Monterosso al Mare

12.7.2020

Der Weg nach Monterosso al Mare führt kurvenreich durch die Berge, kurz vor dem Eingang zur Stadt verständigen wir die Gastgeberin von unserer Ankunft. Sie schickt uns einen Lageplan, aus dem hervorgeht, dass wir im falschen Dorf gelandet sind und nochmal Berg rauf, Berg runter zum richtigen Strand müssen – Lungomare Fegina. Am Ende eine Straße, bei der ich schon um das Heil meines schönen Autos fürchte, so eng ist sie. Dort ist der Parkplatz. Von dem aus fährt uns Marta mit ihrem VW-Bus ins Dorf zu unserer Wohnung. Souverän kriegt sie die Kurven auf der absurd engen Straße, aber Übung ist halt alles.

Die Wohnung ist super. Wir schauen direkt auf den Strand, hören die Brandung und natürlich jeden anderen Laut an der Uferpromenade, aber das macht ja nichts. Hauptsache Blick auf’s Meer.

Am Strand die übliche Masse von Liegestühlen und Leuten, von seuchenbedingter Einsamkeit keine Rede, allerdings praktisch nur Italiener. Wie mag es hier ausschauen, wenn keine Reisebeschränkungen sind? Das muss ein Albtraum sein.

Die Küste ist traumhaft schön, die Berge wachsen aus dem Meer heraus, in der Ferne kleine bunte Dörfer, hingeklatscht an die Steilküste.

Das Wasser glitzert mit der Sonne um die Wette. Die Touristen drängeln sich in den Bars und am Strand. Wir gehen einen Salat essen, bekommen gerade noch den letzten Tisch im Restaurant. Von wegen nichts los. Allerdings verspricht man uns, dass es ab morgen besser wird, wenn die Tagesausflügler weg sind.

Sonnenschirme und Liegen kosten 30.- EUR am Tag. Das finde ich bodenlos, dafür bekomme ich ja ein Zimmer. Der „freie“ Strand ist winzig, in Abteile abgetrennt und natürlich voll. Wir quetschen uns zwischen die Handtücher anderer Leute, Abstand, na ja. Aber das Wasser ist frisch und klar.

Später schauen wir uns das Dorf ein bisschen an und bummeln durch den Verbindungstunnel zum anderen Teil von Monterosso. Überall fantastische Blicke über die Küste, entspanntes Urlaubsfeeling und nette Lokale. Wir lassen uns nieder und genießen den Abend.

DSC01708

13.7.

Böse Überraschung heute morgen: Meine Schwester ist krank. Ich laufe als erstes in die Apotheke und besorge diverse Mittel. Die nicht helfen. Also rufen wir den Doktor.

Ich lege mich an den Strand, ohne Schatten, und schwimme alle Viertelstunde, um abzukühlen und nicht aus Versehen an Herzversagen zu sterben.

Nachmittags kommt der Doc und spritzt ihr irgendwas Starkes, danach hält er mir einen Vortrag über die korrupte italienische Politik und die Ursprünge der Spannungen zwischen Italien und Frankreich. Als er sagt „You remember French Revolution?“ widerspreche ich vehement:  „So alt bin ich auch wieder nicht.“ Er entschuldigt sich wortreich, ich lache. Über die amerikanische Innenpolitik kommen wir auf die EU und das Corona-Management,  irgendwie auf die russischen Frauen, die alle bloß einen Europäer haben wollen, insbesondere ihn, als er mal dort war.

Nach einem Spaziergang durchs Dorf und einem Kaffee in der Strandbar schaue ich nach Ruth, der es zum Glück besser geht. Ich habe mich schon im Dunkeln über Serpentinen nach La Spezia fahren gesehen, um sie ins Krankenhaus zu bringen. Das bleibt uns erspart.

14.7.

Wir entscheiden, den Tag noch am Strand zu verbringen. Um das möglichst unkompliziert und angenehm zu gestalten, mieten wir sauteure Liegen mit Sonnenschirm direkt vor der Haustür. Mittags hole ich mir ein Focaccia mit Tomaten, das an einem Stand ganz frisch gebacken wird. Zum Abendessen traut sich Ruth auch wieder in ein Restaurant, alles geht gut. Dafür liegt mir das sehr leckere Fritto Misto die ganze Nacht im Magen.

