Puerto de la Cruz

21.3.21

Das Wetter ist kalt, die Berge liegen in Wolken, Julia ist vergrippt und mag nicht aus dem Haus gehen. Definitiv kein Tag zum Sonnen. Ich lasse es langsam angehen mit Frühstück, Yoga und Zeitung lesen, dann spaziere ich auf verschlungenen Wegen durch die Stadt und zum Strand. Dort stelle ich fest, dass der Wind zu kalt ist, um sich im T-Shirt an die Promenade zu setzen. Zum Glück haben ein paar Läden auf und ich kann endlich einen Pulli, vielmehr zwei, kaufen. Hurra, ich muss nicht mehr ein Sweatshirt Tag und Nacht tragen!

Nachdem ich dann wieder zum Hotel hinaufgeklettert bin, setze ich mich in Sandra’s Café gegenüber und lese mein Buch zu Ende bei einem Café leche und Aperol Spritz, zu dem Sandra mich verführt. Die neue Erfahrung des Tages ist Chakra Yoga mit Michaela unter Alkoholeinfluss, auch mal was Interessantes, vor allem bei den Gleichgewichtsübungen…

22.3.

Zeit, mal wieder was zu unternehmen. Am tollsten fand ich ja die Mondlandschaft am Teide, also fahre ich da nochmal hin. Ich suche mir eine schöne Wanderung bei komoot aus und gehe los. Zuerst geht es bergab, in ein Tal mit einer grandiosen Felsformation „El Catedral“.

Um mich herum nur Steinwüste, bizarre Formen und Farben, sehr exotisch das alles. Und über allem thront der Teide, mächtig und unerreichbar. Jedenfalls für mich. Julia ist raufgestiegen, 1300 m Höhenunterschied an einem Tag, das bewundere ich, muss ich aber nicht nachmachen. Ich sehe ein Schild, das auf den Gipfel weist und warnt, dass der Trail sehr schwer und anstrengend ist.

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Da bleibe ich lieber weiter unten auf etwa 2.100 m und füttere die Eidechsen mit Mary-Bisquits in meiner Mittagspause. Offenbar kennen die das schon, es kommen immer mehr, sobald ich mit dem Papier raschle.

Als ich wieder beim Auto bin, stelle ich fest, dass ein eisiger Wind weht. An der Kreuzung, an der ich entscheiden muss, ob ich jetzt in den warmen Süden oder lieber zurück nach Puerto Cruz fahre, wabert der Nebel schon bis oben, also fahre ich nach Hause. Genug Abenteuer für heute.

Das Abendessen nehme ich im Hotel ein, ein eher trauriges Buffet für wenig Leute, im hell ausgeleuchteten Speisesaal, aber es gibt Paella und Schokopudding. Immer noch besser als die ewigen Sandwiches.

23.3.

Heute ist definitiv Arbeit an der Hautfarbe angesagt. Die Sonne strahlt vom Himmel, es ist warm und der Pool lockt. Pflichtbewusst absolviere ich vorher mein Yoga-Programm auf dem Balkon, mit Blick zum Teide ein reines Vergnügen.

Nach dem Frühstück lasse ich mich auf einer Liege nieder, wärme mich auf, lese, telefoniere und schwimme abwechselnd. Ich höre mir die Pressekonferenz zur Coronalage an und bin entsetzt, dass denen nach einem Jahr immer noch nichts anderes einfällt, als Gründonnerstag die Läden zu schließen. Das ist ein Grad der Unfähigkeit, den man so in diesem Land nicht erwartet hätte. Ich überlege ernsthaft, hier zu bleiben. Leider habe ich nach Ostern ein paar Gerichtstermine, mal sehen, ob die abgesagt werden.

Julia ist immer noch krank, also muss ich mir die Zeit allein vertreiben. Erst hatte ich vor, gegen Spätnachmittag noch nach La Puertito zu fahren, dann trödle ich aber noch rum und dann ist es irgendwie doch zu spät.

