Tag 42
Business zu fliegen ist wunderbar. Wenn es geht, mach ich das jetzt öfter. Trotzdem war ich traurig, aber nicht unglücklich, nur wehmütig und ein bisschen sentimental, als ich in Brisbane ins Flugzeug gestiegen bin. Es war aber mehr eine schöne Art von Trauer, etwas Melancholie, der Abschied von allen Leuten und von dieser tollen Zeit.
Abends bin ich dann in Bangkok angekommen, geliebtes Bangkok. Es ist gut, in Asien zu sein, alle sind so freundlich und zuvorkommend und – Haupt-Unterschied – alles ist billig.
Tag 43
Der Transfer vom Flughafen in Koh Samui zur Fähre war unkompliziert, Thailand ist bestens organisiert. Das Taxi zum Montevista Resort auf Koh Phangan war nicht unbedingt, was man sich unter einem Taxi vorstellt. Auf meinen etwas überraschten Einwand, ich habe doch eine Reisetasche, meinte der Fahrer „no problem“ und hat die vor sich geklemmt, mich hinter sich und schon sind wir hier den Berg raufgefahren. Wozu ein Auto? Kostet ja bloß.
Die Lage des Resorts ist sensationell, oben auf dem Berg mit Blick auf’s Meer über zwei Seiten. Nach dem Lunch habe ich meinen Bungalow bezogen, eine nette kleine Hütte am Berg, alles ganz romantisch und wunderschön gelegen. Ideal zum Nachdenken über die letzten Wochen, was diese Reise alles bewirkt und verändert hat und was sich insgesamt ändern könnte und sollte.
Am Spätnachmittag noch Meditation mit Chakra-Musik auf der Terrasse, im lauen Wind mit Blick auf die umliegenden Inseln. Schaut so aus, dass es hier sehr angenehm und ruhig wird.
Tag 44
Ok, also ruhig und Yoga ist ja gut und schön. Es gibt allerdings ein Problem. Ich war ja gestern Abend noch total ausgehungert, weil das Abendessen so wenig war. Vegane Küche, es gab nur eine Gemüsetasche (Gemüse in Reisblatt, Singular) für jeden. Also bin ich heute früh in die Küche und wollte eine Banane vor der Yogastunde. Da hat mir die Yoga-Lehrerin erklärt, das geht nicht, weil wir erst nach dem Yoga frühstücken. Ich hab dann erklärt, dass ich dann in die Stadt runterfahre und mir was hole, dann durfte ich. Die Yogastunde war sehr gemäßigt und langsam und nur Basics. Für heute war das ok, aber ich habe ja auch 6 Wochen keinerlei Sport gemacht, aber an sich ist mir das zu wenig.
Danach gab es Frühstück. Endlich! Das besteht hier allerdings aus einem Früchteteller, Banane, Ananas, Melone. Fertig. Die Besitzerin hatte ein Porridge, die Gäste nicht. Ich hab dann gefragt, ob ich auch eines bekomme, dann hat sie eines machen lassen, Oatmeal ohne Zucker oder irgendwas, geschmacksneutral, na ja, besser als nichts. Kein Müsli, kein Toast, keine Eier oder irgendwas. Ich meine, nur von Melonen und so wird ja kein Mensch satt. Natürlich gibt es auch keinen Kaffee, sondern nur grünen oder Kräutertee. Ihr kennt mich. Bei zu wenig Essen hört der Spaß auf. Wieso sagt da sonst keiner was? Sind die alle anorektisch? Schauen gar nicht so aus. Oder stimmt mit mir was nicht?
Das Mittagessen war ein Teller Nudelsuppe. OH OH. Ich sehe Probleme kommen. Danach sind wir zu dritt ins Dorf runter und das erste was wir gemacht haben, war, in ein Café zu gehen, einen Kuchen zu essen, Smoothies und Kaffee zu trinken und einen food-market zu besuchen, auf dem es alle möglichen Köstlichkeiten gab. Da haben wir gleich noch einen Smoothie getrunken und dann waren wir endlich satt. Angelina meinte, sie macht das schon seit Tagen, dass sie nachmittags und abends da runter geht und was Ordentliches isst. Nachdem das Essen auf dem Markt ja praktisch nichts kostet, vielleicht keine schlechte Idee, so kommt man wenigstens unter Leute und muss sich im Resort nicht aufführen.
Wegen unserer Fresstour haben wir die Nachmittagsmeditation verpasst. Ich werd‘ nie ein guter Yogi. Smoothie schlägt Erleuchtung. Um Längen. Wie soll das jemals was werden mit dem Karma? Aber Buddha wusste auch schon, dass Askese nicht zum Ziel führt. Zum Glück habe ich ein gutes Vorbild. Vielleicht klappt’s ja doch noch. Ansonsten bin ich glaub ich lieber satt und unerleuchtet. Ich leuchte dann quasi vor Zufriedenheit. Reicht zwar wahrscheinlich nicht für’s Nirwana, aber mei, was soll’s. Dann komm‘ ich halt noch ein paar Mal wieder und esse weiter. Im Nirwana gibt’s bestimmt auch keine Nachspeisen, also wer will da schon hin.
Danach sind wir noch schwimmen gegangen ins lauwarme, glasklare Wasser. Am Strand war eine Frau mit einer Gitarre und hat gesungen und neben ihr stand ein Geigenspieler und hat gegeigt. Superromantisch. Vor allem, wenn man mit zwei Frauen unterwegs ist und dauernd über irgendwas kichert.
Nachdem wir wieder auf dem Berg waren, gab es Abendessen, diesmal Gemüse mit Kartoffelbrei ohne Milch, eher Pampe, alles eher europäisch gewürzt, also gar nicht. Ein Jammer. Aber wenigstens hungere ich nicht mehr. Abends sollte ein Film gezeigt werden. Nach 10 Minuten ist der Strom ausgefallen und das hat offenbar den Datenträger gelöscht. Der Film war unauffindbar. Jetzt sitze ich romantisch auf meinem stockdunklen Balkon und erleuchte mich mit dem Notebook. Schon ziemlich nahe am Nirwana, oder?