie ich die hier kenne, kostet es wahrscheinlich irre Strafen, wenn man einfach durchfährt, ohne sich vorher kompliziert im Internet anzumelden. Das Navi führt mich durch endlose Vororte, ich denke schon, vielleicht bin ich auf der falschen Spur, hm, getting lost will help you find yourself? Selbstfindung durch GPS?

Am Flughafen stellt die Waage bei der automatischen Gepäckaufgabe fest, dass ich 100 g zuviel Gepäck habe und schiebt den Koffer nicht weiter. Eine Angestellte muss mich per Hand einchecken. Die wiegt auch gleich das Handgepäck und stellt fest, dass ich insgesamt 700 g zu viel habe. Also muss ich entweder zahlen oder Zeug anziehen. Das Übergepäck verstehe ich überhaupt nicht, ich hab doch kaum was eingekauft, die paar Klamotten und Souvenirs und der Bumerang und das Didgeridoo und das Kängurufell können doch nichts wiegen, und die Snowboardjacken sind doch raus. Also  häng ich mir das Sweatshirt von der Great Ocean Road um. Ich schau aus wie im tiefsten Winter, mit Pulli und Jacke bei 25 Grad. Dafür komm ich jetzt auf den Flieger.

In Koolangatta suche ich zuerst die Bushaltestelle, um dann festzustellen, dass hier offenbar eine andere Uhrzeit gilt. Mehr als genug Zeit. Der Busfahrer nach Byron Bay, Rick, flirtet mich an und setzt mich auf den Beifahrersitz. Fängt gut an, der Aufenthalt hier.

Als ich ankomme bei meiner Airbnb-Unterkunft, empfängt mich die Besitzerin des Hauses, eine Hippie-Frau, schätzungsweise ein paar Jahre älter als ich. Sie hat mehr Hausregeln als der Knast in Deutschland. Ich darf keine Spinnen töten, ich darf nicht laut sein, ich darf nur 5 Minuten duschen, ich muss die Terrassentür mit zwei Händen öffnen, ich muss die Zimmertür tagsüber auflassen, damit die Katzen durch mein Zimmer ins Freie können, weil da ein Loch im Moskitonetz ist, nachts muss aber zu sein, damit sie nicht rauskönnen , ich darf nur bestimmtes Geschirr zum Frühstück benutzen, ich darf nachts die Klospülung nicht ziehen und ich muss die Haustür abschließen, wenn ich gehe, außer, sie ist zuhause….Na ja, ich denke, die sollte eigentlich nicht vermieten, weil sie eigentlich keine Störungen ihrer Routine  mag. Man hat das Gefühl, man sollte unsichtbar und vor allem unhörbar sein.

Das Haus selber schaut aus wie ein hinduistisch/buddhistischer Tempel, überall Kunst und Kitsch aus verschiedenen asiatischen Ländern, Kerzen, Räucherstäbchen, Tücher, Teppiche usw. Durchaus charmant, es passt in diese alte Hippiestadt. Der Garten ist Dschungel, mit Palmen, Eukalyptusbäumen und vielen kleinen Ecken mit Vogelhäuschen, Buddhas etc. Verwunschenes kleines Paradies.

Nachdem sie mir alle Regeln erklärt hat, ist Deborah völlig überrascht, als ich nach dem Auspacken wieder gehe und erkläre, dass ich ein Date habe. Sie meint, ihr passiert sowas nie, wie ich das mache. Vielleicht bin ich einfach nicht so schrullig und zwanghaft. Das sage ich natürlich nicht.

In dem Pub spielt ein einsamer Gitarrist sehr laut Gitarre. In einer Musikpause kommt er an unseren Tisch und lässt sich nieder mit den Worten, er setzt sich zu uns, weil wir die einzigen in seinem Alter sind. Könnte stimmen. Er entschuldigt sich sofort bei mir, dass er das gesagt hat. Fettnäpfchen, wo bist du? 😀

Tag 36

Ich frühstücke das inkludierte Müsli und Deb erklärt mir, die meisten Gäste frühstücken auswärts. Ich erkläre ihr, dass Müsli mir völlig reicht. Damit wird sie leben müssen.

Sitzend und schreibend am Balkon höre ich ein Knacken im Garten. Ich schau runter: Ein Wallaby!

Byron ist ein netter kleiner Strandort mit hübschen Läden und einem breiten Strand, an dem ganz viele Kitesurfer unterwegs sind. Die Wellen sind hoch und lustig, richtig schwimmen kann  man aber nicht. Aber shoppen, das geht gut. Wenn da nur nicht das Gewichtsproblem mit dem Gepäck wäre…

Tag 37

Mutproben.

Heute war ich beim Friseur (ohne Empfehlung, einfach der nächste Laden!)  und hab mir die Haare färben lassen, das traue ich mich buchstäblich nicht bei Deborah und ihren vielen Regeln. Die flippt aus, wenn ich einen Farbfleck an ihr Waschbecken bringe. Danach hab ich mir noch die Wimpern färben lassen bei einer uralten, fast tauben Kosmetikerin. Es ist schwierig, die Augen zuzulassen, die Gesichtsmuskeln möglichst nicht zu bewegen, damit die Farbe nicht verrutscht, und nebenbei schreiend zu antworten.