An sich bin ich ja ein recht kommunikativer Mensch. Hier scheitere ich aber. Es sind nur Rentnerehepaare unterwegs, die so mit sich beschäftigt sind, dass sie keinerlei Interesse an anderen Leuten haben. Oder Einheimische, die weder Englisch noch Deutsch sprechen. Außerdem haben alle immer Masken auf, was die Kommunikation zusätzlich erschwert. Dies ist eine Zeit für Introvertierte.

 

 

Icod de los Vinos

24.3.21

Nach meinem morgendlichen Sportprogramm (Yoga, Schwimmen) rufe ich Julia an, der es deutlich besser geht. Wir verabreden uns für den Nachmittag.

In Icod de los Vinos steht ein 1000-2000 Jahre alter Drachenbaum, der Drago Milenario, einer der Wahrzeichen Teneriffas.

Der Baum ist etwa 16 m hoch, der Stamm hat einen Umfang von sechs Metern.  Seinen Namen hat er davon, dass sich sein Saft bei der Berührung mit Luft rot färbt und aussieht wie Blut. Er liegt in einem kleinen botanischen Garten mit inseltypischen Pflanzen und schöner Aussicht auf Meer und Teide.

Kaum vorstellbar, was dieser Baum schon alles gesehen hat. Neue Religionen sind entstanden und alte untergegangen, Kriege wurden geführt, gewonnen, verloren, Völker haben sich aufgemacht zu anderen Zielen, Amerika wurde gefunden und Einheimische erst unterdrückt, dann – auch hier –  ausgerottet. Krankheiten wurden besiegt, neue entstanden, Penicillin und Elektrizität wurden erfunden, Eisenbahn, Autos, der Mensch hat den Mond betreten und schickt Sonden zum Mars…und der Baum steht einfach nur da und ist Baum.

Auch hier sieht man, dass Teneriffa normalerweise ein Ziel des Massentourismus ist, der angeschlossene Biergarten in einem hübschen Hinterhof und die vielen Souvenirshops an den Straßen sprechen Bände. Derzeit sind wir mit noch ein, zwei Pärchen die einzigen Besucher des Parks, was für uns schön, für die vom Tourismus abhängigen Einheimischen existenzbedrohend ist.

Wir schlendern durch das hübsche Dorf, trinken Kaffee, essen Eis und fahren wieder zurück nach Orotava, ebenfalls ein nettes Städtchen im Hinterland von Puerto.

wir

Als seinerzeit Puerto de la Cruz noch ein bedeutender Hafen war, zogen sich die reicheren Einwohner nach Orotava zurück, entsprechende Villen und öffentliche Gebäude finden sich hier. Das Orotava-Tal wurde als eines der ersten nach der Eroberung Teneriffas besiedelt, eine Wasserleitung aus den nahen Bergen sorgte für ausreichend Bewässerung der Zuckerrohrfelder, die auf dem fruchtbaren Boden gediehen. Mittlerweile werden allerdings mehr Bananen angebaut. Die Verschiffung der Exporte fand von Puerto de la Cruz aus statt, das  als Folge des Wohlstands von Orotava gebaut wurde und heute mehr oder weniger vollständig vom Tourismus lebt.

Bei der Fahrt fällt uns auf, dass die Luftdruckanzeige des Autos leuchtet. Also suchen wir die nächste Tankstelle und füllen die Reifen auf. Die Anzeige leuchtet weiter. Es muss einen Reset-Knopf geben, den wir allerdings nicht finden. Die Prozedur, die auf dem Reifendruck-Aufkleber in der Tür beschrieben ist, bewirkt gar nichts, außer dass der Tageskilometer-Zähler auf Null gestellt wird. Wir suchen eine weitere Tankstelle, überprüfen die Reifen  nochmal, gleicher Erfolg. Ein zugezogener Fachmann weiß auch nicht, wie es geht. Na ja, ich bin gleich daheim, ich werde mich morgen mit dem Problem beschäftigen, vielleicht hilft es ja, wenn das Auto kalt ist.

