Puertito de Güimar

26.3.21

Man fasst es nicht. Die Einreise-Regeln wurden schon wieder mal überarbeitet, das x-te Mal in dieser Woche, mit dem Ergebnis, dass man nun doch ohne vorherigen Corona-Test nach Hause fliegen darf. Derzeit. Ab Dienstag soll sich das jetzt ändern, aber vorher nicht, weil sich gestern anscheinend herausgestellt hat, dass die Airlines für eine allgemeine Teststrategie aller Heimflüge weltweit doch etwas länger Zeit brauchen als zwei Tage. Wer hätt’s gedacht. Also sage ich meinen Testtermin wieder ab, ich lass‘ mich lieber daheim testen, das kostet es nichts und im Falle eines – eher unwahrscheinlichen – positiven Ergebnisses bin ich wenigstens nicht in einem Hotel.

Ich fahre nach Puertito de Güimar. Puertito ist ein netter Strandort mit vielen Restaurants und Cafés an der Promenade, die auch alle gut besucht sind. Hier ist das Wetter deutlich wärmer als in Puerto Cruz, es liegt auf der Südseite und damit jenseits der Wetterscheide. Als der Teide vor etwa 10000 Jahren explodiert ist, hat er Lavaströme über die ganze Insel geschickt. Auf der Südseite ist das Klima arid, beeinflusst vom nahen Afrika, so dass die Landschaft völlig anders aussieht als im Norden. Es wachsen anspruchslose Pflanzen, Kakteen und trockene Büsche, die zurzeit allerdings alle blühen.

Der Aufstieg zur Montana Grande, ein charakteristischer Hügel bei Puertito, führt durch alle Schattierungen von Grün.

Zwischen den Lavafelsen, bei denen man den ursprünglichen Lauf der glühenden Lava noch gut erkennen kann, wachsen viele Arten von Kakteen und Pionierpflanzen, die dem ganzen Weg einen besonderen Reiz verleihen.

Beim Rückweg an der Küste entlang fühlt man sich, als wäre der Vulkan erst kürzlich ausgebrochen. Die schwarze Lava erstreckt sich ins Meer, nur wenige Pflanzen halten sich hier. Auch das hat seinen Reiz.

Am Rande des Weges findet sich eine historische Stätte: Bürger früher Siedlungen, die Fleisch und Fisch haltbar machen wollten, legten hier Salinen an, Gruben, die mit Meerwasser gefüllt wurden und dann in der Sonne trockneten. In das verbleibende Salz konnten dann Lebensmittel eingelegt und so konserviert werden.

Der Rest des Weges führt an der Küste entlang durch schwarzes Gestein, das einen dekorativen Kontrast zum blauen Meer und Himmel bildet.

Zum Abschluss des Tages ein Zaperoco auf der Sonnenterrasse eines Cafés.

27./28. 3.

Julia ist immer noch krank, es stürmt draußen, Regen ist angesagt,  kein Tag zum Wandern wg. Berge in Wolken und Sturm, kein Tag zum Baden wg. zu kalt. Also etwas Yoga und Sonnen auf dem Balkon (windgeschützt), dann bisschen schwimmen und dann zum Kaffee zu Julia.

Julia inhaliert

Sie wohnt mit ihren Freunden in einer wunderschönen Finca in einer blühenden Gegend, mehrere Wohnungen und Terrassen, ein traumhafter Garten mit Grillplatz, was will das Herz mehr.

Ich bleibe zum Abendessen, Ute, Bellas Mama, die hier lebt und mir das schöne Zimmer im Hotel besorgt hat, kommt auch. Wir beschließen den Abend mit leckerem veganen Essen und einem letzten Bier auf der Dachterrasse. Um 22.00 Uhr ist Ausgangssperre, dann bleibt mir nur noch zu packen.

Am Sonntag fliege ich zurück, ein traumhafter Flug über die Sierra Nevada, die Pyrenäen und die Alpen, die im glitzernden Schnee endlos unter uns liegen.

Als wir die Flughöhe erreicht haben, kommt der sehr junge und nette Steward zu mir und entschuldigt sich, dass er mir keine Speisekarte bringen  kann, weil er ein Glas Wasser drübergeschüttet hat. Kein Problem, ich nehme Chicken statt Beef, der Rest ist eh einheitlich. Etwas später erfahre ich, dass Chicken aus ist und nur noch Schweinefleisch zu haben ist oder Rind. Dann doch lieber Rind, auch kein Problem. Diesmal entschuldigt sich die Kollegin, sie seien falsch beladen worden. Als Dankeschön für mein Verständnis legt sie  mir etwas später eine in Papier verpackte Flasche auf den Nebensitz. Wäre nicht nötig gewesen aber ok, auch gut, danke. Ein paar Minuten später kommt sie auf mich zu und fragt, ob sie mir eine persönliche Frage stellen darf. Darf sie. Ob ich auch Rotwein trinke. Etwas überrascht – ich habe in das Päckchen noch gar nicht reingeschaut – sage ich, eigentlich trinke ich überhaupt sehr selten, aber dann auch gelegentlich Rotwein. Sie erklärt mir, ihnen sei der Weißwein ausgegangen, Rotwein haben sie mehr als genug und ob sie die Flasche nochmal austauschen darf. Ich lache schon nur noch. Fliegen in Zeiten von Corona, ein Abenteuer.