 

IMG_0653 2

Bologna

10.7.2020

Endlich wieder ins Ausland, und noch dazu ins schönste Ausland, das wir in der Nähe haben. Die erste Reise nach dem Corona-Schock und Lockdown, natürlich nach Italien, wo jeder jetzt davon erzählt, dass es so gut wie keine Touristen gibt und man in aller Ruhe alle Sehenswürdigkeiten anschauen kann, ohne zerquetscht zu werden. Ich erinnere mich gut an Venedig vor drei Jahren, als ich nicht zur Rialto-Brücke vorgedrungen bin, die Menschenmassen hatten alles blockiert.

Durch Österreich kommen wir gut durch, keiner hält uns auf, keiner kontrolliert irgendwas, es ist wie immer, nur die Brenner-Autobahn hat die Preise auf 10.- EUR erhöht. Wir fahren durch bis zur Autobahn-Raststätte Modena, auch da erscheint alles normal bis auf die Maskenpflicht im Café, aber die haben wir daheim ja auch, aus gutem Grund.

In Bologna, unserem ersten Ziel, checken wir nach etwas Irrfahrt im Hotel Internazionale ein, ein nettes Stadthotel im Zentrum, das Zimmer ist schön und groß genug. Wir laufen los zur Piazza Maggiore . An dem von Arkaden gesäumten Platz mit seinen Cafés und Palästen aus dem Mittelalter und der Renaissance findet sich das Rathaus, der Neptunbrunnen und die Basilika San Petronio, der Dom der Stadt. Mit ihren gewaltigen Dimensionen ist sie die fünftgrößte Kirche der Welt, mit einem umbauten Raum um 258.000 m³ die größte Backsteinkirche überhaupt. Sie verfügt über 22 Kapellen und dominiert den Platz, der zur Zeit in ein Freiluftkino verwandelt worden ist.

Wir laufen weiter zu den beiden markanten Türmen Garisella und Asinendi, zwei mittelalterliche schiefe Türme, die Reste der früher zahlreich vorhandenen Geschlechtertürme der Stadt.

An der Piazza Santo Stefano ruhen wir uns in einer Bar aus, bei Aperol Spritz, Chips und Oliven. Dass der Kellner noch Häppchen vorbeibringt, erfreut uns natürlich sehr. Wir bestellen noch einen Spritz und genießen den lauen Abend. Dann schlendern wir weiter durch die Stadt mit ihren roten Gebäuden und belebten Sträßchen, kehren in einem kleinen Restaurant ein und beschließen den Abend mit Spaghetti und Weißwein.

11.7.2020

Im Hotel ist das Frühstück aufgeteilt in ein Buffet, das aus verpackten Einheiten besteht, frische Croissants und Cappuccino muss man beim Kellner bestellen, es gibt nur Plastikbesteck und Teller muss man auch anfordern. Alles ein bisschen seltsam, aber geht schon.

Wir machen uns auf den Weg zum Palazzo d’Archiginnasio, dem ersten festen Sitz der bereits seit dem 11. Jahrhundert bestehenden Universität Bologna. Er ist prächtig ausgestattet, vor allem der Anatomiesaal Teatro Anatomico aus 1637 und der Stabat-Mater-Saal in der Bibliothek sind beeindruckend.

Bevor wir dort angekommen sind, hat uns ein Kleider- und Schuhemarkt eingesogen, immer auf der Suche nach Sommerklamotten. Viel haben wir nicht gefunden, es ist doch hauptsächlich billiger Schrott, der dort verkauft wird, aber ein Sommerkleid für mich und eine Handtasche für meine Schwester war dann doch dabei. Später habe ich dann auch noch ein Tascherl gefunden, allerdings nicht auf dem Markt. Immerhin, etwas Beute haben wir gemacht.