Dank des von Rick geliehenen Fahrrads (es schaut aus wie ein MTB, in Wirklichkeit ist es Hollandrad) bin ich jetzt mobiler. Nachmittags war ich am Strand und dann bin ich -heldenhaft- vor Sonnenuntergang zum (world famous! was sonst!) Leuchtturm raufgeradelt, wegen der wunderbaren Aussicht über alle Strände der Gegend. Jetzt weiß ich wieder, warum ich Mountainbiken nicht mag. Vielleicht braucht es aber einfach nur etwas Training und ein besseres Rad. Runter war dann gut, weil  schneller. Am Anfang etwas zu schnell. Nach etwas Üben haben sogar die total eingerosteten Bremsen wieder funktioniert. Da kommen Erinnerungen an Inline-Skaten am Anzinger Berg auf….

Abends war ich dann (allein! Ich find mich sowas von mutig!) in diesem Pub und hab dort ganz nette junge Leute kennengelernt, die mich am Ende noch in einen Nightclub mitnehmen wollten. Als ich lieber heim wollte, hat sich ein Junge angeboten, mich zu begleiten, damit ich sicher ankomme. Er konnte es gar nicht glauben, dass ich mich wirklich traue, 20  Minuten allein durch die Nacht zu spazieren. Süß.

Spieglein, Spieglein an der Wand…Melbourne

Tag 33

Melbourne gewinnt den Preis für die schönste Stadt. Es ist sehr urban, wahnsinnig viele Leute auf der Straße, sehr multi-kulti und eine ausgesprochen interessante Mischung aus alten und ganz bunten, sehr fantasievollen neuen Gebäuden. Auf dem Eureka-Tower gibt es eine ausfahrbare Glaskiste, aus der man einen tollen Blick in alle Richtungen hat. Nichts für Leute mit Höhenangst.

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In der Innenstadt habe ich nette kleine Gässchen entdeckt und eine historische Straßenbahn, mit der man kostenlos rund um die Stadt fahren kann. Das habe ich dann gemacht und bin im Hafenviertel ausgestiegen, wo es noch mehr tolle Architektur und alte und neue Schiffe zu bestaunen gibt. Ich hab mich einfach treiben lassen, ohne konkretes Ziel, so lernt man Städte am besten kennen.

Gegen Abend war ich noch in der St. Pauls Cathedral und habe für Etus und Joszi Kerzen gespendet. Vielleicht hilft es ja was, und wenn nicht, ist es jedenfalls kein Schaden, ein Zeichen der Trauer und der Erinnerung zu setzen.

Zum Abschluss des Tages gab’s Fish and Chips am Federation Square mit Aussicht auf das bunte Treiben überall.

Tag 34

Mein erstes Ziel heute war der Queen Victoria Market. Ich dachte, ich weiß schon, wie ich da hinkomme, weil ich ja gestern, natürlich am Ruhetag, schon da war. Heute bin ich also einfach mal in die erste Trambahn gestiegen, die in die Richtung fuhr. Irgendwann kam es mir komisch vor, dass wir schon so lange fahren und immer noch nicht da sind. Ich also ausgestiegen um festzustellen, dass ich viel zu weit bin. Also zurück mit der nächsten Tram und irgendwo raus, wo mir die Häuser bekannt vorkamen. Irrtum. Also hab ich versucht, den Markt mit dem Stadtplan zu finden. Ich dachte, ich kann Karten lesen und laufen macht mir ja nichts. Na ja, Melbourne ist nicht nur schön, sondern auch groß und verwinkelt, jedenfalls außerhalb des Zentrums. Dabei hab ich immerhin so eine Arts Factory entdeckt mit lauter Tanzevents und einen schönen alten Bahnhof und schöne Arkaden mit vielen Geschäften. Irgendwann hab ich den Market dann gefunden, eine halbe Stunde, bevor er geschlossen hat. Kein Glück mit Dauer-Shopping heute. Der Markt ist riesig und überdacht und unterteilt in eine Abteilung mit Obst und Gemüse und eine mit Kleidung und Souvenirs usw. So ähnlich wie in Asien, wo auch die meisten Verkäufer herkommen.

Die State Library of Victoria. Ich fühle mich wohl in Bibliotheken, deshalb geh ich auch immer gern mal rein und setze mich in den Lesesaal, um ein bisschen Pause von der Rumlauferei zu haben. Das kostet nicht mal in Australien was und macht Spaß, man weiß nie, auf welche neuen Erkenntnisse man so zufällig trifft. Das erste Buch, das mir in die Hand gefallen ist, war „The meaning of life“ von Terry Eagleton. Das erste Statement, das er gibt ist, dass jemand, der ein Buch über diese Frage schreibt, entweder verrückt ist oder Humor haben muss und er hofft, er habe letzteres. Dann geht er die verschiedenen Philosophen durch anhand deren Meinung zum Thema, garniert mit seiner eigenen, alles sehr witzig und klug geschrieben. Ich kann es Leuten, die an Philosophie interessiert sind, nur empfehlen. Könnte es ein Sinn des Lebens sein, dass wir den Sinn des Lebens nicht herausfinden sollen? Oder ist er so offensichtlich, dass wir ihn nicht sehen? Oder würden wir es nicht ertragen, den Sinn des Lebens zu kennen und erfahren ihn deshalb nicht? Oder ändert sich der Sinn im Laufe des Lebens öfter mal, so wie unsere Ziele sich ändern? Ich bin also richtig lang da hängen geblieben. Das Buch hab ich trotzdem nicht fertig gekriegt. Ich werde es kaufen müssen.

Dann bin ich noch in der Stadt herumgelaufen und hab alles mögliche angeschaut, tolle Gebäude, schöne Arkaden, Malls. Melbourne ist bisschen wie die asiatischen Städte, sehr eklektische Architektur, sehr viele junge Leute unterwegs und sehr viele Asiaten. In allen Reiseführern steht, es sei die europäischste Stadt Australiens, das finde ich überhaupt nicht.

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