Angekommen, muss ich wieder ein paar Mal meine Daten in irgendwelche Formulare einsetzen, dann werde ich am Flughafen während der Wartezeit auf den Koffer getestet, schnell und bis auf die mangelnde Digitalisierung der nun mindestens 3x eingegebenen Flugdaten unkompliziert.

Perfektes Ende eines wunderbaren Urlaubs.

 

 

Puerto de la Cruz

21.3.21

Das Wetter ist kalt, die Berge liegen in Wolken, Julia ist vergrippt und mag nicht aus dem Haus gehen. Definitiv kein Tag zum Sonnen. Ich lasse es langsam angehen mit Frühstück, Yoga und Zeitung lesen, dann spaziere ich auf verschlungenen Wegen durch die Stadt und zum Strand. Dort stelle ich fest, dass der Wind zu kalt ist, um sich im T-Shirt an die Promenade zu setzen. Zum Glück haben ein paar Läden auf und ich kann endlich einen Pulli, vielmehr zwei, kaufen. Hurra, ich muss nicht mehr ein Sweatshirt Tag und Nacht tragen!

Nachdem ich dann wieder zum Hotel hinaufgeklettert bin, setze ich mich in Sandra’s Café gegenüber und lese mein Buch zu Ende bei einem Café leche und Aperol Spritz, zu dem Sandra mich verführt. Die neue Erfahrung des Tages ist Chakra Yoga mit Michaela unter Alkoholeinfluss, auch mal was Interessantes, vor allem bei den Gleichgewichtsübungen…

22.3.

Zeit, mal wieder was zu unternehmen. Am tollsten fand ich ja die Mondlandschaft am Teide, also fahre ich da nochmal hin. Ich suche mir eine schöne Wanderung bei komoot aus und gehe los. Zuerst geht es bergab, in ein Tal mit einer grandiosen Felsformation „El Catedral“.

Um mich herum nur Steinwüste, bizarre Formen und Farben, sehr exotisch das alles. Und über allem thront der Teide, mächtig und unerreichbar. Jedenfalls für mich. Julia ist raufgestiegen, 1300 m Höhenunterschied an einem Tag, das bewundere ich, muss ich aber nicht nachmachen. Ich sehe ein Schild, das auf den Gipfel weist und warnt, dass der Trail sehr schwer und anstrengend ist.

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Da bleibe ich lieber weiter unten auf etwa 2.100 m und füttere die Eidechsen mit Mary-Bisquits in meiner Mittagspause. Offenbar kennen die das schon, es kommen immer mehr, sobald ich mit dem Papier raschle.

Als ich wieder beim Auto bin, stelle ich fest, dass ein eisiger Wind weht. An der Kreuzung, an der ich entscheiden muss, ob ich jetzt in den warmen Süden oder lieber zurück nach Puerto Cruz fahre, wabert der Nebel schon bis oben, also fahre ich nach Hause. Genug Abenteuer für heute.

Das Abendessen nehme ich im Hotel ein, ein eher trauriges Buffet für wenig Leute, im hell ausgeleuchteten Speisesaal, aber es gibt Paella und Schokopudding. Immer noch besser als die ewigen Sandwiches.

23.3.

Heute ist definitiv Arbeit an der Hautfarbe angesagt. Die Sonne strahlt vom Himmel, es ist warm und der Pool lockt. Pflichtbewusst absolviere ich vorher mein Yoga-Programm auf dem Balkon, mit Blick zum Teide ein reines Vergnügen.

Nach dem Frühstück lasse ich mich auf einer Liege nieder, wärme mich auf, lese, telefoniere und schwimme abwechselnd. Ich höre mir die Pressekonferenz zur Coronalage an und bin entsetzt, dass denen nach einem Jahr immer noch nichts anderes einfällt, als Gründonnerstag die Läden zu schließen. Das ist ein Grad der Unfähigkeit, den man so in diesem Land nicht erwartet hätte. Ich überlege ernsthaft, hier zu bleiben. Leider habe ich nach Ostern ein paar Gerichtstermine, mal sehen, ob die abgesagt werden.

Julia ist immer noch krank, also muss ich mir die Zeit allein vertreiben. Erst hatte ich vor, gegen Spätnachmittag noch nach La Puertito zu fahren, dann trödle ich aber noch rum und dann ist es irgendwie doch zu spät.

An sich bin ich ja ein recht kommunikativer Mensch. Hier scheitere ich aber. Es sind nur Rentnerehepaare unterwegs, die so mit sich beschäftigt sind, dass sie keinerlei Interesse an anderen Leuten haben. Oder Einheimische, die weder Englisch noch Deutsch sprechen. Außerdem haben alle immer Masken auf, was die Kommunikation zusätzlich erschwert. Dies ist eine Zeit für Introvertierte.