Zum Mittagessen sitzen wir in einer kleinen Straße, hier sind viele Teile der Altstadt Fußgängerzone. Die Kulisse ist zauberhaft, die Straßen gesäumt von Arkaden, unter denen sich die verschiedensten Geschäfte verbergen, so dass man im Schatten einkaufen kann. Überall stehen kleine Bartische auf den Gehwegen, es ist eine Freude, dort zu sitzen und den Leuten beim Sein zuzuschauen.

Die Stadt ist erstaunlich homogen. Zwar ist auch Bologna im 2. Weltkrieg bombardiert worden, aber anscheinend wurde vieles originalgetreu wieder aufgebaut. Große Teile der Altstadt sind von der historischen Stadtmauer umgeben, mächtige Tore zeugen von der wohlhabenden Vergangenheit.

12.7.

Nach dem etwas lausigen Frühstück machen wir uns auf den Weg nach Cinque Terre.

Redentore

15.7.

Die Ausstellung im Palazzo Grassi, Damien Hirsts „ Treasures from the Wreck of the ‚Unbelievable‘“ ist mein Vormittagsprogramm.

Es geht um einen Schatz, der vor einigen Jahren aus einem Schiffswrack gehoben wurde. Das Schiff gehörte einem ehemaligen Sklaven, der Kunst aller Art gesammelt und auf ein Schiff gebracht hat, das vor 2000 Jahren im Indischen Ozean gesunken ist.  Die Artefakte wurden teils restauriert, teils kopiert, teils zeigt die Ausstellung Replika der Gegenstände, so wie sie gehoben wurden, teils Rekonstruktionen der gereinigten Schätze. Die Geschichte der Bergung illustrieren zwei Filme, sehr interessant und geheimnisvoll.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Alles toll und beeindruckend, ehrfürchtig wandere ich durch die historischen Säle mit der hohen Kunst, bis ich zu diesen Artefakten komme:

Irgendwas stimmt hier nicht.

Am Abend erfahre ich die Wahrheit: Es gab weder den Sklaven, noch das Schiff, noch den Schatz. Alles erfunden und hergestellt von Damien Hirst. In der Ausstellung selbst weist nichts auf die Täuschung hin, außer Micky Maus und Co.. Tolle Geschichte. Total irre Idee, passt gut nach Venedig, die Stadt changiert ja ständig zwischen Kitsch und Kunst und Wahrheit und Kopie.

Gegen Abend laufen wir zu Matthias (auf dieser Reise heißen drei der vier Männer Matthias), der unser Boot vorbereitet hat. Dort wird es mit Speisen und Getränken beladen. Nach einer Pause in seiner Werkstatt  steigen wir ein und fahren in die Lagune, bepackt mit Unmengen Bier, Wein, Prosecco und Wasser, dazu feinstem Parmesan, diversen Salate und Broten.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Wir ankern gegenüber den Podesten, von denen aus das Feuerwerk gezündet werden wird. Nach und nach kommen unzählige Boote, Yachten, Motorboote, Segelboote und gruppieren sich um uns herum.

Das Ufer ist  bevölkert von Leuten, die nicht das Glück haben, ein Boot zu besitzen. Alle essen, trinken, tauschen ihre Speisen, feiern das Ende der Pest, den Sommer und sich selbst und warten auf den großen Moment: um elf Uhr startet ein Riesenfeuerwerk, der Himmel brennt und glitzert, die Knaller werden von der Häuserfront auf beiden Seiten der Lagune zurückgeworfen, so dass es klingt wie eine Begleitung im Takt durch riesige Trommeln. Fantastisch, einmalig, ein seltenes Erlebnis, so etwas mitten drin und vom Wasser aus zu sehen.

Da spielt es schon keine Rolle mehr, dass es auf den Booten keine Toiletten gibt und die Frauen sich mit einem Eimer behelfen müssen. Wohl der, die ein Kleid anhat.

16.7.

Wir  treffen uns in einem Café an der Via Garibaldi zum Cappuccino. Ein letzter Spaziergang entlang der Promenade, dann bringt uns ein Vaporetto zum Bahnhof.