25.3.

Nach näherer Beschäftigung mit dem Auto bin ich dann nochmal zur Tanke, weil wir zuviel Luft reingetan haben. Google hat mir erklärt, wie ich die Anzeige wieder löschen kann, leider hat mein Auto die auf der Anleitung dargestellten Knöpfe und Schalter nicht. Der Tankwart meinte, das muss übers Navi gehen, die entsprechende Anzeige haben wir aber auch gemeinsam nicht gefunden. Also hab ich den Luftdruck nochmal neu justiert und dann im Menü rumgesucht und während der Fahrt ein paar Knöpfe gedrückt und plötzlich war die Anzeige weg. Yes! Man muss halt die Fachfrau ranlassen!

Ansonsten keine großen Unternehmungen, ich hab ein bisschen Kratzen im Hals, hoffentlich habe ich mich nicht angesteckt – sei es mit Erkältung oder Covid. Seit heute sind anscheinend Tests vor Abflug ab Sonntag verpflichtend.  Am Samstag habe ich den Testtermin. Falls die Situation sich bis dahin nicht nochmal ändert. Man weiß ja nie. Die Gründonnerstags-Ruhe-Entscheidung wurde ja auch schon wieder kassiert. So 8 Stunden nachdem sie getroffen worden ist, also kurz nachdem die Entscheider ausgeschlafen hatten. Was rauchen die eigentlich bei ihren Sitzungen?

Küstentour

17.3.21

Zu meiner Freude ist der Himmel wolkenlos, als ich früh aufwache. Ich suche mir eine Tour entlang der Küste, um das Meer in seiner tiefen Bläue zu genießen.

Dazu fahre ich zunächst zum Hotel Maritim, wo die Tour startet. Wieder so ein Beispiel der totalen Verschandelung dieser Insel. Zwei Wolkenkratzer direkt an der Steilküste, der Blick von innen ist sicher toll, aber die Ansicht von außen eine Katastrophe.

Die Tour führt zunächst ein kleines Stück an der Küste entlang, dann durch eine Siedlung am oberen Rand auf einen wunderschönen Wanderweg bis zur Casa Hamilton, der ersten Wasserstation auf diesem Teil der Insel. Das Haus ist verfallen, aber malerisch. Der ehemalige Eigentümer hat von da aus die nahen Quellen gesammelt und die Wasserverteilung in der Gegend eingerichtet.

Der Weg führt weiter über einen Palmenwald zum Mirador San Pedro, einem Aussichtspunkt mit – tadaa!- einem Café-Restaurant.  Ich lasse mich nieder, genieße Cafè con leche und freue mich an dem Blick über die Nordküste der Insel.

Dann breche ich wieder auf und folge der Tour, die aber etwas seltsam wird. Anstatt über weitere landschaftliche Schönheiten führt sie nun entlang einer gut befahrenen Straße ohne Gehsteig. Ich denke, wird schon wieder werden, bis ich an der Autobahn Norte stehe und Komoot mich allen Ernstes an dieser entlang leiten möchte. Das halte ich dann doch für etwas zu abenteuerlich. Ich überquere die Straße unterirdisch durch einen passenderweise vorhandenen Tunnel und hoffe, nun wieder auf einen schöneren Weg zu kommen.

Als die Tour dann aber nur durch Ausläufer der Stadt führt, breche ich ab und gehe zu dem Küstenweg zurück. Über einen verbotenen Weg, dessen Absperrung aber von früheren Wanderern zur Seite gedrückt ist, gelange ich zum Auto zurück.

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Abends besucht mich Julia und wir gehen erst einen Zaperoco (Kaffe mit Süß und Alkohol) trinken und dann in Titos sehr netter Bodeguita essen.